Hanfdämmung ist eine gute Idee: natürlich, einfach im Anbau, feuchtigkeitsregulierend. Der nachwachsende Rohstoff Hanf eignet sich gut zum Dämmen. Neben Dämmmatten wird er auch als Stopfhanf angeboten. Alles Wissenswerte über die Hanfdämmung.
Hanf ist eine der ältesten Nutzpflanzen der Welt. Seit tausenden Jahren stellen Menschen aus der Pflanze Kleidung, Seile oder Papier her. Seit 1996 dürfen rauschgiftarme Sorten auch in Deutschland wieder angeboten werden. Und so rückt auch Hanfdämmung in den Fokus von Bauherren und Gebäudesanierern. Im Folgenden wollen wir euch möglichst alle Fragen rund um Hanf als Dämmstoff beantworten und dabei auch auf Vorteile, Nachteile und Kosten eingehen.
Baustoffklasse (Brandschutz) nach DIN 4102-1 und EN 13501-1
B2 (DIN) und E (EN)
Dichte in kg/m3
35 bis 50
spezifische Wärmekapazität J/(kgK)
1300 bis 2200
Kosten
Hanfmatte zwischen 10 Euro und 30 Euro pro m2
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Eigenschaften von Hanf als Dämmstoff
Hanf habe unter den Naturdämmstoffen aktuell einen Marktanteil von neun Prozent, berichtet die Initiative "Natürlich Dämmen". Doch seine Beliebtheit steigt.
"Hanf ist neben Zellulose und Holzfaser einer der ersten ökologischen Dämmstoffe, die sich etabliert haben", sagt René Görnhardt, Bautechnik-Experte bei der Fachagentur für nachwachsende Rohstoffe (FNR). "Auch, weil die Verbraucher das Material, also Hanf als Nutzpflanze, aus früheren Zeiten schon kennen."
Der große Vorteil der Hanfpflanze: Sie ist äußerst anspruchslos und kommt im Anbau ohne Herbizide und Insektizide aus. Außerdem wächst (THC-armer) Hanf innerhalb von 120 Tagen auf eine beachtliche Höhe von bis zu vier Metern heran. So kann er zwei Mal im Jahr geerntet werden. Das alles trägt zu einer guten Klimabilanz der Hanfdämmung bei.
Einsatzgebiete von Hanf als Dämmstoff
Hanfmatten eignen sich zur Dämmung des Dachs – sowohl zur Zwischen- wie auch zur Untersparrendämmung.
Stopfhanf lässt sich gut zur Dämmung von Hohlräumen verwenden.
Hanfschüttungen sind für Fußboden und Decke sinnvoll.
Hanf eignet sich – wie die meisten natürlichen Dämmstoffe – nicht für die Perimeterdämmung.
Wärmeleitfähigkeit von Hanf
Die Wärmeleitfähigkeit von Hanf liegt zwischen 0,039 und 0,047 Watt pro Meter und Kelvin, "was eine gute Dämmleistung garantiert", sagen die Experten von "Natürlich Dämmen". Eine Hanfdämmung schützt vor einem Auskühlen im Winter. Gleichzeitig bieten Dämmstoffe aus Hanf einen guten Schutz vor sommerlicher Hitze.
Um den von der geltenden Energieeinsparverordnung (EnEV) vorgeschriebenen U-Wert von 0,24 Watt pro Quadratmeter und Kelvin an der Gebäudefassade zu erreichen, muss die Dämmschicht aus Hanf rund 16 Zentimeter dick sein. Das entspricht in etwa der Dicke des oft verwendeten Dämmstoffs Styropor.
Hanf verfügt über sehr gute Eigenschaften zur Schalldämmung. Hanfmatten eignen sich daher auch sehr gut zur Zwischensparrendämmung.
Brandschutz von Hanf als Dämmstoff
Dämmstoffe aus Hanf gehören nach DIN 4102-1 der Baustoffklasse B2 an und sind somit normal entflammbar. Nach EN 13501-1 fallen sie in die Kategorie E – und damit in dieselbe Klasse wie der häufig verwendete Dämmstoff Polystyrol (Styropor).
Feuchteschutz von Hanf: Keine Angst vor Schimmel
Hanf ist außerdem beständig gegenüber Feuchtigkeit und Schimmel. Aufgrund seiner Diffusionseigenschaften wird eine gute Feuchtigkeitsregulierung und ein angenehmes Raumklima garantiert. Die offenporige Zellstruktur der Hanffasern sorgt dafür, dass sie Feuchtigkeit aufnehmen und mit dem Trocknen wieder abgeben können.
"Durch die kapillare Faserstruktur hat Hanf die Fähigkeit, viel Luftfeuchtigkeit aufzunehmen und wieder abzugeben, ohne dass die Dämmwirkung wesentlich nachlässt", sagt eine Sprecherin von "Natürlich Dämmen", einer Kampagne der gemeinnützigen Beratungsgesellschaft co2online und der Deutschen Umwelthilfe. Ähnliche Diffusionseigenschaften haben auch Dämmstoffe aus Flachs.
Herstellung der Hanfdämmstoffe
Für die Dämmstoffproduktion wird das Hanfstroh zunächst in Fasern und Schäben getrennt. Die Fasern werden dabei zu Stopfdämmung oder Dämmmatten, die holzähnlichen Schäben zu Schüttdämmstoffen oder festen Platten verarbeitet. Die Dämmmatten werden durch eine Vliesbildung und mechanische Verfilzung der Hanffasern produziert.
Hier werden synthetische Stützfasern, meist aus Polyester, verwendet, um die Hanfvliese elastisch zu machen. Es gab auch zeitweise Produkte mit PLA-Fasern, also pflanzlichen Bindemitteln (in der Regel Kartoffelstärke), am Markt. Doch laut René Görnhardt gibt es diese nicht mehr. Für den Brandschutz wird dem Hanf außerdem bis zu fünf Prozent Soda, Borsalz oder Amoniumphosphat zugegeben.
Hanf ist ein nachwachsender heimischer Rohstoff, der ganz ohne Insektizide und Herbizide auskommt. Zur Herstellung der Dämmstoffe wird außerdem nur wenig Energie benötigt, weil die Fasern meistens rein mechanisch verarbeitet werden. Hanfdämmwolle kommt meistens ohne Zusatzstoffe aus – und ist so zu 100 Prozent kompostierbar.
Hanf ist von Natur aus resistent gegenüber Schädlingen, da er kein Eiweiß enthält. Die natürlichen Bitterstoffe im Hanf schützen ihn außerdem vor Insekten und Nagern. Nur, wenn zusätzlich Schafwolle bei der Herstellung der Dämmstoffe verwendet wurde, müssen diese mit Insektenschutzmitteln behandelt werden.
Ökologisch problematisch sind die Zusatzstoffe für den Brandschutz. Besonders Borsalz gilt als gewässerschädigend. Soda hingegen gilt als ökologisch unbedenklich. Wenn Stützfasern aus Kunststoff für die Herstellung von Dämmmatten verwendet werden, sind diese nicht hundertprozentig kompostierbar.
Preis und Kosten von Hanfdämmung
Je nach Art und Dicke kosten Hanfdämmstoffe zwischen 10 und 30 Euro pro Quadratmeter, sagen die Experten von "Natürlich Dämmen". Einblas- und Schüttdämmstoff aus Hanf kostet zwischen 80 und 200 Euro pro Kubikmeter.
Damit liegt Hanfdämmung im mittleren Preissegment bei den ökologischen Dämmstoffen.
Wo man Hanfdämmung bekommt
In Deutschland gibt es vor allem zwei Hersteller von Hanfdämmstoffen: Thermo Natur und Hanffaser Uckermark.
Eine Liste der Händler, die Produkte von Hanffaser Uckermark anbieten, findet ihr auch auf deren Webseite. Auch Online-Shops wie Baunativ haben die Produkte im Angebot.
Vorteile und Nachteile von Hanf als Dämmstoff
Hanf glänzt als Dämmstoff mit folgenden Vorteilen:
Beständigkeit gegen Schimmel und Feuchtigkeit
gute Klimabilanz
sorgt für gutes Raumklima
gute Dämmeigenschaften
guter sommerlicher Hitzeschutz
Resistenz gegen Schädlinge
guter Schallschutz
Einige (kleine) Nachteile bringt Hanfdämmung aber auch mit sich:
Brandschutz kann nur erzielt werden, wenn der Hanf mit Zusatzstoffen behandelt wird
Dementsprechend: Baustoffklasse B2, normal entflammbar
Stützfasern aus fossilen Kunststoffen führen im Recycling zu CO2-Emissionen, die als Last hinzukommen
nicht uneingeschränkt einsetzbar
Unser Fazit zur Hanfdämmung
Ob ihr mit Hanf dämmen solltet, kommt letztlich auf den Einzelfall an. Ideal ist der Naturstoff für den Einsatz bei der Dachdämmung, bei der Außen- und Innenwanddämmung, bei hinterlüfteten Fassaden und bei der Fußboden und Geschossdeckendämmung.
Hanfdämmungen lassen sich sowohl bei Gebäuden in Holz- wie auch in Massivbauweise einsetzen. Sie können bei Neubauten ebenso wie bei der Sanierung von Altbauten verwendet werden.
Da Hanf als normal entflammbar eingestuft wird, eignet er sich aber nicht für alle Bereiche – in Reihenhäusern darf er zum Beispiel nicht eingesetzt werden. Außerdem lässt er sich nicht im feuchtekritischen Bereich sowie zur technischen Dämmung einsetzen.