Wohnen | Ratgeber

Gebäudeversicherung: Was deckt sie ab, was ist sinnvoll?

Portrait von Eva Dorothée Schmid
Eva Dorothée Schmid


Die Wohngebäudeversicherung zahlt den Wiederaufbau eures Hauses, wenn es durch einen Brand, Sturm oder Wasserschaden beschädigt oder zerstört wurde. Was eine gute Gebäudeversicherung kostet und welche Klauseln darin enthalten sein sollten.

  1. Welche Schäden deckt die Gebäudeversicherung ab?
  2. Welche Risiken in der Gebäudeversicherung enthalten sein sollten
  3. Zusätzlicher Schutz durch die Elementarschadenversicherung
  4. Was kostet eine Wohngebäudeversicherung?

Die Wohngebäudeversicherung ist im Grunde eine Wiederaufbauversicherung. Sie zahlt die Wiederherstellung beziehungsweise den Wiederaufbau eures Hauses oder eurer Immobilie, sollte diese beschädigt oder sogar komplett zerstört werden. "Der höchste Vermögenswert einer Familie ist normalerweise das Einfamilienhaus, deshalb ergibt es unbedingt Sinn, diese Versicherung abzuschließen", sagt Harald Peschken, unabhängiger Versicherungsberater und Präsident des Bundesverbands der Versicherungsberater (BVVB).

Zudem genehmigen Banken einen Immobilienkredit häufig nur dann, wenn ihr nachweisen könnt, dass ihr eine Wohngebäudeversicherung und eine Bauleistungsversicherung abgeschlossen habt. Häufig lohnt es sich, die Gebäudeversicherung schon vor Baubeginn abzuschließen – in vielen Policen ist nämlich eine beitragsfreie Feuerrohbauversicherung enthalten. Lest hier, welche anderen Versicherungen Bauherren noch abschließen sollten.

Welche Schäden deckt die Gebäudeversicherung ab?

Die Wohngebäudeversicherung kommt standardmäßig für Schäden auf, die durch

am Gebäude mit seinen wesentlichen Bestandteilen entstehen. Zu den Gebäudebestandteilen gehört zum Beispiel die Heizungsanlage, aber auch der fest verlegte Fußboden und die eingebaute Badewanne. Alles, was beweglich ist, also Mobiliar, ist dagegen ein Fall für die Hausratversicherung.

Die Gebäudeversicherung zahlt nicht für unfertige Gebäude. Hier greift die Bauleistungsversicherung.

Welche Risiken in der Gebäudeversicherung enthalten sein sollten

Harald Peschken empfiehlt, nicht nur auf den Preis der Versicherung zu schauen, sondern vor allem auf die Leistungen. Die Unterschiede sind nämlich groß. Enthalten sein sollten:

  • Schäden infolge grober Fahrlässigkeit: Wenn ihr einen Schaden vorsätzlich oder grob fahrlässig verursacht, zahlt die Versicherung in aller Regel nicht – es sei denn, der Tarif schließt die Folgen grob fahrlässigen Handelns ein. Ein Beispiel: Ihr seid im Winter drei Wochen verreist und heizt in dieser Zeit das Haus nicht. Daraufhin bricht ein Wasserrohr durch Frost. Ohne den Einschluss fahrlässigen Handelns würde eure Versicherung nicht für den Schaden aufkommen.
  • Entsorgungskosten, Abbruch- und Aufräumkosten bis zur Versicherungssumme.
  • Folgen von Überspannungsschäden, das ist sinnvoll für die Klingel- und Heizungsanlage.
  • Mehrkosten durch behördliche Auflagen oder wenn die Dekontamination von Erdreich erforderlich wird.
  • Ein Unterversicherungsverzicht muss vereinbart sein. Das bedeutet, dass die Versicherung im Schadensfall die entstandenen Kosten ohne Abzug bis zur Höhe der Versicherungssumme übernimmt, auch wenn das Gebäude unterversichert ist. Unterversichert ist ein Gebäude, das mehr wert ist als die vereinbarte Versicherungssumme. In diesem Fall zahlt die Versicherung ohne Unterversicherungsverzicht Schäden nur anteilig.
  • Schäden am Gebäude durch Einbrüche sollten mitversichert sein. Die entsprechende Klausel, die in eurem Vertrag enthalten sein muss, heißt "Gebäudebeschädigung durch unbefugte Dritte".
  • Schäden durch kaputte Wasserleitungen außerhalb des Gebäudes auf dem Grundstück und außerhalb bis zur Einleitung in den Kanal sollten auch mit enthalten sein.

Zusätzlicher Schutz durch die Elementarschadenversicherung

Die Gebäudeversicherung übernimmt zwar die Kosten für Schäden am Haus durch Sturm oder Blitzschlag, nicht aber solche, die durch Starkregen, Hochwasser, Rückstau, Erdrutsche und Lawinen verursacht wurden. Diese werden nur dann übernommen, wenn ihr zusätzlich Elementarschutz vereinbart habt.

Der allerdings ist relativ teuer und in manchen Gebieten fast unbezahlbar. Nach Angaben der Versicherungswirtschaft sind in Deutschland über 98 Prozent aller Gebäude gegen Überschwemmungen im Rahmen der Elementarschadenklausel versicherbar. Eine Untersuchung der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz kommt allerdings zu einem anderen Ergebnis. Demnach bieten in gefährdeten Gebieten 79 Prozent aller angefragten Gesellschaften von sich aus keine Absicherung gegen Elementarschäden an. Und wenn doch, dann sei diese oft extrem teuer. "Wenn die Elementarschadenversicherung möglich ist, dann würde ich sie abschließen", rät Versicherungsberater Peschken.

Starkregen
Schäden durch Starkregen sind in der normalen Gebäude- oder Hausratversicherung nicht mitversichert. Dafür müsst ihr sie um den Elementarschutz erweitern.

Was kostet eine Wohngebäudeversicherung?

Was eine Wohngebäudeversicherung kostet, lässt sich pauschal nicht beantworten, denn es kommt auf den Einzelfall an. Dabei spielen nicht nur Gebäudegröße, Alter und Bauausführung eine Rolle, sondern auch bei welchem Anbieter ihr die Versicherung abschließt und auch wo ihr wohnt.

Stiftung Warentest hat Anfang 2021 insgesamt 178 Tarife von 79 Wohngebäudeversicherern miteinander verglichen und fand heraus, dass man an einem günstigen Standort bereits für unter 200 Euro jährlich eine günstige Police inklusive Elementarschutz bekommen kann. Für einen Altbau zahlt man eher 500 Euro. An teuren Standort kann sogar der doppelte Preis fällig werden.

Das Portal Finanztip hat im Frühjahr 2021 für 19 unterschiedliche Profile Preise für eine Gebäudeversicherung erhoben. Dabei wurde ausgewertet, welche Auswirkungen unterschiedliche Adressen, unterschiedliche Gebäudemerkmale (wie freistehendes Haus oder Doppelhaushälfte) oder unterschiedliche Quadratmeterzahlen auf den Preis haben können. Dabei kam heraus, dass vor allem das Gebäudealter Auswirkungen auf die Beitragshöhe hatte. Je neuer das Gebäude war, desto günstiger fiel auch die Gebäudeversicherung aus.

Entscheidend ist aus Sicht von Stiftung Warentest auch die Lage des Hauses und in welcher Gefahrenzone es liegt. Die Versicherungen unterteilen die Bundesgebiete dabei in unterschiedliche Gefahrenzonen. Bewertet werden Kategorien wie Leitungswasser, Hochwasser, Erdbeben, Sturm oder Hagel. Jede Kategorie wird dabei in bis zu vier Zonen eingeteilt. Je höher die Zone, desto teurer wird die Versicherung. Dabei entscheidet jede Versicherung selbst, welcher Zone sie einem Haus zuordnet.

Auch wer eine zusätzliche Elementarschaden-Absicherung abschließen möchte, zahlt ordentlich drauf. Teurer wird es auch, wenn in den vergangenen fünf Jahren bereits Vorschäden am Haus entstanden sind.

Übrigens: Versicherungsberater Peschken rät zu Tarifen mit einem Selbstbehalt von 250 Euro. "Die meisten Schäden sind Kleinschäden. Deshalb zahlt man mit diesem Selbstbehalt weniger Prämie im Jahr – das habt ihr spätestens innerhalb von fünf Jahren wieder drin, oft auch schneller."

Quellen: Finanztip, Stiftung Warentest

Das wird dich auch interessieren