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Hohe Inflation: Was bedeutet das für meinen Immobilienkredit?


Gut möglich, dass die Inflationsrate 2023 sinkt, trotzdem bleibt sie auf einem Rekordhoch. Das führt zu einer massiven Geldentwertung. Für alle, die Schulden haben, ist das erst einmal gut. Doch was genau bedeutet die Inflation für laufende Immobilienkredite? Lohnt es sich trotz hoher Bauzinsen jetzt noch schnell ein Darlehen abzuschließen?

  1. Was bedeutet Inflation?
  2. Wie wird die Inflationsrate berechnet?
  3. Warum ist die Inflation gerade so hoch?
  4. Wie hoch ist die Inflationsrate in Deutschland? 
  5. Prognose: Wie geht es mit der Inflation 2023 weiter?
  6. Geldentwertung – wer verliert, wer profitiert?
  7. Wie wirkt sich die Inflation auf laufende Immobilienkredite aus?
  8. Sollte man bei hoher Inflation einen Immobilienkredit aufnehmen?
  9. Lohnen sich Sondertilgungen bei hoher Inflation?

Wer Eigenkapital auf seinem Konto parkt, ist mit Blick auf die hohe Inflation eher missmutig. Sparer zählen zu den Verlierern. Immobilieneigentümer und Kreditnehmer hingegen profitieren grundsätzlich von einer hohen Inflationsrate. Wir beantworten die wichtigsten Fragen rund um Geldentwertung und Baufinanzierung.

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Was bedeutet Inflation?

Unter Inflation versteht man eine Erhöhung des Preisniveaus. Das heißt, die Verbraucherpreise für Konsumgüter und Dienstleistungen steigen, während zugleich die Kaufkraft abnimmt. Die Folge ist eine Geldentwertung. Oder anders: Ihr bekommt für euer Geld weniger Waren.

Die Inflation wird anhand der Inflationsrate berechnet. Sie zeigt an, um wieviel Prozent Preise in einem bestimmten Zeitraum gestiegen und der reale Wert eures Ersparten gesunken sind. Im Klartext: 100 Euro sind infolge einer Inflationsrate von 7 Prozent real nicht mehr 100 Euro wert, sondern nur noch 93 Euro.

Wie wird die Inflationsrate berechnet?

Für die Ermittlung der Inflationsrate in Deutschland zieht das Statistische Bundesamt den sogenannten Verbraucherpreisindex (VPI) heran. Der VPI ist eine Art virtueller Warenkorb. Er gibt die durchschnittliche Preisentwicklung für Güter und Dienstleistungen an, die in einem festgelegten Zeitabschnitt konsumiert werden. Die Differenz zwischen dem aktuellen und dem Vorjahreswert ergibt die Inflationsrate.

Mehr Finanzwissen gibt es hier: Wie funktionieren Zinsen und Tilgung bei der Baufinanzierung?

Warum ist die Inflation gerade so hoch?

Gründe für die hohe Inflation ist zum einen die steigende Nachfrage nach Konsumgütern und Dienstleistungen mit der Lockerung der Corona-Maßnahmen. Viele private Haushalte wollen sich nach dem langen Verzicht endlich wieder etwas leisten und aufgeschobene Anschaffungen nachholen, wie den Traum vom eigenen Haus erfüllen

Dem stehen steigende Produktions- und Baukosten sowie Lieferengpässe und Rohstoffmangel gegenüber. Schuld daran sind unter anderem die Corona-Pandemie und der Krieg in der Ukraine, der das Angebot besonders an Energie und Getreide verknappt. Die gestiegene Nachfrage können die weltweiten Lieferketten nicht mehr abgefangen und ist das Angebot geringer als die Nachfrage, steigen die Preise. 

Wie hoch ist die Inflationsrate in Deutschland? 

Die Inflationsrate in Deutschland lag im Jahresdurchschnitt 2022 laut Verbraucherpreisindex auf einem Rekordhoch von 7,9 Prozent. Das ist enorm, vergleicht man den Wert mit den Vorjahren: Im Zeitraum zwischen 1960 und 2021 betrug die durchschnittliche Inflationsrate gerade einmal 2,6 Prozent pro Jahr. Den höchsten Stand hatte die Teuerungsrate im Oktober 2022 mit einem Plus von 10,4 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Zuletzt schwächte sich der Verbraucherpreisindex im Dezember 2022 leicht ab: Die Inflationsrate lag zum Jahresende 
bei 8,6 Prozent. 

Dr. Ruth Brand, seit 1. Januar 2023 Präsidentin des Statistischen Bundesamtes, sagt dazu: "Die außergewöhnlich hohen monatlichen Inflationsraten wurden 2022 zeitweise durch Entlastungsmaßnahmen abgemildert. Dazu gehörten neben dem 9-Euro-Ticket, dem Tankrabatt und dem Wegfall der EEG-Umlage auch die Senkung der Umsatzsteuer auf Gas und Fernwärme sowie die einmalige Übernahme der Gas- und Wärmerechnung für den Monat Dezember."

Prognose: Wie geht es mit der Inflation 2023 weiter?

Ein schwacher Rückgang der Inflationsrate zum Jahresende 2022 stimmt viele Fachleute zuversichtlich.  Viele Finanzinstitute korrigieren ihre Prognosen für die Jahresdurchschnittsinflation gerade nach unten. Darunter die Deutsche Bank: Sie geht nun für 2023 im Euroraum von 5,8 Prozent statt den ursprünglich vorhergesagten 7,1 Prozent aus. Die Commerzbank prognostizierte zuletzt 6 Prozent für die deutsche Inflationsrate im Jahr 2023 und die DZ Bank 6,8 Prozent. 

Michael Hüther vom Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) in Köln sagt gegenüber FAZ online: "Der Höhepunkt bei der Inflation scheint überwunden zu sein, so dass wir dieses Jahr mit einer Teuerungsrate von unter sechs Prozent rechnen können."

Bundesbank-Präsident Joachim Nagel rät im Gespräch mit ntv hingegen weiter zur Vorsicht: "Man muss aufpassen, jetzt nicht zu früh den Abgesang auf die hohe Inflation anzustimmen." Das Risiko, dass die Inflation doch höher als erwartet ausfallen könnte, sei nach wie vor hoch.

Geldentwertung – wer verliert, wer profitiert?

Eine Inflation ist grundsätzlich negativ für eine wachsende Wirtschaft. Verlierer der aktuellen Geldentwertung sind vor allem Sparer, die ihr Kapital auf niedrig verzinsten Konten parken. Auch das monatliche Einkommen – egal, ob Lohn, Rente oder Sozialleistungen – ist weniger wert.

Gewinner der Inflation sind hingegen alle, die ihr Kapital an Sachwerte gebunden haben, zum Beispiel an Aktien oder Immobilien. Sie gewinnen an Wert. Auch Kreditnehmer profitieren von einer hohen Inflation. Denn wenn der Geldwert abnimmt, sinkt automatisch auch die Schuldenlast.

Gut zu wissen: Lest hier, welche Immobilie ihr euch mit eurem Eigenkapital leisten könnt.

Wie wirkt sich die Inflation auf laufende Immobilienkredite aus?

Im Zuge der Inflation sinkt der reale Geldwert. 100 Euro sind bei einer Inflationsrate von 7 Prozent real nur noch 93 Euro wert. Diese Entwertung gilt für alles Kapital, das ruht, also auch für Schulden. Eine Schuldenlast von 100.000 Euro hat also plötzlich einen realen Wert von 93.000 Euro. Das bedeutet, Kreditnehmer, die ein laufendes Immobiliendarlehen tilgen, müssen der Bank weniger Geld zurückzahlen als sie von ihr bekommen haben. Kurzum: Die Kreditschulden entwerten sich durch die Inflation. Lest auch: Restschuld tilgen bei der Baufinanzierung: Alle Fragen und Antworten

Von der aktuellen Preisentwicklung profitieren alle, die ein Annuitätendarlehen mit festem Sollzins abgeschlossen haben. Bei solchen Darlehen ist eine voraussichtliche Geldentwertungsrate bereits einkalkuliert. Steigt die Inflationsrate wie aktuell darüber hinaus, nimmt die reale Schuldenlast automatisch ab. Je niedriger der Sollzins bei gleichzeitig langer Laufzeit, desto besser.

Der positive Effekt der Inflation auf laufende Immobilienkredite wird allerdings geschmälert, wenn über kurz oder lang nicht auch das monatliche Einkommen steigt. Denn ihr habt zwar unterm Strich weniger reale Schulden, müsst aber mehr Geld für den Lebensunterhalt ausgeben.

Sollte man bei hoher Inflation einen Immobilienkredit aufnehmen?

Wer bereits einen Immobilienkredit in der Tasche hat, profitiert von der aktuellen Geldentwertung. Sollte man noch schnell auf den Zug aufspringen? Grundsätzlich ist es angesichts der hohen Inflation sinnvoll, sein Geld in Sachwerte anzulegen. Dafür bieten sich besonders Immobilien an, da sich ihr Wert im Gegensatz zum realen Geldwert weiter erhöht. Lest dazu mehr in unserem Newsticker: Immobilienpreise: Prognosen, Nachrichten, Studien zur Immobilienpreisent­wicklung

Während die Inflation direkten Einfluss auf die Immobilienpreise hat, ist die Auswirkung auf die Bauzinsen nicht so eindeutig. Hierbei mischt die Europäische Zentralbank (EZB) mit und manipuliert den Markt, um einen zu starken Zinsanstieg zu verhindern. Hier geht es zur Bauzinsen-Prognose.

Generell aber preisen Banken die Geldentwertungsrate in ihre Darlehen mit ein. Finanzierer sichern sich so für den Fall ab, dass ihr Zinsgewinn durch eine hohe Inflationsrate verloren geht. Das heißt, wer jetzt einen Baukredit abschließt, muss im Vergleich zu den Vorjahren eher mit schlechteren Konditionen rechnen.

Unterm Strich ist ein Immobilienkauf angesichts der steigenden Immobilienpreise jedoch weiterhin attraktiv – trotz hoher Inflation. Baukredite mit kürzeren Laufzeiten könnten aktuell sinnvoller sein, da die Entwicklung der Inflation und Bauzinsen unsicher ist. Gut möglich, dass sie tendenziell 2022 weiter sinken und sich somit auch die Kreditkonditionen vieler Finanzierer wieder verbessern.

Sucht in jedem Fall eine passende Bank, die gute Konditionen bietet. Unser kostenloser Kreditfinder unterstützt euch dabei.

Das könnte euch auch interessieren: In Immobilien investieren: Ist das jetzt sinnvoll?

Lohnen sich Sondertilgungen bei hoher Inflation?

Ihr zahlt ein laufendes Darlehen ab und seid unsicher, welchen Einfluss die hohe Inflation hat? Viele Kreditnehmer fragen sich aktuell zu recht, ob Sondertilgungen sinnvoll sind.

Ein Blick auf die Entwicklung der Immobilienpreise und auf die Auswirkungen der Geldentwertung auf Baukredite liefert die Antwort: Wohnimmobilien haben 2022 massiv an Wert gewonnen. So sind die Preise laut dem Statistischen Bundesamt allein im ersten Quartal des Jahres 2022 um durchschnittlich zwölf Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal gestiegen. Für 2023 gehen Fachleute derzeit von stabilen Kaufpreisen für Häuser und Wohnungen beziehungsweise leichten Rückgängen in den Metropolregionen aus. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) hält sogar ein Minus von bis zu zehn Prozent für möglich. Dennoch bleibt das Preisniveau weiter extrem hoch. 

Derweil sinkt durch die weiterhin hohe Inflation eure Schuldenlast. Ihr zahlt der Bank unterm Strich also real weniger Geld zurück als ihr ursprünglich erhalten habt.

Lohnen sich Sondertilgungen bei hoher Inflation und günstigen Zinsen? Wer einen langfristigen Kredit zu einem günstigen Zins hat, kann sich entspannen und diesen einfach weiter laufen lassen. In Zeiten steigender beziehungsweise hoher Inflation sind Sondertilgungen nicht sinnvoll. Wer risikobereit ist, könnte sogar eher Tilgungen aussetzen und die eingesparten Beträge in Fondsprodukte investieren. Wer allerdings lieber auf der sicheren Seite ist, nimmt das Geld für die Sondertilgung und reduziert so seine Schuldenlast. Lest hier alles zum Thema Restschuld tilgen bei der Baufinanzierung.

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