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Sonnenstrom selbst verbrauchen lohnt sich: 5 Tipps für eine rentable PV-Anlage

Sven Rohde


Nicht einspeisen, sondern selbst verbrauchen: Das ist heute die Devise für die Stromproduktion auf dem eigenen Dach. Damit die Photovoltaik-Anlage wirtschaftlich ist, muss die Solarenergie gespeichert und intelligent verteilt werden.

  1. Strom-Einspeisung lohnt sich nicht mehr
  2. Stromproduktion für den Eigenbedarf lohnt sich
  3. So wird die private PV-Anlage rentabel

Die Sonne schickt keine Rechnung: Mit diesem Spruch wirbt die Solarbranche seit vielen Jahren für ihre Anlagen zur Produktion von Sonnenstrom auf dem Dach. Das stimmt natürlich – ist aber nur die halbe Wahrheit. Denn das Unternehmen, das ihr mit der Installation einer Photovoltaik-Anlage beauftragt, schickt sehr wohl eine Rechnung. Und so stellt sich die entscheidende Frage: Lohnt sich das eigene Sonnenstrom-Kraftwerk eigentlich?

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Strom-Einspeisung lohnt sich nicht mehr

Tatsächlich haben sich die Bedingungen für die Wirtschaftlichkeit der Photovoltaik-Anlagen in den vergangenen Jahren grundlegend geändert. Die Zeiten hoher Einspeisevergütungen für den Solarstrom sind nach verschiedenen Novellen des Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) vorbei.

Innerhalb von zehn Jahren ist die Vergütung für neu in Betrieb genommene Anlagen von über 40 Cent auf etwas mehr als zehn Cent pro Kilowattstunde gesunken. Es lohnt sich daher nicht mehr, Photovoltaik-Anlagen ausschließlich für die Einspeisung ins Netz zu installieren.

Stromproduktion für den Eigenbedarf lohnt sich

Was aber immer lohnender geworden ist: die Produktion für den Eigenverbrauch. Denn die so genannten Gestehungskosten von Sonnenstrom – der Preis pro Kilowattstunde, der sich aus Installationskosten, Leistung und Ertrag errechnet – liegen bei Anlagen auf Privathäusern etwa zwischen elf und 13 Cent. Der durchschnittliche Preis für Strom aus dem Netz beträgt aktuell dagegen fast 30 Cent. Jede Kilowattstunde, die von der Sonne ins Haus geliefert und dort verbraucht wird, senkt also die Stromrechnung deutlich.

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So wird die private PV-Anlage rentabel

Damit die Wirtschaftlichkeit des privaten Kraftwerks dauerhaft aufgeht, müsst ihr folgende Punkte beachten.

1. Die Größe der Photovoltaik-Anlage

Experten empfehlen für Privathäuser zwischen fünf und zehn Kilowatt maximaler Leistung, angegeben in der Messgröße Kilowattpeak. Dafür benötigt ihr Solarmodule mit einer Fläche von 35 bis 70 Quadratmetern.

Die Investitionskosten für eine solche Anlage liegen zwischen 7.000 und 12.000 Euro plus Mehrwertsteuer.

Von der Größe der Anlage hängen zwei Kriterien ab:

  • der Autarkiegrad. Er misst die Unabhängigkeit vom öffentlichen Stromnetz, also wie viel Prozent des Verbrauchs vom eigenen Sonnenstrom gedeckt werden können
  • die Eigenverbrauchsquote. Sie bezeichnet den Anteil des selbst produzierten Sonnenstroms, der auch im eigenen Haus verbraucht wird.

Im Sinne der Wirtschaftlichkeit sollte ein versierter Energieberater ein sinnvolles Verhältnis zwischen beiden Größen entwickeln.

2. Der richtige Stromspeicher

Ein Stromspeicher verursacht zusätzliche Kosten und verteuert den selbst genutzten Sonnenstrom. Dennoch ist er unverzichtbar, wenn ihr möglichst viel Strom selber nutzen wollt.

Der Stromspeicher lädt auf, sobald die Sonne scheint, und hält die Leistung vor für den Zeitpunkt, an dem sie im Haus gebraucht wird. Mit Stromspeicher – in der Regel handelt es sich um eine Lithium-Ionen-Batterie – lässt sich der Eigenverbrauch von 20 Prozent auf 50 bis 70 Prozent erhöhen. Auch der Autarkiegrad steigt. Als Faustformel gilt ein Kilowatt Speicherkapazität pro ein Kilowatt Leistung der Module.

Es empfiehlt sich, ein System zu wählen, bei dem ihr Speichermodule nachrüsten könnt. Damit könnt ihr einen gestiegenen Strombedarf, zum Beispiel durch eine Wärmepumpe oder ein E-Mobil, bedienen.

Inklusive Einbau und Energiemanagement kosten Stromspeicher aktuell zwischen 850 und 1.500 Euro pro Kilowatt Speicherkapazität, mit Tendenz nach unten.

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3. Smarte Technik: Das Energiemanagement

Da der höchste Energieverbrauch zu Zeiten anfällt, zu denen die Sonne weniger oder gar nicht scheint, der Speicher aber nur eine begrenzte Ladekapazität vorhält, ist eine intelligente Steuerung für die Effizienz des Gesamtsystems wichtig.

Wir müssen uns dieses Energiemanagement als ein ebenso sparsames wie fürsorgliches System vorstellen: Es setzt die Waschmaschine in Gang, wenn der Speicher gefüllt ist und der Strom nicht vom E-Auto benötigt wird. Es bevorzugt aber auf jeden Fall die Wärmepumpe, damit es daheim nicht kalt wird. Per App oder fest installiertem Bildschirm könnt ihr das aktuelle Geschehen beeinflussen und jederzeit überprüfen – und das sollte man auch tatsächlich tun, um Störungen rechtzeitig zu erkennen.

So funktioniert smartes Energiemanagement

Das Energiemanagement ist das Herz der Photovoltaik-Anlage. Es hat seinen Platz im Schaltkasten, weil dort alle Energieströme im Haus zusammenlaufen. Es sammelt sämtliche Informationen der technischen Apparaturen der Photovoltaik-Anlage: von Solarmodulen, Wechselrichter (in dem der Gleichstrom der Module zu Wechselstrom fürs Netz umgewandelt wird) sowie Stromspeicher.

Gleichzeitig wird kontinuierlich der aktuelle und erwartete Strombedarf im Haus ermittelt; dafür wird über den Stromkreis oder mithilfe von Funksteckdosen der Stromverbrauch aller Geräte gemessen, also zum Beispiel von Heizung, Beleuchtung sowie Haushaltsgeräten.

Ziel des Systems ist es, möglichst viel selbst produzierten Strom im Haus zu nutzen, damit möglichst wenig ins Netz eingespeist werden muss. Zugleich soll es Verbrauchsspitzen vermeiden, weil sie nur mit teurem Strom aus dem Netz bedient werden könnten.

Hinzu kommt: Das System wertet Daten des Deutschen Wetterdienstes aus, wie viele Sonnenstunden erwartet werden, in denen die Photovoltaik-Anlage Strom produzieren und den Speicher aufladen kann.

Aus all diesen Daten – den voreingestellten Prioritäten des Systems, den Verbräuchen in der Vergangenheit und dem erwarteten Energieeintrag durch die Sonne – entsteht eine Steuerung der Haustechnik, mit der die Anlage wirtschaftlich arbeitet.

Kontrollzentrum
Kontrollzentrum: Die vom Energiemanagement-System erfassten Daten über Solarertrag, Stromverbrauch, Ladestatus der Batterie etc. werden in Echtzeit dargestellt.

4. Gute Beratung

So individuell die Bedingungen des Hauses, die Bedürfnisse der Bewohner und die vorhandenen Stromverbraucher, so individuell auch die optimale Anlage. Vorkonfigurierte Lösungen können nur der Ausgangspunkt einer Planung sein. Deswegen solltet ihr euch von einem versierten Energieberater Rat holen, damit sich die Photovoltaik-Anlage rechnet.

Wichtig: Holt euch auf jeden Fall drei Kostenvoranschläge ein, die der Berater prüfen sollte. Laien können die Unterschiede im Leistungsumfang kaum erkennen.

5. Auf Sicherheit achten

Was als Risiko bei Mobiltelefonen bereits diskutiert wird, ist auch bei Stromspeichern möglich: dass sie brennen oder gar explodieren. Deswegen wurde eigens ein Leitfaden für die Sicherheit entwickelt. Ihr solltet nur zertifizierte Systeme einsetzen und von erfahrenen Betrieben installieren lassen.

Im Photovoltaik-Anlagenpass sowie im Speicherpass werden anschließend alle Bestandteile der Anlage sowie die Gewährleistungszeiten dokumentiert.

Lest auch: Solarpflicht in Deutschland: Was gilt in welchem Bundesland?

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