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Elektroinstallation planen: So geht ihr zukunftssicher vor

Sven Rohde

Ob Neubau oder Modernisierung, eine ausreichende Elektroinstallation zu planen ist nicht mal so nebenbei erledigt. Welche einzelnen Faktoren dabei wichtig sind, worauf ihr bei einer Planung achten müsst, damit die Elektroinstallation auch zukunftsfähig ist, das zeigen wir euch in diesem Artikel.

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Elektroinstallation: Komfort für alle Lebensbereiche

Die Planung der Elektroinstallation ist eine grundsätzliche Sache. Beim Bau des Hauses werden Leitungen und Verteiler, Steckdosen und Anschlüsse verlegt, und dann verschwindet das Ganze, glatt verputzt, hinter der Wand. Nachträgliche Änderungen sind in der Regel mit erheblichem Renovieraufwand oder Kompromissen bei der Gestaltung verbunden.

Die Behelfslösung mit einem Netz von Verlängerungskabeln kann sogar eine Gefahr darstellen: Der erhöhte Strombedarf der angeschlossenen Geräte erzeugt einen erhöhten Stromfluss in den Leitungen in der Wand. Das geht mit einer höheren Wärmebelastung einher, was die Isolierung porös werden lässt. Dadurch steigt die Gefahr von Schwelbränden. Quintessenz: Das Bedürfnis nach Komfort und die Elektroinstallation im Haus sollten in einem guten Verhältnis zueinander stehen. Dabei kommt es auf verschiedene Kriterien an.

Ausreichende Leistungsfähigkeit bei der Elektroinstallation planen

Seit 1960 hat sich der private Stromverbrauch in Deutschland verfünffacht. Zwar ist der Energieverbrauch der einzelnen Hausgeräte gesunken, doch es gibt eben viel mehr davon. Damit steigt die Belastung der Stromkreise erheblich – was jeder wissen sollte, der einen Altbau kauft und saniert. Eine gründliche Überprüfung und Modernisierung der Elektroinstallation gehört unbedingt dazu. Das sollte natürlich in Abhängigkeit von der Zahl und Leistungsaufnahme der Gerätschaften geschehen.

Vergleicht man einen Haushalt der 1960er- oder 1970er-Jahre mit der heutigen Ausstattung, wird schnell klar, dass heutige Elektroleitungen viel mehr Last verkraften müssen.

Beispiel Küche: Geschirrspüler, Herd und Backofen, Kühl-Gefrier-Kombi, Mikrowelle, dazu Espressomaschine, Thermomix und Dunstabzug – für all diese Technik braucht es nicht nur ausreichend Anschlüsse und Steckdosen, sondern auch die entsprechenden Stromkreise und Absicherungen. Auch das hinterfragen die Profis, wenn sie eine Elektroinstallation planen.

Wie planen andere ihre E-Installation? Hier ein Erfahrungsbericht aus dem Blog der Familie Albrecht.

Hohe Flexibilität durch gute Planung der Elektroinstallation

Wie viel Flexibilität eine Elektroinstallation aufweist, lässt sich leicht erkennen: An der Zahl der Verlängerungskabel und Steckdosenleisten, die an Wänden entlang und durch die Räume geführt werden. Je unflexibler die Installation, umso größer ihre Anzahl.

Nun wusste man vor Jahrzehnten nicht, wie viele Steckdosen man heute allein im Bereich der Kommunikation brauchen würde – aber wer heute eine Elektroinstallation plant, kann (und sollte) eine gewisse Reserve an Anschlüssen vorsehen. Es ist nicht davon auszugehen, dass wir in Zukunft weniger Hausgeräte und elektrisch betriebene Helferlein haben werden.

Dabei reicht es nicht, diese Steckdosen genau an jener Stelle installieren zu lassen, an der heute das TV-Gerät, die Nachttischlampe oder der WLAN-Router ihren Platz finden sollen. Das ist eine der Lehren aus der aktuellen Pandemie: Bedürfnisse können sich sehr schnell ändern.

Und es mag ja auch sein, dass Zimmer getauscht oder neu genutzt werden, Kinder ausziehen und aus dem Jugendzimmer ein Hobbyraum werden soll. Dann hilft es sehr, wenn an strategisch günstigen Stellen schon mal Steckdosen vorhanden sind.

Und Anschlüsse für Leuchten! Schönes Licht schafft Ambiente. Spart deshalb nicht an Anschlüssen für Decken- und Wandleuchten. Nicht genutzt, können sie in einer Verteilerdose auf ihren späteren Auftritt warten.

Wie die Elektroinstallation die Barrierefreiheit erhöht

Vieles, was früher selbstverständlich per Hand bewegt wurde, ist heute elektrifiziert: die Antriebe von Jalousien, Rollläden und Markisen etwa, ja, auch von Garten- und Garagentoren. Es ist ein wichtiges Merkmal der Zukunftssicherheit einer Immobilie, zumindest die Möglichkeit dafür vorzusehen. Das trägt dann später zu jener Barrierefreiheit eines Hauses bei, das auch Menschen mit Handicap souverän bewirtschaften können.

Kommunikation: Wichtiger Elektrik-Baustein

Musik hören, fernsehen, telefonieren, im Internet surfen, Filme streamen, Webradio hören – im modernen Zuhause geht nichts mehr ohne einen reibungslosen Datenfluss. Und das eben nicht nur im Wohnzimmer, sondern überall, wo ihr auf die verschiedenen Medien zugreifen wollt. Die Basis dafür ist ein multimediales Netzwerk, das alle Daten – Betriebsdaten, Bild und Ton – sicher, zuverlässig und mit hoher Geschwindigkeit überträgt.

Ein WLAN kann diese Funktionen übernehmen. Aber eine Datensicherheit, wie sie etwa der Anschluss an einen Unternehmensserver verlangt, und der schnelle Transfer großer Datenmengen, sind damit nicht gewährleistet. Dafür eignet sich ein kabelgebundenes Netzwerk. Wer regelmäßig zu Hause arbeitet, sollte auch damit bei der Einrichtung der Elektroinstallation planen – und entsprechende Anschlüsse in allen Wohnräumen vorsehen.

Ein weiterer Aspekt ist der Einbruchschutz. Öffnungskontakte an Fenstern und Türen, Bewegungsmelder rund ums Haus, ein so genannter Panik-Schalter, der mit einem Knopfdruck das Haus in hellem Licht erstrahlen lässt, eine Einbruchmeldeanlage, die womöglich sogar einen Sicherheitsdienst aktiviert: All das beruht auf einem System von Leitungen, Sensoren und Steuerelementen. Und je mehr dieser Anforderungen zusammenkommen, umso wichtiger ist das nächste Level der Elektroinstallation

Schutz vor Überspannung sicherstellen

Je aufwendiger die Installation, je mehr Geräte miteinander vernetzt sind, umso größer ist das Risiko, dass Überspannungen infolge von Blitzeinschlägen teure Folgen haben. Nicht nur, dass Geräte davon zerstört werden können, womöglich werden auch Daten gelöscht.

Deshalb ist es wichtig, beim Planen der Elektroinstallation diese vor diesen Überspannungen zu schützen – mithilfe so genannter Überspannungsableiter in den Stromkreisverteilungen und an den Geräten selbst. Wichtig: Dieser Schutz wird nicht nur für die Strom-, sondern auch für die Informationsleitungen benötigt.

Vernetzung: Smarte Elektroinstallation

Ab wann nennen wir ein Haus "intelligent" oder "smart"? Wenn eine Gebäudesystemtechnik alle Funktionen wie Heizung, Beleuchtung, Jalousien, Belüftung und Sicherheitstechnik miteinander verbindet. Dann entsteht ein System, das energieeffizient arbeitet und den individuellen Bedürfnissen der Bewohner dient. Grundlage ist eine Verknüpfung der Geräte mit einer Steuerung. Dafür braucht es diese Elemente:

  • ein Leitungsnetz, das alle zu steuernden Geräte miteinander verbindet (bei einer Nachrüstung ist auch eine drahtlose Vernetzung möglich)
  • Sensoren, die fürs System relevante Informationen wie Temperatur, Luftqualität oder Bewegungen aufnehmen und weitergeben
  • Aktoren, die Steuerungsimpulse an die Geräte weitergeben: die Beleuchtung, die Heizung oder die Klimatisierung des Hauses regeln
  • eine Steuerzentrale, in der die Programme gespeichert sind, nach denen etwa Heizung, Lüftung und Verschattung miteinander kombiniert sind

So regelt die Heizung sich automatisch herunter, wenn der Kontakt ein geöffnetes Fenster meldet. Die Lüftung wird intensiviert, sobald die CO₂-Konzentration in Räumen zugenommen hat. Die Jalousien fahren abhängig vom Sonnenstand hoch oder wieder herunter.

All das ist komfortabel, senkt den Energieverbrauch und die damit verbundenen Nutzungskosten. Und per Touchscreen, Tablet oder Smartphone lassen sich diese Funktionen auch per Hand regeln.

Für die umfassende Smart-Home-Planung empfehlen wir den Fragebogen des Instituts für Gebäudetechnologie.

Aber auch das sei nicht verschwiegen: Eine Gebäudesystemtechnik, die tatsächlich alle diese Möglichkeiten in sich vereint, kostet mehrere Zehntausend Euro. Das bedeutet freilich nicht, dass man dauerhaft auf diese Segnungen der Technik verzichten muss, wenn beim Bau oder der Modernisierung die entsprechenden Mittel nicht vorhanden sind – sie lassen sich vorbereiten. Hier findet ihr noch mehr Informationen zum Thema: Smart Home: Was im Zuhause alles intelligent sein kann.

Erfahrt hier, wie ihr einen guten Elektriker für Elektroinstallationen findet.

Die zukunftsichere Elektroinstallation

Wer auf die rasante technische Entwicklung der vergangenen Jahrzehnte schaut, kann daraus folgenden Schluss ziehen: Eine zukunftssichere Planung sollte Optionen enthalten. So ist es naheliegend, dass viele von uns E-Autos fahren werden. Deswegen muss nicht heute schon eine Wallbox zum Aufladen installiert werden – aber wer die Leerrohre vorsieht, kann später sehr viel Geld sparen.

Dasselbe gilt für die Smart-Home-Technologie, für Photovoltaik- oder Einbruchmelde-Anlagen, Außenanschlüsse für Gartenbeleuchtung oder Teichpumpen. Je vorausschauender die Planung, umso einfacher und kostengünstiger die Umsetzung.

Interview: Wie plane ich die richtige Elektroausstattung?

Drei Fragen an Michael Conradi, wie ihr die Elektroinstallation richtig plant. Er ist Projektleiter der Initiative Elektro+, einer Vereinigung von Herstellern und Verbänden der Elektrobranche.

Michael Conradi, Projektleiter der Initiative Elektro+
Michael Conradi, Projektleiter der Initiative Elektro+

Wohnglück.de: Wie gehen Bauherren vor, um ihr Haus mit einer passenden Elektroinstallation auszustatten?

Michael Conradi: Erarbeitet eine Liste mit euren Bedürfnissen als Grundlage fürs Gespräch mit dem Elektriker oder Fachplaner. Und dann sind die Ausstattungswerte der Fachgemeinschaft für effiziente Energieanwendung eine gute Planungsgrundlage. Diese Ausstattungswerte geben vor, wie viele Stromkreise, Anschlüsse und Steckdosen man für eine gute Elektroinstallation braucht. Unterschieden wird zwischen Standard-, gehobener und Komfortausstattung.

Wie komme ich von diesen Vorgaben dann zu meiner individuellen Planung?

Michael Conradi: Die Ausstattungswerte 1, 2, 3 und die Plus-Varianten geben Anhaltspunkte. Wir empfehlen mindestens Ausstattungswert 2 für eine zeitgemäße Elektroinstallation, aber das muss man nicht im ganzen Haus umsetzen. Es ist durchaus möglich, etwa in einem Badezimmer die einfachere Ausstattung zu wählen, dafür aber in Wohnzimmer oder Küche eine Ausstattung auf der Stufe 3, weil ihr dort eine größere Anzahl an Geräten anschließen wollt.

Was ist der Unterschied zwischen den normalen und den Plus-Ausstattungswerten?

Michael Conradi: Die Plus-Werte schließen die Vorbereitung einer Smart-Home-Installation ein, also auch die Verlegung von Steuerleitungen oder entsprechenden Leerrohren. Diese Vorbereitung mit Leerrohren empfiehlt sich auch für spätere Investitionen in Photovoltaik oder E-Mobilität.

Wie steht es um eure E-Installation? Besteht eure Immobilie den Modernisierungs-Check? Oder benötigt ihr für die Aufrüstung eurer alten Elektroleitungen eine Modernisierungsberatung? Auch beim Neubau solltet ihr für die zeitgemäße Planung der Elektroinstallation einen Experten bei der Bauplanung hinzuziehen.

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