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Pollenschutzgitter fürs Fenster: Was bringen sie wirklich?

Schenkt man Hersteller-Informationen von Pollenschutzgittern fürs Fenster Glauben, so scheinen damit für Allergiker schlagartig alle Probleme gelöst. Nicht selten liest man dort, dass Pollengitter bis zu 99 Prozent aller herumfliegenden Gräser und Birkenpollen aus der Wohnung fernhalten können und sie besonders gut bei feinen Brennnessel- und Ambrosiapollen wirken. Doch ist da wirklich etwas dran?

Wir nennen euch Vorteile und Nachteile von Pollenschutzgittern und gehen auf wichtige Kaufkriterien ein. Dazu nennen wir euch zwei Pollenschutz-Alternativen und erklären die Bedeutung des ESCARF-Siegels, das euch bei der Auswahl helfen kann.

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Wie gut sind Pollenschutzgitter für Allergiker?

Pollenschutzgitter können einen Großteil der Pollen aus dem Wohnraum aussperren und somit allergische Symptome reduzieren. Anders als Fliegengitter: Fliegengitter bieten keinen Pollenschutz! Dennoch sollten Pollenfilter fürs Fenster nie alleine, sondern nur als zusätzliche Maßnahme im Kampf gegen Pollen eingesetzt werden. Selbst das beste Pollenschutzgitter kann niemals einen hundertprozentigen Schutz bieten. 

Wichtig: Ein qualitativ hochwertiges Pollenschutzgitter erkennt ihr am ECARF-Siegel, beim Kauf also immer auf das Symbol achten.

Wie funktionieren Pollenschutzgitter?

Pollenschutzgitter (auch Pollengitter oder Pollenfilter) ähneln herkömmlichen Fliegengittern. Der Fadenabstand ist allerdings sehr viel geringer. Die Polyesterfäden sind eng verwebt und leicht gebauscht. Bis zu 20 Mikrometer kleine Pollen sollen darin hängen bleiben und so beim Lüften nicht ins Haus kommen. Generell gilt: Je engmaschiger das Pollengitter, desto höher der Schutz.

Ein Pollenschutzgitter wird im Normalfall ganz einfach mit einem zweiseitigen Klettband am Fensterrahmen befestigt. Zum Reinigen könnt ihr es abnehmen. Anders beim günstigeren Pollenvlies: Das Material ist im Vergleich zum Pollengitter dünner und muss regelmäßig ausgetauscht werden. 

Was bringt ein Pollenschutz fürs Fenster?

Pollenschutzgitter sind für Allergiker eine günstige Methode, um Pollen effektiv aus der Wohnung auszusperren. Viele Gründe sprechen für den Einsatz während der Pollenflugsaison:

  • Pollenschutzgitter sind vergleichsweise günstig in der Anschaffung.
  • Die meisten Materialien lassen sich individuell auf das Maß des Fensters kürzen.
  • Die Montage ist sehr einfach: Mit Klebestreifen, Magnetstreifen oder Klemmhaken ist kein Bohren notwendig.
  • Lüften ist auch trotz Pollenschutz vor dem Fenster möglich.
  • Das Gitter hält nicht nur Pollen fern, es ist gleichzeitig auch Fliegengitter, Insektenschutz und kann Rußpartikel aussperren.
  • Das Netz kann auch als Sonnenschutz dienen.
  • Pollenschutzgitter lassen sich einfach reinigen.

Was sind die Nachteile von Pollenschutzgittern?

Klingt erst einmal überzeugend, doch die Netze im Fensterrahmen bringen auch einige Nachteile mit sich, die wir euch nicht vorenthalten möchten:

  • Je nach Material ist die Durchsicht eingeschränkt.
  • Angeklebte Pollenschutzgitter können sich bei Wind leichter ablösen.
  • Es gibt große Qualitätsunterschiede bei der Abscheideleistung. Die Abscheideleistung gibt an, wie viele Pollen effektiv draußen blieben. Die Qualität ist nicht immer auf den ersten Blick sichtbar.
  • Ein Pollenschutz alleine reicht oft nicht aus, vor allem dann nicht, wenn die Qualität minderwertig ist.

Pollenschutz kaufen: Woran erkenne ich ein gutes Pollengitter?

Die Auswahl an Pollenschutzgittern ist groß. Das richtige zu kaufen, ist dabei gar nicht mal so einfach, denn die Qualität ist oft nicht auf den ersten Blick erkennbar. Worauf ihr beim Kauf achten könnt, haben wir für euch zusammengefasst:

Ist das Pollenschutzgitter waschbar?

Viele Pollenschutzgitter können einfach gereinigt werden, indem ihr sie mit einem feuchten Tuch abwischt oder mit einem Staubsauger leicht absaugt. Einige können sogar vollständig gewaschen werden. Beachtet deshalb immer auch die Herstellerangaben.

Wie wird der Pollenschutz am Fenster befestigt?

Bevor ihr einen Pollenschutz auswählt, prüft, wie ihr ihn an eurem Fenster befestigen könnt. Im Handel findet ihr einfache Pollenschutzgitter oder Pollenschutzvliese zum Kleben, mit Klettband oder Magnetband. Solche Modelle haben jedoch oft den Nachteil, dass Kleberückstände auf dem Fensterrahmen zurückbleiben können, wenn ihr sie wieder abnehmen wollt. Mit welchen Mitteln ihr Kleber am besten von Kunststofffenstern entfernen könnt, lest ihr in "Fenster richtig putzen: So wird's streifenfrei & sauber".

Es gibt aber auch stabilere Modelle mit Rahmen, für die ihr Löcher in die Wand oder den Fensterrahmen bohren müsst. Hier ist eine Rücksprache mit dem Vermieter notwendig. Alternativ könnt ihr auch Fliegenschutzgitter mit Spannrahmen oder Klemmrahmen wählen, die in den Fensterrahmen eingespannt werden.

Kleiner Tipp: Die Montage sollte immer vor der Pollenflugsaison erfolgen. Sind die ersten Pollen erst einmal in der Wohnung, wird kein ausreichender Schutz mehr geboten.

Wie lichtdurchlässig ist das Pollenschutzgitter?

Pollenschutzgitter waren lange Zeit sehr unbeliebt, nicht nur, weil sie nicht schön aussahen. Das engmaschige Gewebe ließ deutlich weniger Licht ins Zimmer, auch die Luftdurchlässigkeit war vermindert. Die Materialien haben sich jedoch weiterentwickelt. Nylon oder hochfeiner Edelstahl können bis zu 300 Mal mehr Luft durchlassen. Innovative Webstrukturen mit weniger Querfäden sorgen für mehr Licht im Innenraum.

Folgende Gewebearten bieten außerdem einen besonders hohen Lichtdurchlass:

  • Transparenzgewebe (sehr hoch)
  • Polyestergewebe (gut)
  • Fiberglasgewebe (gut)

Pollenschutzgewebe oder Pollenschutzvliese bestehen aus einem sehr engmaschigen Gewebe und sind somit weniger durchsichtig. Auch Sonnenschutzgewebe sind wenig licht- und luftdurchlässig.

Marktführer in Sachen Pollenschutz sind Polltec von Neher oder das Protect Pollenschutzgitter von Tesa. Letzteres besteht aus einer speziell entwickelten Textilstruktur, die für eine hohe Lichtdurchlässigkeit sorgt und gleichzeitig vor Pollen schützt.

Pollenschutz fürs Fenster – nicht ohne ECARF-Siegel 

Im Baumarkt oder Discounter erhaltet ihr bereits für ein paar Euro einen Pollenschutz fürs Fenster. Diese besitzen jedoch oft sehr große Maschen und wirken deshalb weniger zuverlässig. Wer gute Qualität möchte, sollte deshalb unbedingt auf das ECARF-Siegel auf der Verpackung achten.

Hinter ECARF versteckt sich das European Centre for Allergy Research Foundation, das allergikerfreundliche Produkte und Dienstleistungen testet und zertifiziert. Ein unabhängiger Beirat aus 15 international führenden Wissenschaftlern und Technikern hat Kriterien entwickelt, nach denen Produkte bewertet werden können.

Wichtig sind auch die Hinweise auf der Verpackung von Pollenschutzgittern mit ECARF-Siegel:

  • "Pollenschutzgitter sind Teil der sekundären Prävention und ersetzen nicht die medizinische Behandlung."
  • "ECARF-zertifizierte Pollenschutzgitter hindern Pollen am Eindringen in die Wohnräume und reduzieren so die allergischen Symptome. Sie garantieren jedoch keinen vollständigen Schutz gegen Pollen."

Weitere Informationen zum Testverfahren von Pollenschutzgittern findet ihr unter: Kriterien für allergikerfreundliche Pollenschutzgitter

ECARF Siegel
Das ECARF-Siegel zeichnet Produkte und Dienstleistungen aus, die Menschen mit Allergien ein gutes Stück Lebensfreude zurückgeben.

Wie hoch ist das Rückhaltevermögen des Pollenschutzgitters?

Beim Rückhaltevermögen spricht man auch von der Abscheideleistung. Sie sagt aus, wie viel Prozent der Pollen aus dem Wohnraum ausgesperrt werden können. Wenn ihr euch den größtmöglichen Schutz vor Pollen wünscht, achtet auf das ECARF-Siegel. Denn so hoch ist bei ECARF-Pollenschutzgittern die Abscheideleistung:

  • gegen Birkenpollen: über 80 Prozent bei einfacher, über 65 Prozent bei doppelter Luftgeschwindigkeit.
  • bei Graspollen: über 80 Prozent bei einfacher, über 65 Prozent bei doppelter Luftgeschwindigkeit.
  • gegen Ambrosiapollen: über 70 Prozent bei einfacher, über 55 Prozent bei doppelter Luftgeschwindigkeit.

Wie viele Pollenfilter fürs Fenster brauche ich?

Empfohlen wird, ein Pollenschutzgitter am Schlafzimmerfenster zu montieren, da Pollenallergiker häufig in der Nacht mit Symptomen und einem unruhigen Schlaf zu kämpfen haben. Wir empfehlen euch jedoch, zusätzlich an mindestens einem weiteren Fenster Pollenschutz anzubringen, damit Querlüften möglich ist.

Worauf Allergiker beim Lüften achten sollten und wann dafür die beste Tageszeit ist, erfahrt ihr in unseren Ratgebern "Richtig lüften: So sorgt ihr für saubere, frische Luft in eurer Wohnung" und "Wann lüften bei Pollenallergie?".

Was hilft noch als Pollenschutz für Allergiker?

Wer sich mit einem Pollenschutz fürs Fenster nicht die Sicht nach draußen versperren möchte, kann in der Pollenflugsaison auch auf Alternativen zurückgreifen. Mit speziellen Luftreinigern können nachweislich bis zu 95 Prozent aller Pollen in der Raumluft beseitigt werden. Das hat ein Test von Stiftung Warentest (Inhalt hinter einer Paywall) von 2022 ergeben.

Welche fünf Geräte am besten abgeschnitten haben, könnt ihr in unserem Artikel "Luftreiniger für Allergiker: Sagt Staub und Pollen den Kampf an" nachlesen.

Ein gutes Modell ist jedoch nicht ganz billig: Zwischen 249 und 500 Euro kosten die getesteten Modelle. Zusätzlich müsst ihr mit versteckten Kosten bei Ersatzfiltern rechnen.

Schwere Allergiker, Asthmatiker und Raucher sollten dazu auf eine Kombination von Luftreiniger und Pollenschutzgitter setzen, um eine dauerhafte Linderung der Symptome zu erreichen. Das verkürzt auch die Betriebszeit des Luftreinigers und der Filteraustausch kann hinausgezögert werden. Das spart Strom und Zusatzkosten.

Eine weitere Alternative zu Pollenschutzgittern bieten eingebaute Lüftungsanlagen. Dank der kontrollierten Lüftung gelangen deutlich weniger Staub und Pollen in die Wohnräume. Aber auch hier müsst ihr etwas tiefer in die Tasche greifen.

Ihr seid Hausstauballergiker? In unserem Ratgeber "Hausstaubmilben: Alle Infos & 15 Tipps bei einer Milbenallergie" haben wir alle wichtigen Informationen für euch zusammengefasst. Auch interessant für alle Allergiker ist unser Ratgeber über allergikerfreundliche Teppiche.

Pollenflugkalender für Allergiker

Wann fliegen welche Pollen? Der Pollenflugkalender gibt euch eine gute Übersicht über die jährlichen Pollenflugzeiten von allergieauslösenden Pflanzen. Mehr Infos zu den einzelnen Gewächsen sowie einen Pollenflugkalender zum Download findet ihr auf der Webseite von Hexal.

Pollenflugkalender mit Daten von 2013 bis 2019

Mehr Infos zu tagesaktuellen Pollenflugzeiten gibt es auf der Website des Deutschen Wetterdienstes.

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