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Holz, Bitumen, Stahl: Preise für Baumaterial steigen weiter


Lieferengpässe und steigende Preise: Die Corona-Krise sorgt für teils drastische Preissteigerungen bei Baumaterialien. Vor allem bei Holz, Bitumen und Stahl müssen Bauherren tiefer in die Tasche greifen.

  1. Welche Baumaterialien teurer wurden
  2. Preise für Baumaterial: Fertighäuser besonders stark betroffen
  3. Verbände schlägen Alarm
  4. Gründe für den Preisanstieg bei Baumaterial
  5. Folgen der hohen Preise und Lieferschwierigkeiten für Bauherren

Innerhalb des letzten Jahres sind die Preise für Baumaterial stark gestiegen. Ursache dafür sind nach Angaben des Statistischen Bundesamtes (Destatis) die gesteigerte Nachfrage während Corona und Lieferengpässe bei vielen Rohstoffen. Im Mai 2021 lagen daher die Erzeugerpreise bei vielen Baustoffen deutlich über den Preisen im Vorjahresmonat.

Welche Baumaterialien teurer wurden

Spitzenreiter bei den Preisen für Baumaterialien war im Mai 2021 Konstruktionsvollholz mit einer Preissteigerung von 83,3 Prozent. Neben Bauholz stiegen auch die Erzeugerpreise für Stahl und Dämmmaterialien deutlich:

Preissteigerungen bei ausgesuchten Baumaterialien von Mai 2020 bis Mai 2021
BaustoffPreissteigerung in Prozent
Konstruktionsvollholz83,3
Bitumen aus Erdöl63,9
Dachlatten45,7
Betonstahl in Stäben, warmgewalzt44,3
Bauholz38,4
Halbzeug aus Kupfer und Kupferlegierungen37,7
Betonstahlmatten30,4
Dämmplatten aus Kunststoff30,4
ERZEUGERPREISE INSGESAMT7,2
Kies und Sand4,8
Mauerziegel2,2
Dachziegel2,2
Frischbeton (Transportbeton)1,7
Gipserzeugnisse für den Bau1,4

Wie dramatisch sich die Baumaterialien insgesamt verteuert haben, zeigt der durchschnittliche Anstieg der Erzeugerpreise. Im Mai 2021 lag das Plus im Vergleich zum Mai 2020 bei 7,2 Prozent. Dies war der höchste Anstieg gegenüber dem Vorjahresmonat seit Oktober 2008 (+7,3 Prozent.). Damals zogen die Preise aufgrund der drohenden Finanz- und Wirtschaftskrise drastisch an.

Preistreibend wirken sich auch die gestiegenen Erdölpreise aus: Bitumen auf Erdölbasis, das unter anderem zur Abdichtung von Dächern, Gebäuden und Fundamenten gegen das Eindringen von Wasser verwendet wird, verteuerte sich demnach um 63,9 Prozent.

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Preise für Baumaterial: Fertighäuser besonders stark betroffen

Besonders betroffen von den Preissteigerungen beim Holz sind die Fertighaus-Hersteller. Bei 88,1 % der Baugenehmigungen im Fertighausbau setzten die Bauherren im Jahr 2020 auf Holz als Baustoff.

Aber auch im herkömmlichen Wohnungsbau macht Holz einen großen Posten bei den Baumaterialien aus. Laut Destatis verwendeten im Jahr 2020 fast ein Viertel (23,1 Prozent) der Bauherren von Ein- und Zweifamilienhäusern Holz für tragende Konstruktionen. Zum Vergleich: Im Jahr 2010 lag der Anteil der Holzbauweise unter den Ein- und Zweifamilienhäusern noch bei 16,7 Prozent.

Baugenehmigung-Dauer: Eingerüsteter Rohbau eines Einfamilienhauses.
Die stark gestiegenen Preise für Baumaterialien können in Extremfällen zu längeren Verzögerungen auf der Baustelle führen.

Verbände schlägen Alarm

Viele im Baugewerbe organisierten Verbände schlagen angesichts der Entwicklung Alarm. So. beklagt der Bundesverband Farbe Gestaltung Bautenschutz "eine beispiellose Welle von Preiserhöhungen bei Rohstoffen und Materialien für den Ausbau". Und der Präsident des Zentralverbandes Heizung, Sanitär, Klima sieht die Preisspirale überdreht.

Teilweise gebe es außerdem Lieferschwierigkeiten, sagt der Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands Deutsches Baugewerbe, Felix Pakleppa. Auch vom Verband für Dämmsysteme, Putz und Mörtel (VDPM) heißt es, dass Hersteller von Wärmedämm-Verbundsystemen, Putzen und Mörtel seit geraumer Zeit nicht nur über Lieferschwierigkeiten bei wichtigen Rohstoffen, sondern auch über kräftige Preissteigerungen berichten.

Gründe für den Preisanstieg bei Baumaterial

Felix Pakleppa begründet die derzeitige Preisentwicklung mit der Corona-Pandemie: "Im Zusammenhang mit der weltweiten Ausbreitung der Pandemie wurden im ersten Halbjahr 2020 infolge des Nachfrageeinbruchs weltweit Produktionskapazitäten heruntergefahren. Insbesondere mit dem Anspringen der Konjunktur in China im dritten Quartal 2020 wuchs die Nachfrage schneller, als weltweit die Produktionskapazitäten wieder hochgefahren werden konnten." Das Anfahren der Produktionskapazitäten sei zudem durch den Wintereinbruch in den USA erschwert worden.

Bei den stark regional, das heißt in Deutschland beziehungsweise Europa produzierten und verbrauchten mineralischen Baustoffen, folge die stetige Aufwärtsentwicklung der Einkaufspreise für Kies, Sand, Zement und Beton der starken Baukonjunktur.

Die Gründe, die die Rohstofflieferanten für die Preisanstiege anführen, sind vielfältig: Lieferengpässe durch Corona-bedingte Ausfälle in der Logistik, unerwartete Verschiebungen der internationalen Nachfrage, Stilllegungen und Unfälle in Fabriken. Das Malerhandwerk glaubt nicht an Zufälle: "Es mag Lieferprobleme geben. Aber wir haben den Verdacht, dass einige Produzenten von Rohstoffen und Vorprodukten die Pandemie nutzen, um ihre Rendite zu verbessern", so Dietmar Ahle, das für Technik und Märkte zuständige Vorstandsmitglied des Bundesverbandes Farbe Gestaltung Bautenschutz.

Das Handwerk befürchtet, dass die Preise für Baumaterial auch nach der Krise nicht mehr auf den alten Stand zurückfallen werden. Wer bauen oder sanieren will, müsse sich also auf langfristig deutlich höhere Baukosten einstellen.

Folgen der hohen Preise und Lieferschwierigkeiten für Bauherren

Wer gerade ein Haus baut, muss mit Verzögerungen auf der Baustelle rechnen. Vor allem Zimmereien fehlt das Bauholz. Lieferengpässe von mehreren Wochen sind an der Tagesordnung.

Es könnte auch eine Pleitewelle bei den Handwerksbetrieben geben. "Unsere Betriebe können den Preisanstieg nicht abpuffern, in den Verträgen mit den Kunden ist dafür kein Spielraum", sagt Dietmar Ahle vom Bundesverband Farbe Gestaltung Bautenschutz.

Glücklich sind die Bauherren, die zu Baubeginn schon einen Festpreis ausgehandelt haben. Das ist beispielsweise beim Bau eines Fertighauses der Fall, wo – abhängig von der Ausstattung – ein Festpreis vertraglich garantiert wird. Die Mehrkosten können die Baufirmen dann nicht einfach eins zu eins an sie übertragen.

Anders sieht das aus, wenn Firmen eine Preiszeitklausel in ihre Angebote eingebaut haben.

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