Lieber ein Massivhaus oder ein Fertighaus bauen? Beide Hausbauweisen haben Vorteile und Nachteile. Wir erläutern sie euch und nennen euch die Kosten und die Energieeffizienz von Massivhäusern und Fertighäusern.
Stein auf Stein ist hierzulande für viele noch immer die favorisierte Art zu bauen. Der Anteil von Fertighäusern liegt allerdings auch schon bei über 23 Prozent – Tendenz steigend. Doch warum entscheiden sich in Deutschland die meisten Bauherren für ein Massivhaus, wenn doch die kürzere Bauzeit und ein fester Preis fürs Fertighaus sprechen? Wir vergleichen die Bauweisen "Massivhaus" und "Fertighaus" miteinander und nennen die jeweiligen Vorteile und Nachteile.
Jetzt günstigen Hauskredit sichern!
Wir finden für dich den besten Kredit für dein Hausprojekt.
Massivhaus und Fertighaus – Was ist der Unterschied?
Auf den ersten Blick sind die Unterschiede zwischen einem Massivhaus und einem Fertighaus eindeutig: Während das Massivhaus vor Ort meist Stein auf Stein entsteht, werden beim Fertighaus die Wandelemente (hauptsächlich aus Holz) in einem Werk vorgefertigt und auf der Baustelle dann gleich zu einem ganzen Haus zusammengesetzt. Wobei es aber auch beim Fertigbau unterschiedliche Bauweisen gibt.
Und natürlich steht der individuellen Planung bei einem Massivhaus die (oft, aber nicht immer) standardisierte Variante eines Fertighauses gegenüber.
Vergleich Massivhaus/Fertighaus
Massivhaus
Fertighaus
Stein auf Stein
Vorgefertigte Bauteile aus Holz
Kompletter Bau vor Ort
Bauteile werden in der Farbrik gefertigt und vor Ort zusammengesetzt
Meist freie Planung mit Hilfe eines Architekten
Standardisierte Planung und Ausführung
Darüber hinaus existieren aber auch Hybridlösungen: Fertighäuser, die als Massivhäuser geplant sind. Klingt ein wenig paradox, ist aber gar nicht so ungewöhnlich. Im Prinzip wird hier die Vorfertigung beim Fertighausbau mit den Materialien des Massivbaus kombiniert. Zum Beispiel kommen bei einem Massivhaus als Fertighaus häufig vorgefertigte Wandelemente aus Ziegeln, Beton oder Betonsteinen zum Einsatz. Die Zwischendecken aus Betonplatten werden wiederum vor Ort verbaut.
Standardisierte Bauteile, ein professionelles, eingespieltes Bauteam, fixe Kosten – in der Regel sind die Preise für Fertighäuser niedriger als die für Massivhäuser. Doch wie hoch der Preisvorteil wirklich ist, lässt sich ganz allgemein nur sehr schwer beziffern.
Über den Daumen liegt der durchschnittliche Quadratmeterpreis für ein Massivhaus bei rund 1.800 bis 2.250 Euro – wohlgemerkt nur für die Errichtung des Gebäudes. Darin sind noch keine Baunebenkosten enthalten. Ein Massivhaus mit 100 Quadratmetern Wohnfläche kostet allein der Bau also rund 200.000 Euro.
In dieser Preisklasse gibt es auch zahlreiche Angebote der Fertighaushersteller – allerdings meist in standardisierter Ausführung und Ausstattung. Und genau da liegt der (preisliche) Knackpunkt. Denn die vorgefertigte Variante ohne Extras ist nicht jedermanns Sache. Die Hersteller haben sich darauf eingestellt und bieten bei ihren Modellen oft einen hohen Individualisierungsgrad – und das kostet natürlich extra.
So kommt es, dass die Kosten für Fertighaus-Käufer in vielen Fällen nicht wesentlich geringer sind als die für Massivhaus-Bauherren. Vom Keller über die Fenster bis hin zu Erkern oder der Dachform reichen die Kundenwünsche und machen so ganz schnell auch aus dem vermeintlichen Haus von der Stange ein individuelles, aber nicht unbedingt kostengünstigeres Heim.
Massivhaus bauen: Die Vorteile
Laut einer Mitteilung der Bausparkasse Schwäbisch Hall war 2020 das meistverkaufte Haus Deutschlands ein Massivhaus. Der Großteil der Einfamilienhäuser (knapp 80 Prozent) wird in Deutschland massiv errichtet – eben aus Ziegeln, Porenbeton oder Kalksandstein.
Folgende Vorteile sprechen für ein Massivhaus:
Massivhäuser haben eine lange Lebensdauer
Das Image des Massivbaus ist in Deutschland unumstößlich gut. Ein massives Haus ist einfach ein Wert, der über mehrere Generationen hinweg beständig ist, auch weil mit dem Material winddichter gebaut werden kann als mit Holz.
Massivhaus-Anbieter fügen bei den Vorteilen ihrer Objekte gerne auch den Punkt der Unempfindlichkeit an. So werde ein kapitaler Wasserschaden in Bad oder Küche bei einer massiven Wand in absehbarer Zeit behoben, während eine Fertighaus-Wand inklusive der Dämmung so etwas nur sehr schwer verzeihe.
Der massiven Bauweise wird insgesamt eine längere Nutzungsdauer attestiert. Bei einem Massivhaus geht man in der Regel von einer Lebensdauer von 100 bis 120 Jahren aus, beim Fertighaus sind es – je nach Ausführung – zwischen 70 und 90 Jahre. Ein Punkt, der beim Wiederverkauf eine entscheidende Rolle spielen kann. Aber: Gerade bei neueren Fertighäusern hat sich die Lebensdauer deutlich erhöht.
Werthaltigkeit und Wiederverkaufswert eines Massivhauses
Ein großer Vorteil von Massivhäusern liegt unter anderem im hohen Wiederverkaufswert, denn noch immer gibt es klare Preis- und Image-Unterschiede zwischen einem Massivhaus und einem Fertighaus. Ob zu Recht oder nicht: In die Jahre gekommene Fertighäuser sind später zumeist schlechter zu vermitteln.
Wegen der stetigen Verbesserungen der Fertighäuser in Bezug auf Qualität und Werthaltigkeit wird sich dies künftig womöglich ändern. Trotz dieser Werthaltigkeit ist der Massivbau nicht unbedingt teurer. Es gibt nur geringe Preisunterschiede, die durch die Bauweise bedingt sind. Der Preis hängt letztlich von Ausstattung und Qualität ab.
Hoher Wärmeschutz und Schallschutz beim Massivhaus
Der Punkt des sommerlichen Wärmeschutzes geht aufgrund des anspruchsvolleren Wandaufbaus wohl an die Massivbauten. Die Innenräume heizen sich nicht so schnell auf, sagen Experten. Auch in Sachen Schallschutz liegen die "Stein auf Stein"-gefertigten Eigenheime meist vorn.
Das liegt vor allem am Wandaufbau bei Massivhäusern. Kommen hochdämmende Mauersteine zum Einsatz, dann dient die tragende Außenwand gleichzeitig als Wärmedämmschicht. Bei einer mehrschaligen Bauweise kommt auf die tragende Wand noch eine zusätzliche Dämmung. So ist es möglich, auch die immer weiter steigenden energetischen Anforderungen (zum Beispiel des Gebäudeenergiegesetzes) zu erfüllen.
Und: Das Wohnklima in Massivhäusern ist per se aufgrund der Bauweise schon sehr gut, denn das Mauerwerk reguliert das Raumklima und absorbiert Feuchtigkeit.
Demgegenüber gibt es beim Bau eines Massivhauses aber auch durchaus einige Nachteile, die ihr nicht außer Acht lassen solltet:
Lange Bauzeit bei Massivhäusern
Stein auf Stein bedeutet auch, dass es mehrere Monate dauert, bevor ein Massivhaus fertiggebaut ist. Dazu kommt noch die Abhängigkeit von der Witterung. So kann zum Beispiel ein harter Winter zu Bauverzögerungen und eventuell auch Kostensteigerungen führen.
Hohe Baukosten bei einem Massivhaus
Die lange Bauzeit, dazu die Unterstützung durch einen Architekten und sein Honorar plus die Kosten für das Material und die einzelnen Gewerke: Nimmt man die reinen Baukosten ohne Extras und Zusatzwünsche, dann ist der Bau eines Massivhauses in der Regel teurer als der eines Fertighauses.
Hier noch einmal die Vorteile und Nachteile eines Massivhauses zusammengefasst:
Fertighaus bauen: Die Vorteile
Im Jahr 2021 wurden deutschlandweit 23,1 Prozent der Ein- und Zweifamilienhäuser in vorgefertigter Bauweise errichtet – ein neuer Rekordwert. Laut dem Bundesverband Deutscher Fertigbau ist diese Bauweise vor allem in Süddeutschland sehr beliebt. So lag der Fertighaus-Anteil 2021 in Baden-Württemberg bei über 39 Prozent, in Niedersachsen und Bremen waren es gerade einmal 10 Prozent.
Hier die Vorteile, die vielen Bauherren eine Entscheidung für ein Fertighaus einfach machen.
Sehr kurze Bauzeit
Die sehr kurze Bauzeit von einigen Tagen und der damit verbundene zuverlässige Einzugstermin sind Vorteile, die für Fertighäuser sprechen. Gerade für diejenigen, die aus einem Mietobjekt kommen, ist das wichtig, weil in der Regel Doppelbelastungen entfallen.
Fertighaus punktet mit Top-Energieeffizienz
Darüber hinaus sind moderne Fertighäuser hocheffiziente Energiesparobjekte mit einer Top-CO2-Bilanz.
Dass Fertighäuser praktisch für jeden Geldbeutel und jede Zielgruppe infrage kommen, zeigt vor allem die in den vergangenen Jahren verbreiterte Modellpalette. Wer möchte, kann sich vom günstigen Ausbauhaus bis zur Millionenvilla wirklich alles errichten lassen.
Viele Musterhaus-Parks in Deutschland
Die Fertighaus-Branche hat in den vergangenen Jahren dafür gesorgt, dass sich potentielle Interessenten bundesweit in Musterhäusern und Hausausstellungen umfangreich vorab informieren können. 19 solcher Musterhaus-Parks gibt es zwischen Hamburg (Stelle) und München (Poing). Dort könnt ihr euch, je nach Ausstellung, Häuser verschiedenster Anbieter ansehen und ihnen "auf den Zahn fühlen".
In unserer Übersicht könnt ihr euch über die Öffnungszeiten aller Musterhaus-Parks, Hersteller und vieles mehr informieren.
Beim Fertighaus ist viel Eigenleistung möglich
Ein großer Vorteil von Fertighäusern: Wer die nötigen Kenntnisse besitzt, kann durch Eigenleistungen einiges an Geld sparen. Bei sogenannten Bausatzhäusern gibt es die Möglichkeit, sich sein Haus (fast) im Alleingang zu bauen.
Also ist ein Fertighaus besser als ein Massivhaus? Das lässt sich so natürlich nicht sagen, denn auch beim Bau eines Fertighauses gibt es Nachteile:
Ausbaustufen beim Fertighaus vertraglich genau regeln
Vom Bausatzhaus zum Selberanpacken bis hin zur schlüsselfertigen Variante bieten die Fertighaushersteller diverse Ausbaustufen bei ihren Modellen an. Klingt erst einmal ganz positiv. Knifflig kann es dagegen bei der vertraglichen Gestaltung werden. Denn was zum Beispiel die Bezeichnung "schlüsselfertig" genau bedeutet, kann von Hersteller zu Hersteller variieren.
Es mag nicht gerecht oder logisch sein, trotzdem: Ein Massivhaus hat hierzulande immer noch einen höheren Stellenwert als ein Fertighaus. Demzufolge ist der Preis, den ihr bei einem Verkauf erzielen könnt, niedriger als bei einem Massivhaus.
Nachträglicher Aus- und Anbau beim Fertighaus eher schwierig
Ihr hättet nach ein paar Jahren in eurem Fertighaus gern einen Wintergarten? Oder wollt einen zusätzlichen Erker? Bauliche Veränderungen sind nie ganz leicht, bei einem Fertighaus aber ungleich schwieriger zu realisieren.
Alle Vorteile und Nachteile eines Fertighauses im Überblick:
Bei entsprechenden Kenntnissen viel Eigenleistung möglich
Fazit: Lieber ein Fertighaus oder ein Massivhaus bauen?
Die Frage, ob ihr euch lieber ein Fertighaus oder ein Massivhaus baut, ist so ähnlich wie die Frage, ob ihr beim Auto lieber Automatik oder mit Gangschaltung fahrt. Beides hat seine Vorteile und Nachteile.
Letzten Endes ist es fast immer eine Kostenfrage, und die könnt ihr nur ganz individuell klären. Was sind eure Wünsche, welche Mittel stehen dem gegenüber? Und können diese Wünsche mit einem Fertighaus realisiert werden oder bedarf es der Planung durch einen Architekten?