Wer dämmen will, stößt schnell auf den Begriff der Wärmeleitgruppe. Wir erklären, was es damit auf sich hat, warum dieser Begriff für die Dämmung so wichtig ist und wie ihr das in eure Planungen mit einbeziehen könnt.
Ähnlich wie der U-Wert sind auch Wärmeleitgruppen eine wichtige Messgröße beim Thema Dämmung. Was die Wärmeleitgruppen aussagen, wie sie gemessen werden und was sie für eure geplanten Dämmmaßnahmen bedeuten, das erklären wir euch hier.
Wichtig sind dabei drei Begriffe, die wir euch kurz erklären:
Wärmeleitfähigkeit
Wärmeleitgruppen
Wärmeleitstufen
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1. Wärmeleitfähigkeit
Bei der Wärmeleitfähigkeit geht es vereinfacht gesagt darum, wie gut die Wärme durch einen Baustoff hindurchgeht. Heißt also: Je schlechter die Wärmeleitfähigkeit, desto besser die Dämmeigenschaften.
Wer es genau wissen will: Die Wärmeleitfähigkeit gibt die Wärmemenge an, die bei ein Kelvin Temperaturunterschied durch einen Quadratmeter eines ein Meter dicken Bauteils entweicht. Aus dieser Formel ergibt sich die Einheit der Wärmeleitfähigkeit: W/(mK) = Watt pro Meter und pro Kelvin. Der daraus errechnete Wert wird in λ (Lambda) angegeben.
Viele Baustoffe unterscheiden sich nur minimal in ihrer Wärmeleitfähigkeit. Um eine übersichtliche Vereinheitlichung und eine Vergleichbarkeit der Dämmeigenschaft von verschiedenen Baustoffen zu schaffen, gibt es die Wärmeleitgruppen (WLG).
Die Umrechnung ist dabei ganz einfach. Hat ein Baustoff eine Wärmeleitfähigkeit von λ=0,040 W/(mK), dann entspricht das der Wärmeleitgruppe WLG 040. Die Einteilung erfolgt dabei in Fünfer-Schritten, also WLG 030, WLG 035, WLG 040 und so weiter.
Als Faustregel gilt: Je geringer der Wert der Wärmeleitgruppe (WLG), desto besser der Dämmwert. Heißt umgekehrt: Je höher der WLG-Wert, desto dicker muss die Dämmung sein, um die gleiche Dämmwirkung eines Baustoffes mit niedrigerem WLG-Wert zu erreichen.
3. Wärmeleitstufen (WLS)
In den vergangenen Jahren sind viele Baustoffe auf den Markt gekommen, die gerade in Sachen Dämmeigenschaften miteinander konkurrieren. Das System der Wärmeleitgruppen mit der Unterteilung in Fünfer-Schritten hat sich dabei als zu grob erwiesen.
Deshalb (und im Zuge der europäischen Harmonisierung) gibt es jetzt die Wärmeleitstufen (WLS). Sie geben dieselben Werte an wie die Wärmeleitgruppen, allerdings genauer. Die Einteilung bei den Wärmeleitstufen erfolgt nämlich in Einer-Schritten (WLS 029, WLS 030, WLS 031 etc.). Das bedeutet: Baustoffe mit den Wärmeleitstufen von WLS 031 bis WLS 035 entsprechen der WLG 035.
Der Unterschied von U-Wert und Wärmeleitgruppe
Bei der Berechnung des U-Wertes (auch als Wärmedurchgangskoeffizient bekannt) wird die Dicke aller Bauteile (also zum Beispiel die Außenmauer plus Putz plus Dämmstoffe) mit einbezogen. Der Lambdawert dagegen gibt die Wärmeleitfähigkeit eines einzelnen Baustoffes an. Dabei ist es egal, wie dick dieser ist.
Für mathematisch Interessierte: Aus dem WLG-Wert und der Dicke des Dämmstoffes lässt sich der U-Wert nach folgender Formel berechnen:
U-Wert = Lambdawert geteilt durch die Dicke des Baustoffes in Metern
Dazu zwei Beispiele:
Eine Dämmstoffplatte hat die WLG 023 und damit ein Lambda von 0,023 W/(mK). Ist die Platte 20 Millimeter dick, ergibt sich daraus:
0,023/0,02 = 1,15 W/(m²K). Der U-Wert wäre hier also 1,15 W/(m²K)
Dieselbe Platte, diesmal 30 Millimeter stark:
0,023/0,03 = 0,77 W/(m²K). Der U-Wert beträgt in diesem Fall 0,77 W/(m²K)
Aber Achtung: Das sind nur theoretische Werte. Die Temperaturunterschiede, umgebende Baustoffe, die zu dämmende Fläche – all das (und noch mehr) sind Größen, die in eine seriöse Berechnung von Dämmmaßnahmen mit einfließen.
Welche Werte bei Wärmeleitgruppen beziehungsweise Wärmeleitsystemen sind zu empfehlen? Das lässt sich so pauschal schwer sagen und kommt immer darauf an, was ihr in welchem Umfang dämmen wollt.
So hat das Institut Wohnen und Umwelt für eine Innendämmung errechnet: Wird statt eines Dämmstoffs mit der Wärmeleitfähigkeit von 0,040 W/(mK) einer mit 0,035 W/(mK) gewählt, verbessert das bei gleicher Dicke die Wärmedämmung der Wand um rund zehn Prozent.
Ganz allgemein gelten Wärmeleitgruppen von WLG 030 bis WLG 050 als gut. Aber das ist wie gesagt nur ein ganz grober Daumenwert. Eine gute Dämmung hängt von vielen Faktoren ab, der WLG-Wert ist dabei nur eine Orientierungshilfe.
Und das gleiche Ausgangsmaterial muss auch nicht automatisch immer die identische Wärmeleitfähigkeit haben. Wird ein anderes Herstellungsverfahren (zum Beispiel unterschiedliche Gase als Treibmittel bei extrudierten Polystyrol-Hartschaumplatten) verwendet, ändern sich auch die WLG/WLS-Werte.
Übersicht: 10 ausgesuchte Dämmstoffe und ihre WLS-Werte
Dämmstoff
WLS-Wert
Preis in Euro pro Kubikmeter
Vakuumdämmung
007
4.500
Phenolharzplatten
022
230
Polyurethanplatten alukaschiert
024
125
Polyurethan-Einblasschaum
027
270
Mineralwolle
032
56
Polystyrol-Einblasdämmung
033
110
Polystyrol-Platte
035
65
Zellulose
040
35
Korkschüttung
045
65
Glasschaum-Platte
067
230
10 ausgesuchte Dämmstoffe und ihre WLS-Werte / Quelle: www.raum-analyse.de
Fazit: So helfen euch die WLG/WLS-Werte bei der Planung von Dämmmaßnahmen
Die Werte für die Wärmeleitfähigkeit sind eine erste Orientierungshilfe, wie gut die Dämmeigenschaften eines Baustoffes sind – nicht mehr und nicht weniger.
Wie ihr an der Tabelle oben seht: Den unterschiedlichen WLS-Werten stehen auch unterschiedliche Kosten gegenüber. Es gibt noch viel mehr Dämmstoffe, die bei der Modernisierung zum Einsatz kommen. Allein bei der Frage nach mineralischen, synthetischen oder natürlichen Dämmstoffen scheiden sich die Geister.
Welcher Dämmstoff sich für euer Vorhaben eignet, welche WLS-Werte es sein müssen – das klärt ihr am besten mit einem Energieberater. Der berät euch unabhängig, kennt sich mit den technischen Gegebenheiten aus und guckt auch auf die anderen, für eine erfolgreiche Dämmung ebenso wichtigen Faktoren.