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Phänomen "Fogging": Wenn die Wände plötzlich schwarz werden

Portrait von Eva Dorothée Schmid
Eva Dorothée Schmid


Habt ihr euch schon einmal gewundert, dass sich die Decke oder Wand eurer Wohnung im Winter plötzlich dunkel verfärbt? Und das, obwohl ihr erst kürzlich renoviert habt? "Fogging" heißt das Phänomen. Wir erklären, was ihr gegen den Schwarzstaub-Film unternehmen könnt.

  1. Was ist Fogging?
  2. Fogging oder Schimmel? Das sind die Unterschiede
  3. Welche Wohnungen sind von Schwarzstaub betroffen?
  4. Wie entsteht Fogging?
  5. Ist Fogging gesundheitsschädlich?
  6. Was kann ich Schwarzstaub vermeiden?
  7. Was kann man gegen Fogging tun?
  8. Wer muss Fogging beseitigen und wer zahlt?

Wenn die Wände schwarz werden, läuten bei vielen Bewohnern die Alarmglocken. "Hilfe, Schimmel", ist die naheliegende Befürchtung. Doch dieser Schwarzstaub, auch Fogging genannt, ist grundsätzlich ungefährlich. Wir erklären, wie man ihn erkennt, woher er kommt und wie ihr Fogging entfernen könnt.

Was ist Fogging?

Der Fogging-Effekt wird seit Mitte der 1990er Jahre beobachtet. Plötzlich taucht in neu bezogenen oder kürzlich renovierten Wohnungen bei Beginn der Heizperiode eine feine Staubablagerung, auch "Magic Dust" genannt, auf. Die schwarzgraue, ölig-schmierige Ablagerung überzieht vor allem Wände oberhalb von Heizkörpern, den Innenwandbereich von Außenwänden, Decken, Vorhänge, Kunststoff-Flächen von Möbeln, Steckdosen, Lichtschalter, Kühlschränke und Küchenmöbel. Die Ablagerungen werden auch als Schwarzstaub bezeichnet.

Der Begriff Fogging kommt ursprünglich aus der Automobilbranche, wo ein ähnlicher Effekt an der Innenseite von Windschutzscheiben zu erheblichen Sichtbehinderungen führen kann.

Erstaunlich ist, dass Fogging häufig in gerade renovierten Wohnungen auftritt. Oft verschwinden die dunklen Stellen in der Jahreszeit, in der nicht geheizt wird, um in der darauf folgenden Heizperiode erneut aufzutreten.

Fogging oder Schimmel? Das sind die Unterschiede

Wenn schwarze Flecken an den Wänden auftreten, dann muss man zunächst einmal klären, ob es sich um Schimmel oder um Fogging handelt. Während Fogging in der Wohnung in erster Linie ein ästhetisches Problem ist, ist Schimmel gesundheitsschädlich. In folgenden Punkten unterscheiden sich die beiden Schadensbilder:

  • Fogging an der Wand bildet sich schnell, oft innerhalb von ein paar Stunden oder über Nacht. Schimmel hingegen breitet sich langsamer aus.
  • Der Fogging-Effekt tritt ausschließlich während der Heizperiode und nach Renovierungsarbeiten oder Erstbezug neu errichteter Wohnungen auf. Schimmel kann immer entstehen.
  • Schwarzstaub ist geruchlos, Pilzsporen verursachen einen modrigen Geruch. Lest hier mehr zum Thema Schimmelgeruch erkennen und loswerden.
  • Schimmel lässt sich vor allem zu Beginn des Befalls leicht wegwischen, Magic Dust ist deutlich hartnäckiger.
  • Auch in Farbe und Konsistenz unterscheiden sich die Flecken: Wenn ihr vorsichtig mit einem Finger über den Belag streicht und er sich fettig und schmierig anfühlt, handelt es sich um Schwarzstaub, ansonsten um Schimmel.
  • Klarheit kann auch ein sogenannter Schimmeltest durch den Fachmann schaffen. Es ist aber auch möglich, Proben in entsprechende Labors zu schicken.

Zudem müsst ihr sicherstellen, dass es sich bei den schwarzen Ablagerungen auf Wänden und Decken nicht um Rußablagerungen von undichten Schornsteinen, defekten Heizungsanlagen oder durch die Verwendung von Kerzen handelt. Ruß ist ebenfalls gesundheitsschädlich.

Tipp: Erfahrt in unseren Schimmel-Ratgebern, was die Ursachen für Schimmel sind und wie ihr Schimmel entfernen oder vorbeugen könnt – zum Beispiel mit Silikatfarbe.

Welche Wohnungen sind von Schwarzstaub betroffen?

Untersuchungen des Umweltbundesamtes haben ergeben, dass sich die bekannten Schadensfälle stark unterscheiden. Betroffen von Fogging sind sowohl Neubauten als auch Altbauten, unabhängig von der Lage in der Stadt oder auf dem Land.

Schwarzstaub kann in ofen- wie auch in zentralbeheizten Wohnungen, in Raucher- und Nichtraucherwohnungen auftreten. Schwarze Wände durch Fogging können in einzelnen Wohnungen größerer Wohnanlagen auftreten, während andere baugleiche Wohnungen in derselben Anlage schadenfrei bleiben.

Wie entsteht Fogging?

Welche Ursachen hat also der mysteriöse Fogging-Effekt? Das Umweltbundesamt hat Untersuchungen durchgeführt, um festzustellen, welche Feinpartikel sich in den betroffenen Wohnungen niederschlagen.

Dabei wurde festgestellt, dass es sich bei Fogging nicht um gewöhnliche Stäube oder gar Ruß handelt. Allerdings ist die tatsächliche Ursache dieser Verschmutzung nur schwer zu ermitteln. Sie ist von zahlreichen Bedingungen abhängig, die sowohl im Verantwortungsbereich des Nutzers als auch außerhalb davon liegen können.

Fogging entsteht durch Ausgasungen von Weichmachern (Phthalate) aus ganz bestimmten Kunststoffen, in denen schwerflüchtige (höhersiedende) organische Verbindungen (Semi Volatile Organic Compounds – kurz SVOC) enthalten sind. Diese Stoffe können vorhanden sein in:

  • Farben
  • Teppichbelägen (Rückseitenbeschichtung)
  • Fußbodenklebern
  • Laminat-Fußböden
  • Paneelen
  • geschäumten Strukturtapeten (Vinyltapeten)
  • einigen Sorten Polystyrol-Platten

Auch Kunststoffoberflächen zum Beispiel von Möbeln können Weichmacher enthalten, die an die Raumluft ausgegast werden können. Das Bayerische Landesamt für Umwelt weist außerdem darauf hin, dass möglicherweise Haushaltschemikalien (wie Reinigungs- und Pflegemittel oder Kosmetika) beim Fogging mitwirken.

Die Quelle der Ausgasungen muss dabei nicht unbedingt in dem von Schwarzstaub betroffenen Raum vorhanden sein. Es ist möglich, dass die ausgegasten Substanzen durch das ganze Gebäude wandern. Wenn sie dann einen Raum finden, in dem das Raumklima die Voraussetzungen dafür schafft, schlagen sie sich nieder.

Solche Voraussetzungen können sein:

  • ungenügende Lüftung, also ein geringer Luftaustausch
  • Wärme- oder Kältebrücken
  • nicht ausreichend gedämmte Außenwände
  • periodisches statt kontinuierliches Heizen, das heißt, die Heizkörperthermostate werden bei Abwesenheit vollständig heruntergedreht und dann wieder aufgedreht
  • eine erhöhte Konzentration von Hausstaub aus Raumtextilien, Polstermöbeln, Teppichböden
  • intensiver Gebrauch von Kerzen, Duftkerzen, Räucherstäbchen oder Öllampen.
Kerzen in einer Wohnung
Wenn häufig Kerzen in einer frisch renovierten Wohnung abgebrannt werden, kann das Fogging begünstigen.

Warum tritt der Fogging-Effekt erst seit Mitte der 1990er Jahre auf?

Viele Hersteller von Bau- und Renovierungsprodukten sowie Einrichtungsgegenständen sind seit einigen Jahren bestrebt, anstelle flüchtiger organischer Verbindungen (VOC) vermehrt schwerflüchtige organische Verbindungen (SVOC) als Lösemittel oder Additive einzusetzen. Diese Stoffe riechen meist nicht. Sie sind in der Regel weniger bedenklich für die Gesundheit. Zudem müssen sie nicht als Lösungsmittel deklariert werden. Das Prädikat "lösemittelfrei" gilt heute als ein wichtiges Werbe- und Verkaufsargument.

Ein weiterer Umstand ist, dass aus Umweltschutzgründen seit der Wärmeschutzverordnung von 1995 verstärkt darauf geachtet wird, dass Gebäudehüllen besser gedämmt und luftdicht gemacht werden, um Wärmeverluste soweit wie möglich zu vermeiden.

Einiges deutet darauf hin, dass der eingeschränkte Luftaustausch in luftdichten Gebäuden im Zusammenwirken mit vermehrt in die Innenraumluft abgegebenen schwerflüchtigen organischen Verbindungen (SVOC) zum Fogging-Effekt beitragen kann.

Ist Fogging gesundheitsschädlich?

Gesundheitliche Probleme im Zusammenhang mit Fogging sind nach Angaben des Umweltbundesamts nicht bekannt. Doch so lange noch Fragen offen sind, kann es nicht schaden, Vorsicht walten zu lassen, raten die Experten. 

Was kann ich Schwarzstaub vermeiden?

Gezielte Abwehrmaßnahmen gegen Fogging gibt es leider im Augenblick nicht. Geeignete Vorbeugemaßnahmen sind aber

  • schadstoffarme Produkte bei der Renovierung verwenden: Achtet beim Kauf von Wandfarben, Tapeten oder Bodenbelägen auf lösemittel- und vor allem weichmacherfreie Produkte. Mehr dazu findet ihr auf unserer Seite zur Wohngesundheit.
  • Baumängel wie Wärme- oder Kältebrücken oder mangelnde Wärmedämmung beseitigen
  • richtiges Heizen und Lüften
  • verzichtet auf den übermäßigen Gebrauch von Kerzen und Öllampen.

Es ist auch empfehlenswert, die Wohnung im Frühjahr oder Sommer zu renovieren. Im Sommer wird erfahrungsgemäß häufiger gelüftet als im Winter. Wer dann noch besonders auf ausgiebiges Lüften achtet, trägt dazu bei, dass sich die Weichmacher möglicherweise bis zur nächsten Heizperiode verflüchtigen.

Kehrt der Schwarzstaub mit jeder Heizperiode zurück, hilft laut Umweltbundesamt oftmals nur der komplette Austausch der Einrichtungsgegenstände gegen Naturprodukte. Dazu gehören Stoffe aus Wolle, Kokos- oder Sisalteppiche, einfache Papiertapeten oder Raufaser, die mit weichmacherfreien Farben zu überstreichen sind. Eine Reihe von Firmen bieten Innenfarben mit SVOC-freien Bindemitteln an, unter anderem sind auch Biofarben weichmacherfrei. Eine gute Wahl sind zum Beispiel Naturfarben. Lest dazu: Vorteile und Nachteile von ökologischen Wandfarben

Was kann man gegen Fogging tun?

Wer schwarze Wände durch Fogging hat, sollte zunächst die örtlichen Gesundheits- und Umweltämter kontaktieren. Sie können Tipps für das weitere Vorgehen geben. Kann euch dort niemand weiterhelfen, dann erfahrt ihr dort die Adressen von Umweltanalysenlabors, die Innenraummessungen und speziell Fogging-Messungen und -beurteilungen vornehmen. Adressen von Sachverständigen und Analyselabors könnt ihr zudem über die örtliche Industrie- und Handelskammer erfragen.

Um Fogging zu entfernen, ist oft eine intensive nasse Reinigung mit Spülmittelzusätzen, Kunststoffreinigern und Ähnlichem erforderlich. Bloßes Überstreichen hilft gegen die schmierigen Beläge meist nicht – gleiches gilt übrigens für Schimmel. Das erklären wir euch genauer in diesem Ratgeber: Stimmt es, dass man Schimmel einfach überstreichen kann?

Beim Schrubben kann es passieren, dass die betroffenen Tapeten derart in Mitleidenschaft gezogen werden, dass ihr sie vollständig entfernen und neu tapezieren müsst. Günstig könnte es sein, die Wände danach mit Baumwollputz zu tapezieren.

In Einzelfällen müsst ihr auch Bodenbeläge entfernen und neu verlegen oder größere bauliche Eingriffe sind nötig, um die Ursachen zu beseitigen.

Wer muss Fogging beseitigen und wer zahlt?

Da die genaue Ursache bis heute nicht komplett geklärt ist, gibt es auch Streit darüber, wer im Fall von Fogging für die Kosten der Schadensbeseitigung aufkommen muss. Vor allem dann, wenn der Mieter die Wohnung selbst renoviert hat.

Der Bundesgerichtshof (BGH) erklärte in einem Urteil 2008, dass die Schwarzstaubablagerungen als Mangel der Mietsache anzusehen seien. Wenn sich die Renovierung im üblichen Rahmen bewegt und handelsübliche Materialien benutzt wurden, ist der Vermieter demnach für die Beseitigung der Schäden verantwortlich. Er muss auch die Kosten tragen. (Urteil vom 28.5.2008, Az. VIII ZR 271/07).

Wichtig ist, sowohl bei Schimmel als auch bei Fogging: Informiert als Mieter umgehend den Vermieter, sobald ihr das Problem entdeckt. Ansonsten könnte es sein, dass ihr für Folgeschäden haftbar gemacht werdet.

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