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Stimmt es, dass eine kalte Nachbarwohnung meine Heizkosten erhöht?


Die Wohnung nebenan steht leer oder ist unbeheizt. Sobald ihr das Thermostat bei euch aufdreht, wärmt ihr sie also indirekt mit. Aber stimmt das auch? Ob die kalte Nachbarwohnung eure Heizkosten wirklich erhöht, erfahrt ihr hier.

  1. Was passiert, wenn die Nachbarwohnung nicht geheizt wird?
  2. Soviel heizt ihr für die kalte Nachbarwohnung
  3. Gibt es Mietminderung, weil ihr die kalte Nachbarwohnung mitheizt?
  4. Ab wann gilt eine Wohnung als zu kalt?

Ein Phänomen, das so mancher Mieter aus einem Mehrfamilienhaus kennt: Steht eine Nachbarwohnung im Winter leer oder wird aus Energiespargründen kaum beheizt, kühlt sie aus. Infolgedessen erhöhen sich die eigenen Heizkosten, weil ihr die kalte Nachbarwohnung quasi mitheizt. Aber ist das nur eine "gefühlte" Tatsache oder lässt sich das auch belegen?

Es stimmt in der Tat: Eine kalte Nachbarwohnung heizt ihr indirekt mit. Dadurch erhöhen sich auch automatisch eure Heizkosten. Schuld daran ist der so genannte Transmissionwärmeverlust.

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Was passiert, wenn die Nachbarwohnung nicht geheizt wird?

Der Transmissionswärmeverlust (kurz: HT) ist eine physikalische Kenngröße. Darüber wird definiert, wie viel Wärme ein Haus über die Gebäudehülle – also über Wände, Fenster, Türen und Dach – verliert. Der Transmissionswärmeverlust lässt sich individuell berechnen. Das ist dann wichtig, wenn ihr zum Beispiel euren Wärmebedarf richtig planen wollt.

Angegeben wird der Transmissionswärmeverlust in Watt pro Kelvin (W/K). Ein Wert von 5 W/K bedeutet, dass bei einem Temperaturunterschied von 1 Grad Celsius zwischen drinnen, also der Wohnung, und draußen ständig 5 Watt an Wärme verloren gehen. Klingt erst einmal nicht so dramatisch. Im Winter potenziert sich das aber.

Habt ihr draußen zum Beispiel - 5 Grad und in der Wohnung muckelige 20 Grad, dann beträgt die Temperaturdifferenz 25 Grad. Bei 5 W/K wäre dass dann ein dauernder Wärmeverlust von 5 x 25 = 125 Watt. Je nachdem, womit ihr heizt, kann das ordentlich ins Geld gehen. Bei den aktuellen Gaspreisen (28,3 Cent pro Kilowattstunde für Neukunden) sind das umgerechnet 3,50 Euro. Auf den Monat und das Jahr hochgerechnet kommt da einiges zusammen. Wenn nun die untere Wohnung unbeheizt ist oder der Nachbar nicht heizt, blüht euch Ähnliches.

Was ist eine Kältebrücke und wie verhindert man unnötigen Wärmeverlust? Lest hier mehr!

Soviel heizt ihr für die kalte Nachbarwohnung

Angesichts der steigenden Energiepreise denkt aktuell wohl jeder darüber nach, diesen Winter weniger zu heizen. Welche Effekte das haben kann, hat die "Allianz für einen klimaneutralen Wohnungsbestand" untersucht. Das Pilotprojekt prüft technische Maßnahmen, mit denen sich eine bessere Wärmeverteilung sowie sparsameres Verbrauchs- und Lüftungsverhalten in Mehrfamilienhäusern umsetzen lassen.

Die Allianz, ein Zusammenschluss aus Energiedienstleistern, Heizungsfirmen, Wohnungsunternehmen und zwei Universitäten, hat dabei unter anderem die Folgen des Transmissionswärmeverlustes unter die Lupe genommen. Dabei gab es auch das Szenario "kalte Nachbarwohnung". In diesem Beispiel ist diese aber noch bewohnt, die Nachbarn heizen nur nicht oder kaum. Folgende Rahmenbedingungen wurden untersucht:

  • Mehrfamilienhaus mit sechs Parteien.
  • Außentemperatur: 0 Grad Celsius.
  • Bei fünf Wohnungen steht das Thermostat konstant auf 20 Grad Celsius.
  • Der Mieter in der Wohnung im ersten Stock senkt die Temperatur zwischen 10 und 16 Uhr sowie 22 und 6 Uhr auf 16 Grad Celsius ab.

Infografik zu Heizenergieverbrauch in einem Mehrfamilienhaus

Das Ergebnis: Über, unter und neben der kalten Nachbarwohnung mit der teils abgesenkten Temperatur erhöhen sich die Heizkosten um 3,5 bis 6,5 Prozent. Der Mieter der teilweise weniger beheizten Wohnung spart dagegen satte 32 Prozent an Heizkosten ein. Interessanterweise reduzieren sich die Heizkosten des gesamten Hauses dadurch immer noch um 0,6 Prozent.

Jetzt einfach selbst die Heizung runterzudrehen, ist natürlich nicht die Lösung. Prüft lieber einmal sorgfältig, wie ihr beim Heizen sinnvoll Energie einsparen könnt – dieser Artikel liefert hilfreiche Tipps dazu. Dazu gehört auch, den Heizkörper zu reinigen und die Heizung zu entlüften. Und wenn der Heizkörper trotz Entlüften gluckert, sollte schleunigst ein Fachmann kommen.

Gibt es Mietminderung, weil ihr die kalte Nachbarwohnung mitheizt?

Die Nachbarwohnungen heizen also ganz klar mit – zum eigenen Kostennachteil und zum Vorteil der unbeheizten oder wenig beheizten Wohnung. Ungerecht, mögen einige jetzt denken, und sich die Frage stellen: Muss ich die höheren Heizkosten wirklich bezahlen? Oder kann ich meine Miete mindern, wenn die kalte Nachbarwohnung nebenan leer steht und ich diese indirekt mit heize?

Nein, sagt das Amtsgericht Frankfurt (Oder). Höhere Heizkosten aufgrund einer leer stehenden, kalten Nachbarwohnung sind kein Wohnungsmangel und damit auch kein Mietminderungsgrund (Az.: 25 C 1002/04).

Doch wer zahlt die Heizkosten bei Leerstand? Der Vermieter darf die gesamten Heizkosten des Hauses nicht nur auf die vermieteten Wohnungen verteilen. Bei der Heizkostenabrechnung muss er die leer stehende Wohneinheit berücksichtigen und als Eigentümer die Kosten dafür anteilig tragen. Darauf weist der Berliner Mieterverein hin.

Ab wann gilt eine Wohnung als zu kalt?

Dass ihr eure kalte Nachbarwohnungen indirekt mitbeheizt, dagegen lässt sich also nichts machen – außer das Gespräch zu suchen. Was aber, wenn eure Wohnung kalt bleibt, obwohl ihr das Thermostat voll aufgedreht habt? Und kann man in diesem Fall, also für eine kalte Wohnung Mietminderung fordern? Diese und weitere Fragen zu dem Thema beantworten wir euch in diesem Artikel: Stimmt es, dass es eine Mindesttemperatur für Mietwohnungen gibt?

Lest auch unsere übrigen Artikel rund ums Heizen und Energiesparen:

Quellen: Allianz für einen klimaneutralen Wohngebäudebestand, Berliner Mieterverein

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