Modernisieren | Ratgeber
Hydraulischer Abgleich: Das bringt die Optimierung der Heizung
- Was ist ein hydraulischer Abgleich?
- Wie funktioniert der hydraulische Abgleich einer Heizung?
- Wann ist ein hydraulischer Abgleich nicht möglich?
- Wer kann einen hydraulischen Abgleich vornehmen?
- Was kostet ein hydraulischer Abgleich?
- Was bringt ein hydraulischer Abgleich an Einsparung?
- Ist der hydraulische Abgleich Pflicht?
- Gibt es Fördermittel für den hydraulischen Abgleich?
- Fazit: Für wen lohnt sich ein hydraulischer Abgleich?
- FAQs Hydraulischer Abgleich der Heizung
Beim hydraulischen Abgleich werden die einzelnen Komponenten einer Heizungsanlage optimal aufeinander abgestimmt. So viel vorweg: Der hydraulische Abgleich ist nichts für Laien, es lohnt sich aber trotzdem darüber Bescheid zu wissen. Wie die Heizungsoptimierung funktioniert, was ihr dafür ausgeben müsst und vor allem wie ihr damit Energiekosten sparen könnt, lest ihr hier.
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Was ist ein hydraulischer Abgleich?
Ihr kennt das vielleicht: Die Heizung im Erdgeschoss bullert auf höchster Stufe, im ersten Stock dagegen wird der Heizkörper gerade mal so lauwarm. Schuld daran ist eine ungleiche Verteilung des Drucks auf die Leitungen des Rohrnetzes der Heizung. Im Idealfall funktioniert die Heizung so, dass der Kessel das Wasser erwärmt. Die Heizungspumpe transportiert das Wasser durch die Rohre in die Heizkörper. Dort wird die Wärme in den Raum abgegeben, das kalte Wasser fließt zurück in den Heizkessel.
Durch unterschiedlich dicke und lange Rohre kommt es zu Störungen und dem beschriebenen Effekt: Heizkörper, die weiter weg vom Kessel platziert sind, werden nur schwer oder gar nicht warm.
Bei einem hydraulischen Abgleich geht der Fachmann dieser ungleichmäßigen Wärmeverteilung auf den Grund und bringt das ganze System in den Idealzustand.
Ihr kommt zu dem Schluss, dass eure Heizung nicht mehr zu retten ist? Dann lest hier weiter: Neue Heizung: Was kosten neue Heizungsanlagen und wie viel sparen sie?
Wie funktioniert der hydraulische Abgleich einer Heizung?
In der Regel erfolgt der hydraulische Abgleich einer Heizung in fünf Schritten:
- Aufnahme Status-quo: Wie ist der Zustand des Gebäudes, welche Heizkörper gibt es in welchen Räumen, wie groß sind diese? Der Gebäudezustand und die Heizkörper werden raumweise aufgenommen.
- Berechnung der Heizlast: Aus den genannten Daten ergibt sich die Heizlast für jeden Raum. Heißt konkret: Wie viel Wärmezufuhr ist nötig, um eine bestimmte Raumtemperatur konstant zu halten. In diese Heizlastberechnungen fließen unter anderem noch die Dämmung der Gebäudehülle, die energetische Qualität der Fenster, euer Lüftungsverhalten und andere Faktoren ein.
- Optimalwerte bestimmen: Die Größe und Anzahl der Heizkörper wird jetzt in Relation zu den Räumen gesetzt. Dadurch wird die optimale Vorlauf- und Rücklauftemperatur für das Heizsystem sowie die entsprechend benötigte Menge an Warmwasser für jeden Heizkörper bestimmt.
- Leistung der Heizungspumpe berechnen: Jetzt geht es an das Rohrnetz. Wie hoch sind die Strömungswiderstände? Daraus errechnet sich die optimale Leistung der Heizungspumpe.
- Heizungsoptimierung: Mit Hilfe aller ermittelten Werte werden der Heizkessel sowie die Thermostatventile neu eingestellt.
Im Großen und Ganzen geht es also um die Ermittlung von diversen Werten, um auf dieser Basis die Einstellung der Heizung zu optimieren. Für die Erhebung dieser Werte gibt es verschiedenste Methoden. Das reicht von Schätzwerten über Apps bis hin zu Software-Lösungen. Sogar computergesteuerte Abgleiche gib es.
Die Methoden variieren stark im Aufwand und damit auch in den Kosten. Zugleich gibt es deutliche Unterschiede in der Genauigkeit der Ergebnisse. Wenn ihr Fördermittel für den hydraulischen Abgleich in Anspruch nehmen wollt, müsst ihr darauf achten, dass er nach Verfahren B durchgeführt wird. Grundlage ist eine Softwareberechnung für alle Anlagengrößen.
Wann ist ein hydraulischer Abgleich nicht möglich?
Damit alle Heizkörper im Haus die gleiche Wärme in den Raum abgeben, kommen beim hydraulischen Abgleich alle Komponenten der Heizungsanlage unter die Lupe. Neben dem Heizkessel, den Rohrleitungen und der Heizungspumpe sind das auch die Thermostate. Diese müssen nämlich voreinstellbare Thermostatventile haben, sonst ist kein hydraulischer Abgleich möglich. Über diese Ventile lässt sich die Durchflussmenge des Wassers im Heizkörper sehr genau regeln.
Ob euer Thermostat über solche Ventile verfügt, könnt ihr leider nicht so ohne Weiteres erkennen. Dafür müsst ihr den (Kunststoff-)Kopf des Thermostats entfernen. Darunter liegt das eigentliche Ventil. Hat es eine nummerierte Skala oder Rasten, dann handelt es sich um ein voreinstellbares Thermostatventil.
Wer kann einen hydraulischen Abgleich vornehmen?
Ihr seht an den einzelnen Schritten und Kennwerten: Ein hydraulischer Abgleich ist wie eingangs erwähnt nichts für Laien. In der Regel sollte ein Heizungsinstallateur den hydraulischen Abgleich durchführen. Für die Ermittlung der einzelnen Werte könnt ihr auch einen Energieberater oder euren Schornsteinfeger zu Rate ziehen.
Auf jeden Fall solltet ihr euch vorher nach der entsprechenden Qualifikation erkundigen und euch alle Messergebnisse und daraus abgeleiteten Maßnahmen genau dokumentieren lassen.
Lest auch: Heizung macht Geräusche: Das hilft, wenn die Heizung gluckert & knackt
Was kostet ein hydraulischer Abgleich?
Was ein hydraulischer Abgleich kostet, lässt sich nur über den Daumen sagen. Normalerweise bedeutet so eine Maßnahme einen halben bis ganzen Tag an Arbeit. Je nachdem wie hoch die Arbeitskosten des Heizungsmonteurs sind, fallen auch die Kosten des Abgleichs höher oder niedriger aus.
Wichtig ist auch die Anzahl der Heizkörper, da ja für jeden einzelnen die optimale Leistung errechnet wird. Für ein Einfamilienhaus müsst ihr für den hydraulischen Abgleich inklusive neuer Thermostatventile mit Kosten von 1.000 bis 1.500 Euro rechnen.
Was bringt ein hydraulischer Abgleich an Einsparung?
Die gemeinnützige Beratungsgesellschaft CO2online geht davon aus, dass sich der Energieverbrauch im Gebäude durch einen hydraulischen Abgleich um bis zu 15 Prozent verringern lässt, und beziffert die Kostenersparnis mit rund 160 Euro pro Jahr. Ein gleichzeitiger Austausch der Heizungspumpe erhöht die Einsparung im Schnitt auf 290 Euro jährlich. Daraus ergibt sich dann folgende Aufstellung:
Beispielrechnung
Kosten und Amortisation des hydraulischen Abgleichs bei einem Einfamilienhaus, Baujahr 1983, mit 110 Quadratmetern Wohnfläche und einem ursprünglichen Heizenergieverbrauch von 18.000 kWh/Jahr inklusive Einbau von voreinstellbaren Thermostatventilen sowie dem Austausch der Heizungspumpe:
Leistung | Durchschnittliche Kosten |
---|---|
Hydraulischer Abgleich und neue Thermostatventile (brutto) | 925 Euro |
Neue Heizungspumpe (brutto) | 400 Euro |
Summe Kosten (brutto) | 1.325 Euro |
Investitionskosten abzüglich Förderung vom Staat (BEG EM) | 1.126 Euro |
Einsparung Heiz- und Stromkosten pro Jahr | 290 Euro |
Amortisation nach | circa 4 Jahren |
Andere Quellen sprechen von einer Ersparnis der Heizkosten von zehn bis 15 Prozent. Was ihr wirklich an Geld spart, hängt natürlich auch von eurem Heizverhalten und dem Zustand des Gebäudes ab. Sicher ist, dass durch den hydraulischen Abgleich weniger Energie gebraucht wird, um die Räume zu erwärmen.
Lest hier, welche energetischen Maßnahmen sich noch für euch lohnen könnten.
Wann sich die Investition in den hydraulischen Abgleich für euch im Einzelfall amortisiert, solltet ihr vorher mit einem Energieberater oder im Rahmen einer Modernisierungsberatung besprechen. Ein Experte kann euch anhand eurer ganz persönlichen Daten eine ziemlich gute Aufstellung machen und eine entsprechende Vorhersage treffen.
Ist der hydraulische Abgleich Pflicht?
Im Rahmen der zweiten Energieeinsparverordnung schreibt die Bundesregierung den hydraulischen Abgleich von Gaszentralheizungssystemen für bestimmte Wohn- und Nichtwohngebäude vor. Konkret geregelt wird das in der "Verordnung zur Sicherung der Energieversorgung über mittelfristig wirksame Maßnahmen" (EnSimiMaV).
Danach gelten ab dem 01. Oktober 2022 Fristen für die Pflicht zum hydraulischen Abgleich für folgende Gebäude, wenn diese mit einer zentralen Gasheizung betrieben werden:
- bis 30. September 2023: in Nichtwohngebäuden im Anwendungsbereich des Gebäudeenergiegesetzes ab 1.000 Quadratmeter beheizter Fläche oder in Wohngebäuden mit mindestens zehn Wohneinheiten
- bis zum 15. September 2024: in Wohngebäuden mit mindestens sechs Wohneinheiten
Die Vermieter von Eigentumswohnungen in größeren Mehrfamilienhäusern mit einer Gaszentralheizung stehen also in den nächsten beiden Jahren in der Pflicht, einen hydraulischen Abgleich vorzunehmen. Allerdings gibt es hier auch Ausnahmen, wenn:
- das Heizsystem in der aktuellen Konfiguration bereits hydraulisch abgeglichen wurde,
- innerhalb von sechs Monaten nach dem jeweiligen Stichtag ein Heizungstausch oder eine Wärmedämmung von mindestens 50 Prozent der wärmeübertragenden Umfassungsfläche des Gebäudes bevorsteht oder
- das Gebäude innerhalb von sechs Monaten nach dem jeweiligen Stichtag umgenutzt
oder stillgelegt werden soll.
Übrigens: Das ist nicht die einzige Maßnahme, die auf die Besitzer eine Gasheizung zukommt. Neben dem hydraulischen Abgleich gilt ab dem 01. Oktober 2022 ebenfalls die Pflicht zur allgemeinem Heizungsüberprüfung und Heizungsoptimierung. Auch dies wird in der erwähnten EnSimiMaV geregelt.
Gibt es Fördermittel für den hydraulischen Abgleich?
Vorab: Fördermittel für den hydraulischen Abgleich gibt es ausschließlich für Gebäude, für die diese Maßnahme nicht in der EnSimiMaV vorgeschrieben ist. Eigentümer von Bestandsgebäuden mit bis zu fünf Wohneinheiten können die Zuschussförderung für Einzelmaßnahmen zur Heizungsoptimierung im Rahmen der Bundesförderung effiziente Gebäude (BEG) nutzen. Zuständig ist das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) .
Der Staat übernimmt 15 Prozent der förderfähigen Ausgaben. Voraussetzung ist, dass der hydraulische Abgleich nach dem oben erwähnten Verfahren B erfolgt. Auch ergänzende Maßnahmen wie der Austausch der Heizungspumpe werden bezuschusst. Das förderfähige Mindestinvestitionsvolumen beträgt 300 Euro.
Zusätzlich könnt ihr euch 5 Prozent Bonus sichern, wenn die Maßnahme in einem individuellen Sanierungsfahrplan (iSFP) empfohlen wurde.
Wie ihr euren Antrag beim BAFA stellen könnt, erfahrt ihr in diesem Merkblatt.
Förderung durch die KfW
Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) vergibt keine Fördermittel für den hydraulischen Abgleich als Einzelmaßnahme. Wenn ihr jedoch euer Haus zum Effizienzhaus saniert und dafür einen zinsvergünstigten Kredit bei der KfW beantragt, könnt ihr die Kosten für den hydraulischen Abgleich anrechnen. Gerade im Zuge von Veränderungen am Gebäude ist er nämlich besonders sinnvoll.
In diesem Fall kommt ihr höchstwahrscheinlich sowieso mit den verschiedenen Förderprogrammen in Berührung. Erfahrt hier alles, was ihr wissen müsst: Staatliche Förderung für neue Heizung: So kommt ihr an den Zuschuss von BAFA und KfW
Regionale Fördermittel
Auch einzelne Länder, Kreise und Kommunen und sogar Stadtwerke fördern energiesparende Maßnahmen wie den hydraulischen Abgleich. Ihr findet eine Übersicht auf dem Portal co2online.de.
Bedenkt: Alle Förderprogramme sind von verschiedensten Bedingungen abhängig. Wir empfehlen euch daher dringend, vor der Umsetzung den Rat eines Energieberaters einzuholen.
Fazit: Für wen lohnt sich ein hydraulischer Abgleich?
Die Heizung pfeift und gluckert und wird nicht richtig warm? Wenn selbst das Entlüften der Heizungsanlage nicht mehr hilft, dann solltet ihr über einen hydraulischen Abgleich nachdenken. Billig ist das nicht, und wie schnell ihr diese Investition wieder über die gesparten Heizkosten drin habt, das hängt von vielen Faktoren ab.
Wer mit Gas heizt, der ist laut der zweiten Energieeinsparverordnung unter Umständen sowieso verpflichtet, sein Heizsystem checken zu lassen. Und in Mehrfamilienhäusern ist ab einer bestimmten Größe bis September 2023 beziehungsweise 2024 ein hydraulischer Abgleich Pflicht.
Übrigens: Details zum neu verordneten Heizungscheck gibt es in unserem Ratgeber: "Heizungscheck: Das müssen Besitzer von Gasheizungen jetzt wissen".
Wenn ihr aber ohnehin über die Erneuerung der Heizung oder auch nur der Heizungspumpe nachdenkt, dann solltet ihr den hydraulischen Abgleich auch auf dem Zettel haben. Diese Maßnahme ist nicht nur sinnvoll, sondern auch Voraussetzung, um Fördermittel für die Heizungserneuerung zu erhalten. Sprecht im Zweifel mit einem Energieberater, der kann euch einen auf euren individuellen Fall zugeschnittenen Rat geben.
Wie sich euer Energieverbrauch noch optimieren lässt, erklären wir euch hier: Heizkosten sparen: 23 Tipps, wie ihr eure Heizkosten senken könnt
FAQs Hydraulischer Abgleich der Heizung
Ein hydraulischer Abgleich der Heizung ist sehr komplex. Dafür müssen die Heizungsanlage auf Herz und Nieren geprüft und verschiedenste Kennzahlen ermittelt werden. Zwar gibt es inzwischen Apps, welche die Berechnung erleichtern, trotzdem ist ein hydraulischer Abgleich nichts, was man ohne entsprechende Fachkenntnis macht.
Der hydraulische Abgleich einer Heizung sollte von Fachkräften durchgeführt werden. Dazu gehören in erster Linie Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik. Auch Gas- und Wasser-Installateure sowie Zentralheizungs- und Lüftungsbauer können die Aufgabe übernehmen. Ein Energieberater kann euch zudem erste Fragen dazu beantworten.
Pflicht ist ein hydraulischer Abglich in der Regel beim Einbau einer neuen Heizungsanlage. Außerdem müsst ihr ihn üblicherweise nachweisen, wenn ihr für eine Heizungsoptimierung Fördergelder beantragen wollt.
Bei Mehrfamilienhäusern mit einer Gaszentralheizung gibt es ab dem 01. Oktober 2022 eine Pflicht zur Durchführung des hydraulischen Abgleichs bei folgenden Gebäudegrößen:
- in Wohngebäuden mit mindestens zehn Wohneinheiten. Der hydraulische Abgleich muss hier bis zum 30. September 2023 erfolgen.
- in Wohngebäuden mit mindestens sechs Wohneinheiten. Der hydraulische Abgleich muss hier bis zum 15. September 2024 erfolgen.
Ausnahmen gibt es, wenn zeitnah ein Heizungstausch oder eine umfassende Wärmedämmung anstehen.
Empfehlenswert ist es auch, den hydraulischen Abgleich einmal im Jahr im Rahmen der Heizungswartung durchzuführen – vor allem dann, wenn die Heizung gluckert oder nicht mehr richtig warm wird und auch das Entlüften nichts bewirkt.
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