Ökologische Baustoffe liegen im Trend. Dabei eignen sich nicht nur pflanzliche Rohstoffe. Schafwolle ist bestens geeignet, um Dämmstoffe daraus herzustellen. Schafwolledämmung ist ökologisch, hat sehr gute Dämmeigenschaften und lässt sich gut verbauen. Das große Problem jedoch: der Mottenschutz.
Nicht alle natürlichen, organischen Dämmstoffe (Hanf, Seegras, Schilf, Flachs, Stroh) sind pflanzlichen Ursprungs. Auch Schafwolle eignet sich zum Dämmen. Die älteste Verwendung von Schafwolle als Dämmstoff findet sich Neuseeland.
Mittlerweile hat Schafwolledämmung auch Deutschland erreicht. Der tatsächliche Marktanteil unter den Naturdämmstoffen ist allerdings recht gering.
Der Vorteil von Schafwolle: Sie wird nicht um ihrer selbst wegen angebaut, sondern ist ein jährlich nachwachsendes Nebenprodukt aus der Weidewirtschaft. Die Dämmstoffe, die in Deutschland aus Schafwolle angeboten werden, stammen in der Regel von Tieren aus der Region oder dem nahen Ausland.
Kennzahl
Schafwolledämmung
Wärmeleitfähigkeit in W/(mK)
0,037 bis 0,042
Wasserdampfdiffusionswiderstandszahl
1 bis 2
Baustoffklasse (Brandschutz) nach DIN 4102-1 und EN 13501-1
B2 (DIN) und E (EN)
Rohdichte in kg/m3
20 bis 90
spezifische Wärmekapazität in J/(kgK)
1.300 bis 1.730
Kosten
15 bis 25 Euro pro m2 Dämmvlies
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Schafwolle als Dämmstoff
Einsatzgebiete von Schafwolledämmung
Dämmstoffe aus Schafwolle könnt ihr im Bereich Dachdämmung (Auf- und Zwischensparrendämmung), Wand, Decke und Außenfassade einsetzen.
Als Perimeterdämmung ist sie wie die meisten ökologischen Dämmstoffe nicht zu gebrauchen.
Wärmeleitfähigkeit von Schafwolledämmung
Die Wärmeleitfähigkeit von Schafwolle liegt zwischen 0,037 und 0,042 Watt pro Meter und Kelvin. Damit bietet Schafwolldämmung einen sehr guten Schutz vor winterlicher Kälte. Außerdem speichert Wolle bekanntlich Wärme und eignet sich somit sehr gut dazu, das Gebäude im Sommer kühl zu halten.
Schallschutz
Schafwoll-Dämmungen bieten einen sehr guten Trittschallschutz. Ihr könnt die Stopfwolle, die auch als Dämmmaterial angeboten wird, einsetzen, um etwaige Hohlräume im Boden auszufüllen.
Feuchteschutz: Schafwolle nimmt Schadstoffe auf
Dämmungen aus Schafwolle haben hygroskopische Fasern. Die Wolle kann bis zu einem Drittel ihres eigenen Gewichts an Feuchtigkeit aufnehmen und wieder abgeben. Daher eignet sich Schafwolle besonders gut bei der Dämmung von Räumen mit hoher Luftfeuchtigkeit.
Außerdem sorgt sie für ein gutes Raumklima, weil sie Schadstoffe und Gerüche aufnehmen kann.
Brandschutz
Schafwolle-Dämmstoff benötigt bei ausreichender Dichte keine Flammschutzmittel, da reine Schafwolle ist selbstverlöschend ist. Daher ist ab einer gewissen Rohdichte kein Flammschutz vonnöten, (hoher LOI = "limiting oxygen index) um die Euroklasse E zu erreichen.
Herstellung von Schafwolledämmung
Nach der Schur der Schafe wird das Rohmaterial Wolle zunächst gewaschen und entfettet. Dabei wird auch der Ph-Wert der Schafwolle neutralisiert. Anschließend werden der Wolle synthetische Fasern beigefügt. Das Gemisch wird homogenisiert und bis zur Einzelfaser aufgelöst. So kann man dann ein dünnes Vlies herstellen.
Dieses Vlies wird nun angehäuft, bis das gewünschte Gewicht entsteht. Dazu gibt es verschiedene Verfahren. Das aufwendigste Verfahren ist das horizontale Kreuzlegen. Mit diesem Verfahren hergestellte Dämmstoffe haben die geringste Wärmeleitfähigkeit. Um die Rohdichte zu erzeugen, wird das dicke aber noch nicht verdichtete Vlies mit Vernadeln auf die notwendige Dicke gebracht. Möglich ist das auch durch thermische Verfestigung im Ofen mit Kunstfasern.
Neben den Kunstfasern wird der Wolle Borsalz beigefügt, was sie sowohl gegen Schädlinge als auch gegen Brand schützen kann. Das größte Problem bei der Schafwolle ist ihre Anfälligkeit für Motten. Es ist unbedingt notwendig, den Schafwoll-Dämmstoff mit einem Anti-Mottenmittel zu behandeln. Wird das nicht getan, kann es zu schweren Bauschäden kommen.
Die Schwierigkeit besteht vor allem darin, einen gesundheitlich und ökologisch unbedenklichen Mottenschutz zu finden. Borate helfen zwar, verlieren aber nach einigen Jahren die Haftung an der Wolle und werden somit wirkungslos. Mit Latex kann das zwar verhindert werden, allerdings beeinträchtigt das wiederum die Feuchtigkeits- und Schadstoffaufnahme der Wollfasern.
Nachhaltigkeit von Schafwolledämmung
Schafwolle ist als Dämmstoff an sich umweltfreundlich, weil es sich um einen nachwachsenden Rohstoff handelt. Da die hier angebotenen Produkte aus Schafwolle in der Regel von regionalen oder zumindest europäischen Schafen stammen, fallen auch keine langen Transportwege ins Gewicht. Die Herstellung der Dämmstoffe aus Schafwolle erfolgt hauptsächlich mechanisch. Das heißt, sie benötigt wenig Energie.
Solange die Wolle weder besonders intensiver UV-Strahlung oder dauerhafter Nässe ausgesetzt wird, zersetzt oder verändert sie sich auch nicht – das macht sie lange haltbar. Wenn sie keine giftigen oder künstlichen Zusätze enthält, kann man die Dämmung außerdem recyceln.
Problematisch ist, dass Schafwolle in den meisten Fällen mit Boraten behandelt wird, damit sie schwerer entflammbar wird. Auch die Behandlung mit chemischen Antimottenmitteln ist ökologisch bedenklich und wirkt sich negativ auf die Klimabilanz der Schafwolle aus.
Wo ihr Schafwolledämmung kaufen könnt
Es gibt mehrere Hersteller von Schafwolledämmung. Die meisten kommen aus Österreich. Ein deutscher Hersteller ist die Firma Isolena.
Unter den österreichischen Herstellern ist auch das Unternehmen Isolena. Das bietet das einzige Produkt auf dem Markt an, das ohne chemischen Mottenschutz auskommt. Mit dem Verfahren "Ionic Protect" wird die Schafwolle auf plasmaionischer Basis komplett ohne Biozide vor Motten geschützt. Die Dämmstoffe von Isolena sind mit dem Ökobausiegel Natureplus zertifiziert.
Dämmstoffe aus Schafwolle könnt ihr außerdem über Online-Shops wie Bausep oder Baustoff Plus bestellen.
Preis und Kosten von Dämmstoffen aus Schafwolle
Für Dämmvliese aus Schafwolle müsst mit einem Preis von 15 bis 25 Euro pro Quadratmeter rechnen. Schafwolle liegt im mittleren bis oberen Preissegment bei den ökologischen Dämmstoffen. Hinzu kommen die Kosten für den Einbau, die teilweise recht hoch sein können.
Allerdings muss die Dicke der Dämmschicht aus Schafwolle lediglich 16 Zentimeter betragen, um einen U-Wert von 0,24 Watt pro Quadratmeter und Kelvin für die Fassadendämmung zu erreichen. Das wirkt sich wiederum positiv auf den Preis aus.
Vorteile und Nachteile von Schafwolle als Dämmstoff
Schafwolledämmung bietet viele Vorteile:
gute Dämmeigenschaften
guter sommerlicher Hitzeschutz
reguliert die Feuchtigkeit aufgrund der Beschaffenheit der Fasern besonders gut und bindet Schadstoffe aus der Luft
Produktion ist energiearm
guter Schallschutz
umweltfreundlich
Doch auch mit Nachteilen müsst ihr rechnen:
Baustoffklasse B2 also normal entflammbar
meist chemischer Mottenschutz notwendig
Fazit zur Schafwolledämmung
"Schafwolle hat sehr gute bauphysikalische Eigenschaften", sagt René Görnhardt von der Fachagentur für Nachwachsende Rohstoffe. "Aber die Verarbeitung ist aufwendig. Die Wolle muss gewaschen, gekämmt und gefilzt und schließlich vor Motten geschützt werden. Aber am Ende ist sie immer noch ein Hochleistungsdämmstoff." Es muss sich auch niemand Sorgen machen, dass nun zahlreiche Schafe geschoren werden, um Dämmstoffe aus ihrer Wolle zu produzieren. Denn Schafwolle ist ein Nebenprodukt. Eines, das im Überfluss vorhanden ist: "Es gibt mehr Schafwolle, als man verwenden kann", sagt Görnhardt.
Wird das Produkt nicht mit chemischen Anti-Mottenmitteln behandelt, dann ergibt sich hier eine sehr gute Ökobilanz und ein sehr guter Dämmstoff.