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Niederschlagswasser­­gebühr richtig berechnen und sparen

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Jan Krutzsch

Es regnet. Auf euer Dach, eure Einfahrt, auf die Terrasse. Und das kostet Geld? In der Tat. Für das schlechte Wetter müsst ihr in Deutschland auch noch zahlen. Die Niederschlagswassergebühr, auch Regensteuer genannt, wird für jedes Flurstück individuell berechnet. Wonach sich die Gebührenhöhe richtet und wer sie zahlen muss,  erklären wir euch in diesem Artikel.

Plus: Unsere Tipps, wie ihr die Regengebühr reduzieren könnt. 

Was ist die Niederschlagswassergebühr?

Die Niederschlagswassergebühr wird in Deutschland auf Regenwasser erhoben, das über bebaute oder versiegelte Flächen in die Kanalisation fließt. Denn das Kanalnetz zu unterhalten kostet die Kommunen Geld. Daran sollen sich diejenigen beteiligen, die zur Belastung der Kanäle beitragen – die Immobilienbesitzer und Mieter. 

Zu den versiegelten Flächen auf einem Grundstück gehören Dächer von Haus und Carports, befestigte Auffahrten, Gehwege und Terrassen. Je mehr ihr habt, desto höher fällt die Regensteuer aus.

Für Privathaushalte werden die Niederschlagsgebühren in der Regel anhand der bebauten Grundstücksfläche, der Größe des Daches und der wasserundurchlässigen Beläge auf dem Grundstück berechnet. Die Niederschlagswassergebühren sind in den meisten Kommunen Teil der gesplitteten Wasserrechnung. Sie besteht aus Frischwasser,  Abwasser und Niederschlagswasser.

Wer muss die Niederschlagswassergebühr bezahlen?

Um die Regensteuer kommt keiner herum. Für Immobilienbesitzer wird die Gebühr ebenso fällig wie für Unternehmen. Und nach § 2 Nr. 3 der Betriebskostenverordnung können die Ausgaben des Vermieters für die Entwässerung auch auf die Mieter umgelegt werden. Dies umfasst automatisch die Kosten für Niederschlagswasser. Jedoch ist die Grundvoraussetzung eine entsprechende Vereinbarung über die Umlage der Nebenkosten im Mietvertrag.

Was ist der Vorteil der Niederschlagswassergebühr?

Die Niederschlagsgebühr hat zwei Vorteile – einen für private Haushalte und einen für die Umwelt.

Vorteil für den eigenen Geldbeutel

Für einen Großteil der privaten Haushalte führt die individuelle Erhebung der Abwassergebühr zu geringeren Kosten. Vor allem Bewohner von Mehrfamilienhäusern auf Grundstücken, die nur wenig versiegelte Flächen aufweisen, werden durch sie entlastet.

Vorteil für die Umwelt

Die Gebühr stellt auch einen Anreiz dar, die versiegelte Fläche auf seinem Grundstück gering zu halten. Damit das Regenwasser nicht ungenutzt in der Kanalisation landet und dabei Geld kostet, könnt ihr es auffangen. Regenwasser lässt sich prima zur Gartenbewässerung oder als Brauchwasser nutzen. Zudem könnt ihr wasserdurchlässige Materialien zur Flächenbefestigung verwenden oder zum Beispiel ablaufende Niederschläge vor Ort versickern lassen.

Das alles drosselt oder verhindert den Oberflächenabfluss. Und das nützt den Gewässern und hebt den Grundwasserspiegel.

Abwasserkanal
Fließt Oberflächenwasser vom eigenen Grundstück in die Kanalisation, fällt die Niederschlagsgebühr an.

Was ist der Nachteil der Niederschlagswassergebühr?

Es gibt immer wieder Kritik an der gesplitteten Abwassergebühr. Das Argument: Sie ziehe einen riesigen Verwaltungsaufwand nach sich. Die Kosten dafür stünden in keinem Verhältnis zum Nutzen. Auch werden häufig die undurchsichtigen Gebührenverordnungen der einzelnen Kommunen kritisiert.

In jedem Fall solltet ihr euch euren Bescheid genau anschauen und einmal nachrechnen. Stimmt die ausgewiesene versiegelte Fläche mit eurer Rechnung überein? Ihr habt ein Gründach, oder die Auffahrt gilt nur als teilversiegelt, da durch die verwendeten Rasensteine oder andere Materialien ein Teil des Regens versickern kann? Dann wendet euch mit eurem Einspruch an den Wasserversorger oder die zuständige Behörde. 

Wie berechne ich die Niederschlagswassergebühr?

Bei der Berechnung der Niederschlagsgebühr wird es richtig kompliziert. Zuerst wird von der Kommune die Abhängigkeit zwischen der bebauten und der befestigten Fläche auf dem Grundstück festgestellt. Diesen Zusammenhang bildet dann ein Faktor ab. Multipliziert die bebaute Fläche mit diesem Faktor, dann erhaltet ihr die "Berechnungsfläche". Diese bildet die Grundlage für die Höhe der Niederschlagswassergebühr.

Dabei zählen als versiegelte Flächen:

  • Terrassen
  • gepflasterte Wege
  • befestigte Pkw-Stellplätze oder Garagenzufahrten
  • Dachflächen

Viele Gemeinden ermitteln mit Luftbildern den Anteil dieser Flächen auf Grundstücken und kalkulieren dann die Gebühren. In der Regel werden zwischen 0,70 Euro und 1,90 Euro pro Quadratmeter erhoben.

Für ein durchschnittliches Einfamilienhaus sind das in den meisten Kommunen in Deutschland also etwa 150 bis 200 Euro an Niederschlagswassergebühren pro Jahr. Es gibt auch Kommunen, die keine Regengebühr erheben.

Rasengittersteine
Rasengittersteine versiegeln Flächen nur teilweise. So kann ein Teil der Gebühr reduziert werden.

Ist die Regenwassergebühr bundesweit gleich?

Nein, in Deutschland gibt es in jeder Kommune eine eigene Verordnung zur Niederschlagswassergebühr. Das bedeutet, dass sie in jeder Kommune anders ausfällt und auch unterschiedlich berechnet wird. Denn die Kommunen unterscheiden dabei nicht nur in Bezug auf den Grundpreis pro Quadratmeter, sondern auch bei den möglichen Flächen, deren Anforderungen und Minderungen.

Zu allem Überfluss gibt es noch weitere Kriterien und Faktoren, die teilweise bei der Gebühr ins Spiel kommen. Beispielsweise der sogenannte Abflussbeiwert. Dieser Wert gibt an, welcher prozentuale Anteil des gesamten Niederschlags wirklich abfließt. Je nach Art der versiegelten Fläche fällt dieser Wert höher oder niedriger aus.

Die genauen Berechnungsgrundlagen für euer Haus erfahrt ihr also nur bei eurer Kommune. Die meisten Kommunen haben dafür extra Inhalte im Internet bereitgestellt oder spezialisierte Mitarbeiter, die telefonisch beraten.

Dennoch haben wir hier exemplarisch die Niederschlagswassergebühren in sechs großen deutschen Städten aufgeführt. Sie sollen euch einen schnellen ersten Überblick verschaffen. Dazu seht ihr noch die Links zu den jeweils zugrunde liegenden Verordnungen:

Lesetipp: Starkregenereignisse haben in den vergangenen Jahren zugenommen. Das führte häufig zu vollgelaufenen Kellern. Wir erklären euch, wie ihr das Problem mit einer Rückstauklappe für Abwasser umgehen könnt. 

Wie spare ich bei der Niederschlagswassergebühr?

Die Berechnung der Fläche, die von der Gebühr betroffen ist, hängt von mehreren Faktoren ab. So ist es wichtig, ob die Flächen vollversiegelt, teilversiegelt, unversiegelt oder als Gründach ausgestaltet sind.

Die Niederschlagswassergebühr könnt ihr in der Regel reduzieren durch:

  • wasserdurchlässige Bodenbeläge (beispielsweise Rasengittersteine oder Ökopflaster)
  • Gründächer
  • das Versickern des Regenwassers über die Erdschicht
  • Zisternen

Außerdem ist entscheidend, ob die Flächen im Starkregenfall überwiegend wasserundurchlässig (vollversiegelt), teilweise wasserdurchlässig (teilversiegelt) oder überwiegend wasserdurchlässig (unversiegelt) sind.

Nur wenn Flächen im Starkregenfall überwiegend, beziehungsweise teilweise wasserdurchlässig sind, entlastet das auch die Kanalisation. Und nur dann ist eine Ermäßigung bei der Niederschlagswassergebühr gerechtfertigt.

Auch hier gilt wieder: Jede Kommune hat ihre eigenen Richtwerte zur Berechnung. Deshalb wendet euch bitte direkt an eure örtlich zuständige Behörde.

Dachbegrünung und Dachrinne
Gründächer speichern sehr viel Niederschlag und geben diesen dann durch Verdunstung wieder ab. Das reduziert das abgeleitete Wasser und spart so Kosten.

Der Wohnglück-Spartipp: Eine Zisterne

Eine Zisterne mit Notüberlauf reduziert pro Kubikmeter Speichervolumen in vielen Kommunen die für die Niederschlagswassergebühr anzusetzende Fläche um mehrere Quadratmeter. Zudem speichert eine Zisterne Regenwasser, welches ihr zum Gießen im Garten verwenden könnt. Eine Zisterne kann sich finanziell also doppelt lohnen. Allerdings stehen den Einsparungen am Anfang recht hohe Anschaffungskosten gegenüber. Trotzdem: Über mehrere Jahre gesehen lohnt sich die Investition, zumal ihr dadurch auch Trinkwasser spart und die Umwelt entlastet.

Übrigens: Auch eine Regentonne trägt auch dazu bei, die Kanalisation zu entlasten. Aufgrund der geringen Speichermenge erkennen viele Kommunen die Einsparung aber nicht zugunsten geringerer Regenwassergebühren an. 

Es gibt auch die Möglichkeit, Brunnen oder Zisternen zur Gartenbewässerung zu nutzen. In unserem Ratgeber haben wir umfangreiche Infos für euch dazu.

Versiegelte Flächen, Niederschlagswassergebühren – nur zwei von vielen Punkten, die es bei der Planung eines Neubaus zu beachten gilt. Unsere Experten geben Hilfestellung bei der Bauplanung.

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