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Michael Mey in seinem Tiny House

Wohnen | Statement

Tiny Wohnglück: Michaels langer Weg zum ökologischen Luxus-Tiny-House


Die Grundstückssuche dauerte ziemlich lange, aber inzwischen wohnt Michael Mey in einem genehmigten, vollautarken Tiny House auf einem Baugrundstück in einem Dorf im südlichen Niedersachsen. Von seinem langen Weg ins Tiny House erzählt er in unserer Serie "Tiny Wohnglück".

  1. 27 Quadratmeter für 195.000 Euro
  2. Lange Wartezeit bis Baubeginn
  3. Mobil per Kran und Schwertransport
  4. Trotz autarkem Tiny House ist ein vollautarkes Leben nicht möglich
  5. 5 Fragen an Tiny-House-Bewohner Michael Mey

Die Tatsache, dass Michael Mey seit acht Monaten in einem Tiny House lebt, hat viel zu tun mit einem Video, das der 36-jährige Künstler vor fünf Jahren auf Youtube gesehen hat. Darin sprachen die Gründer der österreichischen Firma Wohnwagon in einem Interview ausführlich über ihre autarken Tiny Houses. Michael, der sich schon zuvor viele Jahre mit der Frage beschäftigt hatte, ob ein ökologisches Leben innerhalb unserer Gesellschaft überhaupt möglich ist, war vom Konzept der Autarkie sofort begeistert und wusste: "Das ist genial, das mache ich" - Tiny Wohnglück pur.

Michael Mey sah in den autarken Wohnwagons das Herzstück für einen zukunftsfähigen Lebensstil, den er sich schon lange gewünscht hatte. Und er hatte sich in die Idee, auf Rädern zu leben, verliebt. Also wohnte er in verschiedenen Modellen der Minihäuser mehrere Tage zur Probe. Das Probewohnen bestärkte ihn in seinem Entschluss, in genau so einem kleinen Haus zu leben.

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27 Quadratmeter für 195.000 Euro

Allerdings zählen die Tiny Houses von Wohnwagon zu den teuersten am Markt. "Das war definitiv ein Wermutstropfen", sagt Michael. Er könne auch verstehen, dass viele Menschen in der Tiny-House-Szene das Ziel hätten, möglichst günstig zu wohnen und für sie ein solches "Luxus-Tiny-House" nicht in Frage komme. Ihm aber war ein zukunftsfähiger Lebensstil so wichtig, dass er trotz des relativ hohen Preises zum Jahreswechsel 2018/2019 die Entscheidung traf, wirklich in einen Wohnwagon zu ziehen.

Er entschied sich für die vollautarke, Zehn-Meter-plus-Erker-Variante und unterschrieb den Kaufvertrag. Auch die hochwertige Innenausstattung sollte komplett vom Tischler der Österreicher gebaut werden. Gekostet hat ihn das Minihaus mit 27 Quadratmetern Wohnfläche 195.000 Euro. Dazu kamen später noch einmal 80.000 Euro für das Grundstück plus Erschließung, Erdarbeiten und die Anlieferung des Hauses.

Lange Wartezeit bis Baubeginn

Bis der Bau seines Tiny Houses beginnen konnte, musste Michael allerdings erstmal ein Jahr warten, bevor er bei seinem Hersteller an der Reihe war. Da er am liebsten in einer Gemeinschaft mit Gleichgesinnten leben wollte, pachtete er im Tiny House Village in Mehlmeisel einen Stellplatz und zog dort erstmal ins Gemeinschaftshaus. Er hatte ja noch kein eigenes Tiny House. Doch Michael Mey und die Betreiber passten nicht zusammen und so stand Michael Ende 2020 ohne Stellplatz, dafür aber mit seinem absoluten Traum-Tiny-House da.

Nach einer aufwändigen deutschlandweiten Suche hat er schließlich ein Baugrundstück in einem Wohngebiet im südlichen Niedersachsen gefunden und gekauft. Das größte Hindernis bei der Suche war sein Flachdach, denn die meisten Bebauungspläne sehen nur Satteldächer vor.

Mobil per Kran und Schwertransport

Im August 2021 war es endlich soweit und Michaels Wohnwagon, den er zwischenzeitlich "Gandalf" getauft hatte, wurde geliefert. Er schwebte die letzten Meter mittels eines Krans auf sein Grundstück. Für das 457-Seelen-Dorf, in dem sich Michael niedergelassen hat, war das ein ziemliches Ereignis.

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Bei seinem Minihaus handelt es sich um ein Tiny House on Wheels. Es steht auf einem ehemaligen Anhänger für Schiffscontainer. Das Haus ist zehn Meter lang, 2,7o Meter breit und es hat einen zustellbaren Erker. Da es 15 Tonnen wiegt, kann es sich nur als Schwertransport, gezogen von einem Lkw, fortbewegen.

Michaels "Gandalf" erfüllt die gesetzlichen Dämmvorschriften in Deutschland mit einer Hanf-Dämmung und dreifach verglasten Holzfenstern aus Lärche. Auch für die Fassade wurde Lärchenholz verwendet, im Inneren Fichte und Eiche aus Österreich. Außerdem sorgt Lehmputz innen in den Rundungen und im Bad für ein gutes Raumklima.

In diesem Video zeigt Michael sein Tiny House von innen.

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Trotz autarkem Tiny House ist ein vollautarkes Leben nicht möglich

Das Besondere an Michaels Tiny House ist seine nachhaltige und autarke Versorgung. Auf dem begrünten Flachdach befindet sich eine Photovoltaik-Anlage, die Strom produziert. Eine Solar-Holz-Zentralheizung sorgt auch im Winter für Wärme und warmes Wasser. Außerdem hat Michael eine Trocken-Trenn-Toilette und eine Pflanzen-Grünkläranlage.

Allerdings kann er dennoch nicht vollautark leben, denn in Deutschland herrscht Anschlusszwang an Wasser- und Abwasser und der gilt auch für Michael. Er hält die Pflanzen-Grünkläranlage dennoch für sinnvoll, um Ressourcen zu schonen. Er leitet sein Grauwasser erst in die kleine Kläranlage und danach ins Abwasser.

"Es ist deutlich weniger aufwändig, Grauwasser zu reinigen als Schwarzwasser", erklärt Michael. Dass von Amts wegen verhindert wird, dass er Wasserkreisläufe schließt, findet er etwas absurd. "50 Meter weiter ist eine riesige Ackerfläche, auf die regelmäßig Gülle, also Schwarzwasser, aufgebracht wird", erzählt er. Doch ihm verbietet man, das Wasser aus seiner Kläranlage zum Gießen zu verwenden.

Inzwischen ist Michael damit beschäftigt, das 870 Quadratmeter große Grundstück nach den Prinzipien der Permakultur in einen essbaren Waldgarten (neudeutsch "Food Forest") zu verwandeln. Seine neue Wohnsituation inspiriert ihn und beflügelt seine Kreativität, so dass er Gandalf auch als Atelier nutzt und seiner neuen Berufung als Künstler nachgeht. Außerdem betreibt er einen Youtube-Kanal. Dieser war anfangs nur für Freunde und Familie gedacht, weil ihm immer die gleichen Fragen gestellt wurden. Heute hat er über 5.000 Abonnenten, die seinen Weg von der Großstadtwohnung in Hannover ins Tiny House auf dem Land verfolgen.

  • Tiny House auf einem Grundstück
  • Vogelperspektive auf ein Tiny House mit PV-Anlage auf dem Dach
  • Tiny House der Firma Wohnwagon
  • Michael Mey beim Kochen in seinem Tiny House
  • Michael Mey auf seinem Bett in seinem Tiny House
  • Michael Mey im Wohn- und Essbereich seines Tiny Houses

5 Fragen an Tiny-House-Bewohner Michael Mey

1. Warum bist du in ein Tiny House gezogen?

Ich habe mich für ein Tiny House entschieden, weil ich mich gefragt habe: Was brauche ich wirklich für ein gutes Leben? Ich möchte mich mit meinem Tiny House ganz undogmatisch auf das Wesentliche im Leben reduzieren. Mein Ziel ist ein Leben, das selbstbestimmt, ökologisch und sozial ist und auch Spaß machen darf.

2. Welche Hürden musstest du nehmen, um in das Tiny ziehen zu können?

Die erste Hürde war für mich, dass ich mir selbst erstmal erlauben musste, dass es okay ist, ein Haus nur für mich alleine zu bauen. Ich hatte irgendwann den hinderlichen Glaubenssatz verinnerlicht, dass man ein Haus nur dann bauen darf, wenn man eine Familie gründet. Die zweite Hürde bestand in der langen Wartezeit auf mein Tiny House. Die reine Bauzeit war mit drei Monaten relativ kurz, aber ich musste zunächst ein Jahr warten, bevor ich bei meinem Hersteller an der Reihe war und der Bauprozess überhaupt gestartet wurde.

Es hat auch ziemlich lange gedauert eine Bauvoranfrage für mein Grundstück zu stellen und danach einen Bauantrag. Die Bearbeitungszeit hat zusammengenommen einige Monate gedauert. Die dritte Hürde war die Stellplatzsuche. Ich hatte zwar von Anfang an ein Pachtgrundstück im ersten Tiny House Village in Mehlmeisel. Allerdings musste ich wie viele Pächter den Ort verlassen, nachdem es zum Zerwürfnis mit den Betreibern kam.

3. Was sind die größten Herausforderungen beim Leben in deinem Tiny House?

Tatsächlich empfinde ich keine anderen Herausforderungen gegenüber meinem alten Leben in einer 80-Quadratmeter-Mietwohnung in der Innenstadt von Hannover. Der wesentlichste Unterschied ist wohl der, dass ich jetzt Eigentümer bin und mich um alles selber kümmern muss. Ebenso sind nachhaltige Aktivitäten grundsätzlich zeitaufwändiger. Mit einer Partnerin und Kindern könnte ich mir das Leben im Tiny House auf Dauer eher nicht vorstellen. So alleine ist es allerdings ganz hervorragend.

4. Was gefällt dir am besten daran, in einem Tiny House zu leben?

Mir gefällt speziell beim Leben in meinem Tiny House, dass ich ganz spielerisch den Umgang mit natürlichen Ressourcen erlerne. Wenn zum Beispiel die Sonne scheint, dann beobachte ich ganz genau, wie viel Strom produziert wird. Umgekehrt achte ich bei bewölktem oder regnerischem Wetter darauf, wie viel Strom noch in der Batterie gespeichert ist und welche Mengen die einzelnen Geräte im Haushalt verbrauchen.

Außerdem gefällt es mir als naturverbundener Mensch sehr, dass ich einen großen Garten zur Verfügung habe und die Jahreszeiten hautnah miterleben kann. Die Nähe zur Natur beflügelt außerdem meine Kreativität und das wirkt sich wiederum positiv auf die Gestaltung neuer Kunstwerke aus.

5. Was würdest du heute anders machen, wenn du dir nochmal ein Tiny House kaufen würdest und was hättest du gerne vorher gewusst?

Ich würde gleich mit der Einstellung an die Sache herangehen, dass ich ein echtes Haus baue und dementsprechend auch sofort nach einem Baugrundstück in einem Wohngebiet suchen. Außerdem würde ich den Gedanken, in einer Gemeinschaft leben zu wollen, von dem Ziel, in einem Tiny House zu leben, strikt trennen. Das sind zwei vollkommen unterschiedliche Projekte, die besser nicht miteinander vermischt werden.

Auch würde ich im Nachhinein von sogenannten "Tiny House Communities" im Allgemeinen und vom Tiny House Village in Mehlmeisel im Speziellen die Finger lassen. Wenn ich schon bereit bin, eine Pachtgebühr von 200 bis 300 Euro im Monat zu zahlen, oder sogar direkt 50.000 Euro auf den Tisch legen kann, dann ist es deutlich schlauer, ein eigenes Baugrundstück zu kaufen. Da habe ich dann ja auch Nachbarn und die Möglichkeit, mich lokal mit Gleichgesinnten zu vernetzen.

Aber mein allergrößter Fehler in Sachen Tiny House war definitiv, dass ich keine Außenbeleuchtung hinter meinem Haus eingeplant habe. Im Winter in der Dunkelheit musste ich schon häufiger fluchend mit klammen Händen Holz hacken. Soll im Umkehrschluss heißen: Ich habe trotz einiger Stolpersteine insgesamt auf meinem Weg zum Tiny House wohl schon ziemlich viel richtig gemacht.

Michaels Tipp für alle, die auch in einem Tiny House leben wollen:

Mir werden immer wieder die gleichen Fragen gestellt. Deswegen lautet mein ultimativer Tipp für alle, die auch in einem Tiny House leben wollen: Ladet euch mein kostenloses e-Book "Leben im Tiny House - In 18 Schritten zum eigenen Mini-Haus" auf meiner Webseite herunter! Das ist die Quintessenz meines Wissens, von dem ich hoffe, dass es euch eine gute Orientierungshilfe auf eurem eigenen Weg sein wird.

Ihr wollt noch von anderen Tiny House-Bewohnern lesen? Barbara Lexa wohnt im gleichen Hausmodell wie Michael, das Porträt über sie findet ihr hier. Und auf unserer großen Übersichtsseite findet ihr alle Teile unserer Serie "Tiny Wohnglück":

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