Blitzableiter sieht man auf den Dächern neuer Häuser immer seltener. Braucht man heute keine Blitzschutzanlage mehr? Wir erklären, für wen äußerer Blitzschutz Pflicht und wann eine Blitzschutzanlage für euer Haus sinnvoll ist.
Laut dem Verband der Elektrotechnik, Elektronik und Informationstechnik (VDE) ist nur jedes dritte Wohngebäude mit einem äußeren Blitzschutz, einem sogenannten Blitzableiter, ausgestattet. Viele Hausbesitzer fragen sich, ob die Installation eines solchen Blitzschutzes sinnvoll ist. Die Kosten – sie liegen im Neubau bei rund 2.000 bis 3.000 Euro – schrecken viele Bauherren ab, in einen Blitzableiter zu investieren.
Wir erklären euch, für welche Gebäude Blitzableiter vorgeschrieben sind, was passiert, wenn ein Blitz in euer Haus einschlägt und für wen äußerer Blitzschutz sinnvoll sein kann.
Blitzableiter sind meist keine Pflicht
Bei normalen Wohngebäuden ist der Einbau eines äußeren Blitzschutzsystems nicht gesetzlich verpflichtend. Generell gilt eine Pflicht für Blitzableiter nur für bestimmte Gebäudearten:
Häuser, die höher als 20 Meter sind
Häuser, die auf einer Bergkuppe gebaut und zugleich freistehend sind
ältere Gebäude mit Strohdach, Holzdach oder Reetdach
öffentliche Gebäude wie Krankenhäuser oder Kinos, in denen sich viele Menschen aufhalten
Dass es keine generelle Pflicht für einen Blitzableiter gibt, liegt daran, dass statistisch gesehen die Gefahr gering ist, dass ein Blitz ins Haus einschlägt. Wenn es aber passiert, dann können die Folgen verheerend sein.
Was passiert, wenn ein Blitz in ein Haus einschlägt?
Trifft der Blitz ein Haus, dann kann er Schäden an der Bausubstanz und an den Installationen des Hauses verursachen. Typische Schäden sind beispielsweise:
zerstörte Dachflächen
gespaltene Dachbalken
abgesprengte Putzflächen an Decken und Wänden
zerstörte Türen, zerstörte Fenster
Dachstuhlbrände und in der Folge Wasserschäden durch das Löschwasser
kaputte Heimcomputer, Haushaltsgeräte, Heizungsanlagen und/oder Telefone durch Überspannungsschäden
Dass Personen im Haus von einem Blitz tödlich verletzt werden, ist sehr selten.
Was bewirkt ein Blitzableiter?
Wenn das Haus einen gut konzipierten Blitzableiter hat, fließt der Blitzstrom außen ab und das Gebäude nimmt kaum Schaden. Die Wirkung eines Blitzableiters liegt darin, dass sich der Blitz immer den kürzesten und am besten leitenden Weg zur Erde sucht.
Wenn der Blitzableiter allerdings nicht fachmännisch angebracht ist, kann das Haus trotz Blitzableiter von einem Blitz getroffen werden und brennen. Deshalb sollte Blitzschutz immer vom Fachmann angebracht werden. Eine Blitzschutzanlage aus dem Baumarkt reicht nicht aus.
Wie groß ist die Gefahr eines Blitzeinschlags?
Der Blitz-Informationsdienst von Siemens verzeichnete im Jahr 2021 rund 491.000 Blitzeinschläge in Deutschland. Das sind rund 23 Prozent mehr als noch 2020. Ob ein Blitzableiter für euch sinnvoll ist, hängt auch ein bisschen davon ab, wo in Deutschland ihr lebt.
Quelle: Siemens Blitzatlas 2021
Rang
Bundesland
Blitzeinschläge pro Quadratkilometer im Jahr 2021
1
Baden-Württemberg
2,61
2
Bayern
2,18
3
Schleswig-Holstein
1,67
4
Hamburg
1,66
5
Mecklenburg-Vorpommern
1,44
6
Niedersachsen
1,18
7
Berlin
1,01
8
Nordrhein-Westfalen
0,92
9
Sachsen
0,85
10
Brandenburg
0,81
11
Rheinland-Pfalz
0,79
12
Hessen
0,75
13
Thüringen
0,66
14
Saarland
0,58
15
Sachsen-Anhalt
0,57
16
Bremen
0,40
Statistisch gesehen schlagen Blitze in den höchsten Punkt eines Geländes ein. Trotzdem kann es passieren, dass ein kleines Haus getroffen wird, das neben einem Hochhaus steht. Nur kommt das sehr viel seltener vor.
Für wen ist ein Blitzableiter sinnvoll?
Ob ihr einen Blitzableiter installiert oder nicht, müsst ihr selbst abwägen. Folgende Punkte könnten für die Entscheidung für oder gegen den äußeren Blitzschutz eures Hauses hilfreich sein:
Unabhängig von behördlichen Auflagen empfiehlt der VDE ein Blitzschutzsystem für Gebäude, wenn sie ihre Umgebung deutlich überragen (zum Beispiel auf Bergkuppen, Hochhäuser, Türme), wenn sie als Fluchtunterstand dienen, wenn leicht entflammbare Materialien im Dachbereich verwendet wurden, dort explosive Stoffe gelagert werden oder explosionsgefährdete Bereiche vorhanden sind. Außerdem, wenn EDV-Systeme mit wichtigen Daten oder Einrichtungen für die Energieversorgung besonders geschützt werden müssen und wenn Menschen und Kulturgüter in besonderer Weise zu schützen sind.
Auch eure Hausratversicherung spielt bei den Überlegungen eine Rolle: Verweist eine Klausel im Vertrag auf Blitzschutz-Vorkehrungen? Dann ist der Blitzableiter ein Muss, weil die Versicherung sonst nicht greift.
Wie viele teure elektronische Geräte befinden sich im Haus, die bei einem Blitzeinschlag zerstört werden können? Ihr solltet bei eurer Entscheidung die Kosten für die Installation des äußeren Blitzschutzes gegen den Wert der zu schützenden Geräte abwägen. Für die reicht allerdings ein Blitzableiter zum Schutz allein nicht aus. Um sie zu schützen, benötigt ihr auch inneren Überspannungsschutz.
Blitzschutz fürs Haus ist mehr als ein Blitzableiter
Ein Blitzableiter auf dem Dach alleine reicht nicht, um euch vor Schäden durch Gewitter zu schützen. Wichtig ist auch der innere Blitzschutz. Dieser schützt eure Geräte und elektrischen Anlagen vor Überspannungen.
Zum inneren Überspannungsschutz gehören Überspannungs-Ableiter sowie spezielle Geräte wie Überspannungsstecker oder Steckdosen mit Überspannungsschutz.