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Bambus-Terrassendielen: Vorteile und Nachteile der Tropenholz-Alternative

Portrait von Eva Dorothée Schmid
Eva Dorothée Schmid


Bambus wächst extrem schnell und bindet sehr viel CO2. Aus dem nachhaltigen Material werden auch Terrassendielen hergestellt. Lest hier, welche Vorteile und Nachteile Bambus-Terrassendielen haben und ob sie eine gute Alternative zu Tropenholz sind.

  1. Woraus bestehen Terrassendielen aus Bambus?
  2. Verschiedene Arten von Bambus-Terrassendielen
  3. Vorteile von Bambus-Terrassendielen
  4. Nachteile von Terrassendielen aus Bambus
  5. Fazit: Sind Terrassendielen aus Bambus eine gute Alternative zu Tropenholz?

Seit rund 15 Jahren werden Terrassendielen aus Bambus für den Außenbereich angeboten. Die ersten Bambus-Terrassendielen auf dem Markt waren nicht sehr haltbar. Mittlerweile haben die Hersteller die Bambusdielen aber weiterentwickelt und geben zum Teil lange Garantien auf ihre Produkte. 

Sind Bambus-Terrassendielen heute eine echte Alternative zu Tropenholz? Welche Vorteile und Nachteile haben sie? Das versuchen wir in diesem Artikel zu beantworten.

Woraus bestehen Terrassendielen aus Bambus?

Man könnte denken, Terrassendielen aus Bambus bestehen aus Bambusholz. So einfach ist es allerdings nicht. Bambus ist nämlich kein Holz, sondern ein Gras. 

Bambus verfügt zwar über eine hohe Dichte, ist aber ohne entsprechende Behandlung nicht witterungsbeständig. Er enthält keine dauerhaften Inhaltsstoffe, so dass er insbesondere bei Erdkontakt bald von Pilzen und Insekten befallen wird.

Damit Bambus im Außenbereich als Terrassendiele eingesetzt werden kann, muss er speziell behandelt werden. Dazu verwenden die Hersteller von Bambus-Terrassendielen verschiedene Methoden.

Um aus Bambus Terrassendielen herzustellen, wird das Material in der Regel zunächst thermisch behandelt, das heißt karbonisiert. Dies geschieht häufig mit Wasserdampf. Auch bei Holz werden hohe Temperaturen angewandt, um es haltbarer zu machen (mehr dazu in unserem Artikel über Yakisugi-Holz oder auch über Thermoholz). 

Dabei erhält der Bambus, der von Natur aus sehr hell ist, eine dunklere Farbe. Das liegt daran, dass der Zucker, der im Bambus enthalten ist, karamellisiert.

Danach werden die Bambusfasern in Phenolharz getränkt. Der Harzanteil in der Terrassendiele beträgt bis zu 30 Prozent. Bambus-Terrassendielen sind also keine reinen Naturprodukte wie Holzdielen, sondern immer Verbundwerkstoffe.

Letztendlich werden die harzgetränkten Fasern in der Presse gestapelt und unter hohem Druck kalt oder warm zu einem Balken zusammengepresst. Die gepressten Balken sind der Grundstoff für die Bambus Terrassendielen. Sie werden in Bretter zerschnitten, welche dann noch in einer Fräse eine Riffelung erhalten.

Dieses Video zeigt den Herstellungsprozess von Bambusdielen für die Terrasse:

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Verschiedene Arten von Bambus-Terrassendielen

Bei Terrassendielen aus Bambus unterscheidet man nach zwei verschiedenen Arten:

  1. Bambus-Terrassendielen
  2. BPC-Terrassendielen

1. Bambus-Terrassendielen

Die meisten der angebotenen Bambus-Terrassendielen bestehen aus verpresstem Bambusmaterial. Sie sind eher in dunklen Farbtönen erhältlich und relativ schwer. Hersteller sind beispielsweise Moso, Dasso oder Conbam.

Daneben gibt es auch Terrassendielen aus stabverleimtem Bambus. Diese sind heller und leichter. Dabei wird der Bambus im Herstellungsprozess aufgespalten, gehobelt und wieder verklebt und dann in seine endgültige Form gebracht. So entstehen glatte oder geriffelte Terrassendielen mit seitlichen Nuten für das Befestigungssystem.

Thermisch behandelt wird der Bambus auch hier. Hersteller werben damit, dass in diesem Produktionsprozess deutlich weniger Klebstoffe als bei der herkömmlichen Bambusdiele verwendet werden und es sich insofern um einen wesentlich nachhaltigeren Baustoff handelt.

Hersteller von stabverleimten Bambusdielen sind beispielsweise SunDeck Bamboo und KUL Bamboo.

Stabverleimte Bambus-Terrassendiele
Bei einer stabverleimten Bambusdiele kann man die einzelnen, verklebten Strands noch erkennen.

2. BPC-Terrassendielen

Neben Bambus-Terrassendielen werden auch BPC-Terrassendielen angeboten. BPC steht für Bamboo Plastic Composites und bezeichnet ein Gemisch aus Kunststoff und Bambusfasern, ähnlich den WPC-Dielen, die aus einem Holz-Kunststoff-Gemisch bestehen.

Anders als WPC-Terrassendielen enthalten BPC-Dielen neben Bambusfasern, Kunststoff, Füllmitteln, Bindemitteln und Farbstoffen auch Schimmelschutzmitteln. Das ist notwendig, da Bambus viel Zucker enthält und sich dadurch leicht Schimmel bilden kann.

Der Anteil sowie die Art des Schimmelschutzes unterscheidet sich je nach Hersteller. Entweder sind die BPC-Dielen unzureichend vor Schimmel geschützt oder sie enthalten einen gesundheitsbedenklichen Chemikalienmix.

Laut wohngesund.at zeigen bisher durchgeführte Langzeitstudien sowie Schadensfälle aus der Praxis, dass BPC-Terrassen durch UV-Strahlung, Feuchtigkeit, Temperaturschwankungen und Pilzbefall leicht beschädigt werden können und zusätzlich zu Verzug neigen. Sie sind deshalb eher nicht empfehlenswert.

Vorteile von Bambus-Terrassendielen

Farblich gibt es Terrassendielen aus Bambus je nach Oberflächenbehandlung in unterschiedlichen Farbtönen, so dass für jeden Geschmack die richtige Farbe dabei sein dürfte. Doch der Bodenbelag für den Außenbereich hat noch weitere Vorteile:

1. Bambus ist ein nachhaltiges, umweltfreundliches Material

Wer Wert auf nachhaltige Materialien legt, der ist mit einer Bambus-Terrasse gut bedient. Anders als bei Bäumen wird bei der Bambusernte nicht der gesamte Organismus vernichtet. Der Züchter nimmt der Bambuspflanze lediglich einen Trieb, den diese innerhalb weniger Jahre ersetzen kann. Das unterirdische Wurzelgeflecht bildet unentwegt neue Triebspitzen.

Auch das rekordverdächtige Wachstum macht Bambus zu einem nachhaltigen Material. Bambus bindet bis zu vier Mal mehr Kohlendioxid aus der Atmosphäre als in Europa heimische Bäume.

Viele Bauern kultivieren kleine Mengen an Bambus und ernten diese per Hand. Da Bambus eine sehr widerstandsfähige Pflanze ist, können sie meist auf Düngemittel, Pestizide oder künstliche Bewässerung verzichten. Bambus wächst gut ohne künstliche Eingriffe. 

Die unmittelbaren Auswirkungen des Bambusanbaus auf die Umwelt sind daher vergleichsweise gering. Damit ist Bambus die ökologischere Variante zu Holzterrassen aus Bangkirai oder Teak.

Mehr zum Thema Nachhaltigkeit lest ihr auch in unserem Artikel "Bambus: Wie nachhaltig ist das Material für Möbel und Bodenbeläge?".

2. Bambus-Terrassendielen sind härter und formstabiler als Holzdielen

Qualitativ hochwertige Bambusdielen, die unter Hitze und Druck hergestellt wurden, erzielten in einem Test am Institut für Holzforschung der TU München sehr gute Ergebnisse was Formbeständigkeit, Schwind- und Quellverhalten und Härte betrifft. 

Darin waren sie Holz überlegen. Sie lassen sich deshalb mit minimalen Fugen verlegen. Zudem werden – anders als bei manchen Hölzern – keine Inhaltsstoffe ausgewaschen, die zu Verfärbungen führen können.

3. Bambus vergraut weniger stark als Holz

Tropenhölzer wie Teak, aber auch die einheimische Lärche werden unter Einfluss von UV-Licht grau. Bambusholz besitzt jedoch aufgrund seiner dichten und harten Oberfläche mittelfristig einen eigenen natürlichen Witterungsschutz.

 Im direkten Vergleich zu handelsüblichen Terrassenhölzern wie Bangkirai, Massaranduba, Cumaru oder Ipé vergraut Bambus nicht so stark und vor allem nicht so schnell. Er wird eher heller in der Farbe als grau.

4. Bambus ist günstiger als Tropenholz

Da Bambus sehr schnell wächst, ist das Material günstiger als Tropenholz.

So beginnen die Preise für aus Bambus gefertigte Terrassendielen bei etwa 10 Euro pro laufendem Meter. Pro Quadratmeter müsst ihr mit 40 bis 80 Euro rechnen. Damit sind sie ähnlich teuer wie Terrassendielen aus heimischer Lärche.

Dazu kommen die Kosten für die Unterkonstruktion. Die einzelnen Elemente einer Unterkonstruktion für eine Terrasse mit Bambus-Dielen kosten pro laufendem Meter zusätzlich etwa 10 Euro.

5. Relativ geringer Pflegeaufwand

Damit die Terrasse aus Bambus schön bleibt, reicht es in der Regel, sie ein bis zweimal im Jahr mit Öl speziell für Bambus nachzuölen.

Nachteile von Terrassendielen aus Bambus

Auch Bambus ist streng genommen ein Tropenholz. Damit sind einige Nachteile verbunden:

1. Es gibt nur begrenzte Langzeiterfahrungen zur Haltbarkeit

Bambusdielen für den Außenbereich sind ein noch relativ junges Produkt. Deswegen gibt es nur begrenzte Langzeiterfahrungen zur Haltbarkeit. Nach der europäischen DIN EN 350 Norm werden Hölzer in verschiedene Dauerhaftigkeitsklassen unterteilt, die einen groben Anhaltspunkt für ihre Haltbarkeit im Außenbereich geben. 

Mittlerweile gibt es allerdings mehrere Hersteller von Bambusdielen, deren Produkte die höchste Dauerhaftigkeitsklasse 1 erfüllen und die lange Garantien von bis zu 25 Jahren auf ihr Produkt geben.

2. Lange Transportwege schmälern die Nachhaltigkeit

Bambus wächst nicht in Europa, deshalb müssen die Dielen mit Containerschiffen zu uns gebracht werden, was natürlich höhere Treibhausemissionen verursacht als heimische Hölzer. Dieser Nachteil trifft allerdings auf sämtliche Tropenhölzer zu.

3. Sehr große Qualitätsunterschiede je nach Hersteller

Gerade bei faserverpressten Bambusdielen gibt es sehr große Qualitätsunterschiede. Wer sicher gehen will, qualitativ hochwertige Bambusdielen zu kaufen, der sollte nicht gerade die günstigsten Dielen kaufen. Zudem empfiehlt es sich, auf Zertifikate der Hersteller zu achten und solche zu bevorzugen, die eine lange Garantie auf ihr Produkt geben.

4. Kein 100-prozentig natürliches Material

Anders als Terrassendielen aus Lärche, Douglasie, Bangkirai oder Teak handelt es sich bei solchen aus Bambus nicht um ein 100-prozentiges Naturprodukt, da die Dielen zu einem gewissen Anteil aus Phenolharz oder Kleber bestehen. 

Und dieses Harz oder der Kleber kann unter Umständen Schadstoffe (Formaldehyd) ausdünsten, insbesondere wenn Produkte verwendet wurden, die in der EU nicht zugelassen sind. Hier lohnt es sich genau nachzufragen.

5. Härte des Materials macht das Verlegen schwieriger

Der Vorteil, dass Bambus sehr hart ist, ist gleichzeitig auch ein Nachteil. Bei der Verarbeitung müsst ihr das harte Holz mehrfach vorbohren. Mit nur einmal Ansetzen könnt ihr nicht komplett durch das Holz bohren.

 Die Verarbeitung ist somit um einiges aufwendiger ist als bei anderen Holzsorten. Das Verlegen der Bambusterrasse dauert deshalb länger. Allerdings gibt es auch Bambusdielen, die mit Klammern befestigt werden können.

Lest hier, wie ihr eine starke Unterkonstruktion für eine Holzterrasse baut und warum euch dabei ein Stelzlager viele Vorteile bringen kann.

  • Bambusdielen von Moso
  • Terassendielen aus Bambus
  • Bambusdielen für den Außenbereich
  • Bambus-Terrassendielen von Dasso

Fazit: Sind Terrassendielen aus Bambus eine gute Alternative zu Tropenholz?

Terrassendielen aus Bambus sind zweifelsohne eine ökologische Alternative zu problematischen Tropenhölzern. Im Vergleich zu einheimischen Holzarten, die sich für den Außenbereich eignen, sind Terrassenbeläge aus Bambus zudem langlebiger und formstabiler.

Auch wenn die Langzeiterfahrungen bisher noch begrenzt sind, geben Herstellergarantien doch einiges an Sicherheit. So gibt Moso auf seinen Terrassenbelag "Bamboo X-Treme" aufgrund der jüngsten Erfahrungen seit vergangenem Jahr 25 Jahre Garantie.

SunDeck gibt 20 Jahre bei privater und zehn Jahre bei gewerblicher Nutzung auf die Verleimung (bei Beachtung der Montage- und Pflegeanleitung). Und KUL Bamboo garantiert zehn Jahre lang, dass die stabverleimten Bambusdielen in Form bleiben.

Wer also auf Garantien achtet und sich nach Zertifikaten erkundigt, welche beispielsweise die Dauerhaftigkeitsklasse oder Schadstofffreiheit der gewünschten Bambus-Dielen bescheinigen, kann mit einer Terrasse aus Bambus nicht viel falsch machen.

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