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Farbe gegen Schimmel: Wie gut wirkt Silikatfarbe?

Silikatfarbe gilt als besonders wirksam gegen Schimmel. Doch wie gut wirkt diese Farbe gegen Schimmel wirklich, und welche Nachteile hat Silikatfarbe? Wir geben euch im Folgenden eine Übersicht über Mineralfarben, erklären, wie Farbe gegen Schimmel wirkt und nennen auch die Vorteile und Nachteile von Silikatfarbe.

Silikatfarbe – was ist das?

Silikatfarbe ist eine Art von Mineralfarbe. Diese Farbe gegen Schimmel, auch Wasserglasfarbe oder Keimfarbe (nach dem Erfinder Adolf Wilhelm Keim) genannt, enthält als Bindemittel Wasserglas (Kaliumsilikat). Sie geht mit den Kalk- und Zementbestandteilen des Putzes eine feste chemische Verbindung ein, es verkieselt.

Das bedeutet, dass Silikat-Innenfarbe ihre Pufferfunktion nur dann erfüllen kann, wenn sie auf mineralischen Untergründen aufgebracht wird. Der Untergrund darf nicht wasserlöslich sein. Gips ist beispielsweise ein wasserlösliches Material, welches keine Verbindung mit einer Silikatfarbe eingehen kann. Ihr könnt also nicht einfach eine Raufasertapete mit Silikatfarben streichen.

Laut dem ökologischen Baustoffinformationssystem der Bundesregierung eignet sich die Silikatfarbe deshalb nur für folgende Untergründe:

  • Putz (innen und außen),
  • Beton (innen, außen nur bedingt),
  • Faserzement (innen, außen nur bedingt)

Da Silikatfarbe in ihrer naturreinen Form frei von Konservierungsstoffen, Lösungsmitteln und Weichmachern ist, ist sie ökologisch unbedenklich. Außerdem ist sie die ideale Wandfarbe für Allergiker. Silikatfarben lassen sich immer wieder mit Silikatfarben überstreichen.

Drei Arten von Silikatfarben

Heute unterscheidet man drei Arten von Silikatfarben:

  1. Reine Silikatfarbe: Die reine Silikatfarbe besteht aus zwei Komponenten – einem trockenen oder in Wasser angeteigten Farbpulver und dem flüssigen Bindemittel Wasserglas. Diese werden vor der Verarbeitung vermischt.
  2. Dispersionssilikatfarbe: Einkomponentige Silikatfarbe enthält bis zu fünf Prozent organische Zusätze und wird wie Dispersionsfarbe anwendungsfertig flüssig im Eimer angeboten.
  3. Sol-Silikatfarbe: Sol-Silikatfarbe enthält als Bindemittel eine Kombination aus Kieselsol und Wasserglas. Der organische Anteil ist ebenfalls auf fünf Prozent beschränkt. Sol-Silikatfarbe könnt ihr auch auf nichtmineralischen Putzen verwenden.

Wie entsteht Schimmel im Haus?

Silikatfarben sind ein Hilfsmittel, um Schimmel im Haus zu verhindern. Um zu verstehen, wann und wie sie zum Einsatz kommen, solltet ihr wissen, wie Schimmel überhaupt entsteht.

Eine zu hohe Luftfeuchtigkeit ist die häufigste Ursache für Schimmelbildung in der Wohnung. Die Raumluft kann nur begrenzt Feuchtigkeit aufnehmen. In der Folge kondensiert Wasserdampf an den kühlen Wänden.

Das daraus entstehende Wasser setzt sich dort ab. Vor allem mehrfach gestrichene Wandflächen oder Raufasertapeten lassen so gut wie keine Feuchtigkeit durch. Die Wand wird feucht – und bietet Schimmelpilzen den idealen Nährboden.

Tapeten oder Dispersionsfarben liefern den Schimmelpilzen zusätzlich Nährstoffe, da sie organische Bestandteile beinhalten. Gipsuntergründe, die leicht sauer sind, sorgen für das ideale Milieu, in dem sich Schimmel wohl fühlt.

Wenn die Wände bei hoher Luftfeuchtigkeit die Feuchtigkeit aus der Luft aufnehmen können und später, wenn die Luftfeuchtigkeit geringer geworden ist, wieder an die Raumluft abgeben, dann ist das gut für das Raumklima. Außerdem kann Schimmel dann nicht so leicht entstehen.

Hier kommen Mineralfarben ins Spiel. Damit sind Farben gemeint, deren Bindemittel anorganisch beziehungsweise mineralisch ist. Zu den Mineralfarben zählen Silikatfarbe und Kalkfarbe.

Wie ihr Schimmelbefall an Wänden erkennt

Schimmel an Wänden ist nicht nur ein optisches Problem, sondern auch ein gesundheitliches Risiko. Schimmel kann Allergien, Asthma, Kopfschmerzen oder Atemwegsinfektionen auslösen. Deshalb ist es wichtig, Schimmelbefall frühzeitig zu erkennen und zu beseitigen.      
Aber wie erkennt ihr Schimmel an Wänden?

Es es gibt einige typische Anzeichen, die auf Schimmel hinweisen können. Dazu gehören:

  • Schwarze Flecken: Schimmel bildet oft schwarze, graue oder grüne Flecken an den Wänden – besonders in den Ecken, hinter Möbeln oder an feuchten Stellen. Die Flecken können unterschiedliche Formen und Größen haben, je nach Art des Schimmels.
  • Muffiger Geruch: Schimmel verströmt einen unangenehmen, modrigen oder erdigen Geruch, der sich in der Raumluft ausbreitet. Der Geruch kann besonders stark sein, wenn die Fenster geschlossen sind oder die Heizung an ist.
  • Feuchte Stellen: Schimmel wächst auf feuchten oder nassen Oberflächen, die nicht ausreichend trocknen können. Feuchte Stellen an den Wänden können durch undichte Rohre, Kondenswasser, schlechte Isolierung oder falsches Lüften verursacht werden. Ihr erkennt feuchte Wände durch Verfärbungen, Blasenbildung oder Abblättern der Tapete oder Farbe.

Wenn ihr eines oder mehrere dieser Anzeichen an euren Wänden bemerkt, solltet ihr schnell handeln und den Schimmel entfernen. Mehr dazu: Schimmel entfernen: Die besten Mittel gegen Schimmel an der Wand.

Außerdem müsst ihr die Ursache der Feuchtigkeit finden und beseitigen, um einen erneuten Schimmelbefall zu vermeiden. Wie ihr Ursachen für Schimmel im Haus findet und behebt, lest ihr hier.

Wie hilft Mineralfarbe gegen Schimmel?

Ist der Schimmel entfernt, behandelt ihr die Wände am besten mit schimmelresistenten Farben. Mineralfarben wie Silikatfarbe und Kalkfarbe haben zwei Vorteile, die sie schimmelhemmend machen:

  • Sie sind basisch: Da Schimmelpilze saure Milieus mögen und basische Milieus für alle Schimmelpilzarten tödlich sind, wachsen sie auf Mineralfarben nicht.
  • Sie sind diffusionsoffen: Das heißt, sie können Feuchtigkeit aufnehmen und auch wieder abgeben. Auf diese Weise bildet sich kein Kondenswasser auf der Wand.

Diese Eigenschaften haben allerdings nur reine Mineralfarben. Es gibt auch Dispersionssilikatfarbe oder Kalkfarben mit Leinöl- oder Kaseinanteil. Diese kompensieren manch einen Nachteil von Mineralfarben. Allerdings sind diese Produkte etwas weniger diffusionsoffen und bieten Schimmel gegebenenfalls doch Nahrung. Sie haben aber in der Regel bessere schimmelhemmende Eigenschaften als herkömmliche Dispersionsfarben.

Im technischen Merkblatt der jeweiligen Farbe solltet ihr darauf achten, wie hoch der pH-Wert der Farbe ist. Je höher, desto besser. Er sollte am besten über 11 liegen.

Außerdem solltet ihr prüfen, wie diffusionsoffen die Farbe ist. Dafür solltet ihr auf den Sd-Wert schauen. Je niedriger, desto besser. Er sollte auf jeden Fall kleiner als 0,14 m sein.

Schimmel an der Wand eines Wohnzimmers
Mineralfarben regulieren die Luftfeuchtigkeit und verhindern so, dass Wände feucht werden kann und sich dann Schimmel bildet.

Was ist besser: Kalk- oder Silikatfarbe?

Dass Kalkanstriche durch ihre Alkalität die Wände vor Schimmelbefall schützen, wuss­ten schon unsere Vorfahren, die ihre Wände früher regelmäßig gekalkt haben. Allerdings wirkt dieser Schutz nur vergleichsweise kurz. Das liegt daran, dass durch Karbonisierung der pH-Wert in Anstrichen mit klassischen Kalkfarben relativ schnell sinkt.

Anders ist das bei Silikatfarben. Bei ihnen bleibt die Alkalität dauerhaft bestehen – das hat auch eine Langzeitstudie des Mykon-Instituts der Universität Innsbruck ergeben. Allerdings hat Silikatfarbe auch einige Nachteile, die ihr beachten solltet, bevor ihr euch für diese Farbe entscheidet.

Was sind die Nachteile von Silikatfarben?

Die Vorteile von Silikatfarbe als Farbe gegen Schimmel sind vor allem ihre hohe Alkalität, ihre Diffusionsoffenheit und ihre Umweltfreundlichkeit. Silikatfarben haben also eine ganze Reihe an Vorteilen und wirken schimmelhemmend. Allerdings haben sie auch einige Nachteile:

  • Silikatfarbe ist recht teuer.
  • Ihr bekommt sie nur im Fachhandel und in der Regel nicht im Baumarkt.
  • Die Farbe ist im feuchten Zustand alkalisch und darf deshalb nur mit Haut- und Augenschutz verarbeitet werden.
  • Sie ätzt auf Glas- und Keramikoberflächen, deshalb müssen diese vor dem Streichen gut abgedeckt werden.
  • Mit Wasser ist Silikatfarbe nur eingeschränkt verdünnbar.
  • Sie verträgt sich nicht mit Tiefengrund.
  • Die Farbwahl ist eingeschränkt, es sind eher Pastelltöne möglich als kräftige Farben.

Was kostet Silikatfarbe?

Gute Silikatfarbe gibt es ab 5 Euro pro Liter. Achtet beim Kauf auf die Deckkraft, den Nassabrieb und den Glanzgrad. Zu den Nachteilen von Silikatfarbe – wie ihrer Ätzwirkung, ihrer Unverträglichkeit mit nicht-mineralischen Untergründen und ihrer begrenzten Farbpalette – kommt also ihr höherer Preis.

Welche anderen Farben gegen Schimmel gibt es?

Auch einige handelsübliche Dispersionsfarben werben damit, Schimmel effektiv bekämpfen zu können. Verkauft werden sie als Antischimmelfarben. Die meisten enthalten dabei Biozide. Das sind Wirkstoffe, die schädliche Organismen wie Pilze zerstören sollen, die aber häufig nicht nur für Schimmel verheerend sein können, sondern auch problematisch für Menschen und für die Umwelt sind. Bei Ökotest haben die meisten dieser Farben daher mit "ungenügend" abgeschnitten.

Wegen des flüchtigen Charakters vieler biozider Wirkstoffe bezweifeln Experten zudem, ob eine entsprechend ausgerüstete Farbe überhaupt langfristig wirken kann. "Wo dauerhaft feuchte oder kühle Bedingungen vorliegen, halte ich Schimmelwachstum mit der Zeit immer für möglich", sagt der Baubiologe Manfred Mierau.

Die besten Farben gegen Schimmel im Vergleich

Was ihr tun könnt, wenn ihr Wasserflecken an eurer Wand entdeckt habt, lest ihr auch in "Wasserflecken und Schimmel: Welche Farbe eignet sich zum Überstreichen?". Hier bekommt ihr eine grobe Übersicht.

FarbartVorteileNachteile
Latexfarbenelastisch, wasserabweisend, dauerhaft schimmelresistentteurer, schwerer zu verarbeiten, weniger deckend
Alkydharzfarbenbeständig, glänzend, deckend, schlagfest, kratzfest, abriebfestGeruchsintensiv, schwer zu entfernen, lösungsmittelhaltig
Silikatfarbenumweltfreundlich, atmungsaktiv, langlebig, farbecht, natürlichu. a. teurer und nur auf mineralischen Untergründen anwendbar

Was tun, wenn Farbe gegen Schimmel nicht hilft?

Solange ihr die Auslöser des Schimmels nicht behoben habt, wird auch die beste Antischimmelfarbe nicht viel ändern können. Es geht also im ersten Schritt darum, den Grund zu finden und das Problem zu beheben. Mineralfarben können zwar die Feuchtigkeit aus der Raumluft regulieren, nicht aber Wände trocken legen, die zum Beispiel aufgrund von Bauschäden nass sind.

Achtung: Ist eine Fläche befallen, die größer als einen halben Quadratmeter ist, dann solltet ihr zunächst einen Schimmel-Experten beauftragen, der die Ursache für das Schimmelproblem ergründet. Er kann euch auch Tipps für die Beseitigung geben.

In weiteren Ratgebern erklären wir euch, wie ihr Schimmelgeruch loswerdet und was besonders bei Schimmel im Schlafzimmer hilft.

Quellen: Langzeitstudie des Mykon-Instituts der Universität Innsbruck, Ökologisches Baustoffinformationssystem der Bundesregierung, Schimmelfarben im Ökotest

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