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Restschuldversicherung: Wie sinnvoll ist eine Restkreditversicherung?

Jobverlust, lange Krankheit oder gar Tod: Wenn der Kreditnehmer seine Raten nicht mehr zahlen kann, springt die Restschuldversicherung, kurz RSV, ein und tilgt das Darlehen. Auf den ersten Blick eine sinnvolle Kreditabsicherung. 

Nicht ohne Grund gibt es allerdings viel Kritik an dem Versicherungsmodell. Lest hier, wie eine Restkreditversicherung funktioniert, wie viel sie kostet und was die Vor- und Nachteile sind.

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Wann springt eine Restschuldversicherung ein?

Eine Restschuldversicherung übernimmt die Rückzahlung eines Darlehens, wenn der Kreditnehmer dazu nicht mehr in der Lage ist. Die RSV springt regulär in drei Fällen ein:

  • Arbeitslosigkeit

  • Arbeitsunfähigkeit

  • Todesfall

Es gibt Einzelversicherungen, die nur ein Risiko abdecken, etwa den Tod des Kreditnehmers, und Teil- oder Komplettversicherungen für alle drei Schadensfälle. Manche Restschuldversicherungen bieten Zusatzleistungen an und springen beispielsweise bei einer Scheidung vorübergehend ein. Je größer der Versicherungsumfang, desto teurer die Kreditabsicherung. 

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Wie funktioniert eine Restschuldversicherung?

Eine Restschuldversicherung kann über die meisten Kreditinstitute abgeschlossen werden oder bei einem selbst gewählten Anbieter. Wenn ihr ein größeres Darlehen aufnehmt, bieten viele Banken die Kreditabsicherung mit an – und kassieren dafür eine Provision. 

In diesem Fall finanziert ihr die Versicherungskosten direkt über den Kredit. Entweder gibt es einen Aufschlag auf die monatliche Rate oder ihr zahlt die RSV auf einen Schlag. 

Der Vorteil, wenn ihr euch selbst um eine Restschuldversicherung kümmert: Ihr könnt sie unabhängig vom laufenden Kredit auch zu einem späteren Zeitpunkt noch beantragen und verschiedene Anbieter vergleichen. Das ist in jedem Fall ratsam, da die Angebote der Versicherungen zum Teil stark variieren. 

Kommt es zu einem Schadensfall, den eure Restschuldversicherung abdeckt, springt sie ein und zahlt die gesamte Restschuld ab oder übernimmt die monatlichen Kreditraten für eine begrenzte Zeit. Bei einer Arbeitslosigkeit beispielsweise ist der Zeitraum, in dem die RSV für die Monatsraten aufkommt, meist auf zwölf bis 24 Monate beschränkt.

Tilgungsrate – was ist empfehlenswert bei der Baufinanzierung? Die Antwort gibt es hier.

Vorteile einer Restkreditversicherung

  • Finanzieller Schutz für die Angehörigen: Eine Restschuldversicherung bietet euch Sicherheit, falls ihr unerwartet eure Kreditraten nicht mehr zahlen könnt oder im schlimmsten Fall versterbt. In solchen Situationen übernimmt die Versicherung die Restschuld und eure Angehörigen müssen sich keine Sorgen um die Rückzahlung des Kredits machen.
  • Absicherung bei Arbeitslosigkeit oder Arbeitsunfähigkeit: Wenn ihr plötzlich arbeitslos werdet oder aufgrund einer Krankheit oder Verletzung nicht mehr arbeiten könnt, übernimmt die Restschuldversicherung vorübergehend eure monatlichen Kreditraten. Das gibt euch Zeit, um euch zu erholen oder eine neue Arbeitsstelle zu finden, ohne euch um die Finanzierung eures Hauses sorgen zu müssen.
  • Flexibilität bei der Vertragsgestaltung: Restschuldversicherungen bieten in der Regel verschiedene Optionen und Zusatzleistungen an, die ihr euren individuellen Bedürfnissen anpassen könnt. Ihr könnt zum Beispiel die Versicherungsdauer, den Versicherungsumfang und die Versicherungssumme wählen, um die Kosten zu optimieren.

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Nachteile einer Restschuldversicherung

  • Zusätzliche Kosten: Eine Restschuldversicherung ist mit zusätzlichen Kosten verbunden, die eure monatliche Kreditrate erhöhen können oder auf einen Schlag fällig werden. Die finanzielle Belastung durch eine RSV ist nicht unerheblich, ihr solltet daher sorgfältig abwägen, ob sich das für euch lohnt.
  • Ausschlüsse und Begrenzungen: Wie bei den meisten Versicherungen gibt es auch bei Restschuldversicherungen bestimmte Ausschlüsse und Einschränkungen. Zum Beispiel können bestimmte Vorerkrankungen oder Risikoberufe von der Versicherung nicht abgedeckt werden. Es ist wichtig, die Vertragsbedingungen genau zu prüfen, um zu verstehen, welche Risiken möglicherweise nicht abgesichert sind.
  • Kündigung und Rückkaufswert: Wenn ihr euch während der Laufzeit eures Hauskredits dazu entscheidet, die Restschuldversicherung zu kündigen, erhaltet ihr in der Regel nur einen geringen Rückkaufswert. Das bedeutet, dass ihr möglicherweise nicht den vollen Betrag zurückerhaltet, den ihr bisher in die Versicherung eingezahlt habt.
  • Viele Anbieter, viel Kleingedrucktes: Die Restschuldversicherung ist kein standardisiertes Produkt. Das bedeutet, jeder Anbieter kann seine eigenen Versicherungsbedingungen aufstellen. Das macht die Auswahl für Versicherungsnehmer umso undurchsichtiger und aufwendiger. 
  • Fehlende Transparenz: Die meisten Anbieter von Restschuldversicherungen kooperieren mit Vermittlungsinstituten, darunter Banken. Diese werben häufig mit missverständlichen Phrasen, um eine möglichst hohe Provision rauszuschlagen. Als Laie steigt man da nicht so leicht durch und bekommt wenig für viel Geld.

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Wie viel kostet eine Restschuldversicherung?

Eine Restschuldversicherung ist im Vergleich zu anderen Arten der Kreditabsicherung deutlich kostspieliger. Im Schnitt werden zehn Prozent der Kreditsumme verlangt, die ihr zusätzlich zu den Kreditraten abbezahlen müsst. 

Eine gesetzliche Deckelung oder einheitliche Berechnung der Kosten für eine RSV gibt es nicht. Sie können also von Anbieter zu Anbieter variieren und sind abhängig von verschiedenen Faktoren, wie der Kredithöhe, der Laufzeit, dem Beruf und Alter des Versicherungsnehmers sowie vom Leistungsumfang der Restschuldversicherung. Eine Einzelversicherung ist logischerweise günstiger als ein Komplettschutz, der alle Schadensfälle abdeckt. 

Wenn ihr eine Restkreditversicherung über eure Bank abschließt, schlägt sie die Versicherungsprämie auf euren Kreditbetrag auf und verlangt dafür Zinsen – noch ein Kostenfaktor, den ihr nicht unterschätzen solltet. 

Lange oder kurze Laufzeiten beim Baukredit – was ist besser? Das erklären wir euch hier.

Darf die Bank auf eine Restschuldversicherung bestehen?

Ohne Restschuldversicherung kein Kredit? Wenn eine erhöhte Kreditausfallwahrscheinlichkeit aufgrund des Alters oder Berufs besteht, können Banken eine Restschuldversicherung einfordern. 

Grundsätzlich ist der Versicherungsschutz aber nicht verpflichtend, um einen Kredit zu bekommen. Es steht euch also frei, eine Restschuldversicherung abzuschließen. 

Als Kreditabsicherung gibt es sinnvolle Alternativen. Mehr dazu hier: Immobilienkredit absichern: Arten und Kosten

Was passiert mit der Restschuldversicherung, wenn der Kredit abbezahlt ist?

Wenn ihr einen Kredit abbezahlt habt oder das Darlehen umschuldet, entfällt der Versicherungszweck für die Restschuldversicherung. In diesem Fall habt ihr ein Sonderkündigungsrecht

Wichtig: Die RSV endet nicht automatisch, ihr müsst sie schriftlich kündigen und eine Bestätigung der Bank beilegen. Erst dann habt ihr Anspruch auf eine Erstattung der zu viel gezahlten Versicherungsprämie. 

Zudem habt ihr, sofern diese vertraglich vereinbart ist, ein ordentliches Kündigungsrecht. Das heißt, ihr könnt eure Restschuldversicherung in der Regel jederzeit unter Einhaltung der entsprechenden Frist kündigen. 

Direkt nach Abschluss der Restschuldversicherung könnt ihr von eurem Widerrufsrecht Gebrauch machen. Die Widerrufsfrist beträgt in der Regel 30 Tage. 

Fazit: Wie sinnvoll ist eine Restschuldversicherung?

Bei großen Kreditsummen und einem erhöhten Kreditausfallrisiko kann eine Restschuldversicherung im Einzelfall sinnvoll sein. Allerdings kommt ihr häufig günstiger weg, wenn ihr euch gegen die einzelnen Schadensfälle über andere Versicherungen absichert, beispielsweise über eine Lebensversicherung, eine Unfall‑, Krankentagegeld- oder Berufsunfähigkeitsversicherung. Bei kleinen Kreditsummen und kurzen Laufzeiten lohnt sich eine Restschuldversicherung ebenfalls nicht. 

In einer Pressemitteilung vom Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) weist Dorothea Mohn, Teamleiterin Finanzmarkt beim vzbv darauf hin: "Restkreditversicherungen leisten oft nicht das, was sie vorgeben zu leisten, sind überteuert, lückenhaft und unnötig. Das ist ein gefährlicher Etikettenschwindel, der Verbraucher teuer zu stehen kommen kann."

Auch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht BaFin sowie die Europäische Aufsichtsbehörde für das Ver­si­che­rungswesen und die betriebliche Altersversorgung (Eiopa) warnen vor den Geschäftspraktiken der Banken und Versicherer, die mit Restschuldversicherungen ihr Geld verdienen.  

Unterm Strich solltet ihr ganz genau abwägen, ob eine Restschuldversicherung für euch Sinn ergibt und die Angebote sorgfältig unter die Lupe nehmen.

Welche Versicherungen braucht ihr wirklich? Alles Wissenswerte erfahrt ihr in "Versicherungen für Hauseigentümer: Welche Policen sinnvoll sind"und "Diese drei Policen sollten Bauherren haben".

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