Wer sein Dach oder die Innenwände dämmt, benötigt, um Bauschäden zu vermeiden, eine Dampfsperre oder Dampfbremse. Warum das so ist und was man beim Verlegen beachten muss, erfahrt ihr in diesem Ratgeber.
Es ist selbstverständlich, dass die Außenhülle eines Hauses witterungsbeständig gegen Regen, Sturm und Schnee abgedichtet sein muss. Doch auch im Innenbereich müsst ihr für ausreichend Schutz gegen unkontrolliertes Eindringen von Raumfeuchte in die Konstruktion sorgen. Die luftdichte Schicht ist in der Regel auf der sogenannten warmen Seite der Außenbauteile. Während im Massivbau meist der Innenputz diese Funktion übernimmt, ist bei Dächern und im Holzbau eine Dampfsperre oder Dampfbremse notwendig.
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Warum ist eine Dampfsperre notwendig?
In allen bewohnten Räumen bildet sich Luftfeuchtigkeit. Jeder Mensch gibt im Laufe des Tages zwei Liter Wasser über die Atmung und die Haut an seine Umgebung ab. Dazu kommt noch die Luftfeuchtigkeit, die beim Duschen, Kochen und Waschen entsteht. Auf diese Weise können in einem Vier-Personen-Haushalt im Laufe eines Tages 12 bis 15 Liter Wasser in Form von Wasserdampf in der Raumluft aufgenommen werden.
Der in der Raumluft gebundene Wasserdampf hat das Bestreben, von der warmen Seite – also von innen – nach außen zu wandern. Wenn nun besonders während der Heizperiode warme Luft ungehindert in eine innere Wärmedämmung (Innendämmung) einwandern kann – diesen Vorgang nennt man Diffusion – kühlt sie dort ab, und die in ihr enthaltene Feuchtigkeit kondensiert.
Das führt zu einer Durchfeuchtung des Dämm-Materials, was zur Folge hat, dass die Dämmwirkung schlagartig abnimmt. Dazu kommt noch, dass eine andauernde Feuchtigkeitsbelastung, die innerhalb der Konstruktion nur schlecht abtrocknen kann, für alle verbauten Hölzer eine Gefahr darstellt. Außerdem kann es zur Schimmelbildung innerhalb der Wärmedämmung kommen.
Eine Dampfsperre verhindert das Eindringen – die Diffusion – von Wasserdampf in die Wärmedämmung.
Eine Dampfsperre ist, vereinfacht gesagt, die Schutzhülle der Wand- oder Dachdämmung. Eine Dampfsperre besteht in der Regel aus einer dampfdichten Spezialfolie oder aus Gipskartonplatten, die mit einer Alufolie kaschiert sind. Sie wird auf der Raumseite der Dämmung so angebracht, dass sie absolut luftdicht ist.
Der sogenannte sd-Wert (beziehungsweise Sperrwert) gibt an, wie dicht eine Dampfsperre ist. Er steht für den Wasserdampfdiffusionswiderstand eines Baustoffes in Beziehung zur Luft. Liegt der sd-Wert über 1.500 m, spricht man von einer Dampfsperre.
Die Begriffe Dampfsperre und Dampfbremse werden oft synonym verwendet, aber das ist nicht ganz korrekt.
Dampfsperre und Dampfbremse – das sind die Unterschiede
Wenn mit Wasserdampf angereicherte Raumluft ungehindert durch Öffnungen wie Fugen, Ritzen oder Löcher in der Ebene der Dampfsperre in die Wärmedämmung eindringen kann, spricht man von Konvektion. Der Feuchtigkeitseintrag durch Konvektion ist um ein Hundert- bis Tausendfaches höher als der durch Diffusion. Aus diesem Grund ist es erforderlich, die Dampfsperre absolut luftdicht herzustellen.
Nun ist es aber so, dass gerade Dachdämmungen mit hermetisch abschließenden Dampfsperren nur sehr schwer zu realisieren sind. Deshalb gelten Dampfsperren heute als technisch überholt, denn schon bei kleinsten Mängeln bei der Ausführung kann es zu schwerwiegenden Feuchtigkeitsschäden kommen. Eine Dampfsperre kann sogar kontraproduktiv sein. Denn wenn durch ein noch so kleines Loch Feuchtigkeit in die Dämmung eintritt und sich dort ausbreitet, kann sie kaum noch entweichen.
Deshalb verwendet man heute eher so genannte Dampfbremsen. Sie verhindern das Eindringen von Wasserdampf nicht komplett, sondern begrenzen es auf ein unkritisches Maß. Tauwasser, das eingetreten ist, wird nach und nach wieder abgegeben, sodass sich keine Feuchtigkeit dauerhaft in der Konstruktion sammeln kann.
Auch wenn die Begriffe Dampfsperre und Dampfbremse umgangssprachlich meist synonym verwendet werden, wird in den entsprechenden Normen und Richtlinien klar zwischen den Materialien getrennt. Dabei dient der sd-Wert als Unterscheidungsmerkmal. Bei Dampfbremsfolien liegt er zwischen 2 und 1.500 m, sie sind nicht diffusionsdicht, sondern nur diffusionshemmend.
Dampfsperre nur in Feuchträumen
Eine Dampfsperre ist deswegen nur in Feuchträumen angebracht, in einem Schwimmbad oder Dampfbad beispielsweise. Sie ist ebenfalls dann angesagt, wenn der Feuchtetransport nur in eine Richtung funktioniert. Also zum Beispiel, wenn eine Kelleraußenwand auf der einen Seite mit einer Bitumendickbeschichtung abgedichtet wurde. In allen anderen Fällen ist eine Dampfbremse sinnvoller.
Als Dampfbremse kann entweder der Dämmstoff selbst oder eine zusätzliche Materialschicht dienen. Dabei kommen häufig Polyethylen-Folien und andere Kunststofffolien zum Einsatz. Es gibt aber auch Dampfbremsen aus Kraftpapier.
Klimamembran: Eine feuchtevariable Dampfbremse
Eine neue Entwicklung der vergangenen Jahre sind feuchtevariable Dampfbremsen. Sie werden auch als Klimamembrane oder intelligente Dampfbremsen bezeichnet. Diese Baufolien haben eine variable Dampfdurchlässigkeit. Sie können sich den unterschiedlichen Feuchtebedingungen im Winter und im Sommer optimal anpassen.
Diese Spezialfolien sperren Wasser in flüssiger Form zuverlässig ab. Sie können jedoch ihren Diffusionswiderstand ("Atmung") ändern, so dass je nach Temperatur mehr oder weniger Wasserdampf durchgelassen wird:
im Winter, wo ansonsten größere Mengen an Feuchtigkeit in die Konstruktion gelangen würden, haben sie einen hohen Dampfdiffusionswiderstand
im Sommer haben sie einen niedrigeren Diffusionswiderstand, dadurch kann in der Dämmung vorhandene Feuchtigkeit schnell und effektiv wieder entweichen
Eine solche feuchtevariable Dampfbremse ist vor allem dann vorteilhaft, wenn außerplanmäßig Feuchtigkeit in die Dämmung gelangt.
Wann benötigt man eine Dampfbremse?
Grundsätzlich kommen Dampfbremsen dann zum Einsatz, wenn man das Eindringen von warmfeuchter Raumluft in eine Dämmung verhindern möchte. Das ist vor allem bei Dächern der Fall. Theoretisch kommen Dampfbremsen auch bei der Innendämmungen von Wänden zum Einsatz. Hier wird jedoch meist mit feuchtigkeitsregulierenden Dämmstoffen wie Kalziumsilikat oder Holzfaser gearbeitet, so dass das Verbauen der Dampfbremsfolie überflüssig ist.
Als Alternative zur Dampfbremsfolie verwendet man in Holzbauten bei den Außenwänden auch OSB-Platten. Aber auch da müssen die Stöße peinlich genau mit Klebeband abgedichtet werden.
Achtung: Wer Bilder an innengedämmten Wänden aufhängt oder Möbel anbringt, kann dabei die Dampfsperre durchlöchern.
Meist kommen Dampfbremsen bei Dachdämmungen zum Einsatz. Dabei wird die Folie von innen meist unter die Vollsparrendämmung geklebt. Eine weitere Untersparrendämmung ist ebenfalls möglich. Diese wird dann nur mit Rigips- oder OSB-Platten verkleidet, um eine Installationsebene, zum Beispiel für Kabel und Steckdosen, zu schaffen.
Wird das Dach umfassend saniert, wird meist direkt auf den Sparren gedämmt. In diesem Fall verlegt man die Dampfbremse oberhalb der Sparren direkt auf den Sparren oder integriert sie in eine Vollschalung. Bei einigen Sanierungsfällen müssen Dampfsperren auch von außen geschlauft über die Sparren verlegt werden.
Was muss man beim Einbau einer Dampfbremse beachten?
Jeder noch so kleine Riss macht die gesamte Dampfsperre wirkungslos. Aus diesem Grund ist es erforderlich, die Dampfsperre oder Dampfbremse absolut luftdicht herzustellen. Nur dann kann sie ihre Funktion erfüllen.
Daher ist bei der Montage auf folgende Einzelheiten zu achten:
Alle Nähte und die Anschlüsse an Wänden, Schornstein, durchgeführten Rohren und Leitungen, an Dachflächenfenstern und so weiter müssen sorgfältig luftdicht mit einem Spezial-Klebeband oder mit Butyl-Kautschuk verschlossen werden. Für den Anschluss der Folie an das Fenster muss man ein anderes Klebeband verwenden als für den Anschluss der Folien untereinander. Einfaches doppelseitiges Klebeband, Teppich-Klebeband oder Ähnliches sind dafür absolut ungeeignet, weil sie nicht alterungsbeständig sind.
Dabei ist zu beachten, dass selbstklebende Bänder auf rauem Holz und Putzoberflächen nur kurze Zeit haften. Für diese Anschlüsse gibt es spezielle Kartuschenkleber.
Die Anschlüsse kann man aber auch mechanisch mit einem Kompriband und einer zusätzlichen Anpressleiste dauerhaft abdichten. Alle Klebestellen müssen absolut staubfrei sein. Rohre und Kabeldurchführungen kann man mit Gummimanschetten am sichersten abdichten.
In der Praxis kommt es beim Einbau von Dampfsperren immer wieder zu Baumängeln, auch wenn Fachbetriebe die Arbeiten durchführen. Deshalb ist es wenig ratsam, wenn Bauherren oder Renovierer das Anbringen von Dampfsperren oder Dampfbremsen selbst in die Hand nehmen.