Bauen | Ratgeber

Modulares Bauen: Was versteht man unter seriellem Bauen?

Ihr spielt mit dem Gedanken, ein Haus zu bauen und möchtet dabei Zeit und Geld sparen? Gerade in Zeiten steigender Baukosten und ausgebuchter Handwerker könnte ein seriell gefertigtes Modulhaus eine gute Möglichkeit für euch sein. Wir informieren euch über die Vorteile und Nachteile von modularen Bauten, erklären den Unterschied zu Massiv- und Fertighäusern und räumen mit alten Vorurteilen auf.

Jetzt günstigen Hauskredit sichern!

Wir finden für dich den besten Kredit für dein Hausprojekt.

Was ist modulares Bauen?

Modulares Bauen beschreibt eine Bauweise, bei der seriell gefertigte Raummodule nach dem Baukastenprinzip zu einem Gebäude zusammengefügt werden. Jedes dieser Module stellt ein fertiges Zimmer mit vier Wänden, Decke und Boden dar, das in der Regel bereits mit Fenstern, Türen, Bodenbelägen und Installationen ausgestattet ist.

Im Gegensatz zu Massivhäusern, die direkt auf dem Baugrundstück entstehen, werden Modulbauten in der Fabrik industriell gefertigt und anschließend als vormontierte Wohneinheit per Tieflader zur Baustelle transportiert. Dort werden die einzelnen Raummodule nach den jeweiligen Wünschen nebeneinander, übereinander oder hintereinander angeordnet und anschließend miteinander verbunden und angeschlossen.

Die Bauvorschriften und -standards sind dabei dieselben wie bei Fertig- und Massivhäusern. Eine Baugenehmigung ist beispielsweise zwingend Voraussetzung, wenn ihr euch für modulares Bauen entscheidet. Nach der Fertigstellung sind Modulhäuser nicht mehr von Gebäuden, die in konventioneller Bauweise entstanden sind, zu unterscheiden.

Die Idee hinter dem modularen Bauen, das oftmals auch als „serielles Bauen“ bezeichnet wird, ist keineswegs neu. Bereits in den 1920er-Jahren prägten die Künstler und Architekten der Bauhaus-Bewegung den Trend zum Modulbau. Die Vorteile dieser Bauweise – allem voran Kosten- und Zeitersparnis – liegen auch rund hundert Jahre später auf der Hand.

Doch obwohl die seriell gefertigten Modulhäuser in Zeiten steigender Baukosten zunehmend beliebter werden, hat das Konzept noch immer ein Image-Problem. Kritiker mahnen vor allem an, dass die Architektur der seriell gefertigten Häuser zu gleichförmig sei und keinen Raum für Individualität lasse. Dabei hat die gradlinige Formensprache in der heutigen Zeit nichts mehr mit negativ behafteten Begriffen wie Plattenbau und Betonwüste zu tun. Stattdessen erfüllen modulare Bauten längst die Kriterien und Ansprüche moderner und nachhaltiger Architektur.

Spannend dazu ist dieser Artikel zum Thema „Container-Haus“, einer besonders ungewöhnlichen Art des Modulhauses.

Halle mit Modulhäusern
Wie auch beim Fertighausbau werden beim modularen Bauen die Hausmodule in großen Hallen komplett vorgefertigt.

Was sind die Vorteile von modularem Bauen?

Dass Modulhäuser seit einigen Jahren immer beliebter werden, liegt an den zahlreichen Vorteilen, die diese serielle Bauweise mit sich bringt:

  • günstige Kosten
  • verkürzte Bauzeit
  • Planungssicherheit
  • Flexibilität

Allen voran die vergleichsweise günstigen Kosten machen modulare Bauten für angehende Bauherrinnen und -herren attraktiv. Gerade in Zeiten der zunehmend teurer werdenden Baukosten lässt sich durch die serielle Fertigung in der Fabrik Geld sparen. Entscheidet ihr euch für einen vergleichbaren Neubau in Fertig- oder Massivbauweise, sind die Produktionskosten in jedem Fall höher als beim modularen Bauen. Abgesehen davon müsst ihr weniger Kosten für die Erdarbeiten einkalkulieren, weil für ein Modulhaus meist ein einfaches Punktfundament oder ein Streifenfundament ausreichen.

Auch die verkürzte Bauzeit ist für viele ein entscheidendes Pro-Argument. Je nach Anbieter kann der Rohbau eines kleinen Modulhauses bereits nach 24 Stunden errichtet sein. Dadurch könnt ihr hohe Baukosten einsparen, die in vielen Fällen durch Verzögerungen auf der Baustelle entstehen. Im Gegensatz zu Massiv- oder Fertighäusern spielt beim modularen oder seriellen Bauen beispielsweise die Witterung keine Rolle. Zudem werdet ihr in der Regel nicht finanziell durch Kosten wie Zwischenfinanzierung, Bereitstellungszinsen oder eine Doppelzahlung für Hypothek und Miete belastet.

Das hat vor allem mit der Planungssicherheit zu tun, die euch neben der finanziellen Belastung eine Menge Zeit und Nerven einsparen kann. Entscheidet ihr euch für ein Modulhaus, liegen zwischen Auftragserteilung und Lieferung nur wenige Wochen. Zudem bekommt ihr alles aus einer Hand zu einem vorher vereinbarten Festpreis und müsst keine Gewerke koordinieren. Das ist vor allem in Zeiten, in denen Baumaterialien immer teurer werden und Handwerker oft lange im Voraus ausgebucht sind, von großem Vorteil.

Besonders für junge Menschen ist Flexibilität ein wichtiger Faktor, den das Konzept des modularen Bauens bestmöglich erfüllt. An- oder Umbauten sind problemlos möglich, wenn ihr euren Wohnraum erweitern möchtet. Dafür könnt ihr weitere Module an euer Haus setzen oder darauf stapeln. Und für den Fall, dass ihr einmal umziehen solltet, könnt ihr euer Zuhause einfach auf ein neues Grundstück transportieren lassen. Deshalb eignen sich Modulhäuser auch gut für Pachtgrundstücke.

Lest zu diesem Thema auch den Artikel „Stellplatz fürs Tiny House: Mieten, kaufen, pachten?“. Im Ratgeber „Tiny House-Grundstücke: Wo (Stell)Plätze für Minihäuser entstehen“ verraten wir euch außerdem, wo in Deutschland ihr aktuell ein Modulhaus errichten könnt.

Wer es architektonisch gradlinig mag, schätzt an Modulbauten auch die Optik. Viele der industriell gefertigten Eigenheime überzeugen durch ihren modernen, schnörkellosen Stil und die hochwertigen Materialien. Denn die Zeiten, in denen seriell gefertigte Gebäude überwiegend aus Stahlbeton bestanden, sind längst vorbei. Stattdessen kommt beim modularen Bauen zunehmend Holz als nachwachsender Rohstoff zum Einsatz.

Genau dieser ökologische Aspekt ist für viele Menschen ein entscheidendes Argument: Modulbauten sind nachhaltiger als Fertig- und Massivhäuser. Das liegt neben den verwendeten Materialien auch daran, dass die Produktion weniger Müll erzeugt. Und der Abfall, der in der Fabrik anfällt, kann deutlich besser recycelt werden als auf der Baustelle. Oftmals können einzelne Modulteile auch wiederverwendet werden. Das spart Rohstoffe und Energie.

Kran hebt Element von Modulhaus auf Rohbau
Die einzelnen Module kommen komplett vorgefertigt auf der Baustelle an. Das spart Zeit und Baukosten.

Was sind die Nachteile von modularem Bauen?

Neben den zahlreichen Vorteilen bringt ein Modulhaus gegenüber einer konventionell errichteten Wohnimmobilie auch einige Nachteile mit sich:

  • hohe Transportkosten
  • kein Keller und kein Dachboden vorhanden
  • optische Einschränkungen
  • schlechtere Trittschalldämmung

Das sind zum einen die hohen Transportkosten, die ihr beim modularen Bauen einkalkulieren müsst. Wie teuer euch der Weg von der Fabrik zu eurem Grundstück zu stehen kommt, hängt von der Entfernung und den Maßen der Module ab. Denn es fallen nicht nur Kosten für LKW und Schwerlastkran an, sondern unter Umständen auch für die Polizeibegleitung. Wohnmodule, die breiter als 2,55 Metern sind, benötigen zudem eine Sondergenehmigung.

Die Transportkosten solltet ihr – wie alle anderen Baunebenkosten auch – unbedingt in eure Finanzplanung mit einkalkulieren. Als grobe Orientierung könnt ihr für eine Transportstrecke von 150 Kilometern mit 3.500 bis 4.500 Euro rechnen.

Wer viel Lagerfläche braucht, wird mit einem Modulhaus vermutlich nicht glücklich. Da modulare Bauten keinen Keller und in der Regel auch keinen Dachboden haben, gehört der fehlende Stauraum ebenfalls zu den Nachteilen des seriellen Bauens. Dafür gibt es jedoch Lösungen, wie wir in unserem Artikel „Stauraum schaffen: 10 geniale Ideen für mehr Platz“ zeigen.

Auch wenn es inzwischen vielfältige Gestaltungsmöglichkeiten für Modulhäuser gibt und die gradlinige Architektur auch durch individuelle Akzente überzeugen kann, müsst ihr dennoch mit optischen Einschränkungen rechnen. Zwar sind mit entsprechendem Aufpreis neben den noch immer vorherrschenden Flachdächern auch Sattel- oder Pultdächer möglich, aber die eckige Formensprache dominiert das modulare Bauen. Organische Formen sind zwar theoretisch machbar, allerdings mit deutlich größerem Aufwand und höheren Kosten verbunden. Zudem sind die Abmessungen klar festgelegt. Damit die einzelnen Module beim Transport auf dem Tieflader unter Brücken und durch Tunnel passen, dürfen sie nicht länger als sechs Meter in der Breite, vier Meter in der Höhe und 20 Meter in der Länge betragen.

Wer sehr geräuschempfindlich ist, tut sich mit einem Modulhaus wohl keinen Gefallen. Grund dafür ist die Trittschalldämmung, die bei übereinander gestapelten Modulhäusern schlechter ausfällt als bei einem Massivhaus. Daher zählt das Thema Hellhörigkeit ebenfalls zu den Nachteilen des modularen Bauens.

Modulare Bauweise versus serielles Bauen: Gibt es einen Unterschied?

Serielles Bauen bedeutet nichts anderes als Bauen in Serie, was das Konzept von Modulbauten auf den Punkt bringt. Diese Bauweise wird oftmals mit dem Begriff „Prefab“ gleichgesetzt, der für das englische Wort „Prefabrication“, also „Vorfertigung“ steht. Damit die einzelnen Gebäudeteile auf der Baustelle nur noch zusammengesetzt, miteinander verbunden und angeschlossen werden müssen, entstehen sie zum Großteil in der Fabrik. Der industrielle Herstellungsprozess ermöglicht eine verkürzte Bauzeit, Kostenersparnis und größere Planungssicherheit, wodurch serielles Bauen gerade im Städtebau sehr gefragt ist. Denn grundsätzlich gilt: je mehr Modulbauten etwa in einem Wohngebiet entstehen, desto mehr Kosten können Bauherren sparen.

Anstatt komplette Gebäude in Serie zu errichten, überwiegt auch im Städtebau seit einigen Jahren der Trend zur Modulbauweise. Dabei werden in der Fabrik einzelne Gebäudemodule wie Balkone oder Bäder hergestellt, die dann vor Ort zusammengesetzt werden. So wirkt die Architektur nicht zu gleichförmig und bietet Raum für Individualität.

Modulare Gebäude sind vielseitig und flexibel. Am besten eignen sie sich für Großbauten wie Wohnsiedlungen, Hotels, Studentenheime und anderen Immobilienprojekte, die typischerweise aus vielen sich wiederholenden Nutzungs- und Funktionseinheiten bestehen.

Können einzelne Parteien in einem großen Modulbauprojekt mitbestimmen?

Das Thema Partizipation, also Mitbestimmung oder Teilhabe, wird im Wohnungsbau immer wichtiger. Die Erfahrung zeigt, dass Bauprojekte mit partizipativer Planung besonders erfolgreich sind, weil sich die Bewohnerinnen und Bewohner mehr mit ihrer Immobilie identifizieren.

Wenn ihr euch für modulares Bauen entscheidet, habt ihr die Möglichkeit, euch mit Gleichgesinnten zusammenzuschließen und eine Bauprojektgruppe zu bilden. Es gibt Plattformen im Internet, wo sich Interessierte mit Planern und Architekten vernetzen können. Das spart nicht nur Geld, sondern führt oft zu einem harmonischen nachbarschaftlichen Miteinander.

Wie unterscheiden sich modulare Bauweise und Fertigteilbauweise?

Im Gegensatz zu Fertighäusern ist der Vorfertigungsgrad bei der modularen Bauweise viel größer. Während bei der herkömmlichen Fertigteilbauweise meist nur einzelne Wände, Böden und Decken in der Fabrik vom Band laufen und auf der Baustelle zusammengesetzt werden, entstehen die einzelnen Module inklusive Elektroinstallation und Verrohrung zu 90 Prozent im Werk, bevor sie im Ganzen zur Baustelle kommen. Zudem sind Modulhäuser meist kleiner als Fertighäuser.

Was kostet modulares Bauen?

Die Preise für ein Modulhaus variieren von Anbieter zu Anbieter. Modulare Bauten kosten durch die serielle Herstellung deutlich weniger als ein individuell geplantes Einfamilienhaus. Kleinere Modulhäuser mit 50 bis 60 Quadratmetern sind ab 50.000 Euro zu haben, allerdings ohne jegliche Extras. Für ein schlüsselfertiges Objekt könnt ihr ab 1.500 Euro pro Quadratmeter kalkulieren. Die durchschnittlichen Kosten liegen jedoch bei etwa 2.000 bis 2.500 Euro pro Quadratmeter. Wenn hochwertige ökologische Materialien zum Einsatz kommen, kann der Preis auch 3.000 Euro pro Quadratmeter und mehr betragen. Hinzu kommen meist noch die Kosten für den Transport von der Fabrik zur Baustelle hinzu. Dafür könnt ihr mit einem mittleren vierstelligen Betrag rechnen.

Lest hier mehr über Baukosten pro Quadratmeter.

Fazit: Für wen eignet sich ein Modulhaus?

Modulare Bauweise ist eher etwas für minimalistische Menschen. Wenn ihr Zeit und Kosten sparen möchtet, Wert auf Nachhaltigkeit und Flexibilität legt und wenig Stauraum braucht, solltet ihr modulares Bauen unbedingt in Betracht ziehen. Hier informieren wir euch über weitere Hintergründe zum Thema Modulhaus und nennen euch einige Anbieter von Modulhäusern.

Übrigens: Tiny Häuser sind einem Modulhaus vom Aufbau quasi gleichzusetzen. Wer mehr zu diesem Thema erfahren möchte, findet auf unserer Übersichtsseite hilfreiche Informationen rund um den Wohntrend:

Das wird dich auch interessieren