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Wie Schutzklassen bei Elektrogeräten vor einem Stromschlag schützen


Ein elektrischer Schlag ist gefährlich – er kann sogar zum Herzstillstand führen. Damit ihr sicher sein könnt, dass ihr bei der Verwendung von Elektrogeräten nicht euer Leben riskiert, gibt es die sogenannten Schutzklassen. Was sie bedeuten und wie ihr sie erkennt, erklären wir hier.

  1. Was ist die Schutzklasse?
  2. Wieso gibt es Schutzklassen?
  3. Schutzklasse 0
  4. Schutzklasse I: Geschützt mit Schutzleiter
  5. Geräte mit Schuko-Stecker oder Kabel mit Schutzleiter
  6. Schutzklasse II: Doppelte oder verstärkte Isolierung
  7. Schutzklasse III: Schutz durch Kleinspannung
  8. Gibt es eine Kennzeichnungspflicht bezüglich der Schutzklasse für Geräte?

Strom kann lebensgefährlich sein. Um das Risiko von lebensgefährlichen elektrischen Schlägen zu senken, müssen Elektrogeräte deshalb mit bestimmten Maßnahmen vor der Gefahr schützen. An den einzelnen Schutzklassen könnt ihr dann erkennen, wie gut ihr bei der Verwendung eines Geräts vor einem Stromschlag geschützt seid.

Wir zeigen euch, was die einzelnen Schutzklassen ausmacht, woran ihr sie erkennen könnt und welche Geräte welche Schutzklasse besitzen sollten.

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Was ist die Schutzklasse?

Schutzklassen teilen elektrische Geräte ein und geben an, in wie weit ihr bei der Verwendung des Geräts vor den Gefahren des elektrischen Stroms geschützt seid. Die Schutzklasse kennzeichnet also, welche Maßnahmen der Hersteller getroffen hat, damit ihr keinen Stromschlag bekommt.

Insgesamt gibt es vier Schutzklassen, wobei in der EU und anderen Industriestaaten nur die Schutzklassen eins, zwei und drei zugelassen sind.

Die Symbole, welche die Schutzklasse darstellen, sind in der Norm IEC 604117 definiert, die Schutzklassen sind nach DIN EN 61140 / VDE0140-1 (Sicherheitsgrundnorm gegen elektrischen Schlag) genormt.

Relevant ist die Schutzklasse auch bei der Benutzung aber besonders beim Anschluss eines Geräts. Also der Verkabelung oder Montage. Auf der sicheren Seite seid ihr immer, wenn ihr einen Profi damit beauftragt.

Häufig ist von "IP-Schutzklassen" die Rede – diesen Begriff gibt es jedoch in den Normen nicht. Gemeint ist damit in der Regel die IP-Schutzart. Diese gibt an, in wie weit ein Gerät vor Berührungen und dem Eindringen von Fremdkörpern oder Wasser geschützt ist.

Wieso gibt es Schutzklassen?

Ist ein Gerät überhaupt nicht geschützt, könnt ihr einen Stromschlag bekommen, wenn ihr es bloß berührt. Auch über eine Verbindung auf indirektem Weg – zum Beispiel bei leitenden Bodenbelägen – kann Strom sehr gefährlich sein. Der Stromschlag kann harmlos sein und lediglich zu schmerzhaften Muskelkontraktionen führen. Es kann aber auch zu lebensbedrohlichen Herzrythmusstörungen wie Herzkammerflimmern, Herzstillstand oder Atemlähmung kommen.

Mit einem Stromschlag ist nicht zu spaßen – auch wenn ihr die Auswirkungen nicht sofort spürt kann es noch Stunden später zu ernsthaften Folgen kommen. Solltet ihr eine Stromschlag erleiden, ist es ratsam, sofort einen Arzt aufzusuchen.

Natürlich ist die Gefahr eines elektrischen Schlages bei Geräten mit metallischen und Strom leitenden Bestandteilen besonders hoch. Aber auch Kunststoffteile garantieren keine maximale Sicherheit. Deshalb hat der Gesetzgeber Schutzklassen eingeführt.

Schutzklasse 0

Die Schutzklasse 0 hat in der EU keine Relevanz. Produkte mit einem so geringen Schutz sind hier nicht erlaubt. Denn die Produkte haben lediglich eine Basisisolierung und schützen den Verwender mit keinerlei zusätzlichen, effektiven Maßnahmen vor einem elektrischen Schlag. Ihr könnt sie auch nicht an ein Schutzleitersystem anschließen. Wer ein solches Produkt benutzt, der muss alleine durch die Umgebung, in der es betrieben wird, sicherstellen, keinen Stromschlag zu bekommen.

Die Schutzklasse 0 hat kein eigenes Symbol.

Schutzklasse I: Geschützt mit Schutzleiter

Symbol für Schutzklasse 1
Das Symbol stellt die Erdung dar und wird oft für Geräte mit Schutzleiter der Schutzklasse I verwendet.

Schutzklasse I erkennt ihr an dem Symbol mit einem senkrechten über drei waagrechten Strichen, die sich in einem Kreis befinden. Das Symbol stellt jedoch streng genommen nicht die Schutzklasse dar, sondern zeigt lediglich an, dass das Produkt eine Erdung hat.

Die Schutzklasse I zeichnet sich durch doppelten Schutz aus. Einmal haben die Geräte eine Basisisolierung. Zum anderen haben sie einen sogenannten Schutzleiter verbaut. Der ist nötig, damit der Strom, wenn das Gerät einen Defekt hat, nicht unkontrolliert fließen kann.

Bei Geräten dieser Klasse sind alle berührbaren Teile aus Metall mithilfe so eines Schutzleiters mit der Erde verbunden. Durch die Erdung soll der Stromfluss durch den menschlichen Körper verhindert oder zumindest gemindert werden. In der Elektrotechnik spricht man auch von einem Potentialausgleich.

Geräte mit Schuko-Stecker oder Kabel mit Schutzleiter

Die Geräte haben eine Steckverbindung mit einem Schutzleiterkontakt oder ein Kabel mit zusätzlichem Schutzleiter. Das ist – zum Beispiel bei Lampen – das grün-gelbe Kabel. Zusätzlich haben bewegliche Geräte der Schutzklasse I auch noch einen Schutzkontakt-Stecker – auch Schuko-Stecker genannt. Den Schuko-Stecker könnt ihr nur in entsprechende Steckdosen stecken. Die gibt es aber mittlerweile standardmäßig in den meisten Häusern.

Der Schutzleiter hat dabei immer den ersten und letzten Kontakt zum Stromnetz. Nur so ist garantiert, dass der Strom in die Erde abgeleitet werden kann. So ist für den Schutzleiter auch ein längeres Kabel verbaut, das auch unter großer Belastung lange stabil bleibt.

Zu den typischen Geräten mit Schutzklasse I gehören Haushaltsgeräte, die viel Energie benötigen. Gerade bei denen ist ein Schutz vor einem elektrischen Schlag wichtig.

Typische Geräte:

  • Elektroherde und -öfen
  • Wassererhitzer
  • Bügeleisen
  • Kühlschrank
  • Waschmaschine

Obwohl für Geräte der Schutzklasse I umfangreiche Sicherheitsvorkehrungen getroffen werden und das Risiko eines Stromschlages minimal ist, bieten sie keine 100-prozentige Sicherheit. Der Schutzleiter kann zum Beispiel unterbrochen sein oder fehlerhaft angeschlossen werden. Dann funktioniert die Ableitung des Stroms in die Erde nicht mehr – ein gefährlicher Stromschlag kann dann also passieren. Gerade Geräte, durch die Strom mit hoher Spannung fließt, solltet ihr daher unbedingt von einem Experten anschließen lassen.

Schutzklasse II: Doppelte oder verstärkte Isolierung

Symbol für Schutzklasse 2
Das Doppelquadrat kennzeichnet Schutzklasse II.

Geräte der Schutzklasse II erkennt ihr am Symbol des Quadrats, in dem sich ein weiteres, kleineres Quadrat befindet. Das Symbol wird auch Doppelquadrat genannt.

Die Geräte haben in der Regel keinen Anschluss an den Schutzleiter, verfügen aber über eine doppelte oder verstärkte Isolierung zwischen den Teilen, die Spannung führen und mit denen ihr in Berührung kommen könnt. So wird die Spannung im Inneren des Geräts gehalten. Ihr kommt mit ihr nicht in Kontakt, wenn ihr das Gerät verwendet.

In Deutschland und Österreich werden für diese Geräte in der Regel keine Schuko-Stecker sondern sogenannte Konturenstecker verwendet, wenn es sich um größere Stromstärken über 2,5 Ampere handelt. Bei geringeren Stromstärken werden in der Regel Eurostecker verwendet. Diese Stecker können aber auch in eine Schuko-Steckdose gesteckt werden.

Geräte, die durch die Schutzklasse II geschützt sind, sind in der Handhabe weniger gefährlich als Produkte der Schutzklasse I. Viele Kleinelektrogeräte im Haushalt fallen darunter.

Typische Geräte:

  • Lichterkette
  • Stereoanlage
  • Föns, Glätteeisen, Lockenstäbe, elektrische Rasierapparate
  • Elektrische Zahnbürste

Schutzklasse III: Schutz durch Kleinspannung

https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Schutzklasse_3_halb_fett.svg
An dem auf der Spitze stehenden Quadrat mit drei Strichen könnt ihr Schutzklasse III erkennen.

Die Schutzklasse III könnt ihr an einem Symbol erkennen, bei dem ein Quadrat auf einer Ecke steht. In dem Quadrat befinden sich drei parallele senkrechte Linien.

Diese Geräte sind vollständig isoliert und schützen euch dadurch vor einem Stromschlag. Aber nicht nur das. Sie werden außerdem mit sogenannter Sicherheitskleinspannung oder Schutzkleinspannung (Safety Extra Low Voltage, SELV / Protective Extra Low Voltage, PELV ) betrieben. Das heißt, dass sie mit maximal 50 Volt Wechselspannung und 120 Volt Gleichspannung betrieben werden dürfen.

Unsere Steckdosen realisieren solch geringe Spannungen nicht, weshalb die Geräte mit Akkus, Batterien, Generatoren, Solarzellen, Dynamos oder Kurbelgeneratoren betrieben oder mit Transformatoren ausgestattet werden.

Als besonders sicher gelten Geräte der Schutzklasse III, die mit weniger als 25 Volt Wechselspannung und 50 Volt Gleichspannung betrieben werden. Sie schützen euch nicht nur, wenn ihr sie indirekt berührt, sondern auch, wenn ihr sie direkt berührt. Eine noch niedrigere Spannung (maximal 24 Volt Gleichspannung) gilt laut EU-Richtlinie 2009/48/EG für Kinderspielzeug.

Diese Geräte sind deshalb so sicher, weil sie auch im Falle eines Defekts keine Gefahr darstellen. So ist keine besondere Isolierung abgesehen von der Basisisolierung erforderlich.

Geräte mit Schutzkleinspannung (PELV) dürfen – anders als SELV-Geräte – auch an den Schutzleiter angeschlossen werden. Das ist aber weniger eine Schutzfunktion für den Verwender, sondern hat mit der elektromagnetischen Verträglichkeit zu tun. Deshalb nennt man diese Art von Erdung auch Funktionserdung.

Die Geräte der Schutzklasse III sind aufgrund der niedrigen Spannung zwar sehr sicher. Aber sie können daher auch keine besonders hohe Leistung erbringen.

Typische Geräte:

  • Spielzeug
  • medizinische Geräte
  • Handyladegerät
  • Laptop-Netzteil
  • Netzteile

Gibt es eine Kennzeichnungspflicht bezüglich der Schutzklasse für Geräte?

Je nach Schutzklasse gilt für die Hersteller auch eine andere Kennzeichnungspflicht. Geräte der Schutzklasse I müssen laut DIN EN 61140 nicht zwingend gekennzeichnet werden. Das ist auch der Grund, wieso sie kein eigenes Symbol besitzen sondern lediglich das Erdungssymbol für sie verwendet wird. Doch auch die Verwendung dieses Symbols ist keine Pflicht.

Geräte der Schutzklassen II und III müssen Hersteller allerdings entsprechend kennzeichnen. Auf der Netzverbindung müssen deshalb passende Leiterkennzeichen angebracht werden.

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