Modernisieren | Ratgeber

Hydraulischer Abgleich: Was bringt die Optimierung der Heizung?

Portrait von Dirc Kalweit
Dirc Kalweit

Beim hydraulischen Abgleich werden die einzelnen Komponenten einer Heizungsanlage optimal aufeinander abgestimmt. So viel vorweg: Der hydraulische Abgleich ist nichts für Laien, es lohnt sich aber trotzdem darüber Bescheid zu wissen. Wie die Heizungsoptimierung funktioniert, was ihr dafür ausgeben müsst und vor allem wie ihr damit Energiekosten sparen könnt, lest ihr hier.

Wie sich euer Energieverbrauch noch optimieren lässt, erklären wir euch hier: Heizkosten sparen: 23 Tipps, wie ihr eure Heizkosten senken könnt.

Was bringt ein hydraulischer Abgleich?

Ihr kennt das vielleicht: Die Heizung im Erdgeschoss bullert auf höchster Stufe, im ersten Stock dagegen wird der Heizkörper gerade mal so lauwarm. Schuld daran ist eine ungleiche Verteilung des Drucks auf die Leitungen des Rohrnetzes der Heizung. Im Idealfall funktioniert die Heizung so, dass der Kessel das Wasser erwärmt. Die Heizungspumpe transportiert das Wasser durch die Rohre in die Heizkörper. Dort wird die Wärme in den Raum abgegeben, das kalte Wasser fließt zurück in den Heizkessel.

Durch unterschiedlich dicke und lange Rohre kommt es zu Störungen und dem beschriebenen Effekt: Heizkörper, die weiter weg vom Kessel platziert sind, werden nur schwer oder gar nicht warm.

Bei einem hydraulischen Abgleich geht der Fachmann dieser ungleichmäßigen Wärmeverteilung auf den Grund und bringt das ganze System in den Idealzustand.

Ihr kommt zu dem Schluss, dass eure Heizung nicht mehr zu retten ist? Dann lest hier weiter: Neue Heizung: Was kosten neue Heizungsanlagen und wie viel sparen sie?

Wann sollte ich den hydraulischen Abgleich machen?

Die Heizung pfeift und gluckert und wird nicht richtig warm? Wenn selbst das Entlüften der Heizungsanlage nicht mehr hilft, dann solltet ihr über einen hydraulischen Abgleich nachdenken. Billig ist das nicht, und wie schnell ihr diese Investition wieder über die gesparten Heizkosten drin habt, das hängt von vielen Faktoren ab.

Wer mit Gas heizt, der ist laut der zweiten Energieeinsparverordnung unter Umständen sowieso verpflichtet, sein Heizsystem checken zu lassen. Und in Mehrfamilienhäusern ist ab einer bestimmten Größe bis September 2023 beziehungsweise 2024 ein hydraulischer Abgleich Pflicht.

Übrigens: Details zum neu verordneten Heizungscheck gibt es in diesem Ratgeber: Heizungscheck: Das müssen Besitzer von Gasheizungen jetzt wissen.

Wenn ihr ohnehin über die Erneuerung der Heizung oder auch nur der Heizungspumpe nachdenkt, dann solltet ihr den hydraulischen Abgleich auch auf dem Zettel haben. Diese Maßnahme ist nicht nur sinnvoll, sondern auch Voraussetzung, um Fördermittel für die Heizungserneuerung zu erhalten. Sprecht im Zweifel mit einem Energieberater, der kann euch einen auf euren individuellen Fall zugeschnittenen Rat geben. Lest hier, wie ihr eine gute Energieberatung findet.

Für wen ist ein hydraulischer Abgleich Pflicht?

Im Rahmen der zweiten Energieeinsparverordnung schreibt die Bundesregierung den hydraulischen Abgleich von Gaszentralheizungssystemen für bestimmte Wohn- und Nichtwohngebäude vor. Konkret geregelt wird die Pflicht zum hydraulischen Abgleich in der "Verordnung zur Sicherung der Energieversorgung über mittelfristig wirksame Maßnahmen" (EnSimiMaV).

Übrigens: Neben dem hydraulischen Abgleich gilt seit Oktober 2022 ebenfalls die Pflicht zur allgemeinem Heizungsüberprüfung und Heizungsoptimierung. Auch dies wird in der EnSimiMaV geregelt.

Wann muss ich einen hydraulischen Abgleich machen?

Die Frist für Wohngebäude mit mindestens zehn Wohneinheiten und Nichtwohngebäude ab 1.000 Quadratmetern beheizter Fläche ist zum 30. September 2023 abgelaufen. Bis zum 15. September 2024 muss der hydraulische Abgleich in Wohngebäuden mit sechs bis neun Wohneinheiten erfolgen.

Falls noch nicht geschehen, stehen die Vermieter von Eigentumswohnungen in größeren Mehrfamilienhäusern mit einer Gaszentralheizung also aktuell in der Pflicht, einen hydraulischen Abgleich vorzunehmen. 

Wer ist von der Pflicht zum hydraulischen Abgleich ausgenommen?

Es gibt Ausnahmen, wenn:

  • das Heizsystem in der aktuellen Konfiguration bereits hydraulisch abgeglichen wurde,
  • innerhalb von sechs Monaten nach dem jeweiligen Stichtag ein Heizungstausch oder eine Wärmedämmung von mindestens 50 Prozent der wärmeübertragenden Umfassungsfläche des Gebäudes bevorsteht oder
  • das Gebäude innerhalb von sechs Monaten nach dem jeweiligen Stichtag umgenutzt
    oder stillgelegt werden soll.

Wie funktioniert der hydraulische Abgleich?

In der Regel erfolgt der hydraulische Abgleich einer Heizung in fünf Schritten:

  1. Aufnahme Status-quo: Wie ist der Zustand des Gebäudes, welche Heizkörper gibt es in welchen Räumen, wie groß sind diese? Der Gebäudezustand und die Heizkörper werden raumweise aufgenommen.
  2. Berechnung der Heizlast: Aus den genannten Daten ergibt sich die Heizlast für jeden Raum. Heißt konkret: Wie viel Wärmezufuhr ist nötig, um eine bestimmte Raumtemperatur konstant zu halten. In diese Heizlastberechnungen fließen unter anderem noch die Dämmung der Gebäudehülle, die energetische Qualität der Fenster, euer Lüftungsverhalten und andere Faktoren ein.
  3. Optimalwerte bestimmen: Die Größe und Anzahl der Heizkörper wird jetzt in Relation zu den Räumen gesetzt. Dadurch wird die optimale Vorlauf- und Rücklauftemperatur für das Heizsystem sowie die entsprechend benötigte Menge an Warmwasser für jeden Heizkörper bestimmt.
  4. Leistung der Heizungspumpe berechnen: Jetzt geht es an das Rohrnetz. Wie hoch sind die Strömungswiderstände? Daraus errechnet sich die optimale Leistung der Heizungspumpe.
  5. Heizungsoptimierung: Mit Hilfe aller ermittelten Werte werden der Heizkessel sowie die Thermostatventile neu eingestellt.

Im Großen und Ganzen geht es also um die Ermittlung von diversen Werten, um auf dieser Basis die Einstellung der Heizung zu optimieren. Für die Erhebung dieser Werte gibt es verschiedenste Methoden. Das reicht von Schätzwerten über Apps bis hin zu Software-Lösungen. Sogar computergesteuerte Abgleiche gib es.

Die Methoden variieren stark im Aufwand und damit auch in den Kosten. Zugleich gibt es deutliche Unterschiede in der Genauigkeit der Ergebnisse. Wenn ihr Fördermittel für den hydraulischen Abgleich in Anspruch nehmen wollt, müsst ihr darauf achten, dass er nach Verfahren B durchgeführt wird. Grundlage ist eine Softwareberechnung für alle Anlagengrößen.

Gedämmte Heizungsrohre
Auch der Durchfluss der Heizungsrohre wird bei einem hydraulischen Abgleich geprüft.

Wann ist ein hydraulischer Abgleich nicht möglich?

Damit alle Heizkörper im Haus die gleiche Wärme in den Raum abgeben, kommen beim hydraulischen Abgleich alle Komponenten der Heizungsanlage unter die Lupe. Neben dem Heizkessel, den Rohrleitungen und der Heizungspumpe sind das auch die Thermostate. Diese müssen nämlich voreinstellbare Thermostatventile haben, sonst ist kein hydraulischer Abgleich möglich. Über diese Ventile lässt sich die Durchflussmenge des Wassers im Heizkörper sehr genau regeln.

Ob euer Thermostat über solche Ventile verfügt, könnt ihr leider nicht so ohne Weiteres erkennen. Dafür müsst ihr den (Kunststoff-)Kopf des Thermostats entfernen. Darunter liegt das eigentliche Ventil. Hat es eine nummerierte Skala oder Rasten, dann handelt es sich um ein voreinstellbares Thermostatventil.

Voreinstellbares Thermostatventil von Danfoss
Voreinstellbares Thermostatventil (hier von Danfoss). Es gehört mit zu den Komponenten eines hydraulischen Abgleichs.

Wer kann den hydraulischen Abgleich machen?

Ihr seht an den einzelnen Schritten und Kennwerten: Ein hydraulischer Abgleich ist wie eingangs erwähnt nichts für Laien. In der Regel sollte ein Heizungsinstallateur den hydraulischen Abgleich durchführen. Für die Ermittlung der einzelnen Werte könnt ihr auch einen Energieberater oder euren Schornsteinfeger zu Rate ziehen.

Auf jeden Fall solltet ihr euch vorher nach der entsprechenden Qualifikation erkundigen und euch alle Messergebnisse und daraus abgeleiteten Maßnahmen genau dokumentieren lassen.

Lest auch: Heizung macht Geräusche: Das hilft, wenn die Heizung gluckert & knackt.

Wie viel kostet ein hydraulischer Abgleich?

Was ein hydraulischer Abgleich kostet, lässt sich nur über den Daumen sagen. Normalerweise bedeutet so eine Maßnahme einen halben bis ganzen Tag an Arbeit. Je nachdem wie hoch die Arbeitskosten des Heizungsmonteurs sind, fallen auch die Kosten des Abgleichs höher oder niedriger aus.

Wichtig ist auch die Anzahl der Heizkörper, da ja für jeden einzelnen die optimale Leistung errechnet wird. Für ein Einfamilienhaus müsst ihr für den hydraulischen Abgleich mit Kosten zwischen 500 und 1.500 Euro rechnen. Im Schnitt zahlt ihr rund 900 Euro für ein Einfamilienhaus. 

Bei Mehrfamilienhäusern fallen deutlich höhere Kosten an, die stark von der Anzahl der Wohneinheiten abhängen. Bei fünf Wohnungen auf 500 Quadratmetern sind es für den hydraulischen Abgleich etwa 5.000 Euro. 

Eine Förderung durch das BAFA kann die Kosten senken auf circa 800 bis 4.000 Euro. Mehr dazu weiter unten in diesem Artikel. 

Wie viel Ersparnis bringt ein hydraulischer Abgleich?

Die gemeinnützige Beratungsgesellschaft CO2online geht davon aus, dass sich der Energieverbrauch im Gebäude durch einen hydraulischen Abgleich um bis zu 15 Prozent verringern lässt, und beziffert die Kostenersparnis mit rund 160 Euro pro Jahr. Ein gleichzeitiger Austausch der Heizungspumpe erhöht die Einsparung im Schnitt auf 290 Euro jährlich. Daraus ergibt sich dann folgende Aufstellung:

Beispielrechnung: Hydraulischer Abgleich

Kosten und Amortisation des hydraulischen Abgleichs bei einem Einfamilienhaus, Baujahr 1983, mit 110 Quadratmetern Wohnfläche und einem ursprünglichen Heizenergieverbrauch von 18.000 kWh/Jahr inklusive Einbau von voreinstellbaren Thermostatventilen sowie dem Austausch der Heizungspumpe:

Beispielrechnung: Kosten und Amortisation des hydraulischen Abgleichs bei einem Einfamilienhaus. Quelle: www.co2online.de
LeistungDurchschnittliche Kosten
Hydraulischer Abgleich und neue Thermostatventile (brutto)925 Euro
Neue Heizungspumpe (brutto)400 Euro
Kosten gesamt (brutto)1.325 Euro
Investitionskosten abzüglich Förderung vom Staat (BEG EM)1.126 Euro
Einsparung Heiz- und Stromkosten pro Jahr290 Euro
Amortisation nachcirca 4 Jahren

Andere Quellen sprechen von einer Ersparnis der Heizkosten von zehn bis 15 Prozent. Was ihr wirklich an Geld spart, hängt natürlich auch von eurem Heizverhalten und dem Zustand des Gebäudes ab. Sicher ist, dass durch den hydraulischen Abgleich weniger Energie gebraucht wird, um die Räume zu erwärmen.

Lest hier, welche energetischen Maßnahmen sich noch für euch lohnen könnten.

Wann sich die Investition in den hydraulischen Abgleich für euch im Einzelfall amortisiert, solltet ihr vorher mit einem Energieberater oder im Rahmen einer Modernisierungsberatung besprechen. Ein Experte kann euch anhand eurer ganz persönlichen Daten eine ziemlich gute Aufstellung machen und eine entsprechende Vorhersage treffen.

Füße in Socken an einen Heizkörper gelehnt
Warme Füße überall. Der hydraulische Abgleich sorgt dafür, das alle Heizkörper gleich warm werden.

Welche Förderung gibt es für den hydraulischen Abgleich?

Vorab: Fördermittel für den hydraulischen Abgleich gibt es ausschließlich für Gebäude, für die diese Maßnahme nicht in der EnSimiMaV vorgeschrieben ist. 

BAFA-Zuschuss

Eigentümer von Bestandsgebäuden mit bis zu fünf Wohneinheiten können die Zuschussförderung für Einzelmaßnahmen zur Heizungsoptimierung im Rahmen der Bundesförderung effiziente Gebäude (BEG) nutzen. Zuständig ist das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA)

Der Staat übernimmt 15 Prozent der förderfähigen Ausgaben. Voraussetzung ist, dass der hydraulische Abgleich nach dem oben erwähnten Verfahren B erfolgt. Auch ergänzende Maßnahmen wie der Austausch der Heizungspumpe werden bezuschusst. Das förderfähige Mindestinvestitionsvolumen beträgt 300 Euro. 

Zusätzlich könnt ihr euch 5 Prozent Bonus sichern, wenn die Maßnahme in einem individuellen Sanierungsfahrplan (iSFP) empfohlen wurde. 

Wie ihr euren Antrag beim BAFA stellen könnt, erfahrt ihr in diesem Merkblatt (automatischer Download).

Förderung durch die KfW

Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) vergibt keine Fördermittel für den hydraulischen Abgleich als Einzelmaßnahme. Wenn ihr jedoch euer Haus zum Effizienzhaus saniert und dafür einen zinsvergünstigten Kredit bei der KfW beantragt, könnt ihr die Kosten für den hydraulischen Abgleich anrechnen. Gerade im Zuge von Veränderungen am Gebäude ist er nämlich besonders sinnvoll. 

In diesem Fall kommt ihr höchstwahrscheinlich sowieso mit den verschiedenen Förderprogrammen in Berührung. Erfahrt hier alles, was ihr wissen müsst: Staatliche Förderung für neue Heizung: So kommt ihr an den Zuschuss von BAFA und KfW.

Regionale Fördermittel

Auch einzelne Länder, Kreise und Kommunen und sogar Stadtwerke fördern energiesparende Maßnahmen wie den hydraulischen Abgleich. Ihr findet eine Übersicht auf dem Portal co2online.de.

Bedenkt: Alle Förderprogramme sind von verschiedensten Bedingungen abhängig. Wir empfehlen euch daher dringend, vor der Umsetzung den Rat eines Energieberaters einzuholen.

FAQs Hydraulischer Abgleich der Heizung

Ein hydraulischer Abgleich der Heizung ist sehr komplex. Dafür müssen die Heizungsanlage auf Herz und Nieren geprüft und verschiedenste Kennzahlen ermittelt werden. Zwar gibt es inzwischen Apps, welche die Berechnung erleichtern, trotzdem ist ein hydraulischer Abgleich für Laien nichts. Dafür sollte man entsprechende Fachkenntnis mitbringen.

Der hydraulische Abgleich einer Heizung sollte von Fachkräften durchgeführt werden. Dazu gehören in erster Linie Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik. Auch Gas- und Wasser-Installateure sowie Zentralheizungs- und Lüftungsbauer können die Aufgabe übernehmen. Ein Energieberater kann euch zudem erste Fragen dazu beantworten.

Pflicht ist ein hydraulischer Abgleich in der Regel beim Einbau einer neuen Heizungsanlage. Außerdem müsst ihr ihn üblicherweise nachweisen, wenn ihr für eine Heizungsoptimierung Fördergelder beantragen wollt.

Bei Mehrfamilienhäusern mit einer Gaszentralheizung gibt es seit Oktober 2022 eine Pflicht zur Durchführung des hydraulischen Abgleichs, und zwar für Häuser mit mindestens zehn Wohneinheiten (Stichtag 30. September 2023) und für Häuser mit sechs bis neun Wohnungen (Stichtag 15. September 2024). 

Bei Gebäuden mit weniger als sechs Wohneinheiten oder Ein- und Zweifamilienhäusern ist der hydraulische Abgleich freiwillig. Ausnahmen gibt es außerdem, wenn zeitnah ein Heizungstausch oder eine umfassende Wärmedämmung anstehen.

Empfehlenswert ist es, den hydraulischen Abgleich einmal im Jahr im Rahmen der Heizungswartung durchzuführen – vor allem dann, wenn die Heizung gluckert oder nicht mehr richtig warm wird und auch das Entlüften nichts bewirkt.

Mögliche Folgen, wenn lange kein hydraulischer Abgleich gemacht wurde: Heizkörper, die weit vom Heizkessel entfernt sind, werden nicht richtig warm. Ihr müsst mehr heizen und verschwendet dadurch jede Menge Energie. Außerdem können lästige Geräusche in den Rohren auftreten. 

Ein hydraulischer Abgleich für ein durchschnittliches Einfamilienhaus kostet rund 900 Euro. Der genaue Preis hängt vom Zustand und Aufbau der Heizungsanlage sowie von der Anzahl der Heizkörper ab. 

Quellen: co2online.de, bafa.de, Verordnung zur Sicherung der Energieversorgung über mittelfristig wirksame Maßnahmen

Das wird dich auch interessieren