Modernisieren | Ratgeber

Neue Gasheizung: Alles über Kosten und Nutzen eines Brennwertkessels

Portrait von Dirc Kalweit
Dirc Kalweit

Trotz CO2-Steuer gehört die Gasheizung (noch) zu den beliebtesten Heizungsarten in Deutschland. Doch lohnt es sich, eine neue Gasheizung zu installieren? Wir geben euch Auskunft über die Technik von Gas-Brennwertkesseln, listen die Vorteile und Nachteile einer Gasheizung auf und sagen euch, was eine neue Gasheizung in Anschaffung und Betrieb kostet.

Ihr solltet zudem bedenken, dass am 1. Januar 2024 die Novelle des Gebäudeenergiegesetzes (GEG 2024) in Kraft tritt. Es beinhaltet diverse Anforderungen für den Einbau von neuen Heizungsanlagen und damit auch Gasheizungen. Alle Details dazu, welche Technologien künftig zulässig sind, welche Fristen und Ausnahmen gelten, findet ihr in unserem Ratgeber Gebäudeenergiegesetz: Was sich für Bauherren ab 1. Januar 2024 ändert.

Ihr wollt weg von Gas als primärer Energieträger? Lest hier, welche Alternativen zur Gasheizung es gibt.

Neue Gasheizung: Effizienz dank Brennwerttechnik

Moderne Gas-Brennwertheizungen nutzen die eingesetzte Energie nahezu vollständig aus. Während ältere Heizungen heiße Abgase zum Schornstein hinaus pusten, nutzt die Brennwerttechnik diese Energie ebenfalls, um damit Räume und Trinkwasser zu erwärmen.

Die Wärme entsteht bei der fast rückstandsfreien Verbrennung des Erdgases. Diese Wärme überträgt sich auf das Heizungswasser. Das wird dann in einem geschlossenen Kreislauf zu den Heizkörpern im ganzen Haus gepumpt. Neben der Wärme entsteht bei der Verbrennung allerdings auch Wasserdampf. Bei konventioneller Heiztechnik verschwindet dieser ungenutzt durch den Schornstein.

Die Brennwerttechnik nutzt die darin enthaltene Energie ebenfalls, denn die heißen Abgase werden so weit abgekühlt, dass der Wasserdampf kondensiert. Die bei der Kondensation freigesetzte Wärme lässt sich dann zusätzlich zum Heizen verwenden. Brennwerttechnik nutzt also nahezu den gesamten Energiegehalt des Brennstoffs – nämlich bis zu 98 Prozent.

Optimal heizen mit neuer Gasheizung: Diese Faktoren sind noch wichtig

Wie gut und effizient eine Brennwertheizung in der Praxis tatsächlich ist, hängt aber nicht nur vom Kessel ab. Die Auslegung des Heizsystems hat erheblichen Einfluss auf eine möglichst hohe Ausbeute an Kondensationswärme.

Um die erforderlichen Kondensationsbedingungen zu erreichen, sind bei Gas Abgastemperaturen von unter 58 Grad Celsius erforderlich. Erst dann kann der im Abgas enthaltene Wasserdampf kondensieren und ihr könnt die zusätzliche Kondensationswärme zum Heizen nutzen.

Erreichen lässt sich dieser Effekt am besten durch möglichst groß ausgelegte Heizkörper oder eine Flächenheizung. Darüber hinaus sind noch eine gut geplante Auslegung der Heizflächen und der Thermostatventile sowie ein hydraulischer Abgleich wichtig.

Am besten lasst ihr euch vor dem Einbau eines neuen Gas-Brennwertkessels bei der Planung der zusätzlichen Maßnahmen von einem Energieberater oder dem Heizungsmonteur eures Vertrauens unterstützen. Oder ihr schaltet im Rahmen einer größeren Sanierung einen Bausachverständigen für die Modernisierungsberatung ein.

Infografik Verteilung der Heizungsarten 2020

Was kostet eine neue Gasheizung?

Bei der Frage nach den Kosten für eine neue Gasheizung kommt es darauf an: Wird eine vorhandene Gasheizung ausgetauscht? Oder die neue Gasheizung zum ersten Mal installiert?

In letzteren Fall muss erst der Hausanschluss für die Gasleitung gelegt werden. Das geht heutzutage innerhalb eines Tages und kostet rund 2.500 bis 3.000 Euro. Bei der eigentlichen Gasheizung selbst kommt es auf das Modell an. Wandgeräte gibt es schon ab 2.000 Euro. Eine neue, bodenstehende Gasheizung kostet zwischen 3.000 und 6.000 Euro.

Darüber hinaus schlagen noch der Warmwasserspeicher, die Kosten für das Abgassystem und die Kondensatableitung (hier sind beim Altbau oft Änderungen am Schornstein nötig) sowie ein hydraulischer Abgleich zu Buche. Letzteren solltet ihr gleichzeitig mit der Installation vom Monteur durchführen lassen.

Hier noch mal die Kosten für eine neue Gasheizung im Überblick:

Kosten für die Installation einer neuen Gasheizung.
LeistungKosten (circa) in Euro
Gasanschluss verlegen2.500 bis 3.000
neue Gasheizung (Wandgerät oder bodenstehend)2.000 bis 6.000
neue Anlagentechnik zur Nutzung des Brennwerttkessels1.500 bis 2.500
Speicher1.000 bis 2.500
Installation inklusive hydraulischem Abgleich2.000 bis 3.500
GESAMTKOSTEN9.000 bis 17.500

Ihr seht, die Preisspanne ist hier recht hoch. Die Kosten für die Installation einer neuen Gasheizung hängen auch von Faktoren wie der Dämmung des Gebäudes, dem Gerätetyp, der erforderlichen Heizleistung und einer eventuellen Schornsteinsanierung abhängig. Für eine individuelle Kostenkalkulation benötigt ihr auf jeden Fall einen Heizungsmonteur vor Ort.

Die Betriebskosten einer neuen Gasheizung

Einer der bisher größten Vorteile der Gasheizung waren die überschaubaren Betriebskosten. Für Wartung, den jährlichen Besuch des Schornsteinfegers und die Stromkosten für die Umwälzpumpe kamen über den Daumen Kosten von weniger als 500 Euro zusammen.

Das hat sich kaum geändert. Was sich geändert hat, sind die Gaspreise – und zwar beträchtlich. So zahlte der Verbraucher für eine Kilowattstunde Gas im September 2021 rund 6,22 Cent und damit laut dem Statistischen Bundesamt fast sechs Prozent mehr als im September 2020 – Tendenz steigend.

Neben den steigenden Gaspreisen ist es aber auch die Politik, die fossile Energie und damit auch das Gas bewusst verteuert. Seit dem 1. Januar 2021 gibt es die CO2-Steuer. Fossile Energieträger wie Benzin, Diesel, Heizöl und auch Erdgas werden dabei mit einer Steuer belegt, die sich am tatsächlichen CO2-Gehalt ausrichtet. Das Ziel: eine deutliche Verringerung des CO2-Ausstoßes.

Die Steuer (beziehungsweise der CO2-Preis) beträgt für das Jahr 2021 genau 25 Euro pro Tonne Erdgas. Dieser Preis wird bis zum Jahr 2025 sukzessive auf 55 Euro pro Tonne ansteigen. Umgerechnet heißt das, das Besitzer von Gasheizungen 2021 für jede Kilowattstunde Erdgas rund 0,5 Cent mehr zahlen.

Wie sich die CO2-Steuer in den nächsten Jahren auswirkt, zeigt unsere Beispielrechnung:

Mehrkosten von Erdgas durch die CO2-Steuer / Quelle: heizglueck.de
JahrCO2-Preis pro TonneCO2-Aufpreis pro kWh (Erdgas)Mehrkosten bei einem Jahresverbrauch von 25.000 kWh
202125 Euro0,5 Cent125 Euro
202230 Euro0,6 Cent150 Euro
202340 Euro0,8 Cent200 Euro
202450 Euro1,0 Cent250 Euro
202555 Euro1,1 Cent275 Euro

Ab 2026 wird dann auf eine Festlegung des Preises verzichtet. Stattdessen soll es laut Bundesregierung einen Preiskorridor von mindestens 55 und höchstens 65 Euro geben.

Gas-Brennwert-Therme CGB-2 von Wolf
Platzsparende Gas-Brennwert-Thermen (hier: CGB-2 von Wolf) eignen sich ideal für Eigenheime.

So viel Fördergelder gibt es für eine neue Gasheizung

Um die Kosten für eine neue Gasheizung zu verringern, könnt ihr Fördermittel beantragen. Die sind aber an bestimmte Bedingungen geknüpft, die die Bundesförderung für effiziente Gebäude definiert. Im Einzelnen bedeutet das:

Förderung einer neuen Gasheizung im Altbau

Wenn ihr eure alte gegen eine neue Gasheizung tauscht und dafür Fördermittel haben möchtet, dann muss die neue Gasheizung unter eine dieser beiden Kategorien fallen:

Gas-Brennwertheizung "renewable ready": Bei dieser Gas-Brennwertheizung muss eine hybridfähige Steuerungs- und Regelungstechnik für eine künftige, teilweise Nutzung von erneuerbaren Energien mit verbaut sein. Noch wichtiger: Spätestens nach zwei Jahren muss aus der Gas-Brennwertheizung eine Gas-Hybridheizung werden. Das heißt, die Heizungsanlage muss zusätzliche Wärme aus erneuerbaren Energien nutzen.

  • Förderung: 20 Prozent der förderfähigen Kosten (über das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle/BAFA).
  • Kosten: ca. 13.000 bis 15.000 Euro (inklusive Einbau)

Gas-Hybridheizung: Eine Gas-Hybridheizung kombiniert fossile mit erneuerbaren Energien, üblicherweise über Solarthermie. Für beide Energieträger gibt es dann eine gemeinsame Steuer- und Regelungstechnik. Die Gas-Hybridheizung muss über den regenerativen Wärmeerzeuger mindestens 25 Prozent der Heizlast des versorgten Gebäudes abdecken – sonst gibt es keine Fördergelder.

  • Förderung: 30 Prozent der förderfähigen Kosten (über das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle/BAFA).
  • Kosten: ca. 16.000 bis 18.000 Euro (inklusive Einbau)

Die förderfähigen Gasheizungen sind deutlich teurer als herkömmliche Gas-Brennwertheizungen. "Normale" Gas-Brennwertheizungen fallen allerdings aus der Förderung raus. Ausführliche Infos dazu findet ihr hier: Staatliche Förderung für neue Heizung: So kommt ihr an den Zuschuss von BAFA und KfW

Förderung einer neuen Gasheizung im Neubau

Laut Gebäudeenergiegesetz müssen Hausbesitzer beim Neubau einen Teil der Energieversorgung des Gebäudes über erneuerbare Energien abdecken. Bei einer Gas-Brennwertheizung lässt sich das durch die Kombination mit einer Solarthermieanlage erreichen.

Eine Solarthermieanlage nutzt die Sonnenenergie zur Erwärmung von Heiz- und/oder Brauchwasser. Eine Gas-Hybridheizung mit Solarthermie-Anlage kostet zwischen 13.000 und 18.000 Euro. Auch hier gibt es eine – wenn auch indirekte – Förderung. Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) gewährt euch einen Kredit für die Errichtung eines Effizienzhauses, von dem ihr nur einen Teil zurückzahlen müsst. Mehr dazu erfahrt ihr hier: Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG): Fördersummen, Konditionen, Anträge

Die Vorteile und Nachteile einer neuen Gasheizung

Lange Jahre war Gas der führende Energieträger bei den Heizungen in Deutschland. Das lag vor allem an folgenden Vorteilen:

  • Gas gilt als sauberer Brennstoff, da es fast ohne Rückstände verbrennt. Je Kilowattstunde beträgt der CO2-Ausstoß rund 200 Gramm. Eine Kombination mit der Nutzung erneuerbarer Energien ist möglich und hilft, die Ökobilanz weiter zu verbessern.
  • Die Technik ist seit Jahrzehnten bewährt, der Einbau (auch eines neuen Hausanschlusses) in der Regel unproblematisch. Dadurch sind auch die Wartungskosten überschaubar.
  • Der Anschaffungspreis hält sich auch inklusive der Installationskosten in Grenzen.

Doch diese Vorteile werden durch einige Nachteile getrübt:

  • Die Gaspreise steigen rasant. So lagen laut dem Statistischen Bundesamt die Importpreise für Erdgas im August 2021 um 177,5 Prozent höher als im Vorjahresmonat!
  • Sowohl das Gebäudeenergiegesetz als auch die Bundesförderung für effiziente Gebäude sind so ausgelegt, dass Gasheizungen zukünftig kaum noch eine Rolle spielen. Der Gesetzgeber setzt bei Ausbau und Förderung der Heiztechnik voll auf erneuerbare Energien. Der Einsatz von fossilen Brennstoffen wie Öl und Gas sollen bewusst auslaufen.

Wie stark sich die Gewichtung verschiebt, zeigen die Zahlen. Während im Bestand die Gasheizung noch die Nummer eins ist (siehe Grafik oben), verliert sie beim Neubau gegen die Heizsysteme, die mit erneuerbaren Energien arbeiten (zum Beispiel die Wärmepumpe) immer mehr an Boden.

Infografil Anteil ausgewählter Heizenergieträger an allen neu gebauten Wohnungen

Austauschpflicht für alte Gasheizungen ohne Niedertemperatur- oder Brennwerttechnik

Im Rahmen des erwähnten Gebäudeenergiegesetzes gibt es auch eine Austausch- beziehungsweise Nachrüstpflicht für Gasheizungen, die noch mit der veralteten Technik arbeiten.

Konkret bedeutet das: Käufer, die ihre Immobilie nach dem 1. Februar 2002 erworben haben oder jetzt erwerben, mussten und müssen zwingend den veralteten Heizkessel erneuern.

Darunter fallen alle Gasheizungen, die keine Niedertemperatur-Heizkessel oder Brennwertkessel sind, deren Nennleistung weniger als vier Kilowatt oder mehr als 400 Kilowatt beträgt und die nicht nur Warmwasser bereitstellen oder hauptsächlich den Raum heizen, in dem sie aufgestellt sind.

Näheres zu dieser und weiteren Nachrüstpflichten von Käufern älterer Bestandsimmobilien erfahrt ihr hier: Nachrüstpflichten: Das müssen Immobilienkäufer von Altbauten wissen

Wer sind die großen Anbieter von neuen Gasheizungen?

Und welche Gasheizung ist die beste? Schwer zu sagen, denn der letzte Test der Stiftung Wartentest dazu stammt aus dem Jahr 2010. Seitdem hat sich in Sachen Technik einiges getan.

Überhaupt ist die "richtige Gasheizung" eine Sache der individuellen Umstände. Wichtige als der Hersteller sind Kriterien wie die richtige Auslegung der Heizlast, die Kombination mit Solarthermie oder der Speicher.

Deshalb hier nur ganz neutral und in alphabetischer Reihenfolge sortiert eine Liste der wichtigsten Hersteller von Gasheizungen mit direktem Link zur ihren jeweiligen Angeboten:

Lohnt es sich, eine Gasheizung zu mieten?

Über das sogenannte "Wärmecontracting" bieten einige Firmen die Möglichkeit an, eine neue Gasheizung zu mieten statt zu kaufen. Der Vorteil: Die Heizungsanlage ist technisch immer auf dem neuesten Stand, wird regelmäßig gewartet und statt hoher Anfangsinvestitionen gibt es nur eine monatliche Mietzahlung.

Das Problem: In der Regel laufen diese Leasingverträge einer Heizung über mehrere Jahre. Ihr seid also auch bei eventuell enorm steigenden Gaspreisen noch lange an diese Heiztechnik gebunden. Und: Über einen längeren Zeitraum gesehen liegen die Mietkosten höher als der Kauf einer Heizung. Wenn ihr mehr dazu wissen wollt: "Heizung mieten statt kaufen: Lohnt sich das für mich?"

Fazit: Wann lohnt sich ein neuer Gas-Brennwertkessel für mich?

Wer jetzt seine alte Heizung austauschen möchte und mit einer neuen Gasheizung liebäugelt, der steht vor einem Dilemma. Einerseits sind die Anschaffungskosten überschaubar, die Technik erprobt und die Installation unproblematisch. Andererseits ist der fossile Energieträger Gas ein Auslaufmodell, der bewusst verteuert wird.

Dass eine neue Gasheizung aber auch Geld spart, ist unbestritten. Das Portal CO2online hat am Beispiel dreier Praxisbeispiele ermittelt, ob und wie sich die Installation eines Gas-Brennwertkessels rechnet.

Im Schnitt sparten die Bewohner nach dem Kesseltausch rund 30 Prozent an Heizkosten ein. Mit diesen Werten, so errechnet das Portal, amortisiert sich die neue Heizungsanlage nach rund 15 Jahren.

15 Jahre waren vor der Energiewende die ganz normale Laufzeit eines Heizkessels. Aufgrund der beschriebenen Verteuerungen bei den Gaspreisen und den politischen Rahmenbedingungen ist es aber fast unmöglich, die Amortisation einer neuen Gasheizung seriös zu berechnen.

Wenn es also ein neuer Gas-Brennwertkessel sein soll, dann lasst mit Hilfe eines Heizungsmonteurs oder Energieberaters prüfen, ob sich nicht auch gleich die Anbindung von Solarthermie lohnt. Das ist deutlich zukunftssicherer – und mittelfristig auch günstiger.

Das wird dich auch interessieren