Das Flachdach ist die übliche Alternative zu klassischen Steildächern. Die Dachform ist vergleichsweise günstig und eignet sich optimal zur Begrünung. Hier erfahrt ihr alles über die größten Vorteile und Nachteile von Flachdächern.
In besonders trockenen und warmen Siedlungsgebieten ist das Flachdach weit verbreitet. Hierzulande ist die Dachform typisch für Garagen, Schuppen und Gewerbegebäude. Doch in den 60er Jahren eroberte der Flachdach-Bungalow auch deutsche Wohngebiete. Seit einigen Jahren entdecken immer mehr Hausbauer die Alternative zum Steildach für sich: Innovative Passivhäuser mit Photovoltaik oder Begrünung sind auf dem Vormarsch.
Flachdach: Definition und Optik
Flachdächer zählen wie das Pultdach zu den einflächigen Dachformen. Um als Flachdach durchzugehen, muss die Fläche eine Neigung von unter zehn Grad aufweisen. Anstelle einer Dachdeckung, etwa mit Ziegeln oder Tonpfannen, ist eine fachgerechte Flachdachabdichtung Pflicht.
Man unterscheidet nicht genutzte Flachdächer, die ausschließlich zur Wartung betreten werden, und genutzte Flachdächer. Diese sind begehbar oder befahrbar. Hierbei handelt es sich in der Regel um Dachterrassen oder Verkehrsflächen beziehungsweise Parkdecks.
Für Flachdächer gelten besondere Regeln: Sie sind in der Flachdachrichtlinie vom Zentralverband des Deutschen Dachdeckerhandwerks e.V. und vom Hauptverband der Deutschen Bauindustrie e.V. zusammengefasst. Verschiedene DIN-Normen legen weitere Grundlagen fest. Wichtig für Hausbauer sind die DIN 18531, DIN 18532, DIN 18533, DIN 18534 und DIN 18535.
Neigung beim Flachdach
Flächen mit einem Neigungswinkel zwischen 5 und 20 Grad werden als "flach geneigtes Dach" bezeichnet. Für klassische Flachdächer sind maximal 10 Grad üblich.
Das optimale Gefälle beim Flachdach beträgt laut dem Zentralverband des Deutschen Dachdeckerhandwerks zwischen zwei und fünf Prozent. Das entspricht einer Neigung von 1,15 bis 2,86 Grad. In diesem Bereich ist eine zuverlässige Entwässerung problemlos möglich.
Konstruktion von Flachdächern
Flachdächer sind rein optisch die simpelste Dachform. Davon sollten sich Hausbauer aber nicht täuschen lassen: Konstruktion und Wartung eines Flachdachs sind fehleranfällig. Eine fachgerechte Abdichtung und Dämmung gemäß der geltenden Flachdachrichtlinien und DIN-Normen sind Grundvoraussetzungen, damit ihr lange Freude an dieser Dachform habt.
Üblicherweise erfolgt die Konstruktion als einschaliges, nicht belüftetes Flachdach, als sogenanntes Warmdach. Hier wird die Dachhaut direkt auf die Dämmung aufgebracht.
Eine Alternative ist das Umkehrdach: In diesem Fall liegt die Dachabdichtung unter der Wärmedämmung.
Zweischalige, belüftete Flachdächer, auch als Kaltdach bekannt, sind inzwischen eher selten.
Eine Entwässerung und spezielle Flachdachfenster wie Lichtkuppeln runden die Konstruktion von Flachdächern ab.
Flachdachabdichtung
Flachdächer dürfen nicht zimperlich sein: Regen, Wind und Schneemassen sowie extreme Temperaturschwankungen stellen große Belastungen dar. Nicht ohne Grund ist eine solide Flachdachabdichtung Pflicht. Der Mindeststandard hierfür ist durch die DIN 18531 geregelt. Als Materialien kommen zum Beispiel Bitumen, Kunststoff und EPDM Dachfolie in Frage.
Neben der Abdichtung ist ein zuverlässiges Entwässerungssystem beim Flachdach notwendig. Sowohl Dachgullys als auch Entwässerungsrinnen sind möglich.
Eine gute Dämmung ist beim Flachdach unentbehrlich. Der Dämmstoff ist abhängig von der Nutzung eures Flachdachs. Soll die Fläche begehbar sein? Sind eine Begrünung oder Solarthermie vorgesehen? Die Dämmmaterialien müssen entsprechend widerstandsfähig und belastbar sein.
Wichtige Leitlinien für die Flachdachdämmung liefert die Energiesparverordnung EnEv, deren Vorgaben ihr in jedem Fall erfüllen müsst.
Übliche Methoden zur Dämmung sind das Warmdach und das Umkehrdach:
Beim Warmdach liegt der Dämmstoff zwischen Raumdecke und Dachhaut. Eine zusätzliche Dampfsperre schützt den Wohnraum vor eindringender Feuchtigkeit.
Beim Umkehrdach wird die Flachdachdämmung auf die Abdichtung montiert. In diesem Fall ist eine Schutz- und Filterschicht notwendig, um das Material vor Sand, Erde und Steinen zu sichern.
Beim Kaltdach befindet sich unter der Dachhaut und über der Dämmebene je eine Lüftungsschicht. Es kommt heute nur noch selten beim Flachdach zum Einsatz. Grund dafür sind häufige Probleme mit der Querlüftung.
Tipp: Bei einer Flachdachsanierung ist ein Umkehrdach meist die kostengünstigste Methode. Die Schichten lassen sich einfach auf die vorhandene Konstruktion aufbauen.
Flachdacheindeckung
Ihr wollt euer Flachdach nicht mit herkömmlichen Materialien wie Bitumen, Kunststoff oder Dachfolie verkleiden? Dann habt ihr weitere Möglichkeiten der Dacheindeckung:
Traditionelle Akzente setzt zum Beispiel Schiefer.
Daneben bieten sich moderne Werkstoffe wie Aluminium und Zink an.
Sind die Abdichtung gesichert und stimmen sowohl die Bausubstanz als auch die statischen Anforderungen, lässt sich ein Flachdach auch als Terrasse nutzen. Bei der Umsetzung solltet ihr euch in jedem Fall Unterstützung vom Profi holen.
Begrünung von Flachdächern
Ein begrüntes Flachdach ist nicht nur optisch ein Hingucker. Die Pflanzenschicht schützt vor Witterungseinflüssen und kann so die Lebensdauer der Flachdacheindeckung erhöhen. Zusätzlich dient die Begrünung als Schall- und Wärmeschutz.
Wichtig: Abdichtung und Dämmung müssen an die Pflanzenlast angepasst sein. Der Materialaufwand ist entsprechend größer. Dafür ist die Pflege vergleichsweise unkompliziert.
Flachdächer lassen sich durch Solarthermie und Photovoltaik-Anlagen aufwerten. Zu beachten ist hierbei, dass Hersteller für Solarkollektoren einen Neigungswinkel von 30 Grad empfehlen. Durch die minimale Neigung der Dachfläche ist daher der Aufbau einer Gerüstkonstruktion notwendig.
Wichtig: Die Dachabdichtung muss der Extralast standhalten können. Das sollten Hausbauer vor der Installation bedenken.
Flachdachsanierung
Schon feine Risse in der Oberfläche können eine Flachdachsanierung erforderlich machen. Die kann im schlimmsten Fall kostspieliger sein als ein Neubau. Einer Studie des Instituts Wohnen und Umwelt zufolge müsst ihr mit rund 120 bis 240 Euro pro Quadratmeter rechnen. Ihr seid also gut damit beraten, euer Flachdach regelmäßig zu kontrollieren und fachgerecht instand zu halten.
Tipp: Wer energieeffizient saniert, hat die Chance auf staatliche Zuschüsse. Welche Möglichkeiten es gibt, erfahrt ihr im Beitrag zur Flachdachsanierung.
Vorteile und Nachteile von Flachdächern
Ein Flachdach ist aufgrund seiner modernen Optik nicht jedermanns Sache und auch nicht in jedem Bebauungsplan erlaubt, bringt aber viele Vorteile mit sich:
erweiterte Nutzungsmöglichkeit, zum Beispiel als Parkdeck oder Dachterrasse
Dachbegrünung möglich
für Photovoltaik und Solarthermie geeignet
natürliche Belichtung möglich
geringes Eigengewicht
kostengünstige Alternative zu Steildächern
Dem gegenüber stehen folgende Nachteile:
Risiko für Schimmel und Feuchtigkeitsschäden durch Niederschläge
hoher Wartungsaufwand
hohe Anfälligkeit für Temperaturschwankungen und Belastungen, zum Beispiel durch Schneefall
Flachdach Kosten
Ein Vorteil des Flachdachs im Vergleich zum Satteldach oder Walmdach: Die Fläche ist deutlich kleiner. Entsprechend minimiert sich der Materialaufwand. Die Kosten liegen inklusive Abdichtung und Dämmung bei rund 100 bis 200 Euro.
Bei einfachen Flachdächern für Garagen oder Schuppen kommt ihr natürlich günstiger weg: Rechnet mit rund 40 bis 100 Euro pro Quadratmeter.
Fertighäuser mit Flachdach
Wenn euch Flächdächer gefallen, gefällt euch vielleicht auch der Bauhausstil. Mehr dazu lest ihr in folgendem Beitrag: