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Flachs als Dämmstoff: Alles über Flachsdämmung 


Menschen nutzen Flachs schon seit langer Zeit – in erster Linie, um Kleider daraus herzustellen. Doch die Pflanze eignet sich auch zum Dämmen von Gebäuden. Die Flachsdämmung bietet guten Schutz vor sommerlicher Hitze und winterlicher Kälte, dämmt Schall gut und sorgt für ein angenehmes Raumklima. Günstig ist sie jedoch nicht.

  1. Flachs als Dämmstoff
  2. Herstellung von Flachsdämmung
  3. Nachhaltigkeit von Flachsdämmung
  4. Wo ihr Flachsdämmung kaufen könnt
  5. Preis und Kosten von Flachsdämmung
  6. Vor- und Nachteile von Flachs als Dämmstoff
  7. Fazit zur Flachsdämmung

Flachs – oder auch Leinen – wird schon seit tausenden von Jahren von Menschen genutzt. Schon in der Jungsteinzeit stellten Menschen aus den Fasern des Gemeinen Leins Kleider her. Bis zum 18. Jahrhundert war der Flachs das wichtigste Material bei der Kleidungsproduktion, dann wurde er von der Baumwolle abgelöst. Aber das Material erfährt seit einigen Jahrzehnten auch in der Mode-Industrie eine Renaissance.

Für Kleidung verwendet man in erster Linie die Langfasern der Pflanze. Die Kurzfasern fallen als Abfallprodukt bei der Leinengewinnung an. Aus diesen Kurzfasern werden Dämmprodukte hergestellt.

Kennzahl Flachsdämmung
Wärmeleitfähigkeit in W/(mK) 0,036 bis 0,04
Wasserdampfdiffussionswiderstand 1 bis 2
Baustoffklasse (Brandschutz) nach DIN 4102-1 und EN 13501-1 B2 (DIN) und E (EN)
Rohdichte in kg/m3 30 bis 40
spezifische Wärmekapazität in J/(kgK) 1.550 bis 2.300
Kosten Platten zwischen 8 und 50 Euro pro m2

Flachs als Dämmstoff

Der Gesamtanteil von Flachsdämmstoffen liegt laut der Initiative "Natürlich Dämmen" unter den Ökodämmstoffen bei neun Prozent.

Flachsblüten
Lein ist eine der ältesten Nutzpflanzen überhaupt.

Einsatzgebiete von Flachs als Dämmstoff

  • Flachs wird in Form von Dämmplatten oder Einblasdämmung für Wände, Decken- und Dachausbau verwendet.
  • Flachsstreifen verwendet man vor allem im Bodenbereich. Dort können auch Vliese und Schüttung aus Flachs eingesetzt werden.
  • Stopfmaterial aus Flachs wird bei Fenstern und Türabdichtungen verwendet.
  • Flachsdämmungen eignen sich nicht für die Perimeterdämmung.

"Flachsdämmungen eigenen sich vor allem für den Innenbereich", sagen die Experten von Natürlich Dämmen. Als Außendämmung ist Flachs nicht geeignet. Wenn ihr euch für Flachs als Dämmstoff entscheidet, dann solltet ihr ihn mit einem anderen natürlichen Material, das für die Außendämmung sinnvoll ist, kombinieren.

Flachs ist besonders formbeständig. Die Dämmstoffe schrumpfen also nicht im verbauten Zustand.

Flachs als Zwischensparrendämmung
Flachs kann für viele Bereiche im Haus als Dämmstoff verwendet werden. Er eignet sich auch als Zwischensparrendämmung.

Wärmeleitfähigkeit von Flachs

Flachsdämmungen haben eine Wärmeleitfähigkeit zwischen 0,036 und 0,040 Watt pro Meter und Kelvin. Somit bieten sie eine gute Wärmedämmung.

Schallschutz von Flachs-Dämmungen

Dämmstoffe aus Flachs bieten einen guten Schallschutz und werden auch oft als Schalldämmung bei Fußböden eingesetzt.

Brandschutz von Flachs

Flachsdämmstoffe gehören zur Baustoffklasse B2 und sind damit normal entflammbar.

Feuchteschutz: Keine Schimmel-Gefahr

Flachs ist zugfest und dehnbar und kann daher unbeschadet Feuchtigkeit aufnehmen. Dämmstoffe aus Flachs bieten einen guten Schutz vor Schimmel, da die Fasern aufgrund ihrer Diffusionsfähigkeit Feuchtigkeit auch gut wieder abgeben können.

Flachsdämmband
Flachsstreifen verwendet man vor allem im Bodenbereich zum Dämmen.

Herstellung von Flachsdämmung

Zur Herstellung der Dämmstoffe aus Flachs werden die Kurzfasern der Pflanze verwendet. Aus diesen werden zunächst in einer Vliesstoffkrempel Flore gebildet, also sehr dünne Faserbahnen. Dafür werden die Fasern mechanisch verfilzt, indem sie durch Nadelwalzen laufen.

Die einzelnen Bahnen werden dann geschichtet und mit Bindemitteln oder Stützfasern zu unterschiedlich dicken Platten verarbeitet. Die Stützfasern bestehen häufig aus dem Kunststoff Polyethylen. Die Platten können aber auch mit Pflanzenstärke verbunden werden.

Flachs wird nicht nur als Dämmplatte, sondern auch als Einblasdämmung, Stopfmaterial oder Schüttgut angeboten. In dieser Form enthält das Material keine Zusatzstoffe, was es komplett kompostierbar macht. Es kann auch als Mulchmaterial weiterverwendet werden.

Als Brandschutz werden die Dämmplatten mit rund zehn Prozent Borsalz, Soda oder ähnlichen chemischen Stoffen imprägniert und sind daher nicht kompostierbar.

Nachhaltigkeit von Flachsdämmung

Flachs ist im Anbau anfällig für einige Unkräuter, Pilze und Insekten. Im konventionellen Anbau werden daher Herbizide, Fungizide und Insektizide eingesetzt. Seine natürlichen Bitterstoffe machen ihn als Dämmstoff jedoch resistent gegen Schädlinge und erfordern keine besondere Nachbehandlung.

Da die Fasern meist mechanisch verarbeitet werden, sind Dämmstoffe aus Flachs in der Herstellung energiearm. Auch gut für die Klimabilanz des Dämmstoffes ist, dass es sich bei den Kurzfasern um ein Abfallprodukt handelt, das ohnehin anfällt.

Die Entsorgung von Flachsdämmplatten ist allerdings nur mittels Deponierung oder Verbrennung möglich, wenn Additive wie Borsalz zugegeben werden.

Wo ihr Flachsdämmung kaufen könnt

Flachs wurde als Rohstoff in den vergangenen Jahren etwas aus Deutschland verdrängt. Die meisten Hersteller der Dämmstoffe sitzen in Österreich oder Tschechien. Direkt beziehen könnt ihr Flachsdämmung zum Beispiel bei Naturfaser Fölser aus dem österreichischen Mühlviertel.

Preis und Kosten von Flachsdämmung

Flachsplatten kosten zwischen acht und 50 Euro pro Quadratmeter. In anderen Formen gibt es den Dämmstoff schon ab fünf Euro pro Quadratmeter zu kaufen. Je nach Dicke der Platte ergibt sich auch ein höherer Preis.

Flachs ist damit etwas teurer als Hanf. Die Dämmeigenschaften der beiden Materialien sind vergleichbar.

Vor- und Nachteile von Flachs als Dämmstoff

Eine Flachsdämmung bietet viele Vorteile:

  • Gute Dämmeigenschaften
  • sehr formbeständig
  • guter sommerlicher Hitzeschutz
  • Feuchtigkeitsregulierend
  • energiearme Herstellung
  • guter Schallschutz
  • Resistenz gegen Schimmel und Schädlinge

Doch auch einige Nachteile müsst ihr in Kauf nehmen:

  • Baustoffklasse B2 bedeutet, dass Flachsdämmung normal entflammbar ist.
  • Flachsdämmplatten enthalten meist Zusatzstoffe und Brandschutzmittel.
  • Die Anwendungsmöglichkeiten sind begrenzt.

Fazit zur Flachsdämmung

Dämmstoffe aus Flachs eignen sich besonders für die Dämmung im Innenraumbereich. Sie bieten gute Schallschutzeigenschaften, sie schützen sowohl vor Hitze im Sommer als auch vor Kälte im Winter. Weil der Naturstoff als Abfallprodukt entsteht, hat er eine gute Klimabilanz. Im Anbau ist er jedoch aufwendiger als zum Beispiel Hanf.

"Flachs ist in seinen Dämmeigenschaften sehr mit Hanf vergleichbar", sagt René Görnhardt von der Fachagentur für Nachwachsende Rohstoffe. Ein großer Unterschied: Produkte aus Flachs sind teurer als vergleichbare Produkte aus Hanf.

Welcher ökologische Dämmstoff für euer Projekt der richtige ist, könnt ihr auch in unserem großen Vergleich der natürlichen Dämmstoffe nachlesen.

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