Moderne Häuser sind so dicht gebaut, dass zu wenig Luft ausgewechselt wird. Die Folge: Die Raumluft ist oft nicht die beste. Und Altbauten haben häufig ein Feuchtigkeitsproblem. Die Lösung kann eine zentrale Lüftungsanlage sein. 

Gut zu wissen: Für die automatische Lüftung von Wohnräumen gibt es zwei verschiedene Systeme: zentrale und dezentrale Lüftungsanlagen. Letztere lassen sich in jedem Raum individuell und flexibel installieren. Zentrale Lüftungsanlage hingegen werden an einem Ort fest verbaut und eignen sich besonders in großflächigen Wohneinheiten, vor allem in Neubauten. 

In diesem Artikel zeigen wir euch, wann eine zentrale Lüftungsanlage für euch in Frage kommt, welche Vorteile und Nachteile sie hat und welche Kosten damit verbunden sind. Alles, was ihr über dezentrale Lüftungsanlagen wissen müsst, erfahr ihr hier.

Was bringt eine zentrale Lüftungsanlage?

In Häusern, in denen eine Anlage zur kontrollierten Wohnraumlüftung ihren Dienst verrichtet, lebt es sich gesünder. Die Schadstoff­be­lastung der Raumluft ist dort deutlich niedriger.

Das hat eine österreichische Studie zur Bewohnergesundheit und Raumluftqualität in energieeffizienten Neubauten bewiesen. Ver­glichen wurde die Schadstoffbelas­tung in Häusern mit kontrollierter Wohn­raum­lüftung und ohne.

Das Ergebnis hätte nicht klarer ausfallen können: Ob Kohlendioxid, Formal­dehyd oder flüchtige organische Verbindungen, kurz VOC – in den Häusern mit automatischer Wohnraumlüftung war die Belas­tung signifikant niedriger.

Auch bei einem weiteren Aspekt der Gesundheit kann eine zentrale Lüftungsanlage hilfreich sein: beim Schutz vor Lärm. An stark befahrenen Straßen, inmitten der Großstadt oder in einer Einflugschneise sorgt die Anlage für frische Luft, ohne dass durch geöffnete Fenster eine Lärmbelästigung entsteht.

Außerdem profitieren Allergiker sehr, wenn dank der kontrollierten Lüftung deutlich weniger Staub und Pollen in die Wohnräume gelangen.

Wie funktioniert eine zentrale Lüftungsanlage?

Eine zentrale Lüftungsanlage steuert die Be- und Entlüftung eines Gebäudes oder einzelner Räume automatisch. Die Steuerung der Anlage ähnelt einem Heizkessel und wird zentral im Keller oder im Dachgeschoss verbaut. Ein Luftkanalsystem führt die Luft dann vollautomatisiert durch das ganze Haus.

Somit ist eine effektive Grundlüftung garantiert. Ihr könnt die Leistung der Anlage zusätzlich eurem tatsächlichen Frischluftbedarf anpassen, das Öffnen der Fenster zum Stoßlüften ist natürlich auch noch jederzeit möglich. 

Lest dazu auch: Fenster öffnen trotz Lüftungsanlage – darf man das?

Zentrale Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung führen bei niedrigen Außentemperaturen die kühle Außenluft durch Wärmerückgewinnung als warme Zuluft in die Innenräume. Die Funktion kehrt sich bei sommerlichen Außentemperaturen um: Durch den integrierten Wärmetauscher wird die warme Zuluft heruntergekühlt.

Darüber hinaus sind die Lüftungsanlagen mit Filtern ausgerüstet, die Pollen, Staub und Insekten draußen halten.

Infografik Zentrale Lüftungsanlage

Was für zentrale Lüftungsanlagen gibt es?

Zentrale Lüftungsanlagen werden meist in Neubauten eingebaut. Denn hier lässt sich das Luftkanalsystem schon während der Bauphase installieren. Man unterscheidet bei der zentralen Wohnraumlüftung reine Abluftanlagen sowie kombinierte Zu- und Abluftsysteme.

  • Bei der Abluftanlage wird die verbrauchte Luft aus Fluren, Abstell- und Feuchträumen wie Küche und Bad/WC nach draußen abgezogen. Über spezielle Außenluftdurchlasselemente gelangt frische Außenluft in die Wohnräume. Das können zum Beispiel Fensterventile sein, die verdeckt in den Blendrahmen eingebaut werden.
  • Bei einem kombinierten Zu- und Abluftsystem ist ein Zentral-Lüftungsgerät mit zwei Ventilatoren das Herzstück der Anlage. Der Abluftventilator zieht die verbrauchte Luft aus Feuchträumen wie Bad und Küche ins Freie. 

    Und der Zuluftventilator transportiert frische Luft in die Wohn- und Schlafräume. Damit das funktioniert, müssen Innentüren entweder mit Durchströmgittern versehen werden oder es muss einen Abstand zwischen Türunterkante und Boden geben.

Was bringt eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung?

In der kalten Jahreszeit kann der kontrollierte Luftaustausch durch eine zentrale Lüftungsanlage zu erheblichen Wärmeverlusten führen. Denn durch die Abluftanlage wird warme Luft nach außen transportiert, während kalte Luft nach innen gelangt. 

Das lässt sich vermeiden, wenn die Lüftungsanlage mit einer Wärmerückgewinnung ausgerüstet ist. Vorteile der Wärmerückgewinnung: Sie wärmt die angesaugte Frischluft vor.

Diese Aufgabe übernimmt ein integrierter Gegenstromwärmetauscher, der die Wärme der ausströmenden Luft aufnimmt und sie auf die kalte Luft, die von draußen einströmt, überführt. Dadurch können 75 bis 90 Prozent der Abluftwärme auf die Zuluft übertragen werden.

Ist eine Lüftungsanlage im Neubau Pflicht?

Ob eine Lüftungsanlage Pflicht ist, entscheidet der Fachmann. Für Neubauten oder bei Modernisierungen mit so genannten lüftungstechnisch relevanten Änderungen (zum Beispiel Fensteraustausch, Wärmedämmung) muss nach DIN 1946-6 für jede Nutzungseinheit (Wohnung) ein Lüftungskonzept erstellt werden. Dabei prüft ein Experte, ob lüftungstechnische Maßnahmen notwendig sind, und wählt gegebenenfalls ein geeignetes Lüftungssystem aus.

Da energieoptimierte Gebäude wie beispielsweise Passivhäuser möglichst luftdicht sein müssen, reicht der natürliche Luftwechsel nicht aus, um eine gute Raumluftqualität und den Abtransport der Luftfeuchtigkeit zu gewährleisten. Eine zentrale Lüftungsanlage hilft, die Wärmeverluste über die Fensterlüftung zu minimieren und die Energiekosten weiter zu reduzieren. 

Vorteile einer zentralen Lüftungsanlage

  • Eine zentrale Lüftungsanlage sorgt für eine kontinuierliche Zufuhr von Frischluft.
  • Die zentrale Lüftungsanlage ist in das das Gesamtsystem des Hauses eingebunden.
  • Eine intelligente Sensorik, die eine bedarfsgeführte Lüftung im Haus ermöglicht, ist verfügbar.
  • Eine zentrale Lüftungsanlage ist förderfähig. 
  • Eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung spart Heizkosten.

Nachteile der zentralen Lüftungsanlage

  • Es ist oft schwierig, die Räume mit einer zentralen Lüftungsanlage unterschiedlich zu temperieren.
  • Die Filter einer zentralen Lüftungsanlage müssen regelmäßig gewechselt werden, sonst können sich mit der Zeit Milben ansiedeln, die mit der frischen Luft in allen Räumen verteilt werden. Diese können Atemwegserkrankungen beziehungsweise Allergien auslösen. In unzureichend gewarteten Wärmetauschern treten außerdem gelegentlich Legionellen auf, die ebenfalls gesundheitliche Probleme verursachen können.
  • Eine zentrale Lüftungsanlage ist mit hohen Investitions- und höheren Betriebskosten verbunden im Vergleich zur dezentralen Wohnraumlüftung.
  • Im Gegensatz zu einer dezentralen Lüftungsanlage braucht die zentrale Wohnraumlüftung durch das komplexe Rohrsystem mehr Platz.
  • Die Installation einer zentralen Lüftungsanlage ist unflexibel und deshalb in Altbauten oft ungeeignet oder gar nicht umsetzbar. 
Lüftungsanlagen
Die Zentraleinheit der Lüftungsanlage steht meistens im Keller oder in einem Abstellraum.

Welche zentrale Lüftungsanlage ist die beste?

Welche zentrale Lüftungsanlage für euch die beste ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Grundsätzlich solltet ihr bei der Anschaffung auf ein paar Dinge achten: 

  • Energieeffizienz: Seit dem 1. Januar 2016 gibt es für Wohnungsentlüftungsgeräte ein Energieeffizienzlabel, wie man es von vielen Haushaltsgeräten bereits kennt. Geräte der Klasse G entsprechen dem klassischen Fensterlüften mit all seinen Wärmeverlusten. Die höchste Stufe A+ zeichnet Geräte aus, die mehr als 42 Kilowattstunden Primärenergie im Jahr pro Quadratmeter einsparen.
  • Luftfördermenge: Achtet außerdem auf die maximale stündliche Luftfördermenge. Orientiert man sich an der DIN 1946-6 (Wohnraumlüftung), so ist von einem Luftbedarf zwischen 20 und 30 m3/h und Person auszugehen.
  • Lautstärke: Die zentrale Lüftungsanlage sollte mit sehr leisen Ventilatoren ausgestattet sein. Außerdem muss das System schallentkoppelt installiert werden, damit es keine Geräuschübertragung auf die umliegenden Räume gibt.
  • Verschlussmöglichkeit: Die zentrale Lüftung muss bei starker Rauchentwicklung durch Brände oder bei Schadstoffbelastung der Luft nach Umweltunfällen geschlossen werden können. Bei der Aufforderung "Alle Fenster und Türen sind geschlossen zu halten" müssen sich Lüftungsanlagen manuell oder über geeignete technische Möglichkeiten verschließen lassen.
Lüftungsanlagen
Leise und laufruhig fällt eine eingebaute zentrale Lüftungsanlage kaum auf

Was kostet eine zentrale Lüftungsanlage?

Je nach Bauvorhaben sind unterschiedliche Systeme sinnvoll: Reine Abluftanlagen kosten für einen Neubau ab etwa 8.000 Euro. Empfehlenswert sind Anlagen mit Wärmerückgewinnung. Denn diese sind in das Heizungssystem eingebunden. Da sie der Abluft Energie entziehen, erhöhen sie die Effizienz und kosten circa 12.000 bis 15.000 Euro.

Aber Achtung: Im Altbau kann die Installation einer zentralen Lüftungsanlage mit zusätzlichen Kosten von mehreren tausend Euro verbunden sein, da die Luftkanäle nachträglich eingebaut werden müssen.

Dazu kommen noch die laufenden Kosten der Anlage. Die Stromkosten sind bei einer zentralen Lüftungsanlage bis zu acht Mal höher als beispielsweise bei einer dezentralen Lüftungsanlage. Und auch die Wartungskosten bewegen sich ungefähr auf dem Niveau einer normalen Heizungswartung.

Besonders für Anlagen mit Wärmerückgewinnung gilt, dass der Aufwand für Installation und Energie in einem sinnvollen Verhältnis zur zurückgewonnenen Wärme stehen sollte. Im Vorfeld empfiehlt sich deshalb immer eine Wirtschaftlichkeitsberechnung durch den Fachmann. Ihr könnt euch hierzu auch von unseren Experten beraten lassen.

Wird eine zentrale Lüftungsanlage gefördert?

Ihr könnt für den Einbau einer Lüftungsanlage Fördermittel beantragen, entweder als Zuschuss oder als Kredit mit Tilgungszuschuss.

Es gibt grundsätzlich zwei Förderungen: Die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG WG) und die Bundesförderung mit Einzelmaßnahmen (BEG EM).

BAFA Zuschuss für die zentrale Lüftungsanlage

Reine Zuschüsse für die Einzelmaßnahme erhaltet ihr vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA). Hier bekommt ihr bis zu 20 Prozent der Kosten für die Erstinstallation, den Austausch oder die Optimierung von Lüftungsanlagen. Gefördert werden Neubauprojekte und Sanierungen von Bestandsgebäuden.

Das BAFA übernimmt für lüftungstechnische Einzelmaßnahmen maximal 15 Prozent der förderfähigen Kosten. Zusätzlich gibt es fünf Prozent iSFP-Bonus. Der steht euch zu, wenn die zentrale Lüftungsanlage Teil eines individuellen Sanierungsfahrplans ist. Diesen iSFP erhaltet ihr bei einer professionellen Energieberatung, auch online über Wohnglück. 

Die Fördersumme vom BAFA beträgt mindestens 2.000 Euro und maximal 60.000 Euro pro Wohneinheit und Jahr. 

Aber Achtung: Damit ihr die BAFA-Förderung für Lüftungsanlagen erhaltet, müssen einige Bedingungen erfüllt sein: 

  • Die Förderung könnt ihr nur vor dem Einbau beantragen. 
  • Ihr müsst einen zertifizierten Energie-Effizienz-Experten einbinden. Lest hier, wie ihr eine gute Energieberatung findet und was ein Energieberater kostet.
  • Die Lüftungsanlage muss bestimmte technische Voraussetzungen erfüllen. 

Tipp: Wenn ihr die Lüftungsanlage als Klimaanlage nutzen wollt, ist es sinnvoll, sie mit einer Wärmepumpe zu kombinieren. Beide Anlagen erhalten jeweils eine eigene Förderung.

KfW Kredit für zentrale Lüftungsanlagen

Die KfW vergibt im KfW-Programm "BEG Wohngebäude - 261 Kredit" zinsgünstige Kredite bis zu 150.000 Euro und zusätzliche Tilgungszuschüsse für Sanierung und Kauf. Voraussetzung ist, dass der Effizienzhaus-Standard erreicht wird. 

Tipp: Wer die zentrale Lüftungsanlage aus eigener Tasche finanziert und keinen Förderantrag stellt, kann den Steuerbonus für Sanierungskosten nutzen.

Hier erfahrt ihr mehr zum Thema Förderung: Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG): Fördersummen, Konditionen, Anträge

Fazit: Lohnt sich eine zentrale Lüftungsanlage für mich?

Wenn ihr neu baut oder euren Altbau komplett saniert, dann kann sich eine zentrale Wohnraumlüftung wirklich lohnen. Gerade die Möglichkeit der vollautomatisierten Klimatisierung in Verbindung mit den Filtertechniken ist reizvoll.

Allerdings sind die Anlagen nicht günstig und auch bei der Wartung und den laufenden Kosten muss man im Blick haben, dass weitere Kosten entstehen. Im Gegensatz zu dezentralen Lüftungsanlagen haben zentrale Lüftungsanlagen allerdings einen großen Vorteil: Sie sind arbeiten noch effizienter und unauffälliger. Dafür ist die Installation weniger flexibel, so dass die zentrale Lüftungsanlage nicht bei jedem Bestandsgebäude umsetzbar ist.

Wenn ihr euch für die kleine und schnelle Lösung für bessere Raumluft interessiert, schaut doch mal in unseren Artikel über mobile Luftreiniger rein. Und wenn ihr ein Schimmelproblem bekämpfen wollt, dann könnte auch ein Luftentfeuchter etwas für euch sein.

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