Menschen nutzen Flachs schon seit langer Zeit – in erster Linie, um Kleider daraus herzustellen. Doch die Pflanze eignet sich auch zum Dämmen von Gebäuden. Die Flachsdämmung bietet guten Schutz vor sommerlicher Hitze und winterlicher Kälte, dämmt Schall gut und sorgt für ein angenehmes Raumklima. Günstig ist sie jedoch nicht.
Flachs – oder auch Leinen – wird schon seit tausenden von Jahren von Menschen genutzt. Schon in der Jungsteinzeit stellten Menschen aus den Fasern des Gemeinen Leins Kleider her. Bis zum 18. Jahrhundert war der Flachs das wichtigste Material bei der Kleidungsproduktion, dann wurde er von der Baumwolle abgelöst. Aber das Material erfährt seit einigen Jahrzehnten auch in der Mode-Industrie eine Renaissance.
Für Kleidung verwendet man in erster Linie die Langfasern der Pflanze. Die Kurzfasern fallen als Abfallprodukt bei der Leinengewinnung an. Aus diesen Kurzfasern werden Dämmprodukte hergestellt.
Kennzahl
Flachsdämmung
Wärmeleitfähigkeit in W/(mK)
0,036 bis 0,04
Wasserdampfdiffussionswiderstand
1 bis 2
Baustoffklasse (Brandschutz) nach DIN 4102-1 und EN 13501-1
B2 (DIN) und E (EN)
Rohdichte in kg/m3
30 bis 40
spezifische Wärmekapazität in J/(kgK)
1.550 bis 2.300
Kosten
Platten zwischen 8 und 50 Euro pro m2
Flachs als Dämmstoff
Der Gesamtanteil von Flachsdämmstoffen liegt laut der Initiative "Natürlich Dämmen" unter den Ökodämmstoffen bei neun Prozent.
Einsatzgebiete von Flachs als Dämmstoff
Flachs wird in Form von Dämmplatten oder Einblasdämmung für Wände, Decken- und Dachausbau verwendet.
Flachsstreifen verwendet man vor allem im Bodenbereich. Dort können auch Vliese und Schüttung aus Flachs eingesetzt werden.
Stopfmaterial aus Flachs wird bei Fenstern und Türabdichtungen verwendet.
Flachsdämmungen eignen sich nicht für die Perimeterdämmung.
"Flachsdämmungen eigenen sich vor allem für den Innenbereich", sagen die Experten von Natürlich Dämmen. Als Außendämmung ist Flachs nicht geeignet. Wenn ihr euch für Flachs als Dämmstoff entscheidet, dann solltet ihr ihn mit einem anderen natürlichen Material, das für die Außendämmung sinnvoll ist, kombinieren.
Flachs ist besonders formbeständig. Die Dämmstoffe schrumpfen also nicht im verbauten Zustand.
Wärmeleitfähigkeit von Flachs
Flachsdämmungen haben eine Wärmeleitfähigkeit zwischen 0,036 und 0,040 Watt pro Meter und Kelvin. Somit bieten sie eine gute Wärmedämmung.
Schallschutz von Flachs-Dämmungen
Dämmstoffe aus Flachs bieten einen guten Schallschutz und werden auch oft als Schalldämmung bei Fußböden eingesetzt.
Brandschutz von Flachs
Flachsdämmstoffe gehören zur Baustoffklasse B2 und sind damit normal entflammbar.
Feuchteschutz: Keine Schimmel-Gefahr
Flachs ist zugfest und dehnbar und kann daher unbeschadet Feuchtigkeit aufnehmen. Dämmstoffe aus Flachs bieten einen guten Schutz vor Schimmel, da die Fasern aufgrund ihrer Diffusionsfähigkeit Feuchtigkeit auch gut wieder abgeben können.
Herstellung von Flachsdämmung
Zur Herstellung der Dämmstoffe aus Flachs werden die Kurzfasern der Pflanze verwendet. Aus diesen werden zunächst in einer Vliesstoffkrempel Flore gebildet, also sehr dünne Faserbahnen. Dafür werden die Fasern mechanisch verfilzt, indem sie durch Nadelwalzen laufen.
Die einzelnen Bahnen werden dann geschichtet und mit Bindemitteln oder Stützfasern zu unterschiedlich dicken Platten verarbeitet. Die Stützfasern bestehen häufig aus dem Kunststoff Polyethylen. Die Platten können aber auch mit Pflanzenstärke verbunden werden.
Flachs wird nicht nur als Dämmplatte, sondern auch als Einblasdämmung, Stopfmaterial oder Schüttgut angeboten. In dieser Form enthält das Material keine Zusatzstoffe, was es komplett kompostierbar macht. Es kann auch als Mulchmaterial weiterverwendet werden.
Als Brandschutz werden die Dämmplatten mit rund zehn Prozent Borsalz, Soda oder ähnlichen chemischen Stoffen imprägniert und sind daher nicht kompostierbar.
Nachhaltigkeit von Flachsdämmung
Flachs ist im Anbau anfällig für einige Unkräuter, Pilze und Insekten. Im konventionellen Anbau werden daher Herbizide, Fungizide und Insektizide eingesetzt. Seine natürlichen Bitterstoffe machen ihn als Dämmstoff jedoch resistent gegen Schädlinge und erfordern keine besondere Nachbehandlung.
Da die Fasern meist mechanisch verarbeitet werden, sind Dämmstoffe aus Flachs in der Herstellung energiearm. Auch gut für die Klimabilanz des Dämmstoffes ist, dass es sich bei den Kurzfasern um ein Abfallprodukt handelt, das ohnehin anfällt.
Die Entsorgung von Flachsdämmplatten ist allerdings nur mittels Deponierung oder Verbrennung möglich, wenn Additive wie Borsalz zugegeben werden.
Flachs wurde als Rohstoff in den vergangenen Jahren etwas aus Deutschland verdrängt. Die meisten Hersteller der Dämmstoffe sitzen in Österreich oder Tschechien. Direkt beziehen könnt ihr Flachsdämmung zum Beispiel bei Naturfaser Fölser aus dem österreichischen Mühlviertel.
Preis und Kosten von Flachsdämmung
Flachsplatten kosten zwischen acht und 50 Euro pro Quadratmeter. In anderen Formen gibt es den Dämmstoff schon ab fünf Euro pro Quadratmeter zu kaufen. Je nach Dicke der Platte ergibt sich auch ein höherer Preis.
Flachs ist damit etwas teurer als Hanf. Die Dämmeigenschaften der beiden Materialien sind vergleichbar.
Vor- und Nachteile von Flachs als Dämmstoff
Eine Flachsdämmung bietet viele Vorteile:
Gute Dämmeigenschaften
sehr formbeständig
guter sommerlicher Hitzeschutz
Feuchtigkeitsregulierend
energiearme Herstellung
guter Schallschutz
Resistenz gegen Schimmel und Schädlinge
Doch auch einige Nachteile müsst ihr in Kauf nehmen:
Baustoffklasse B2 bedeutet, dass Flachsdämmung normal entflammbar ist.
Flachsdämmplatten enthalten meist Zusatzstoffe und Brandschutzmittel.
Die Anwendungsmöglichkeiten sind begrenzt.
Fazit zur Flachsdämmung
Dämmstoffe aus Flachs eignen sich besonders für die Dämmung im Innenraumbereich. Sie bieten gute Schallschutzeigenschaften, sie schützen sowohl vor Hitze im Sommer als auch vor Kälte im Winter. Weil der Naturstoff als Abfallprodukt entsteht, hat er eine gute Klimabilanz. Im Anbau ist er jedoch aufwendiger als zum Beispiel Hanf.
"Flachs ist in seinen Dämmeigenschaften sehr mit Hanf vergleichbar", sagt René Görnhardt von der Fachagentur für Nachwachsende Rohstoffe. Ein großer Unterschied: Produkte aus Flachs sind teurer als vergleichbare Produkte aus Hanf.