Immer mehr Bauherren in Deutschland entscheiden sich für Fertighäuser: Die Fertigbau-Branche freut sich über den hohen Fertighaus-Anteil, doch die Marktlage ist schwierig. Wir liefern eine Übersicht über den Fertighaus-Markt Deutschland.
Häuser in Fertigbauweise werden in Deutschland immer beliebter. Der Anteil an Fertighäusern bei den genehmigten Ein- und Zweifamilienhäusern lag 2022 bei 23,5 Prozent, teilt der Bundesverband Deutscher Fertigbau (BDF) mit. Im Jahr 2022 genehmigten deutsche Gemeinden insgesamt 91.975 neue Ein- oder Zweifamilienhäuser. 21.646 davon waren Fertighäuser.
Um die Jahrtausendwende hatte der Fertighaus-Anteil noch bei 13,5 Prozent gelegen, erst seit 2013 geht es steil bergauf. "Ziel der Fertigbau-Branche ist, in den nächsten zwei Jahren einen Marktanteil von bundesweit 25 Prozent zu erreichen", teilte der BDF mit.
Das Statistische Bundesamt gibt hingegen den Fertighaus-Anteil mit 22,8 Prozent an. Die Datengrundlage sind hier nicht die Baugenehmigungen, sondern die tatsächlich fertiggestellten Häuser.
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Hoher Fertighaus-Anteil im Süden
Besonders in Baden-Württemberg und Hessen entscheiden sich Bauherren oft für Fertighäuser. Dort liegt der Anteil bei 39,0 Prozent beziehungsweise 35,5 Prozent.
Traditionell habe der Fertigbau in Süddeutschland eine stärkere Marktposition, heißt es vom BDF. Das zeigt sich auch im Vergleich der Bundesländer 2022. Schlusslicht mit einem Marktanteil von unter zehn Prozent sind die Bundesländer Niedersachsen (9,6 Prozent), Bremen (4,8 Prozent) und Hamburg (4,5 Prozent).
Fertighaus-Hersteller zeigen sich findig, um die magische Grenze von 300.000 Euro zu unterbieten: Hieß es in den vergangenen Jahren "größer, höher, luxuriöser", tauchen nun vermehrt kleinere Häuser und auch Doppelhäuser in den Katalogen auf.
Auf die Baukosten pro Quadratmeter hat dies freilich keine Auswirkung: Unter 3.000 Euro lässt sich derzeit kaum noch schlüsselfertig bauen. Die durchschnittlichen Fertighaus-Preise belaufen sich auf etwa 450.000 Euro.
Auf dem Fertighaus-Markt werden jährlich mehrere Milliarden Euro Umsatz gemacht – ein Riesengeschäft. Mit der Nachfrage der Bauherren steigt das Angebot der Fertighaus-Hersteller. Wie viele verschiedene Fertighäuser-Typen in Deutschland existieren, lässt sich nur schwer bemessen. Zählt man auch noch die Tiny Houses mit, die stark im Trend liegen, sind es wahrscheinlich über 3.000 verschiedene Fertighäuser.
Leider gibt es auch keine Aufstellung über die größten Fertighaus-Hersteller. Wir versuchen einen groben Überblick zu geben:
Gemessen an den errichteten Häusern pro Jahr dominiert die deutsche Fertighausholding (DFH), zu der Massa Haus, Allkauf und Okal gehören. Rund 3.200 Bauvorhaben waren es im Jahr 2020.
Wohlgemerkt: Die Zahlen stammen aus der Niedrigzinsphase. Branchenkenner befürchten, dass sich die Anzahl gebauter Fertighäuser ab 2024 halbieren dürfte. Lag der Auftragseingang zum Beispiel bei SchwörerHaus jahrelang bei 1.000 Häusern, waren es laut WirtschaftsWoche 2022 nur noch 700, 2023 dürften es bei weniger als 500 Neuaufträge bleiben.
Schwierige Situation am Fertighaus-Markt
Noch profitiert die Fertighaus-Branche von den gefüllten Auftragsbüchern aus den Vorjahren. Doch angesichts der stark gestiegenen Bauzinsen, der geringen Neubau-Förderung und der hohen Inflation ist die Nachfrage massiv gesunken. Die Anzahl der Baugenehmigungen ist stark rückläufig. Das wird zunehmend zum Problem für die Fertighaus-Hersteller.
Der BDF behauptet zwar gegenüber der WirtschaftsWoche: "Unsere Unternehmen sind bis Mitte 2024 ausgelastet." Der Konkurrenzverband, der Deutsche Holzfertigbau-Verband (DHV), sprach im Sommer 2023 zurückhaltender von vier bis neun Monaten.
Einer Umfrage des ifo-Instituts zufolge spitzt sich die Lage im Wohnungsbau zu. Im August 2023 berichteten 20,7 Prozent der befragten Bauunternehmen von abgesagten Projekten.
"Die Stornierungen im Wohnungsbau türmen sich zu einem neuen Höchststand auf", sagte Klaus Wohlrabe, Leiter der ifo-Umfragen. "Seit Beginn der Erhebung 1991 haben wir noch nichts Vergleichbares beobachtet. Die Verunsicherung im Markt ist riesig."
Erste Fertighaus-Anbieter mussten bereits aufgeben. Im März 2023 meldete Davinci Haus Insolvenz an. Im August wurde klar, dass es für das Traditionsunternehmen nicht weitergeht. "Das Risiko weiterer Insolvenzen besteht", teilt der DHV gegenüber der WiWo mit. "Es könnte sein, dass auch der eine oder andere renommierte Hersteller Insolvenz beantragen muss."
2022 wurden zwar nur 706 Mehrfamilienhäuser als Fertighäuser gebaut. Die Zahl dürfte mittelfristig steigen. Politisch sind einfache, schnelle Baulösungen gewünscht. Und die Hersteller rüsten mit entsprechenden Fertigungshallen und Maschinen auf.