In den Baumarkt fahren, Sichtschutz auswählen, zu Hause aufbauen – fertig! So einfach könnte es sein, wenn man einen blickdichten Zaun oder anderen Sichtschutz zum Nachbarn errichten möchte. Nicht in Deutschland. Denn da gibt es bekanntlich viele Regeln und Bestimmungen. Auf welche Vorschriften ihr achten müsst, wenn ihr einen Sichtschutz zum Nachbargrundstück oder zur Nachbarwohnung errichten wollt, erfahrt ihr hier. Außerdem zeigen wir, welche Möglichkeiten es für Garten, Balkon und Terrasse gibt und worauf ihr bei Kletterpflanzen, die an Sichtschutzwänden wachsen, achten müsst.

Gut zu wissen: Was darf der Nachbar und was nicht? Wer bei Nachbarschaftsstreitigkeiten im Recht ist, lest ihr hier.

Was fällt unter Sichtschutz?

Ein Sichtschutz ist ein Element, das durch seine Höhe und Länge vor neugierigen Blicken der Nachbarn oder vorbeilaufender Passanten schützt. Sichtschutzelemente wie blickdichte Zäune, Gabionen, Mauern, Hecken, Kletterpflanzen und Paravents können eine Terrasse oder einen Balkon, einen Pool, aber auch ein komplettes Grundstück abschirmen. 

Um als Sichtschutz zum Nachbarn zu gelten, hat die Grundstücksbegrenzung üblicherweise eine Höhe von 170 bis 190 Zentimetern. Wie hoch ein Sichtschutz tatsächlich sein darf, kann von Bundesland zu Bundesland variieren.

Was ist der Unterschied zwischen Sichtschutz und Einfriedung?

Je nach Einsatzgebiet kann ein Sichtschutz eine Einfriedung darstellen. Darunter versteht man grundsätzlich eine Anlage entlang der Grundstücksgrenze, die das eigene Areal auf unterschiedliche Weise nach außen abgrenzt und schützt – vor Wind und Wetter, Tieren, Lärm, Emissionen oder eben fremden Blicken. 

Tote Einfriedungen sind zum Beispiel Gartenmauern, Zäune und Erdwälle. Eine lebende Einfriedung wären eine Gartenhecke, Bäume, Sträucher und andere Pflanzen.

Mehr zum Thema Lärmschutz lest ihr in: Lärmschutzwand im Garten: Effektiver Lärmschutz für Garten und Terrasse

Kann der Nachbar einen Sichtschutz verbieten?

Wer einen Sichtschutz an der Grundstücksgrenze aufstellen will, kann das nicht einfach nach Lust und Laune tun. Auf der anderen Seite hat euer Nachbar aber auch nicht das Recht, euch die Errichtung eines Sichtschutzzaunes an der Grundstücksgrenze zu verbieten. Doch es gibt Vorschriften, an die ihr euch halten müsst. In jedem Bundesland gelten dabei meist unterschiedliche Regeln. Klarheit schafft ein Blick ins Nachbarrecht.

Der Nachbar will keinen Sichtschutz – und jetzt? 

Was ihr in eurem Garten als Sichtschutz verwenden dürft und was nicht, steht im Nachbarrecht und ist von Bundesland zu Bundesland, teilweise sogar von Gemeinde zu Gemeinde, verschieden. Generell gilt: Das, was im Nachbarrecht festgelegt ist, muss von allen Seiten eingehalten und anders herum auch geduldet werden.

Sichtschutz zum Nachbarn: Welche Regeln gelten?

Vorschriften zum Thema Sichtschutz werden unter anderem hier geregelt:

Um herauszufinden, wo ihr einen Zaun, eine Mauer oder einen Sichtschutz zum Nachbarn errichten dürft und wie hoch sie jeweils sein dürfen, solltet ihr zunächst einen Blick in die Bauordnung eures Bundeslandes oder weiterführend in die lokale Ortssatzung werfen, bevor ihr euch das Nachbarrecht vorknöpft. Denn die jeweilige Landesbauordnung – und noch konkreter der Bebauungsplan, der vom örtlichen Bauamt vorgeben wird – regelt vorrangig alle öffentlich-rechtlichen Vorschriften in puncto Grundstücksbegrenzung, an die ihr euch halten müsst.

Auch im Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) findet ihr Grundlegendes zum Thema Nachbarrecht und zur Errichtung von Zäunen oder Hecken. 

Konkreter wird es in den Nachbarrechtsgesetzen der einzelnen Bundesländer. Im Gegensatz zur öffentlich-rechtlichen Landesbauordnung oder der lokalen Ortsatzung (Bebauungsplan) regeln Nachbarrechtsgesetze jedoch nur privatrechtliche Angelegenheiten. Sie werden also von keiner Behörde kontrolliert, können aber im Streitfall als Argumentationsgrundlage dienen.

Das könnte euch in diesem Zusammenhang auch interessieren: Wer muss den Zaun zwischen zwei Grundstücken bezahlen?

Wie hoch darf ein Sichtschutz sein? 

Wie hoch ein Sichtschutz zum Nachbarn sein darf und welche Abstände zur Grundstücksgrenze eingehalten werden müssen, lässt sich pauschal nicht beantworten. Die Vorschriften in den einzelnen Bundesländern variieren teilweise erheblich. Als Faustregel gilt: Je näher der Sichtschutz an der Gartengrenze zum Nachbarn, umso niedriger die zulässige Höhe. 

Erlaubt sind in den meisten Gemeinden Sichtschutzzäune mit einer Höhe von 170 bis 190 Zentimetern. Sofern keine andere Regel gilt, muss der Abstand zum Grundstück des Nachbarn mindestens 50 Zentimeter betragen. 

Nachbarschaftsgesetz: Das gilt in den Bundesländern

In Bayern, Hessen oder Berlin variiert die Höhe der Zäune oder Hecken zwischen 160 bis 200 Zentimetern bei einem Mindestabstand von 50 Zentimetern zur Grundstücksgrenze. 

In Baden-Württemberg dagegen heißt es im dortigen Nachbarschaftsrecht: "Gegenüber sonstigen Grundstücken ist mit toten Einfriedungen – außer Drahtzäunen und Schranken – ein Grenzabstand entsprechend der Mehrhöhe einzuhalten, die über 1,50 m hinausgeht." Heißt konkret: Ein 1,50 Meter hoher Sichtschutz direkt auf der Grundstücksgrenze ist in Baden-Württemberg zulässig. Ist der Schutz zwei Meter hoch, muss der Mindestabstand 50 Zentimeter betragen. Bei 2,50 Metern ist es ein Meter und so weiter. Auch bei der Anbringung der Wände gibt es Vorgaben, um ein Unfallrisiko zu vermeiden.

Alle Nachbarrechtsgesetze der einzelnen Bundesländer im Überblick:

Zaunhöhe Sichschutz
Bei der Zaunhöhe muss man die Vorgaben beachten.

Ist ein Sichtschutz genehmigungspflichtig?

Ein Sichtschutz ist im Normalfall immer dann genehmigungspflichtig, wenn er nicht ortsüblich ist – also von den übrigen Anlagen in der Nachbarschaft abweicht – und/oder anders als vom Gesetz vorgeschrieben ausfällt. 

Ist der Sichtschutz beispielsweise höher als 200 Zentimeter, gilt er unter Umständen in eurer Gemeinde als bauliche Anlage und bedarf einer Baugenehmigung. Ein Anruf bei der zuständigen Baubehörde kann Klarheit schaffen. Fragt dort am besten direkt nach der sogenannten Einfriedungssatzung und bringt in Erfahrung, was drinsteht.

Alles, was ihr zum Thema Baugenehmigung wissen müsst, erklären wir hier.

Was gilt für den Sichtschutz beim Reihenhaus oder Mietshaus?

Wenn ihr zur Miete wohnt, dann solltet ihr den Vermieter bei festen baulichen Veränderungen immer um schriftliche Erlaubnis bitten. Das erspart Ärger beim späteren Auszug. Mitunter sind Anbringungen an der Außenfassade beziehungsweise am Balkon auch durch die Eigentümergemeinschaft klar geregelt. Wer dann eine blauweiße Plane anbringt, wo eine dunkelgraue festgelegt wurde, hat schnell Ärger am Hals. 

Mehr Infos zu diesem Thema findet ihr in unserem Expertentipp "Stimmt es, dass man am Balkon keinen Sichtschutz anbringen darf?".

Darf man Kletterpflanzen am Zaun vom Nachbarn wachsen lassen?

Doch was tun, wenn der Nachbar einen Sichtschutz errichtet hat, der nicht eurem Geschmack entspricht? Statt einen Nachbarschaftsstreit vom Zaun zu brechen, könnte man stattdessen einfach ein paar Kletterpflanzen vor den Zaun des Nachbarn setzen und schon verschwindet er hinter einer schönen Blütenpracht. Doch ist das überhaupt erlaubt?

Wollt ihr Kletterpflanzen direkt am Zaun eures Nachbarn befestigen, solltet ihr das nicht ohne seine Erlaubnis tun. Denn Rankpflanzen wie Efeu oder Wilder Wein können den Zaun stark beschädigen. Mit ihren Haftwurzeln verkrallen sie sich am Zaun, das Entfernen kann diesen stark in Mitleidenschaft ziehen und euch teuer zu stehen kommen.

Als Kompromiss bietet sich ein Rankgitter an, das ihr auf eure Seite des Zaunes setzt. Wachsen die Kletterpflanzen dann aber über den Zaun eures Nachbarn hinüber, so darf er überhängende Teile abschneiden und sogar behalten, so Paragraph 910 des BGB, Absatz 1

Mehr Informationen dazu findet ihr auch in unserem Ratgeber "Darf ich überhängende Zweige meines Nachbarn abschneiden?".

Was tun, wenn der Nachbar die Hecke nicht schneidet?

Einige Heckenarten sind besonders beliebt als natürliche Grundstücksbegrenzung. Vor allem solche, die schnell wachsen und sehr blickdicht sind. Auch wenn der natürliche Sichtschutz vermutlich schöner aussieht als jeder Zaun, gibt es hier Vorschriften, an die ihr euch halten müsst. Euer Nachbar natürlich auch. Wie hoch er seine Hecke überhaupt wachsen lassen darf und welche Abstände zur Grundstücksgrenze eingehalten werden müssen, könnt ihr zum Beispiel im Nachbarrechtsgesetz nachlesen.

Grundsätzlich gilt aber: Wer die Hecke pflanzt, muss sie auch pflegen und das von beiden Seiten. Überschreitet die Nachbarshecke die maximale Höhe oder wird der Mindestabstand zu eurem Grundstück nicht eingehalten, zum Beispiel weil die Hecke zu den Seiten austreibt, könnt ihr ihn freundlich darauf hinweisen, diese zu stutzen. Schneidet er die Hecke nach mehrmaliger Aufforderung nicht, könnt ihr das auch selber tun und ihn dann sogar dazu auffordern, die entstandenen Kosten zu tragen.

Weitere Infos sowie eine Liste der Abstandsregeln für Hecken in allen Bundesländern, findet ihr in "Hecke als Grundstücksbegrenzung: Alles, was ihr wissen müsst".

Sichtschutz zum Nachbarn: Ideen für Garten, Balkon und Terrasse

Schaut man sich im Baumarkt um, findet man eine große Auswahl unterschiedlicher Sichtschutz-Möglichkeiten für Garten, Balkon oder Terrasse. Ob Weidenmatte, Sichtschutzmatte aus Bambus, Sichtschutzzäune aus Holz, Kunststoff oder Maschendrahtzaun: Es gibt sie in allen Formen und Farben und in unterschiedlichen Höhen von 80 bis 180 und manchmal sogar 200 Zentimetern.

Umweltfreundlich: Solarpaneele und Pflanzen als Sichtschutz 

Unkonventionellere und gleichzeitig umweltfreundlich Ideen sind Solarpaneele, die ihr als Sichtschutz aufstellen könnt – vorausgesetzt, die Himmelsrichtung stimmt. Sie schützen nicht nur vor fremden Blicken, sondern produzieren gleichzeitig noch Strom. 

Oder nutzt Pflanzen als Sichtschutz zum Nachbarn, beispielsweise einen vertikalen Garten, hohe Kübelpflanzen oder eine blühende Hecke

Schneller Sichtschutz zum Nachbarn

Darüber hinaus gibt es die Möglichkeit, mit einem mobilen Sichtschutz schnell und nur temporär für Privatsphäre zu sorgen. Dies kann beispielsweise ein klappbarer Paravent sein. Außerdem gibt es rollbaren Sichtschutz und sogenannte Seitenmarkisen. Die werden einfach horizontal montiert. Zwei im Boden verankerte Pfeiler geben die Möglichkeit, das Markisentuch wie eine Jalousie oder eine Leinwand aufzuziehen. Auch ein Sonnensegel kann vor neugierigen Blicken schützen.

Blickdichter Zaun zum Nachbarn 

Je blickdichter das Material und je höher der Zaun, desto mehr Privatsphäre bietet euch die Einfriedung. Eine Mauer als Sichtschutz zum Nachbarn lässt sich etwa in Form einer Gabione umsetzen. Erfahrt hier alles zu den Steinkörben

Bedenkt bei der Umsetzung: Je nach Größe der einzuzäunenden Fläche spielt die Wahl von Material und Farbe eine große Rolle. Dunkle Farben und robuste Mauern, die zwar gleichzeitig auch als Lärmschutzwand geeignet sind, können kleine Gärten leicht erdrücken.

Sichtschutz zum Nachbarn auf dem Balkon

Ein unauffälliger Sichtschutz am Balkon ist grundsätzlich erlaubt. Dennoch solltet ihr in eurer Hausordnung nachlesen, ob es Vorschriften bezüglich Farbe und Materialien gibt.

Bei Hängepflanzen als Sichtschutz auf dem Balkon kommt außerdem der Sicherheits-Aspekt hinzu. Hier findet ihr schöne Ideen für einen Sichtschutz am Balkon und weitere Tipps zur Installation von Balkonverkleidungen.

Bewachsener Balkon mit Sonnenschirm
Die hängenden Pflanzen und der geschickt eingesetzte Sonnenschirm machen den Balkon zu einer Oase und schirmen vor neugierigen Blicken ab.

Hoher Sichtschutz zum Nachbarn auf der Terrasse

Auch auf eurer Terrasse könnt ihr einen Sichtschutz errichten, wenn der Zaun an der Grundstücksgrenze nicht ausreichend für Privatsphäre sorgt, zum Beispiel in Form einer Seitenmarkise oder ihr nehmt einen schickeren Weidenparavent.

Haltet euch auch hier an die Vorschriften der jeweiligen Landesbauordnung, besonders dann, wenn der Sichtschutz seitlich direkt ans Nachbargrundstück grenzt. Achtet darauf, dass beim Aufstellen des Blickschutzes der Nachbar nicht ungewollt auf seiner Terrasse plötzlich im Schatten liegt. Schaut euch hier Ideen für einen Sichtschutz auf der Terrasse an. Alternativ könnt ihr auch große Kübelpflanzen und Sträucher als Sichtschutz auf die Terrasse stellen.

Schattenspiele Sichtschutz
Schattenspiele nur auf der eigenen Terrasse und nicht beim Nachbarn.

Sichtschutz-Ideen für den Garten

Helle Naturtöne wie Bambus oder Weide vermitteln einen luftig-leichten Eindruck. Muss schnell ein Sichtschutz her, sind Schilfrohrmatten ideal. Sie brauchen nicht viel Platz, sind günstig und lichtdurchlässig. Allerdings ist ihre Lebensdauer begrenzt.

Flechtzäune aus Kunststoff mit Wunschmotiven bedruckt, sind als schneller Blickschutz eine gute Übergangslösung, bis der richtige Zaun steht.

Ein blickdichter Zaun zum Nachbarn verliert kombiniert mit Grünpflanzen an Strenge und wirkt lebendiger und offen. Lest hier, welche Kletterpflanzen sich besonders gut als Gartenabtrennung zum Nachbarn eignen.

Blühende Clematis an einem Zaun
Die Clematis braucht gar nicht viel Unterstützung, um nach oben zu klettern.

Das wird dich auch interessieren