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Hausstaubmilben: Alle Infos & 15 Tipps bei einer Milbenallergie


In jedem Haushalt gibt es winzige "unsichtbare" Mitbewohner, deren Gegenwart sich erst durch Allergien bemerkbar macht: Wer gegen Hausstaubmilben allergisch ist, hat meist das ganze Jahr mit ihnen zu tun. Die wichtigsten Infos und Tipps, was ihr gegen Milben tun könnt.

  1. Wie sehen Hausstaubmilben aus?
  2. Lebensraum von Hausstaubmilben
  3. Wann gibt es die meisten Hausstaubmilben?
  4. Wovon ernähren sich Milben?
  5. Wodurch wird eine Hausstaubmilbenallergie ausgelöst?
  6. Häufige Symptome bei einer Hausstauballergie durch Milben
  7. Der liebste Lebensraum von Hausstaubmilben: Das Bett
  8. 15 Tipps zur Vorbeugung einer Hausstaubmilben-Allergie
  9. Helfen Anti-Milbenmittel wirklich gegen Milben?

In Deutschland leiden etwa sieben Prozent der Bevölkerung an einer ganzjährigen Hausstaubmilbenallergie, so Schätzungen von Wiesbadener Wissenschaftlern. Die Symptome führen nicht selten zu chronischen Erkrankungen, wenn keine Maßnahmen ergriffen werden. Weshalb hauptsächlich der Kot der Hausstaubmilben für Allergiker so gefährlich ist und mit welchen Maßnahmen ihr einer Hausstaubmilben-Allergie entgegenwirken könnt, erfahrt ihr in diesem Ratgeber.

Wie sehen Hausstaubmilben aus?

Der Begriff "Hausstauballergie" ist weit verbreitet, medizinisch ist das aber nicht ganz korrekt. Denn allergieauslösend ist gar nicht der Staub, sondern die darin lebenden Hausstaubmilben beziehungsweise ihr Kot.

Die kleinen Spinnentiere sind mit dem bloßen Auge kaum zu erkennen, denn sie sind gerade einmal 0,1 bis 0,5 Millimeter groß. In einem Gramm Hausstaub können demnach tausende Milben leben. In Deutschland sind vor allem zwei Arten relevant:

  • Europäische Hausstaubmilbe (Dermatophagoides pteronyssinus)
  • Amerikanische Hausstaubmilbe (Dermatophagoides farinae)

3D Render einer Hausstaubmilbe

Lebensraum von Hausstaubmilben

Hausstaubmilben lieben es warm und feucht, man findet diese Milbenart deshalb hauptsächlich in Matratzen, also dort wo ein direkter Kontakt zum Menschen besteht. Weitere beliebte Aufenthaltsorte:

  • Teppiche
  • Polstermöbel
  • Kuscheltiere

Am besten können die Milben bei Temperaturen zwischen 20 und 30 Grad und einer relativen Luftfeuchte von 65 bis 80 Prozent wachsen. Der Kot der Milben vermischt sich dann mit anderen Bestandteilen zu Hausstaub, woher das Tier seinen Namen hat.

Weitere Bestandteile im Hausstaub nennt der Allergieinformationsdienst:

  • Textilfasern
  • Pilzsporen
  • Bakterien
  • Nahrungsmittelreste
  • menschliche und tierische Hautschuppen (bei Haustieren)
  • Federn
  • Haare

Wann gibt es die meisten Hausstaubmilben?

Pro Tag kann eine Hausstaubmilbe etwa ein Ei legen, auf ihre Lebenszeit hochgerechnet (circa zwei bis vier Monate) können das bis zu 300 Nachkommen sein. Hauptvermehrungszeit von Milben ist von Mai bis Oktober, dann herrschen für sie ideale Lebensbedingungen.

Beginnt im Herbst die Heizperiode, sinkt die relative Luftfeuchtigkeit und ein Großteil der Milben stirbt ab. Dann ist die Belastung durch angesammelte Exkremente und zusätzlich frei werdende Allergene am höchsten. Folglich sind bei Hausstaubmilben-Allergikern die Beschwerden dann auch am stärksten.

Wovon ernähren sich Milben?

Milben ernähren sich hauptsächlich von menschlichen und tierischen Hautschuppen. Aber auch von Schimmelpilzen und Bestandteilen von Mehlprodukten. Dabei produzieren sie täglich fast das Doppelte ihres eigenen Körpergewichts an Kot. Das entspricht in ihrem Leben also ungefähr der 200-fachen Menge ihres eigenen Körpergewichts.

Wodurch wird eine Hausstaubmilbenallergie ausgelöst?

Eine Hausstaubmilbenallergie ist kein Anzeichen dafür, dass es bei euch zu Hause besonderes dreckig ist. Es gibt keinen Haushalt, der völlig staubfrei und somit frei von Milben ist.

Allergisches Potenzial besitzt aber nicht der Staub an sich, sondern die Eiweißstoffe aus dem Panzer abgestorbener und zerfallener Milben und hauptsächlich der Milbenkot. Die kleinen Kotbällchen zerfallen mechanisch in kleinste Teilchen. Sie sind so leicht, dass sie mit dem Hausstaub aufgewirbelt werden können und stundenlang in der Atemluft herumschweben können. Durch viel Bewegung im Raum entsteht ein Luftzug, der die allergenhaltigen Partikel zusätzlich aufwirbelt und in der Luft hält.

Kommen die Partikel mit eurem Körper in Kontakt, zum Beispiel über die Nasenschleimhaut oder Augenbindehaut, reagiert er gereizt. Fast so, als würden die harmlosen Allergene eine gesundheitliche Bedrohung für ihn darstellen. Beim ersten Kontakt passiert vielleicht noch nichts, bei weiteren Kontakten reagieren die bereits gebildeten Antikörper dann aber mit den Allergenen. Dabei werden Histamine freigesetzt, die zu Entzündungen führen können.

Häufige Symptome bei einer Hausstauballergie durch Milben

Eine Allergie ist eine fehlgesteuerte Überreaktion des natürlichen Abwehrsystems unseres Körpers. Bei einer Hausstaubmilben-Allergie ähneln die Symptome anfangs meist sehr stark denen einer Pollenalllergie. Bei einer Hausstaubmilbenallergie treten die Symptome jedoch meist ganzjährig auf, mit einem Höhepunkt zu Beginn der Heizperiode.

Zu den häufigsten Symptomen einer Milbenallergie zählen:

  • entzündete Nasenschleimhaut
  • dauerhaft verstopfte Nase
  • Niesreiz bei Staubentwicklung
  • trockener Reizhusten
  • Gefühl von "Verschleimtheit"
  • Druckgefühl in der Brust

Doch es gibt auch Symptome, die oft nicht sofort mit einer Hausstauballergie und Hausstaubmilben in Verbindung gebracht werden:

  • unruhiger oder gestörter Schlaf, infolgedessen Müdigkeit
  • Abgeschlagenheit
  • Gereiztheit und Anspannung
  • anhaltende Atemwegsinfekte und allergisches Asthma
  • ständiges Räuspern
  • Juckreiz, Nesselsucht (Urticaria) auf der Haut oder Neurodermitis-Schübe
  • Haut- und Augenreaktionen
  • Kopfschmerzen

Die Symptome treten hauptsächlich in der Nacht und am Morgen auf, denn im Schlaf ist man den Allergenen der Milben auf der Matratze am stärksten ausgesetzt. Behandelt ihr die Symptome nicht, kann sich das bei einer Allergie über Jahre hinweg zu einem sogenannten "allergischen Marsch" entwickeln.

Kurz zusammengefasst: Wer im Säuglingsalter bereits eine Allergie entwickelt und diese nicht behandelt, kann im Laufe des Lebens weitere Allergien wie Bronchialasthma oder Nahrungsmittelallergien bekommen. Der Ausprägungsgrad einer Hausstauballergie kann sich während des allergischen Marsches entweder verbessern, gleich bleiben oder sich verschlechtern.

Der liebste Lebensraum von Hausstaubmilben: Das Bett

Wie eingangs schon erwähnt, mögen Milben es gerne warm und feucht. Der ideale Ort zum Leben ist für Hausstaubmilben deshalb das Bett. Körperwärme und Schweiß sorgen für eine erhöhte Luftfeuchtigkeit im Schlafzimmer und im Bett. Dazu kommen Hautschuppen, die wir jede Nacht verlieren und von denen sich die Milben ernähren. Ein Mensch verliert jeden Tag circa ein bis zwei Gramm davon. Das reicht laut Deutscher Lugenstiftung aus, um 1,5 Millionen Hausstaubmilben zu ernähren. Im Bett entsteht also regelrecht ein Paradies für die kleinen Spinnentiere.

Mit allergiedichten Matratzenbezügen der Hausstauballergie vorbeugen

Die wichtigste Maßnahme bei einer Hausstauballergie ist deshalb eine richtige Bett-Sanierung. Das gesamte Bettzeug solltet ihr regelmäßig bei mindestens 60 Grad waschen. Dazu empfehlen Ärzte und auch der Deutsche Allergie- und Asthmabund sogenannte Encasings zu benutzten. Das sind spezielle allergendichte Bezüge, die den Kontakt zwischen Körper und Allergenen einschränken sollen. Das kann Beschwerden enorm verringern. Ihr findet solche Encasings auch unter dem Begriff Allergikerbettwäsche.

Tipp: Bei einer vom Arzt diagnostizierten Milbenallergie werden die speziellen Matratzenbezüge meist von den Kassen bezahlt. Es lohnt sich also, bei eurer Krankenkasse nachzufragen.

15 Tipps zur Vorbeugung einer Hausstaubmilben-Allergie

Wer unter den oben genannten Symptomen leidet und vielleicht auch schon mit einen Allergietest herausgefunden hat, dass er gegen Hausstaubmilben allergisch ist, sollte versuchen, seinen Haushalt möglichst von Milben zu befreien. Folgende Tipps könnt ihr dabei befolgen:

  1. Teppichböden mehrmals wöchentlich saugen. Dazu solltet ihr spezielle Staubsauger mit eingebautem HEPA-Filter (high efficiency particulate air filter) verwenden. Kurzflorige Teppiche sind besser geeignet als langflorige, da sich die Milben hier schlechter festsetzen können. Mehr Infos findet ihr in unserem Ratgeber "Darauf sollten Allergiker bei Teppichboden achten".
  2. Glatte Böden sind nur dann günstiger als Teppichböden, wenn diese ein bis zwei Mal die Woche feucht gewischt werden. Anfallender Staub kann hier nämlich stärker aufgewirbelt werden als bei Teppichböden.
  3. Verwendet geschlossene Möbel statt offene Regale oder Kleiderstangen.
  4. Verwendet spezielle Allergikerbettwäsche oder sogenannte Encasings für Bettzeug und Matratze.
  5. Wechselt eure Bettwäsche einmal wöchentlich und wascht sie bei mindestens 60, besser 95 Grad. Hierzu eignen sich besonders gut Textilien wie Baumwolle sowie Kissen, Bettdecken und Matratze aus waschbarem Schaumstoff.
  6. Auf Staubfänger verzichten. Dazu zählen zum Beispiel Vorhänge, Kuscheltiere oder Textilien wie Kissen oder Polstermöbel. Wählt lieber abwischbare Möbel aus, zum Beispiel solche mit Lederbezug. Dazu solltet ihr regelmäßig Staub wischen.
  7. Raumluftreiniger können die Allergenbelastung senken. Welche Luftreiniger für Allergiker sich besonders gut eignen, erfahrt ihr in unserem Ratgeber "Luftreiniger für Allergiker: Sagt Staub und Pollen den Kampf an".
  8. Desensibilisierung oder Hyposensibilisierung bei Hausstaubmilben-Allergie: Dabei handelt es sich um eine spezifische Immuntherapie, die es entweder als Spritze oder Tropfen gibt. Lasst euch dazu von eurem Hausarzt beraten.
  9. Der Raum sollte kühl und trocken sein, also eine Luftfeuchte von unter 60 Prozent und einer Raumtemperatur von unter 20 Grad aufweisen. Sorgt für eine niedrige Luftfeuchtigkeit, indem ihr regelmäßig lüftet. Mit einem Hygrometer könnt ihr die Luftfeuchtigkeit messen. Wie ihr für ein gutes Raumklima im Schlafzimmer sorgt, erfahrt ihr in unserem Ratgeber "Richtig lüften: So sorgt ihr für saubere, frische Luft in eurer Wohnung".
  10. Reinigt Kuscheltiere regelmäßig: Mindestens zwölf Stunden bei minus 15 Grad ins Tiefkühlfach legen, anschließend bei 60 Grad waschen. So entfernt ihr Kot und abgetötete Milben.
  11. Urlaub machen in Regionen, die 1.500 Meter über dem Meeresspiegel liegen. Hier kommen deutlich weniger Hausstaubmilben vor.
  12. Antiallergische (Antihistaminika oder Antiallergika) oder antientzündliche Medikamente, wie zum Beispiel Cortison-Nasensprays oder Cortision-Asthmasprays helfen bei einer chronischen Hausstaubmilben-Allergie.
  13. Ärzte empfehlen dazu, keine Tiere und Pflanzen mit Hydrokulturen im Schlafzimmer zu haben. Denn Milben ernähren sich auch von Tierhaaren, Hydrokulturen erhöhen unnötig die Luftfeuchtigkeit.
  14. Belüftungs- und Klimaanlagen solltet ihr regelmäßig auf Schimmelpilze kontrollieren.
  15. Wer einen Schlafanzug trägt, verhindert, dass die Hautschuppen direkt ins Bett gelangen.

Auch wenn Rauchen in der Wohnung keinen direkten Einfluss auf die Hausstauballergene in der Luft hat, kann es zu einer sehr hohen und ungesunden Schadstoffbelastung in der Luft führen. Das solltet ihr also dringend vermeiden. Wer es doch nicht lassen kann, sollte über einen speziellen Luftreiniger nachdenken:

Helfen Anti-Milbenmittel wirklich gegen Milben?

Sie heißen Anti-Milbenmittel oder Anti-Milben-Spray und man soll mit ihnen die Hausstaubmilbenpopulation erfolgreich vernichten können: Solche Akarizide (Pestizide oder Biozide zur Bekämpfung von Milben oder Zecken) enthalten meist Benzylbenzoat oder Tanninsäure. Der Allergieinformationsdienst und auch der Deutsche Allergie- und Asthmabund (DAAB) zweifeln die Wirksamkeit solcher Mittel an: Zwar könnten sie Milben töten, nicht aber deren Milbenkot beseitigen. Und in dem stecken bekanntlich die meisten Allergene. Die genannten Wirkstoffe können dazu selbst allergische Reaktionen auslösen.

Ökotest hat zwölf solcher Mittel einem Test unterzogen. Darunter war auch ein Anti-Milbenmittel, das sogar die Nervengifte Permethrin und Esbiothrin enthielt. Sie können Taubheit, Jucken oder Brennen auslösen.

Das vollständige Testergebnis zu Milbensprays von Ökotest als kostenpflichtiges PDF zum Nachlesen (1 Euro).

Hilft Neemöl oder Niemöl gegen Milben?

Auch der Pflanzenextrakt Neem wird häufig als Mittel gegen Milben angepriesen. Das Öl des Niembaums soll dafür sorgen, dass die Tiere ihr Häutungshormon nicht mehr ausbilden können. Die Inhaltsstoffe sollen dazu das Wachstum, die Entwicklung und Fortpflanzung der Milben verhindern. Es gäbe jedoch nicht ausreichend wissenschaftliche Untersuchungen, die eine Wirksamkeit der Substanz belegen könnten, so der DAAB. Bei Anwendungen auf der Matratze dringt das Öl dazu nicht tief genug ein, um überhaupt wirken zu können. Im Ökotest erhielten die getesteten Niemöl-Produkte sogar "mangelhafte" und "ungenügende" Urteile.

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