Ist Heizen mit Strom angesichts regenerativer Energien eine Alternative? Wir erklären, wie eine Elektroheizung funktioniert, welche Vorteile und Nachteile die verschiedenen Varianten haben und wie nachhaltig sie sind.
Für die einen ist Heizen mit Strom angesichts von Elektrizität, die aus regenerativen Quellen stammt, sinnvoll. Die anderen lehnen Elektroheizungen als absolute Energieverschwendung ab. Was stimmt?
Wir geben euch einen Überblick, über verschiedene Heizungsgeräte, die mit Strom betrieben werden und erklären euch, wie Nachtspeicherheizungen, Infrarotheizungen und Elektroradiatoren funktionieren und welche Vorteile und Nachteile das Heizen mit Strom hat.
Elektroheizung: Konvektionsgeräte versus Infrarotgeräte
Generell gibt es zwei Arten von Elektroheizungen: Konvektionsgeräte und Infrarotgeräte. Auch Wärmepumpen laufen mit Strom, auf sie gehen wir aber in einem anderen Artikel gesondert ein.
Konvektionsheizungen erzeugen durch Strom Wärmestrahlung. Diese wird an die Umgebungsluft abgegeben, es entsteht Konvektionswärme. Dadurch erwärmen sich nach einer gewissen Zeit auch die Wände und Einrichtungsgegenstände eines Raumes.
Infrarotheizungen erzeugen Wärmewellen. Die Infrarotstrahlung erwärmt – ähnlich wie die Sonnenstrahlung – feste Körper wie Möbel, Decken und Wände. Diese Körper geben dann die Wärme an die Umgebung ab.
Elektroheizung: Varianten und Kosten
Beim Heizen mit Strom denken viele zuerst an Elektroradiatoren. Die sehen aus wie herkömmliche Heizkörper. Dank Stromanschluss könnt ihr sie jedoch flexibel überall dort einsetzen, wo eine Steckdose in der Nähe ist. Um die Wärme zu speichern sind Radiatoren meist mit Öl oder Wasser gefüllt. Die Flüssigkeit wird mit Strom erhitzt. Danach gibt der Radiator Konvektionswärme an den umgebenden Raum ab.
Elektroradiatoren kosten nicht viel. Sie können als Zusatzheizung für Übergangszeiten sinnvoll sein, zum Beispiel an kühlen Tagen im Frühling, wenn ihr die Zentralheizungsanlage bereits ausgeschaltet habt. Sie haben aber einen hohen Stromverbrauch und sind deshalb als alleinige, elektrische Heizungsanlage im Dauerbetrieb zu teuer.
Um die Elektrizitätswerke möglichst konstant auszulasten, wurden ab den 1950er-Jahren Nachtspeicherheizungen gezielt eingesetzt. Durch entsprechende Rundsteuersignale wurden die Nachtspeicherofen so aktiviert, dass sie in der Regel nachts zwischen 22 und 6 Uhr nachluden.
Heute besteht kein Bedarf mehr, die Elektrizitätswerke nachts besser auszulasten. Das hat dazu geführt, dass einige Elektrizitätsversorger ihre bisher günstigen Tarife für Nachtstrom erheblich angehoben haben. Deshalb ist das Heizen mit Strom über Nachtspeichergeräte ziemlich teuer. Zudem lassen sich Nachtspeicherheizungen nur wenig flexibel und bedarfsgerecht regeln.
Allerdings findet durch den ständig zunehmenden Ausbau der Windenergie eine neue Bewertung des Einsatzes von Nachtspeicherheizungen statt. Schon jetzt erreicht der Anteil von Windenergie in "Schwachlastzeiten" so hohe Werte, dass die Energie im Inland kaum noch absetzbar ist. Gesucht sind daher dringend Speicher, die den Energie-Überschuss aufnehmen. Wärmespeicher, das sind Nachtspeicher-Heizungen und Warmwasser-Bereiter, stellen daher die einfachste und billigste Form der Energiespeicherung dar. Allerdings nur unter folgenden Voraussetzungen:
Das Netz der Überlandleitungen muss so weit ausgebaut werden, dass Strom aus Windenergie überall verfügbar ist.
Die noch heute an feste Zeiten gebundene Aufheizung muss durch intelligente Steuerung und durch ein entsprechendes "Lastmanagement" ersetzt werden.
Bis diese Bedingungen erfüllt sind, geht sicher noch einige Zeit ins Land. Das bedeutet, dass sich in Bezug auf Nachtspeicherheizungen im Augenblick die Vorteile der Windenergie noch nicht wirklich nutzen lassen. Zudem könnte es sein, dass selbst bei Bereitstellung ausreichender Windenergie der Strompreis nicht sinken wird. Die ganz erheblichen Investitionen in neue Stromtrassen und in die Steuerungsgeräte werden den Strompreis eher ansteigen lassen.
Infrarotheizungen erzeugen aus Strom Wärmewellen, die nicht die Luft, sondern Gegenstände im Raum oder Personen direkt erwärmen. Da eine Infrarotheizung beispielsweise den Boden direkt erhitzt, statt über den Umweg durch die Luft, wird der Raum direkt warm. Und zwar schneller, als mit einer Konvektionsheizung. Zudem bleibt die Wärme länger erhalten und die Luft wird nicht so trocken wie bei Konvektionsheizungen.
Allerdings verwenden Anbieter den Begriff "Infrarotheizung" häufig missbräuchlich für Heizungen, die eigentlich gar keine Infrarot- sondern konventionelle Elektroheizungen sind. Allerdings gibt es seit 2021 mit der DIN EN IEC 60675-3 eine Norm, die den Strahlungswirkungsgrad bestimmt. Er muss bei einer Infrarotheizung mindestens 40 Prozent betragen. Wenn ihr also eine Infrarotheizung kaufen wollt, solltet ihr unbedingt darauf achten, dass diese auch der obigen DIN-Norm entspricht.
Darüber hinaus gibt es noch einen weiteren Anhaltspunkt für seriöse Anbieter von Infrarotheizungen: Die Mitglieder der IG Infrarot müssen die Eigenschaften ihrer Produkte zertifizieren lassen.
Grundsätzlich sollte die Leistung einer Infrarotheizung etwa 100 Watt pro Quadratmeter Raumfläche betragen. Viele kleine Infrarotheizungen liefern dabei mehr Wärme als wenige große. Infrarotheizungen sind nicht für alle Gebäude geeignet, in erster Linie eignen sie sich für gut gedämmte Häuser.
Wie Infrarotheizungen, was den Energieverbrauch und die Kosten betrifft, gegenüber anderen Heizungsarten abschneiden, dazu gibt es bisher leider nur wenige seriöse Studien. Und die, die es gibt, kommen zu widersprüchlichen Aussagen.
der hohe Strompreis und damit hohe Betriebskosten.
die geringe Energieeffizienz.
Die hohen Stromkosten könnte man zwar beseitigen, indem man Strom von der hauseigenen Photovoltaikanlage für den Betrieb der Infrarotheizung nutzt. Nur steht dieser ausgerechnet dann, wenn man ihn benötigt – nämlich an trüben, kalten Tagen – nicht ausreichend zur Verfügung. Ein Stromspeicher müsste her. Der wiederum ist ziemlich teuer und macht so den Kostenvorteil bei Anschaffung und Installation zunichte.
Eine Infrarotheizung eignet sich deshalb derzeit nicht wirklich für die Grundbeheizung eines Gebäudes, das dauerhaft bewohnt wird. Dennoch könnt ihr mit Infrarotheizungen Heizenergie und Kosten sparen – wenn ihr beispielsweise die Zentralheizung auf eine relativ niedrige Raumtemperatur stellt und dann zusätzlich räumlich und zeitlich gezielt einen Infrarotstrahler verwendet. Das macht beispielsweise im Badezimmer Sinn (etwa in Form eines beheizten Spiegels) oder am Sitzplatz im Wohnzimmer.
Die verschiedenen Arten von Elektroheizungen haben unterschiedliche Vorteile und Nachteile. Es gibt aber Vorteile, die mehr oder weniger für alle Varianten der Elektroheizung gelten:
Es ist einfach, mit Strom zu heizen. Ihr braucht, anders als zum Beispiel bei Pelletheizungen, keine Vorratsbehälter und Abgasrohre. Und anders als bei Gasheizungen benötigt ihr weder Tanks noch Leitungen und auch keinen Wasserkreislauf wie bei einer Zentralheizung. Es genügt ein Stromanschluss. Im einfachsten Fall reicht es, einen Stecker in die Steckdose zu stecken.
Günstige Anschaffungskosten im Vergleich zu anderen Heizungsarten.
Elektroheizungen produzieren sofort nach dem Einschalten Wärme. Sie heizen schneller als andere Heizungen. Deshalb kann man mit ihnen sehr bedarfsgerecht heizen.
Den Vorteilen von mit Strom betriebenen Heizungen stehen einige gewichtige Nachteile gegenüber:
Heizen mit Elektroheizungen ist teuer: Die Heizkosten sind um ein Vielfaches höher als bei einer herkömmlichen Gas-, Öl- oder Pelletheizung. Eine Kilowattstunde Strom kostet laut dem Vergleichsportals Verivox derzeit gut 42 Cent (Stand: Oktober 2022). Zum Vergleich: Laut dem Deutschen Pelletinstitut DEPI lagen im August 2022 die Preise für eine Kilowattstunde Gas bei rund 18 Cent, Öl kostete 16 Cent pro kWh und Pellets 14 Cent (Werte jeweils aufgerundet). Zwar steigen die Preise für diese Energieträger stark an, das gilt aber eben auch für Strom.
Der Wirkungsgrad des gesamten Systems, von der Stromerzeugung bis zu seiner Umwandlung in Wärme, ist meist schlechter als bei anderen Heizungsarten. Wenn eine Elektroheizung vollständig durch Strom versorgt wird, den eine Photovoltaikanlage auf dem Dach erzeugt, dann läge ihr Wirkungsgrad bei 100 Prozent. Versorgt man sie allerdings mit Strom aus einem Kraftwerk, dann sinkt der Wirkungsgrad schon deshalb, weil Transmissionsverluste in den Leitungen auftreten, die umso stärker werden, je größer die Distanz ist. Und wenn ihr zum Heizen gar Strom aus einem Braunkohlekraftwerk verwendet, dann beträgt der Systemwirkungsgrad nur noch 30 bis 40 Prozent.
Heizen mit Strom ist nicht energieeffizient: Um ein Zimmer mit Strom auf eine bestimmte Temperatur zu bekommen, ist immer mehr Energie notwendig als mit jeder anderen Heizungsform. Und diese Energie könntet ihr sinnvoller verwenden.
Heizen mit Strom ist nicht generell umweltschädlich, sofern der Strom aus erneuerbaren Quellen stammt. Allerdings ist eine Elektroheizung in ihrer herkömmlichen Form als Konvektionsheizung zwar schnell warm, aber wenig energieeffizient. Deshalb ist ihr Einsatz von einem umwelttechnischen Standpunkt her nicht sinnvoll und ihr solltet sie bestenfalls nur kurzfristig oder als Ergänzung einsetzen.
Etwas anders sieht es mit Infrarotheizungen aus. Wer etwa im Ferienhaus nur an wenigen Tagen eine einfache Heizung benötigt und nicht viel investieren will, der kann durchaus mit einer Infrarotheizung heizen. Auch wenn ihr selbst Strom mit einer Photovoltaikanlage erzeugt, kann sich der Einsatz einer Infrarotheizung lohnen. Ideal wäre es, die Infrarotheizung mit einem ausreichend großen Stromspeicher zu kombinieren. Aber das wird sich finanziell wohl erst in Zukunft rechnen.
Insgesamt lässt sich sagen, dass ihr Wärmewellen-Heizkörper nicht zur Grundbeheizung einsetzen solltet, sondern als räumlich und zeitlich gezielte Zusatzheizung. Das kann trotz des schlechten Wirkungsgrads der Elektroheizung energetisch durchaus sinnvoll sein.
Bevor ihr euch aber eine Elektroheizung anschafft, lasst euch unbedingt von einem unabhängigen Energieberater beraten.