Barbara Lexa sah in einem Buch ein Tiny House und wusste: Genau in diesem Modell möchte ich leben. Bis sie ihren Traum verwirklichen und in ihren Wohnwagon einziehen konnte, dauerte es aber eine ganze Weile. Warum, das erzählt sie in unserer Serie "Tiny Wohnglück".
Eigentlich wollte Barbara Lexa nur raus aus dem bayerischen Wolfratshausen, rein ins Grüne. In einem Tiny House zu leben, das war ursprünglich gar nicht ihr Plan. Aber dann sah sie in einem Buch über einfaches Leben "Fanni" – und verliebte sich in das Tiny House-Modell des österreichischen Herstellers Wohnwagon.
Die 56-jährige Autorin und Jodellehrerin übernachtete in Österreich zur Probe in dem Wohnwagon und dann war ihr klar, dass das 31 Quadratmeter große Tiny House für sie perfekt ist. "Da wusste ich, dass ich genau so leben würde. Ein anderes Modell kam für mein Herz nicht in Frage, da wäre ich eher noch in der Wohnung geblieben."
Seit September 2020 wohnt sie nun endlich in ihrem Tiny House, obwohl dieses bereits 2019 fertiggestellt wurde. Allerdings hatte Barbara Lexa noch keinen Stellplatz – die geplante Tiny-House-Siedlung, in die sie eigentlich ziehen wollte, kam nicht voran und bei sämtlichen alternativen Grundstücken scheiterte sie an der Ortsgestaltungssatzung, die Häuser auf Rädern mit Rundungen und Flachdach einfach nicht vorsah.
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Das Tiny House ist genehmigt als Gebäude der Klasse 1
Barbaras Wohnwagon stand deshalb zunächst ein Jahr lang ungenutzt auf einem Abstellplatz. Dann endlich wurde er mithilfe eines Krans auf das Gartengrundstück ihrer Eltern gehievt. Der Hintergrund dieses Ortswechsels: Da Barbara Lexas Mutter unglücklicherweise einen Unfall erlitten hatte, wollte sich ihre Tochter um sie kümmern und in ihrer Nähe bleiben.
Und wie es der Zufall so will: Es stellte sich heraus, dass der Garten von Barbaras Elternhaus offiziell Baugrund ist und dort weder ein Bebauungsplan noch die Ortsgestaltungssatzung greifen.
Nun steht das Tiny House als genehmigtes Gebäude Klasse 1 mitten in einem Stadtteil der Kleinstadt Wolfratshausen in Oberbayern – und Barbara Lexa konnte dort sogar ihren Hauptwohnsitz anmelden.
Ein Luxus-Tiny-House
Für ihr Tiny House hat sie 140.000 Euro bezahlt, inklusive Küche, Bad und Bett sowie gesamter Technik. Einen Teil der Innenausstattung hat die 56-Jährige selbst gemacht. Ihr Häuschen ist ein Luxus-Tiny House auf einem großem LKW-Anhänger mit kompletter Zentralheizung über Photovoltaik-Anlage, Pufferspeicher und Wasser geführtem Holzofen.
Es verfügt außerdem über eine Grünkläranlage. "Insgesamt ist das immer noch günstiger, als hier in der Gegend ein gleichwertiges Einzimmer-Appartement zu kaufen", sagt sie.
Das Tiny House ist zehn Meter lang und 2,5 Meter breit. Es hat einen Erker, vorne und hinten abgerundete Ecken sowie viele runde Fenster. Es wiegt 14,5 Tonnen und ist als Schwertransport ziehbar.
Das Minihaus hat dreifach verglaste Holzfenster, außen Lärchenholz, innen Fichtenholz und in den Rundungen Lehmputz für ein gutes Raumklima. Und: Es entspricht den gesetzlichen Dämmvorschriften in Deutschland. Das war für den Bauantrag und die Baugenehmigung auch wichtig.
Im Mai 2022 hat Barbara nun auch eine Terrasse an ihrem Tiny House. Diese ersetzt die Palettentreppe. Und auch im Inneren hat sie kleine Veränderungen vorgenommen: "Die Inneneinrichtung ist nun heller gestaltet und auch die Dusche bekam eine neue Malerei."
Ich ahnte seit Jahren, dass mir die große Familienwohnung eines Tages zu groß werden würde, hatte jedoch keine Vorstellung, wie ich leben wollte. Als ich im Sommer 2017 den Wohnwagon Fanni in einem Buch entdeckte, wusste ich es intuitiv im Herzen: So will ich leben. Autark im Grünen mit den Rundungen und runden Fenstern und allem.
2. Welche Hürden musstest du nehmen, um in das Tiny ziehen zu können?
Das waren so unglaublich viele Hürden und Wirrnisse, dass ich sie irgendwann alle in mein erstes Buch "Tinyhouse Träume & Tatsachen" gepackt habe. Das Buch ist aus Sicht meines Wohnwagons "Ananda" verfasst.
Es gab nach der finanziellen Frage, bei der mir meine Eltern helfen konnten, und den Optionen für Technik und Einrichtung vor allem eine beinahe endlose Suche nach dem legalen Platz, die dann nach fast drei Jahren sehr überraschend endete.
Das beschreibt Ananda in der Fortsetzung, die als Band 2 erschienen ist. Ich landete auf magische Weise im elterlichen Garten, obwohl ich gerade aus dieser Stadt raus ins Grüne wollte, um autark zu leben...
3. Was sind die größten Herausforderungen beim Leben in deinem Tiny House?
Bezüglich des Tiny Houses gibt es eigentlich keine Herausforderungen. Es ist so, wie erträumt. Allerdings strahlt mir die Straßenlaterne in vier Metern Entfernung jede Nacht den Wagon taghell aus. Das ist eine riesige Herausforderung, denn ich hänge jeden Abend dicke Verdunklungsvorhänge auf, um überhaupt schlafen zu können.
Ich stehe eben nicht irgendwo im Grünen unterm makellosen Sternenzelt, sondern direkt an der Hauptstraße durch unseren Ortsteil. Und wenn ich jemals hier wegziehen will, muss ich erst eine offizielle Abrissgenehmigung beantragen...
4. Was gefällt dir am besten daran, in einem Tiny House zu leben?
Ich habe alles da, was ich zum Leben benötige, habe endlich den Überblick, die Ordnung, das Wohlgefühl, das mir früher fehlte. Es macht einen großen Unterschied, ob man mit zwei erwachsenen Kindern auf 90 Quadratmetern oder alleine auf kleiner Fläche lebt. Meinen Hausstand konnte ich in drei Jahren von circa 12.000 auf nunmehr etwa 1.250 Dinge reduzieren.
Ich liebe den Duft vom Feuer im Herd und spüre das Holz unter den Füßen. Ich finde es wunderbar, die Tür zu öffnen und einen Teppich direkt ausschütteln zu können, ich fühle mich unter den grünen Blättern des alten Walnussbaums sehr behütet.
Die Reduktion auf das Nötige und die mir entsprechende Innengestaltung sind Wellness pur. Für mich war das der richtige Schritt.
5. Was würdest du heute anders machen, wenn du dir nochmal ein Tiny House kaufen würdest und was hättest du gerne vorher gewusst?
Ich hätte gerne vorher gewusst, wie eingeschränkt die meisten oberbayerischen Ortsgestaltungssatzungen (bezüglich Rundungen und Flachdach) sind. Und welche enormen Zusatzkosten durch Kanalgrabungen für vorgeschriebene Leitungen sowie gesetzlich geforderte Parkplätze auf mich zukommen.