Heizen wird diesen Winter deutlich teurer. Um am Ende des Jahres keine böse Überraschung zu erleben, solltet ihr schon jetzt eure Heizkosten berechnen. So seid ihr auf die Abschlussrechnung vorbereitet und könnt Geld zur Seite legen. Wir erklären, was ihr für die Berechnung braucht und wie es geht.

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Warum ihr eure Heizkosten jetzt berechnen solltet

Wenn im Herbst die Außentemperaturen sinken, drehen wir nach Monaten sommerlicher Wohlfühlwärme die Heizkörper wieder auf. Dafür müssen wir angesichts steigender Energiepreise in dieser Heizsaison allerdings deutlich tiefer in die Tasche greifen.

Das lässt sich zwar nicht vermeiden, doch durch die richtige Vorbereitung etwas abfedern. Zum Beispiel, indem ihr wisst, was auf euch zukommt, so dass ihr schon jetzt an anderer Stelle sparen könnt. Im Folgenden erklären wir, wie ihr eure Heizkosten ganz einfach berechnen könnt.

Diese Faktoren beeinflussen eure Heizkosten

Die Heizkosten im Voraus ganz exakt zu berechnen, ist kaum möglich. Schließlich hängen die Kosten von vielen verschiedenen Faktoren ab. Einige davon lassen sich bedingt beeinflussen wie die Wahl der Heizungsart und des Energieanbieters.

Es spielt auch eine Rolle, wie gut euer Haus oder eure Wohnung gedämmt ist, wie viele Außenwände ihr habt, ob ihr direkt über einem Keller wohnt oder zwischen zwei Wohnungsetagen – und wie die Nachbarwohnungen in Mehrfamilienhäusern geheizt werden. Lest dazu auch diesen Artikel: Stimmt es, dass eine kalte Nachbarwohnung meine Heizkosten erhöht?

Entscheidend ist zudem das individuelle Heizverhalten: Während manche Menschen es gern kuschelig warm haben, bevorzugen andere eine etwas niedrigere Raumtemperatur.

Was wir hingegen nicht beeinflussen können, sind äußere Faktoren, die den Anstieg der Brennstoffpreise verursachen. Bereits Ende 2021 ist etwa der Gaspreis stark angestiegen und seit dem Kriegsausbruch in der Ukraine weiter in die Höhe geschossen. Der durchschnittliche Gaspreis hat sich im Jahresvergleich fast verdreifacht. Hinzu kommt, dass die ab Oktober fällige Gas-Umlage für eine weitere Steigerung der Gaskosten sorgt.

Deshalb solltet ihr die nachfolgenden Berechnungen als unverbindlichen Schätzwert betrachten. Somit könnt ihr in etwa kalkulieren, wie viel Geld ihr für eure Heizkosten, zu denen in der Regel auch die Warmwasserkosten gehören, einplanen solltet.

Ihr wollt wissen, wie viel Energie euer Haus tatsächlich verbraucht? Dann lest hier weiter: Primärenergiebedarf: Energieverbrauch eines Haushalts richtig berechnen

Heizkosten berechnen: Was ihr dafür braucht

Wenn ihr im Besitz eines Energieausweises seid, könnt ihr eure voraussichtlichen Heizkosten besonders schnell berechnen – vorausgesetzt, es handelt sich um einen sogenannten Verbrauchsausweis. Das ist dann der Fall, wenn im Energieausweis unter dem Punkt "Endenergieverbrauch dieses Gebäudes" der tatsächlichen Energieverbrauch in Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr angegeben ist. Diesen Wert könnt ihr in eine einfache Formel einsetzen, die wir euch im nächsten Abschnitt verraten.

Liegt kein Verbrauchsausweis vor, lassen sich die Heizkosten mithilfe alternativer Richtwerte ermitteln. Dafür müsst ihr zunächst wissen, was für eine Heizung ihr habt. Zudem benötigt ihr eure letzte Energierechnung, die Quadratmeterzahl eures Hauses oder eurer Wohnung sowie den aktuellen Preis von Gas, Öl, Pellets und Co.. Diesen Wert erfahrt ihr von eurem Energieanbieter. Der Preis variiert sehr stark von Region zu Region sowie von Anbieter zu Anbieter und hängt auch davon ab, ob ihr kürzlich einen neuen Vertrag abgeschlossen habt oder in die Kategorie "Bestandskunden" fallt.

Schritt 1: Energieverbrauch der Heizung ermitteln

Bevor ihr mit der Berechnung eurer Heizkosten loslegen könnt, benötigt ihr die Anzahl der Kilowattstunden, die eure Heizung verbraucht. Wenn ihr über einen Energieausweis verfügt, könnt ihr darin ablesen, wie hoch der Endenergieverbrauch des Gebäudes ist. Dieser Wert ergibt sich aus dem Verbrauch der letzten drei Jahre und gilt als Orientierung dafür, wie viele Kilowattstunden pro Quadratmeter in einem Gebäude jährlich zum Heizen benötigt werden.

Wie hoch dieser Wert ist, hängt von der Energieeffizienz ab. Moderne Passivhäuser oder Energiesparhäuser wie das KfW-Effizienzhaus der Energieeffizienzklasse A+ beispielsweise bleiben unter 30 Kilowattstunden je Quadratmeter. Nicht sanierte Altbauten der Energieeffizienzklasse H überschreiten dagegen locker mehr als 250 Kilowattstunden je Quadratmeter.

Liegt euch kein Energieausweis vor, der den Endverbrauch ausweist, müsst ihr selbst die Kilowattstunden ermitteln, die eure Heizung verbraucht. Hierbei spielt natürlich eine Rolle, mit welchem Brennstoff ihr heizt.

Wie ihr beispielsweise den Verbrauch einer Gasheizung herausfindet, erklären wie euch hier im Detail: Gasverbrauch senken: Gasverbrauch berechnen und Tipps zum Gas sparen

Mann errechnet per Handy die Heizkosten
Um eure Heizkosten zu ermitteln, gibt es eine Faustregel.

Formel für den Energieverbrauch

Um den Energieverbrauch eurer Heizung zu ermitteln, könnt ihr euch an folgender Faustregel orientieren: 1 Liter (l) Heizöl oder 1 Kubikmeter (m3) Erdgas entsprechen ungefähr 10 Kilowattstunden (kWh), 1 Kilogramm (kg) Holz liegt bei etwa 5 kWh.

Zum Beispiel:

  • 1.000 l Heizöl x 10 = 10.000 kWh
  • 1.000 m3 Erdgas x 10 = 10.000 kWh
  • 1.000 kg Holz x 5 = 5.000 kWh

Zudem benötigt ihr den Wert eures Brennstoffverbrauchs. Wieviel Gas ihr im Jahr durchschnittlich zum Heizen nutzt, könnt ihr auf eurer letzten Abrechnung ablesen. Bei Erdöl und Holz dient der Kaufbeleg als Grundlage dafür, euren Verbrauch zu ermitteln. Dafür nehmt ihr die Menge, die ihr erworben habt und zieht – zum Beispiel nach einem Jahr – den Restbestand ab. So ergibt sich euer Verbrauch für den entsprechenden Zeitraum.

Beispielrechnung

Familie Schmitz hat im Oktober 3.000 Liter Heizöl gekauft und verfügt ein Jahr später über einen Restbestand von 600 Litern. Somit hat die Familie in 12 Monaten 2.400 Liter verbraucht. Das entspricht durchschnittlich 200 Litern im Monat.

Schritt 2: Heizkosten berechnen

Sobald ihr eure Anzahl an Kilowattstunden ermittelt habt, könnt ihr mit der Berechnung eurer Heizkosten starten. Wichtig ist dazu noch ein Hinweis: Der Gesetzgeber empfiehlt, die errechneten Heizkosten mit dem Faktor 1,3 im Falle eines Altbaus mit hohen Decken und für alle anderen Gebäude mit 1,2 zu multiplizieren.

Der Grund dafür sind die sogenannten Verkehrsflächen eines Gebäudes wie etwa Treppenhäuser oder Kellerräume. Dieser werden indirekt mit beheizt und sollten daher in die Rechnung einbezogen werden.

Mit dieser einfachen Formel könnt ihr eure Heizkosten berechnen

Ganz egal, mit welchem Brennstoff eure Heizung läuft – die Formel ist immer dieselbe:

Wohnfläche in Quadratmetern x Faktor x Endenergieverbrauch x Durchschnittspreis (Cent/kWh)

Beispiel: Heizkostenberechnung für ein Einfamilienhaus

Nehmen wir folgendes praktisches Beispiel: Familie Müller lebt in einem modernen Einfamilienhaus mit Gasheizung auf einer Wohnfläche von 120 Quadratmetern. Der Endenergieverbrauch ihres Zuhauses liegt jährlich bei 50 Kilowattstunden je Quadratmeter. Pro Kilowattstunde Gas fallen 15 Cent an. Damit ergibt sich folgende Rechnung:

  • 120 m2 x 1,2 x 50 kWh x 0,15 Euro = 1.080 Euro im Jahr

Paul und Carla wohnen hingegen in einer Altbauwohnung von 80 Quadratmetern und heizen mit Öl. Der Endenergieverbrauch ihres Zuhauses liegt jährlich bei 120 Kilowattstunden je Quadratmeter. Pro Kilowattstunde Öl fallen 13 Cent an. Damit ergibt sich für die beiden folgende Rechnung:

  • 80 m2 x 1,3 x 120 kWh x 0,13 Euro = 1.622,40 Euro im Jahr

Wichtiger Hinweis: Wie oben aufgeführt, handelt es sich bei den Werten der Beispielrechnungen um grobe Richtwerte. Da die Brennstoffpreise stark variieren können, solltet ihr euch erst nach den aktuellen Preisen eures Energielieferanten erkundigen.

Heizkosten für eine Mietwohnung: Darauf müsst ihr achten

Während in der Nebenkostenabrechnung Punkte wie Treppenhausreinigung, Müllabfuhr und Hausmeisterkosten zu gleichen Teilen auf alle Mieter umgelegt werden, werden die Kosten für Heizung und Wasser – zumindest zum Teil – nach dem tatsächlichen Verbrauch abgerechnet.

Der Gesetzgeber schreibt vor, dass mindestens 50 und höchstens 70 Prozent des individuellen Verbrauchs in der Nebenkostenabrechnung aufgeführt werden müssen. Der Rest wird als Betriebskosten umgelegt, damit sich alle Mieter an gemeinsamen Nebenkosten für den Schornsteinfeger, den Messdienstleister und für die Wartung der Heizungsanlage beteiligen.

Damit der individuelle Verbrauch gemessen werden kann, müssen Vermieterinnen und Vermieter in jeder Wohnung für eigene Wasser- und Stromzähler sorgen.

Lest hier, wie ihr viel Geld sparen könnt, indem ihr die jährliche Betriebskostenabrechnung genau prüft.

Wie viele Heizkosten sind normal?

Eine hilfreiche Orientierung, ob eure Heizkosten im Normbereich liegen, liefert euch ein Blick auf den Heizspiegel. Die jährliche Datenanalyse ermittelt Vergleichswerte zum Energieverbrauch fürs Heizen von Wohngebäuden.

Hier eine Auswertung bezüglich des Verbrauchs und der Kosten exemplarisch für ein Haus mit 100 bis 250 Quadratmetern (qm) laut Heizspiegel:

 
HeizartVerbrauch in kwh/qm & JahrVerbrauch in kwh/qm & JahrVerbrauch in kwh/qm & JahrVerbrauch in kwh/qm & Jahr
Erdgasbis 89bis 152bis 234bis 235
Heizölbis 98bis 155bis 232bis 233
Fernwärmebis 78bis 130bis 222bis 223
Wärmepumpebis 25bis 42bis 92bis 93
Holzpelletsbis 63bis 127bis 222bis 223
Fazitniedrigmittelerhöhtzu hoch
 
HeizartKosten in EUR/qm & JahrKosten in EUR/qm & JahrKosten in EUR/qm & JahrKosten in EUR/qm & Jahr
Erdgasbis 7,80bis 11,60bis 16,40bis 16,41
Heizölbis 7,10bis 9,70bis 12,90bis 12,91
Fernwärmebis 9,30bis 13,80bis 21,40bis 21,41
Wärmepumpebis 8,00bis 11,50bis 22,40bis 22,41
Holzpelletsbis 5,70bis 8,70bis 12,90bis 12,91
Fazitniedrigmittelerhöhtzu hoch

Wie kann sich eine Wärmepumpe auf die Heizkosten auswirken?

Wer eine Wärmepumpe zur Energieerzeugung nutzt, kann seine Heizkosten quasi auf Null reduzieren – treibt seine Stromkosten allerdings in die Höhe. Denn Wärmepumpen wandeln mit Hilfe von Strom Wärme aus Luft, Erde oder Wasser in Heizwärme um.

Lest hier unseren Artikel über die Vorteile und Nachteile von Wärmepumpen. Ebenfalls spannend: Findet hier heraus, wie ihr ganz einfach eure Stromkosten berechnen könnt.

Wie kann Fernwärme die Heizkosten beeinflussen?

Fernwärme fällt bei der Stromproduktion in Kraftwerken quasi als "Abfall" an. Sie wird per Leitungsnetz vom Kraftwerk direkt in das Haus oder die Wohnung geliefert und kommt daher meist in Ballungsgebieten zum Einsatz. Fernwärme kann mit jeder Art von Brennstoff erzeugt werden.

Diese Heizart gilt als besonders umweltfreundlich, ist allerdings nach Meinung vieler Fachleute mittel- bis langfristig die teuerste Art zu heizen. Das liegt vor allem an den langen Laufzeiten und der Monopolstellung der Anbieter.

Allerdings unterstützen KfW, Bund, Länder und Kommunen den Umstieg auf Fernwärme. Um die Heizkosten für Fernwärme zu berechnen, ist es am sinnvollsten, ein unverbindliches Angebot des regionalen Anbieters einzuholen.

Fazit: Wie gehe ich mit hohen Heizkosten um?

Keine Frage – heizen wird in diesem Winter teuer. Dennoch ist es in der aktuellen Energiekrise nicht ratsam, direkt den Anbieter zu wechseln. Denn wer aktuell einen neuen Vertrag abschließt, zahlt in der Regel drauf.

Sinnvoller ist es hingegen, sorgfältig zu prüfen, wie ihr beim Heizen Energie einsparen könnt – dieser Artikel liefert hilfreiche Tipps dazu. Was ihr jetzt sofort tun könnt: die Heizung entlüften. Und wenn die Heizung gluckert und knackt, solltet ihr außerdem das hier beachten, um keine Energie zu verschwenden: Heizung gluckert: Das hilft, wenn die Heizung Geräusche macht

Auf lange Sicht kann es sich durchaus lohnen, über ein neues Heizungssystem nachzudenken. Nutzt dafür unseren kostenlosen Modernisierungs-Check und findet heraus, ob eure Immobilie renovierungsbedürftig ist.

Lest hier außerdem, welche alternativen Heizungssysteme es gibt und welches das beste ist.

In dem Sinne auch lesenswert: "Wasserkosten berechnen: Wie viel bezahlt man monatlich für Wasser?".

Leicht umzusetzende Tipps zum Kostensparen beim Heizen bekommt ihr in "Richtig heizen: 5 einfache Regeln, die Geld sparen".

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