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Tiny House für Senioren: Wie altersgerecht und barrierefrei sind Minihäuser?

Benjamin Nelles


Im Alter wird das große Haus irgendwann lästig: zu groß, zu aufwendig, zu teuer. Warum also nicht in ein Tiny House umziehen? Wir sagen euch, ob das eine gute Idee ist und wo es altersgerechte, barrierefreie Minihäuser gibt.

  1. Tiny House im Ruhestand: Das sind die Vorteile
  2. Als Senior im Tiny House: Das sind die Nachteile
  3. Was zeichnet ein altersgerechtes Tiny House aus?
  4. Wer stellt altersgerechte, barrierefreie Tiny Houses her?
  5. Fazit: Tiny House – wie altersgerecht geht es?

Tiny Houses sind nicht nur für junge Menschen und Best Ager ein Thema, auch ältere Semester interessieren sich für den boomenden Wohntrend. Schließlich gibt es gute Gründe, sich gerade im Alter 60+ räumlich zu verkleinern: Die Kinder sind aus dem Haus, Pflege und Instandhaltung fallen zunehmend schwerer, und dann sind da ja auch noch die Kosten. 

Allerdings eignen sich nicht alle Tiny House-Modelle für Senioren. Wichtig ist, dass das Minihaus altersgerecht und möglichst barrierefrei ist. Ebenerdige Tiny Houses sind damit die erste Wahl.

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Tiny House im Ruhestand: Das sind die Vorteile

Laut der Tiny House Marktstudie 2021 sind 58 Prozent der Kunden von Tiny-House-Herstellern älter als 56 Jahre. Und auch in unserer Serie "Tiny Wohnglück" haben wir schon zahlreiche Menschen porträtiert, die sich für den Ruhestand ein Tiny House gebaut haben und darin leben. Zum Beispiel Renate Scherer, Alois Bredl oder Christiane Greve.

Das Leben in einem Tiny House hat für Senioren durchaus Vorteile:

  • Ein Minihaus ist sehr viel einfacher sauber und instand zu halten als ein großes Haus oder eine große Wohnung.
  • Es ist befreiend, Ballast abzuwerfen und sein Hab und Gut zu verringern. Mehr dazu lest ihr auch in unserem Artikel über Death Cleaning.
  • Da ein Tiny House günstiger ist als ein herkömmliches Einfamilienhaus, können sich ältere Menschen, die vielleicht nicht mehr so einfach einen Kredit von der Bank bekommen, so den Traum von den eigenen vier Wänden verwirklichen. Mehr zu den Preisen steht in unserem Artikel über die Kosten eines Tiny Houses.
  • Ein Tiny House ermöglicht günstiges Wohnen. Für viele Senioren mit einer kleinen Rente ist das wichtig.
  • Viele Menschen wollen im Alter wieder näher an die Familie rücken. Ist das Grundstück der Angehörigen groß genug, lässt sich ein Tiny House direkt dort aufstellen.
  • Alternativ können Senioren, die ein großes Eigenheim besitzen, dieses auch ihren Angehörigen zur Verfügung stellen und selbst in ein Tiny House auf dem selben Grundstück ziehen. Früher kannte man dieses Modell auf (Bauern-)Höfen als Altenteil. So wahren Senioren ihre Unabhängigkeit und sind trotzdem immer in der Nähe ihrer Familie.
  • Mit einem Tiny House bleiben Senioren flexibel. Sie können das Haus (vorausgesetzt es findet sich ein Grundstück) woanders aufstellen. Wenn sie beispielsweise in ein Pflegeheim ziehen, können sie es auch verkaufen oder Angehörigen zur Feriennutzung überlassen. Es ist zudem möglich, ein Grundstück in Familienbesitz temporär zu nutzen, ohne die Nutzungsmöglichkeiten für die künftigen Erben einzuschränken.

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Als Senior im Tiny House: Das sind die Nachteile

Bei allen Vorteilen eines kleinen, mobilen Häuschens für Senioren, gibt es aber auch einige Nachteile:

  • Zahlreiche Minihäuser, insbesondere solche auf Rädern (Tiny House on Wheels), gleichen ihre geringe Grundfläche durch eine zweite Ebene aus. Irgendwann im fortgeschrittenen Alter wird es recht beschwerlich, zum Schlafen über eine Hühnerleiter in das Schlafloft zu klettern. Wegen der geringen Höhe dort wird es auch schwierig, das Bett zu machen.
  • Wer sich ein Tiny House kaufen will, braucht dafür das nötige Eigenkapital. Andernfalls muss er einen Verbraucherkredit aufnehmen, und dieser ist relativ teuer. Es gibt mittlerweile aber auch spezielle Tiny-House-Kredite, die günstigere Konditionen bieten. Ein Tiny House können sich damit nur Senioren leisten, die gewisse Ersparnisse haben.
  • Die wenigsten Tiny Houses sind barrierearm geschweige denn barrierefrei. Oft kann man sich aufgrund des geringen Platzes dort weder mit einem Rollator noch mit einem Rollstuhl vernünftig bewegen.

Für die allermeisten Senioren dürfte deshalb eher ein ebenerdiges Minihaus oder Modulhaus in Frage kommen als ein Tiny House mit Rädern. Es gibt aber auch Beispiele für barrierearme Tiny Houses on Wheels.

Infografik zu drei unterschiedlichen Tiny House Arten

Mehr zu den generellen Vorteilen und Nachteilen eines Tiny Houses gibt es hier zu lesen.

Übrigens: Ihr möchtet euer Zuhause – egal ob Tiny House oder übliches Wohnhaus – barrierefrei gestalten? Der digitale PflegeBerater zeigt interessante Entlastungsmöglichkeiten durch Technik und finanzielle Zuschüsse auf und beinhaltet viele weitere nützliche Informationen rund um das Thema Pflege. 

Was zeichnet ein altersgerechtes Tiny House aus?

Ein altersgerechtes Tiny House zeichnet sich dadurch aus, dass es alle Räume auf einer Ebene vereint. Diese Minihäuser benötigen allerdings eine entsprechend große Grundfläche. Kleinstlösungen mit einer Größe von nur 15 bis 20 Quadratmetern sind damit passé.

Offiziell barrierefrei dürfen sich übrigens ausschließlich Gebäude nennen, die der DIN-Norm 18040 für barrierefreies Wohnen folgen. Häuser und Wohnungen, die lediglich einzelne Aspekte dieser Norm berücksichtigen, gelten lediglich als barrierearm oder altersgerecht.

In einem barrierefreien Haus muss man alle Räume erreichen können, ohne eine Schwelle zu überqueren. Pro Raum muss zudem eine Bewegungsfläche zum Wenden und Drehen mit dem Rollstuhl gewährleistet sein.

Und damit auch sitzende Personen genügend Ausblick haben, sollten Brüstungen im Außenbereich ab 60 Zentimetern über der Oberkante des Fußbodens eine Durchsicht ermöglichen – zumindest in Teilbereichen.

Wichtige barrierefreie Ausstattungsmerkmale sind neben einer schwellenlosen Ausführung Türen, die leicht zu bedienen sind. Dazu gehört auch die bedarfsgerechte Greifhöhe von Bedienelementen wie dem Türdrücker (85 Zentimeter über der Oberkante des Fußbodens) sowie eine ausreichende Türbreite.

Einer der wichtigsten barrierefreien Räume ist ganz klar das Badezimmer. Schließlich will man auch mit einem Handicap gerade bei der Körperpflege möglichst lange selbstständig bleiben. Dazu gehören ein ebenerdiger Einstieg in die Dusche und Wände, an denen man auch Stütz- und Haltegriffe neben dem WC-Becken sowie im Dusch- oder Wannenbereich montieren kann. Hierfür müssen die Wände entsprechend stabil sein. 

Erfahrt hier mehr: "Altersgerechtes Bad: Ideen, Kosten und Förderung fürs barrierefreie Bad"

Kurzum: Fürs altersgerechte Wohnen gibt es viel zu beachten. Wer die Handicaps rechtzeitig mit einplant, muss später nicht noch einmal nachrüsten oder sogar umziehen, wenn sich das Haus nicht anpassen lässt. Das gilt natürlich nicht nur für Tiny Houses.

Auch interessant: Für altersgerechten Umbau gibt es auch staatliche Zuschüsse.

Wohnraum nach draußen erweitern

Die kleine Grundfläche eines Tiny Houses kann man auch vergrößern, indem man es zum Beispiel um einen Wintergarten erweitert. Dieser lässt sich als vollwertiger Wohnraum nutzen.

Mit Glasschiebetüren kann man zudem einen komplett geschlossenen Raum bei Bedarf in eine offene Veranda verwandeln. Außerdem sorgen großzügige Glasflächen für ausreichend Licht im Haus – eine Eigenheit, die gerade Menschen mit nachlassender Sehkraft zu schätzen wissen. So verlangt beispielsweise auch die DIN-Norm für barrierefreies Wohnen, dass auf eine gute Belichtung und Besonnung der Wohnungen geachtet werden muss.

Wer stellt altersgerechte, barrierefreie Tiny Houses her?

Klar, wer sich ein Tiny House auf den Leib schneidern lässt, kann seine Anforderungen von Anfang an in das Projekt einfließen lassen, von barrierearm bis barrierefrei. Mittlerweile gibt es auch viele Anbieter, die sich auf den Bau maßgefertigter Minihäuser spezialisiert haben.

Die Firma Holzbau Pletz aus Ortenburg im niederbayerischen Passau hat sich auf Unikate spezialisiert, auf Tiny Houses mit maximaler Größe und Barrierefreiheit – bis zu zehn Meter Gesamtlänge messen die Minihäuser.

Manche Anbieter haben auch vorkonfigurierte, altersgerechte und sogar barrierefrei konzipierte Tiny Houses im Sortiment. So beispielsweise Schwörer mit dem Flying Space, das auf Wunsch barrierefrei und mit individuellen Assistenzsystemen ausgestattet werden kann.

Der Anbieter Contimexx (Website gerade im Umbau) setzt auf Modulbauweise und hat zwei barrierefreie, altersgerechte Modelle im Programm, mit rund 30 beziehungsweise knapp 50 Quadratmetern. Inklusive Wohn-, Koch-, Schlaf- und Badbereich, die sich barrierefrei gestalten lassen. Die Module taugen auch als Anbau-Lösung für ein vorhandenes Haus. Sie sind erweiterbar und wie bei vielen Modulhäusern kann man auch mit diesen Modellen bei Bedarf umziehen.

Generell eignen sich viele Minihäuser für Senioren. Mehr Anbieter findet ihr in diesem Artikel.

Fazit: Tiny House – wie altersgerecht geht es?

Also, taugt ein Tiny House nun für das altersgerechte Wohnen? Die Antwort lautet wie so oft: Es kommt darauf an. In Bezug auf Größe und Ausstattung gibt es ein breites Angebot, da findet sich etwas für jede und jeden.

Tiny Houses on Wheels sind nur selten wirklich barrierefrei. Und wenn sie ohne zweite Ebene auskommen, minimiert das ihre Mobilität, weil sie dann eine ziemlich große Grundfläche haben.

Wenn das Tiny House on Wheels eine Straßenzulassung hat, kann es mithilfe eines entsprechend starken Autos bewegt werden. Was den Führerschein angeht, sind die älteren Semester klar im Vorteil: Inhaber der alten Klasse 3 dürfen größere Gespanne fahren. 

Trotzdem ist es empfehlenswert, die Einhaltung aller Vorschriften genau zu überprüfen und die eigenen fahrerischen Fähigkeiten kritisch zu hinterfragen. Im Alltag lassen sich die Räder übrigens durch eine Holzterrasse verstecken. So kann auch eine rollstuhlgerechte Rampe zur Haustür führen.

Für die meisten Senioren ist aber wohl ein Modulhaus oder Containerhaus die geeignetere Variante für den Ruhestand. Grundsätzlich lassen sich viele Modelle altersgerecht gestalten, von barrierearm bis barrierefrei. Hier kommt es vor allem auf eine gründliche Planung an. Dann steht dem Leben im Tiny House auch im Alter kaum etwas entgegen.

Tipp: Lest hier, wie ihr an Fördermittel für altersgerechtes Umbauen kommt.

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