Richtig heizen: So viel Energie verbraucht die Heizung

Ihr habt es am liebsten 24 Grad warm in der Wohnung? Dann müsst ihr in diesem Winter tief in die Tasche greifen: Das Heizen macht über 70 Prozent des gesamten Energieverbrauchs aus – und die Energiekrise belastet alle Haushalte durch hohe Heizkosten. Laut einer Analyse des Statistischen Bundesamts lagen die Energiepreise im September 2022 43,9 Prozent höher als im gleichen Monat des Vorjahres.

So stark stiegen die Energiepreise im Vergleich zum Vorjahr:

  • Heizöl: +108,4 Prozent
  • Erdgas: +95,1 Prozent
  • Strom: +30,5 Prozent

Die gute Nachricht: Ihr könnt selbst viel tun, um eure Heizkosten nicht unnötig in die Höhe zu treiben. Wie das funktioniert, verraten wir euch mit den folgenden fünf einfachen Heizregeln, die Geld sparen.

Regel Nummer 1: Richtig heizen – welche Stufe Kosten spart

Klingt logisch: Je weniger ihr heizt, desto weniger Heizkosten habt ihr. Konkret bedeutet das: Beheizt ihr eure Wohnräume in diesem Winter ein Grad weniger, spart ihr schon sechs Prozent Heizkosten ein. Das heißt aber nicht, dass ihr die Heizung ganz ausschalten könnt. Kälter
als 17 Grad sollte es in bewohnten Räumen nicht werden – ansonsten steigt die Schimmelgefahr.

Stattdessen solltet ihr die Temperatur individuell einstellen. Das Wohnzimmer darf wärmer sein, der Flur kann kühl bleiben. Damit die Temperatur immer stimmt, könnt ihr ein automatisches oder smartes Raumthermostat nutzen. So könnt ihr auch in eurer Abwesenheit richtig gegen Schimmel heizen.

Die optimale Raumtemperatur nach Zimmern

Raum Optimale Raumtemperatur (tagsüber)
Wohnzimmer 20 bis 23 °C
Bad 20 bis 23 °C
Schlafzimmer 17 bis 20 °C
Küche 18 °C
WC 16 bis 19 °C
Flur 15 bis 18 °C
Optimale Raumtemperatur während der Heizperiode, Quelle: Umweltbundesamt

Stufe 1 auf der Heizung entspricht etwa 12 Grad, jede weitere Stufe heizt um vier Grad Celsius. Um Heizkosten zu sparen, sollte die Heizung also maximal auf der dritten Stufe stehen – das entspricht etwa 20 Grad.

Heizt ihr dagegen auf Stufe fünf, herrschen bald tropische Temperaturen von 28 Grad. Davon raten wir der Umwelt und eures Portemonnaie zuliebe aber dringend ab. Wie der Heizungsregler genau funktioniert und was Mondsymbol und Schneeflocke bedeuten, erfahrt ihr in diesem Artikel.

Regel Nummer 2: Richtig heizen – richtig lüften

Eigentlich ist es ja kontraproduktiv, kalte Luft in beheizte Wohnräume ziehen zu lassen. Das Lüften gehört aber zum richtigen Heizen im Winter dazu. Beim Lüften wird verbrauchte, feuchte Luft mit frischer Luft ausgetauscht. Das ist gut für die Gesundheit und beugt Schimmelbildung vor.

Im Winter solltet ihr etwa zwei- bis viermal täglich für fünf bis zehn Minuten Stoßlüften. Das Querlüften ist am effektivsten – dabei öffnet ihr zwei gegenüberliegende Fenster oder ein Fenster und eine gegenüberliegende Tür. Nach dem Duschen und nach dem Kochen solltet ihr ebenfalls kurz lüften, damit die entstandene Luftfeuchtigkeit nach draußen entweichen kann.

Ein Fenster dauerhaft zu kippen, verschwendet dagegen viel Energie. Kurzes Stoßlüften ist effektiver und energieschonender.

Warum lüften? Das sind die Vorteile

  1. Lüften senkt die Virenbelastung in der Luft. Die Ansteckungsgefahr in geschlossenen Räumen sinkt. Dieser Punkt rückte vor allem während der Coronapandemie stärker in den Fokus.
  2. Atmen wir frische Luft, sind wir wacher, konzentrierter und aktiver. Frische Luft stärkt außerdem das Immunsystem.
  3. Lüften begünstigt ein gesundes Raumklima. Die Luft im Innenbereich sollte weder zu feucht, noch zu trocken sein.
  4. Stoßlüften beugt der Bildung von Schimmel vor. Durch den steten Luftaustausch bleibt die Luftfeuchtigkeit konstant. Sie kann sich nicht so leicht an Wänden absetzen. Es ist jedoch wichtig, richtig zu lüften. Die Fenster sollten kurzzeitig weit geöffnet werden. Ein dauerhaft gekipptes Fenster kühlt dagegen die Wände aus, begünstigt Schimmelbildung und erhöht unnötig die Heizkosten. Mehr über die Entstehung von Schimmel und wie ihr Schimmel vorbeugen könnt, lest ihr hier.

Lest hier, wie ihr im Winter richtig lüftet.

Achtet beim Lüften darauf, dass die Heizung nicht auf eine hohe Stufe eingestellt ist. Wer richtig heizen und lüften und dabei Heizkosten sparen möchte, dreht die Heizkörper beim Lüften am besten ganz ab. Warum ihr die Heizungen beim Lüften herunterdrosseln solltet, erfahrt ihr hier.

Regel Nummer 3: So hält sich die Heizwärme besser

Wenn ihr weniger heizen möchtet, aber trotzdem nicht frieren wollt, gibt es neben Decken, Pullovern und Kerzen nur eine Lösung: Ihr müsst die Wärme länger in euren Wohnräumen halten.

Gar nicht mehr zu lüften, wäre hier jedoch der falsche Weg – das haben wir in der vorherigen Heizregel festgestellt. Es gibt eine vorteilhaftere Lösung: Isoliert ihr eure Wohnräume besser, hält sich die Wärme trotz Lüften und kürzeren Heizintervallen länger.

Und so geht’s:

  • Rollläden und Jalousien abends herunterlassen. In wenig genutzten Räumen können die Rollläden auch tagsüber unten bleiben. So könnt ihr den Wärmeverlust an den Fenstern um bis zu 20 Prozent reduzieren. Undichte Fenster könnt ihr mit einem Profildichtungsband aus dem Baumarkt abdichten.
  • Vorhänge zuziehen. Kaum zu glauben, aber auch diese einfache Maßnahme reduziert den Wärmeverlust noch ein bisschen und spart Heizkosten.
  • Heizkörper nicht verdecken. Damit die Heizkörper optimal arbeiten können, dürfen sie nicht von Vorhängen oder Möbeln verdeckt werden – ansonsten kann sich die Wärme nicht optimal im Zimmer verteilen. Möbel sollten mindestens 20 Zentimeter Abstand zum Heizkörper haben – mehr ist von Vorteil.
  • Türen schließen. In geschlossenen Räumen hält sich die Wärme länger. Haltet ihr die Tür zum Wohnzimmer geschlossen, kann das Wohnzimmer wohlige 21 Grad Celsius halten, auch wenn der Flur nur bis 17 Grad beheizt wird. Ob Zimmertüren im Winter immer geöffnet oder zu bleiben sollen, beleuchtet dieser Artikel.
  • Richtig Kleiden. Wenn ihr im T-Shirt vor dem TV sitzt, werdet ihr schnell frieren. In Omas Strickpullover und mit einer Kuscheldecke bedeckt, lässt es sich dagegen auch bei 17 Grad noch gut aushalten.
  • Heizungsrohre, Heizkörper und Rollladenkästen dämmen. Wie ihr diese Stellen in eurer Wohnung dämmt und Heizkosten sparen könnt, lest ihr in unseren 23 Tipps zum Heizkosten sparen.

Energiesparend und richtig heizen in Altbauten ist für die Bewohner häufig eine große Herausforderung. Egal wie viele Tipps zum Sparen von Heizkosten ihr befolgt, die Wohnräume sind entweder kalt und feucht, oder die Heizkosten klettern weiter nach oben.

Der Grund: Alte Häuser sind weniger isoliert. Vor allem durch schlecht isolierende Fenster entweicht die Wärme nach draußen. Überlegt euch in diesem Fall, ob sich der Einbau neuer Fenster lohnt. Der Kauf und Einbau neuer Fenster ist zwar teuer, die Heizkosten sinken jedoch spürbar. Vor allem bei den aktuellen Heizkosten rechnet sich diese Investition schnell.

Ihr möchtet eure alten Fenster austauschen? In diesem Ratgeber lest ihr alles Wichtige rund um die Montage neuer Fenster.

Regel Nummer 4: Heizkörper entlüften und richtig warten

Heizkörper können nur optimal arbeiten, wenn sie regelmäßig gewartet werden. Ihr solltet die Heizungen regelmäßig von Staub befreien und entlüften. Staub auf den Heizkörpern mindert die Wärmeabgabe. Sammelt sich Luft in Heizkörpern an, heizen diese nicht mehr effizient.

Mindestens einmal im Jahr – am besten vor der Heizsaison – solltet ihr eure Heizkörper also gründlich reinigen und von Staub befreien. Die besten Tipps zum Heizkörper reinigen, lest ihr hier. Einen Heizkörper solltet ihr entlüften, sobald dieser gluckernde Geräusche von sich gibt. Lest hier, wie ihr eure Heizung richtig entlüften könnt.

Regel Nummer 5: Temperatur in der Abwesenheit und abends absenken

Seid ihr nicht zuhause oder nutzt ihr Räume länger nicht, könnt ihr weniger heizen. Stellt einfach abends oder bevor ihr das Haus verlässt die Heizkörper eine Stufe niedriger. Wird das Wohnzimmer normalerweise bis 20 Grad oder auf Stufe drei beheizt, könnt ihr die Temperatur in eurer Abwesenheit oder nachts auf 17 bis 18 Grad absenken. Ungenutzte oder selten genutzte Räume können dagegen dauerhaft auf Stufe zwei beheizt werden.

Seid ihr mehrere Tage nicht zuhause, könnt ihr die Temperatur in eurer Wohnung weiter absinken lassen. Kälter als 16 Grad sollte es in euren Wohnräumen jedoch auch nicht während einer mehrtägigen Abwesenheit werden. Die Schimmelgefahr steigt bei zu niedrigen Temperaturen, die Wände kühlen aus und das wieder Anheizen der Wohnung verbraucht zu viel Energie – und damit auch Heizkosten. Mehr zum Thema Heizen bei Abwesenheit lest ihr in diesem Ratgeber.

Soll das Raumklima immer stimmen, kann eine Smart-Home-Heizung helfen. Mit einem solchen smarten Raumthermostat könnt ihr richtig heizen – egal ob ihr zuhause seid oder nicht. Die Temperatur könnt ihr dann einfach über das Smartphone regeln. Mehr über die Smart-Home-Heizung könnt ihr in diesem Ratgeber lesen.

Wann sich der Kauf eines solchen Systems zur Heizkostensenkung lohnt, erfahrt ihr hier.

Richtig heizen – aber ab wann?

Die Summe vieler kleiner Maßnahmen spart also Heizkosten, nicht eine einzelne Strategie. Wir empfehlen, erst dann zu heizen, wenn es wirklich nötig ist. In unseren Breitengraden müsst ihr die Heizung in der Regel frühestens im Oktober das erste Mal aufdrehen. In einem milden Herbst könnt ihr den Heizkosten zuliebe auch erst später mit dem Heizen starten.

Ab Mitte bis Ende April ist Heizen dann meistens nicht mehr notwendig. Wenn die Temperaturen im Frühling kontinuierlich nach oben klettern, kann die Heizung wieder ruhen. Vermieter müssen Mietern allerdings ab dem 1. Oktober bis Ende April die Möglichkeit zum Heizen einräumen.

Ihr wollt auf Fernwärme umsteigen? Alles, was ihr drüber wissen müsst, haben wir für euch gesammelt in: "Fernwärme-Kosten: Ist mit Fernwärme heizen günstig?".

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