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Bambus: Wie nachhaltig ist das Material für Möbel und Bodenbeläge?


Bambus als Material für Möbel, Wohnaccessoires, Bodenbeläge und Küchenarbeitsplatten wird immer beliebter. Wie nachhaltig ist Bambusholz? Alles zu den Vorteilen, Nachteilen und Einsatzgebieten des Materials.

  1. Bambus: Was ist das eigentlich?
  2. Welche Produkte werden aus Bambus gefertigt?
  3. Die Vorteile von Bambus als Material
  4. Nachteile von Bambus
  5. Fazit: Bambus als Alternative zu Holz

In Asien, Afrika und Südamerikas werden Bambusrohre seit vielen Jahrhunderten zum Hausbau oder für Möbel verwendet. Diese Produkte sind allerdings für den europäischen Geschmack nur bedingt geeignet und genügen im Hinblick auf Belastung und Dauerhaftigkeit meist nicht unseren hiesigen Ansprüchen. Aus Bambus wird für den europäischen Markt aber mittlerweile Bambusholz hergestellt. Und das ist ein Material, das nicht nur nachhaltig, sondern auch sehr langlebig ist.

Wir erklären euch, wie Bambusholz hergestellt wird, welche Vorteile und Nachteile es als Baustoff hat und in welchen Bereichen es verwendet wird.

Bambus: Was ist das eigentlich?

Wir sprechen zwar oft von Bambusholz, aber eigentlich handelt es sich bei Bambus um eine Grasart. Bambus gehört zur Familie der Süßgräser und wächst überall auf der Welt – außer in Europa und der Antarktis. Seine chemische Zusammensetzung klassifiziert ihn jedoch eindeutig als Holz: Hauptbestandteile sind rund 70 Prozent Zellulose und etwa 25 Prozent Lignin.

Einige Bambusarten wie Moso-Bambus werden bis zu 30 Meter hoch. Und das ziemlich schnell. Es ist keine Pflanze bekannt, die schneller wächst als Bambus. Die Pflanze hat bereits nach wenigen Monaten ihre maximale Höhe erreicht und dann beginnen die Stämme zu verholzen. Nach rund fünf Jahren entspricht der Verholzungsgrad dem von heimischen Harthölzern, die diesen Grad aber erst nach fast 50 Jahren erreichen.

Bambus
Bambus kann bis zu 30 Meter hoch werden. In nur fünf Jahren verholzt er und ist dann erntereif.

Was ist Bambusholz?

Das, was wir als Bambusholz kennen, lässt sich aus den innen hohlen Bambusrohren erst durch aufwendige technische Verfahren gewinnen. In seinen mechanisch-technologischen Eigenschaften übertrifft Bambusholz sogar einige Holzarten.

Zum einen gibt es Bambusprodukte aus faserverpresstem Bambus und solche aus stabverleimtem Bambus.

Faserverpresster Bambus

Das Bambusrohr wird in handliche Längen aufgeschnitten und aufgesplittert. Die äußere Schale und der weiche Innenbereich werden abgehobelt. Dann wird das Rohmaterial gekocht und somit gegen Schimmel und Insektenbefall geschützt.

Im nächsten Produktionsschritt kann der Bambus dann in heißem Wasserdampf karamellisiert werden – die hellgelbe Farbe des Materials wird dann hellbraun. Danach wird er wieder getrocknet. Zum Schluss werden die Bambusfasern unter hohem Druck mit Leim in vorgefertigten Formen zusammengepresst. Die Größe der Form entscheidet über die Größe des Endproduktes, das bei dieser Produktionsmethode selten länger als zwei Meter ist.

So hergestellte Terrassendielen oder Parkettböden verfügen über eine sehr hohe Materialdichte, die knapp unter der von Holz liegt. Sie sind sehr schwer, haben gegenüber Holz aber Vorteile was die Belastbarkeit und Abriebfestigkeit betrifft.

Allerdings sind die Qualitätsunterschiede sehr groß, da die Fertigungsprozesse nicht normiert sind.

Stabverleimter Bambus

Um stabverleimtes Bambusholz herzustellen, werden die Bambusstangen durch eine Art "Apfelschneider" gepresst und so in einzelne Leisten aufgesplittet. Diese Leisten, auch "Strands" genannt, werden dann mit dem Hobel bearbeitet. In zwei Produktionsschritten wird der Bambus in heißem Dampf behandelt, getrocknet und erneut erhitzt. So erhält er seine spätere Farbe, Festigkeit und Elastizität. Zuletzt werden die Leisten unter Druck und mit Leimzugabe verpresst.

Durch die Aneinanderreihung der Leisten sind große Querschnitte und Produktionslängen möglich. Abhängigkeit von der Orientierung der Leisten unterscheidet der Fachmann zwischen vertikal und horizontal verleimtem Bambus.

Die in dieser Technik hergestellten Bambusprodukte weisen eine Dichte wie die des Bambus' in seiner ursprünglichen Form auf. Die Endprodukte sind mäßig schwer. Die Materialhärte liegt jedoch rund 38 Prozent über der Härte von Eiche. Die Formstabilität ist aber wesentlich besser als bei Hölzern.

Bambusholz
Typische Bambusholz-Oberfläche aus verleimten Strands.

Welche Produkte werden aus Bambus gefertigt?

In Asien dienen Bambushalme traditionell als Material für Baugerüste oder Brücken. Auch Häuser werden damit gebaut. Hierzulande wird Bambus vor allem in folgenden Bereichen eingesetzt:

  • Küchenutensilien, darunter Schneidebretter, die aufgrund der elastischen Faserstrukturen die empfindlichen Kochmesser schonen.
  • Küchenarbeitsplatten
  • Badaccessoires
  • Möbel (es gibt Tischlerplatten und Furnierplatten aus Bambus)
  • Gartenmöbel
  • Bodenbelag: Im Innenbereich als Bambusparkett, im Außenbereich als Terrassendielen, außerdem gibt es Bambus-Laminat
  • zudem sind Bambusfenster und Bambusfassaden erhältlich
  • Möbel aus Bambus von We Doo Wood
  • Wohnzimmer mit Bambusparkett
  • moderne Möbel aus Bambus
  • Terassendielen aus Bambus
  • Haus mit Fassade aus Bambus
  • Carport aus massiven Bambusbalken
  • Gartenmöbel aus Bambus

Die Vorteile von Bambus als Material

Bambus als Material wird immer beliebter – und das hat gute Gründe:

1. Bambus ist nachhaltig

Anders als bei Bäumen wird bei der Bambusernte nicht der gesamte Organismus vernichtet. Der Züchter nimmt der Bambuspflanze lediglich einen Trieb, den diese innerhalb weniger Jahre ersetzen kann. Das unterirdische Wurzelgeflecht bildet unentwegt neue Triebspitzen.

Auch das rekordverdächtige Wachstum macht Bambus zu einem nachhaltigen Material. Bambus bindet bis zu vier Mal mehr Kohlendioxid aus der Atmosphäre als in Europa heimische Bäume.

2. Bambus ist umweltfreundlich

Viele Bauern kultivieren kleine Mengen an Bambus und ernten diese per Hand. Da Bambus eine sehr widerstandsfähige Pflanze ist, können sie meist auf Düngemittel, Pestizide oder künstliche Bewässerung verzichten. Bambus wächst gut ohne künstliche Eingriffe. Die unmittelbaren Auswirkungen des Bambusanbaus auf die Umwelt sind daher vergleichsweise gering.

Prinzipiell ist der Anbau von Bambus für Umwelt und Arbeiter verträglicher als die Produktion anderer Agrar-Produkte wie Kaffee, Bananen oder Baumwolle. Um aber sicherzugehen, dass für die Plantagen keine Wälder zerstört wurden, ist es sinnvoll, auf nachhaltigen Anbau zu achten und sich im Zweifelsfall beim Händler nach den Produktionsbedingungen zu erkunden. Das FSC-Siegel ist für Bambusprodukte noch sehr selten.

3. Ein langlebiges, robustes Material

Im Allgemeinen zeichnet sich qualitativ hochwertiges Bambusholz durch eine hohe Härte aus, die sogar die Werte von Eichenholz übertrifft. Zudem zeichnet sich Bambusholz durch eine hohe Elastizität aus und hat einen guten Abnutzungswiderstand. Passieren bei der Produktion keine Fehler, dann reagiert das Holz kaum mit Quellen und Schwinden auf Veränderungen der Luftfeuchtigkeit.

All diese guten Eigenschaften hängen aber auch davon ab, wie das Bambusholz produziert wurde.

Für die Verwendung als Bodenbelag ist Bambus deswegen gut geeignet, weil das Material kaum arbeitet. Daher ist die Bildung unerwünschter Fugen praktisch ausgeschlossen. Bambus ist auch nicht so empfindlich gegenüber Feuchtigkeit wie andere Hölzer.

4. Bambus ist antibakteriell

Die Bambusfaser hat von Natur aus eine leichte antibakterielle Wirkung. Das macht Bambus zu einem guten Material zum Beispiel für Schneidebretter.

5. Bambusholz ist vergleichsweise günstig

Bambusprodukte sind nur etwa halb so teuer wie die konkurrierenden Holzwerkstoffe. Das liegt auch daran, dass Bambus nicht durch Astlöcher oder Harzgallen geschwächt werden kann. Es handelt sich also um ein besonders homogenes Material mit einem sehr hohen Ausnutzungsgrad.

Nachteile von Bambus

Bambusholz hat zahlreiche Vorteile, aber auch einige Nachteile.

1. Nur bedingt für den Außenbereich geeignet

Trotz seiner hohen Dichte ist Bambus nicht witterungsbeständig. Er enthält keine dauerhaften Inhaltsstoffe, so dass er ohne chemische Schutzmaßnahmen im Außenbereich, insbesondere im Erdkontakt, bald von Pilzen und Insekten (auch in Europa) befallen wird. Um Bambusholz für den Außenbereich haltbar zu machen, muss es also behandelt werden – und ist dann unter Umständen kein hundertprozentiges Naturprodukt mehr.

2. Bambus kann trockene Luft schlecht ab

Manche Bambusmöbel reagieren empfindlich auf warme, trockene Luft. Und auch Bambusparkett benötigt eine hohe Luftfeuchtigkeit. Unter 55 Prozent Luftfeuchtigkeit neigt es zur Fugen- und Rissbildung. Deshalb ist die Kombination mit einer Fußbodenheizung oder einem Kamin problematisch.

3. Verarbeitung von Bambusholz ist schwierig

Die hohe Härte des Bambusholzes sorgt zwar für einen erstklassigen Abnutzungswiderstand, erschwert aber auch die Verarbeitung. Wer etwa Terrassendielen aus Bambus verlegen will, muss die Löcher für die Schrauben beim Verlegen mehrfach mit Bohrern verschiedener Durchmesser vorbohren, bis das gewünschte Endmaß erreicht ist.

Wegen seiner Neigung zum Splittern eignet sich Bambusholz zudem weniger gut zum Hobeln.

4. Lange Transportwege schaden der Umweltbilanz

Bambus ist kein einheimisches Material. Die Transportwege des Bambus nach Europa sind lang und verursachen große Mengen schädlicher Treibhausgase. Das wird allerdings dadurch relativiert, dass Bambus sehr viel CO2 speichern kann.

5. Billigware kann belastet sein

Vor allem Billigware ist häufig mit Pestiziden belastet, oder es wurden in Europa nicht zugelassene Kleber verwendet. Diese können besonders im Innenbereich die Raumluft negativ beeinflussen.

Achtung: Scheinbar umweltfreundliches Bambusgeschirr besteht oft nicht zu 100 Prozent aus Bambus. Häufig werden Melaminharz oder andere Kunststoffe beigemischt, damit das Geschirr bruchfest wird. Bei einer Hitzezufuhr von über 70 Grad (zum Beispiel in der Mikrowelle) können sich diese Stoffe aus dem Geschirr lösen und gesundheitsschädlich wirken. Außerdem können solche Produkte schlecht recycelt werden.

Auch im Bereich Textilien aus Bambus ist Vorsicht geboten. Bambus-Kleidung besteht zumeist aus Bambusviskose – einer aus Bambuszellulose gewonnenen Chemiefaser, die nicht mehr viel mit einem nachhaltigen Naturprodukt zu tun hat.

Fazit: Bambus als Alternative zu Holz

Alles in allem ist Bambus ein sehr nachhaltiger Baustoff mit vielen Vorteilen und ökologisch oft die bessere Wahl als Holz, insbesondere als Tropenholz wie Teak oder Bangkirai. Bambusholz punktet auch mit sehr guten Eigenschaften was Härte, Elastizität und Abriebwiderstand betrifft.

Allerdings solltet ihr darauf achten, keine Billigprodukte zu kaufen, denn für die werden häufig in der EU nicht zugelassene Klebstoffe verwendet, die Formaldehyd enthalten könnten und damit gesundheitsschädliche Ausdünstungen verursachen. Das gilt aber auch für andere Holzwerkstoffe.

Wie haltbar Bambus im Außenbereich ist, das ist bisher noch nicht umfassend erforscht und hängt sehr von der Imprägnierung ab. Wer Bambusholz für den Außenbereich verwenden möchte, der sollte einen Hersteller wählen, der eine möglichst lange Garantie auf die Haltbarkeit gibt, wie beispielsweise Kul Bamboo oder MOSO.

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