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Hausratversiche­rungen im Test: "Finanztest" warnt vor knausernden Versicherern


Hausratversicherungen sind für viele unverzichtbar. Sie zahlen, wenn eingebrochen wird, wenn ein Rohr platzt oder der Blitz einschlägt. Doch die Preisunterschiede der Tarife sind enorm, wie Stiftung Warentest festgestellt hat.

  1. Hausratversicherung: Wohnort entscheidet über den Preis
  2. Stiftung Warentest warnt vor Unterversicherung
  3. Große Preisunterschiede bei Hausratversicherungen

Einbruch, Feuer oder Wasserrohrbruch sind nicht nur sehr unangenehme Ereignisse. Die Schäden gehen auch ordentlich ins Geld. Praktisch, dass es Hausratversicherungen gibt, die helfen. Die Stiftung Warentest hat nun 157 Tarife von 61 Hausratversicherungen unter die Lupe genommen. Dabei gibt es extreme Preisunterschiede – und auch Versicherer, die nicht bezahlen, wenn der Versicherte den Schaden grob fahrlässig herbeigeführt hat.

Für den Test gingen die Prüfer von einem Modellhaushalt aus: Modellkunde ist ein 40 Jahre alter Angestellter, der in einer Eigentumswohnung lebt. Die ist 100 Quadratmeter groß und befindet sich in der zweiten Etage eines Mehrfamilienhauses mit sechs Parteien.

Untersucht wurden die Preise für zwei Orte:

  • 80333 München: Hier gilt die günstigste Zone der Versicherungen, die sogenannte Zürs-Zone 1, die Überschwemmung, Rückstau und Starkregen betrachtet. Außerdem ist das Einbruchsrisiko hier sehr gering.
  • 60596 Frankfurt am Main: Auch hier liegt das Haus in Zürs-Zone 1. Das Einbruchsrisiko ist aber sehr hoch.

Hausratversicherung: Wohnort entscheidet über den Preis

Das Ergebnis der Tester: Entscheidend für den Preis einer Hausratversicherung ist der Wohnort. Denn die Versicherer teilen das Bundesgebiet in verschiedene Risikozonen auf. Günstigere Tarife gibt es dort, wo ein geringes Einbruchsrisiko besteht wie in München. In Frankfurt hingegen herrscht ein großes Einbruchsrisiko, die Tarife sind dementsprechend teurer.

In der Regel sind über die Hausratversicherung alle beweglichen Sachen in einer Wohnung versichert. Es gibt aber auch Ausnahmen. So sind Fahrräder, die auf der Straße abgestellt sind, nicht notwendig mitversichert. Auch für einen Wasserschaden durch ein Aquarium oder Wasserbett gibt es Sonderregelungen.

Bei einigen Policen sind auch Wertsachen wie Schmuck oder Bargeld nicht in ihrem vollen Wert versichert. Hier bekommt der Versicherte teilweise nur 20 Prozent des Werts. Bei Bargeld, teilweise auch Schmuck, das nicht im Tresor lagert, sind die Erstattungen sogar vereinzelt noch niedriger.

Auch auf die Gefahren, welche die Hausratversicherung abdeckt, solltet ihr achten. Denn nicht alle sind mitversichert. Gerade das Risiko von durch Starkregen oder Hochwasser verursachten überlaufenden Kellern ist nicht immer Teil der Police, sondern verlangt oft nach einem Zusatz. Auch wenn die meisten Versicherungen Raub abdecken, ist das bei einem Trickdiebstahl nicht zwingend der Fall.

Stiftung Warentest warnt vor Unterversicherung

Gerade den Versicherten, die ältere Verträge haben, empfiehlt die Stiftung Warentest daher eine Überprüfung der Police, um mehr Gefahren abzudecken. Ein weiteres Problem – gerade bei älteren Verträgen – ist eine Unterversicherung.

Wenn die Wohnung im Laufe der Jahre größer geworden oder die Möbel und Gegenstände in ihr wertvoller geworden sind, sollte die Police angepasst werden. Wenn ein Hausrat zum Beispiel 100.000 Euro wert aber nur für 80.000 Euro versichert ist, dann bezahlt die Versicherung auch nur 80 Prozent des Wertes der gestohlenen Sachen. Auch wenn der Schaden deutlich unter den 80.000 liegt. Wird also ein Computer im Wert von 1.000 Euro gestohlen, bekommt der Versicherte nur 800 Euro erstattet.

Ebenso aufpassen sollte man laut Stiftung Warentest beim Kleingedruckten der Hausratversicherung. So muss, wer einen Schaden grob fahrlässig verursacht, häufig mit starken Kürzungen bei der Erstattung rechnen. Was genau grob fahrlässig ist, wird von Versicherung zu Versicherung unterschiedlich gehandhabt. Daher raten die Finanztester dazu, nur Verträge abzuschließen, die solche Klauseln nicht enthalten. Dies werde meist durch den Passus "Verzicht auf die Einrede der groben Fahrlässigkeit" ausgedrückt.

Große Preisunterschiede bei Hausratversicherungen

Getestet wurden Versicherungen an beiden Orten jeweils ohne Naturgefahren und mit der Versicherung gegen Naturgefahren. Alle getesteten Tarife sehen keine Kürzung bei grob fahrlässigem Herbeiführen des Schadens vor.

Das sind die günstigsten Hausratversicherungen

Besonders günstig ist der Tarif "Comfort" der Ammerländer. Er kostet für München ohne Versicherung gegen Naturgewalten 57 Euro pro Jahr, für Frankfurt 91 pro Jahr.

Auch der Tarif "HomeCare Top" der GEV Grundeigentümer schneidet für beide Städte sowohl mit als auch ohne Naturgewalten sehr günstig ab.

Günstig ist auch der Tarif "Basis" der WGV.

Das ist der teuerste Tarif für eine Hausratversicherung

Der teuerste Tarif im Test ist "Premium" der Arag. Er kostet für den Standort Frankfurt und mit der Versicherung gegen Naturgewalten 468 Euro im Jahr.

Dabei sind die Versicherungsleistungen, also welche Schäden die Hausratversicherung abdeckt, ob sie Hotelkosten übernimmt, ob sie auch für Diebstähle von Hausrat außer Haus oder aus einem Auto aufkommt und weiteres aber immer sehr unterschiedlich. Welche Versicherung für euch die richtige ist, müsst ihr daher im Einzelfall entscheiden.

Eine detaillierte Aufstellung der Leistungen und Preise der getesteten Tarife und Versicherungen findet ihr in der der Juli-Ausgabe der Zeitung "Finanztest" oder online (liegt hinter einer Paywall, der gesamte Test kostet drei Euro).

Cover der Zeitschrift "test", Ausgabe 06/2020

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