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Bauen | Ratgeber

QNG: Alles über das neue Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude

Seit April 2022 gibt es staatliche Fördermittel für den energieeffizienten Neubau eines Wohngebäudes nur noch, wenn dieses die Anforderungen des Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude, kurz: QNG, erfüllt. Wir erklären, was es mit dem Gütesiegel auf sich hat.

Gebäude werden nicht mehr schwerpunktmäßig unter der Überschrift Energieeffizienz, sondern verstärkt unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten betrachtet. Diese Neuausrichtung hat sich in der Umstrukturierung der Neubauförderung – der Bundesförderung für effiziente Gebäude - Wohngebäude (BEG WG) – im April 2022 niedergeschlagen. Seither ist ein Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude (QNG) Bedingung für die Förderung. 

Ab 1.3.2023 wird die Neubauförderung ganz neu organisiert. Dann gibt es in der BEG ein neues, viertes Programm mit dem Namen "Klimafreundlicher Neubau" (KFN). Das beinhaltet neue Anforderungen an die Nachhaltigkeit eines Neubaus auf der Grundlage des Qualitätssiegels Nachhaltiges Gebäude.  

Was ist das Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude?

Das QNG ist ein im Juli 2021 eingeführtes staatliches Gütesiegel für Gebäude. Es wurde vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) im Auftrag des damaligen Bundesministeriums des Innern, für Bau und Heimat erarbeitet, um die Nachhaltigkeit im Bau- und Gebäudebereich zu fördern.

Das QNG definiert Anforderungen an die ökologische, soziokulturelle und ökonomische Qualität von Gebäuden sowie an die Qualität der Planungs- und Bauprozesse. Es gibt zwei Anforderungsstufen:

  • QNG-PLUS
  • QNG-PREMIUM.

Ein wesentlicher Bestandteil des Qualitätssiegels Nachhaltige Gebäude sind die besonderen Anforderungen im öffentlichen Interesse. Sie greifen die aktuellen politischen Ziele in den Bereichen Klimaschutz, Ressourcenschonung, Gesundheitsschutz und Teilhabe auf.

Das Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude differenziert zwischen sogenannten Anwendungsfällen: Für bestimmte Gebäude-, Nutzungs- und Maßnahmenarten gibt es Siegelvarianten.

Für Wohngebäude gab es zunächst ausschließlich QNG-Varianten für Neubauten. Dabei wurde nach der Größe unterschieden:

  • Das Siegel für Gebäude mit bis zu fünf Wohneinheiten wird mit der Abkürzung QNG-KN21 bezeichnet.
  • Für Wohngebäude jeder Größe gibt es das Siegel QNG-WN21.

Zum Jahreswechsel 2022/23 gab es zwei wichtige Neuerungen: 

  • Die beiden Siegelvarianten KN21 und WN21 wurden zusammengelegt in die neue Siegelvariante WG23.
  • Die Anwendung wurde vom Neubau auf die Komplettmodernisierung ausgeweitet.

Worin unterscheiden sich die Anforderungsstufen QNG-PLUS und QNG-PREMIUM?

Das QNG-PREMIUM-Siegel ist anspruchsvoller als das QNG-PLUS-Siegel. Hier seht ihr ein paar Beispiele:

 

Quelle: Handbuch des Qualitätssiegels Nachhaltiges Bauen, Anlage 3, Stand: 01.01.2023
AnforderungQNG-PLUSQNG-PREMIUM     
Treibhausgasemissionen 
im Gebäudelebenszyklus
maximal 
24 kg CO2 Äqu./m² a
maximal 
20 kg CO2 Äqu./m² a
Primärenergiebedarf 
im Gebäudelebenszyklus
maximal
96 kWh/m² a
maximal
64 kWh/m² a
Anteil eingebauter Hölzer
Holzprodukte und -werkstoffe
aus nachhaltiger Forstwirtschaft 
(z.B. PEFC, FSC)
mindestens 50 %mindestens 80 %
SchadstoffvermeidungBauherr verpflichtet ausführende Firmen 
zur Einhaltung der QNG-Anforderungen; 
Firmen müssen das bestätigen.
Einhaltung der QNG-Anforderungen 
muss für alle neu eingebauten
Materialien und Produkte 
nachgewiesen werden.
Barrierefreiheit 
(MFH mit > 5 WE)
Mindestens 80 % der Wohneinheiten 
und Gemeinschaftsflächen 
müssen nachweislich 7 von 
8 Anforderungen für einen Standard
„ready besuchsgeeignet“ erfüllen. 
Alle Wohneinheiten und 
Gemeinschaftsflächen müssen 
nachweislich 7 von 
8 Anforderungen für einen 
Standard „ready plus“ erfüllen.

Wer braucht das QNG bislang?

Wer ein Haus neu baut, auf energetische Standards besonderen Wert legt und dafür staatliche Fördermittel bei der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) beantragen möchte, kommt seit 
dem 21. April 2022 um das Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude nicht mehr herum. Denn seit diesem Stichtag werden Neubauten im Rahmen der Bundesförderung effiziente Gebäude (BEG) nur noch im Effizienzhaus-Standard 40 in der NH-Klasse (NH für Nachhaltigkeit) gefördert.

In der Vergangenheit hatte das Siegel freiwilligen Charakter: Bei Vorlage des Zertifikats gab es einen Nachhaltigkeitsbonus von 2,5 Prozentpunkten auf die jeweilige Förderung.

Wer braucht das QNG ab 1. März 2023?

Das neue Förderprogramm BEG-KFN unterscheidet zwischen zwei Stufen, für die das QNG unterschiedlich relevant ist. 

  • Klimafreundliches Wohn- bzw. Nichtwohngebäude (KFWG bzw. KFNWG): Hier müssen die Anforderungen das QNG-PLUS erfüllt werden, es ist jedoch kein Zertifikat notwendig. 
  • Klimafreundliches Wohn- bzw. Nichtwohngebäude – mit QNG (KFWG-Q bzw. KFNWG-Q): Die Anforderungen das QNG-PLUS oder das QNG-PREMIUM müssen erfüllt und durch ein Nachhaltigkeitszertifikat dokumentiert werden. 

Unter welchen Voraussetzungen kann mein Haus das QNG erhalten?

Um das Siegel zu erhalten, müsst ihr sowohl inhaltliche als auch formale Voraussetzungen erfüllen:

  • Das Gebäude muss einen ganzen Katalog von ökologischen, soziokulturellen und ökonomischen Anforderungen erfüllen.
  • Die Zertifizierung muss nach einem staatlich anerkannten Nachhaltigkeitsbewertungssystem erfolgen.
  • Die erreichten Qualitäten müssen durch eine akkreditierte Zertifizierungsstelle überprüft werden.

Welche Anforderungen muss das Gebäude erfüllen?

Die Kriterien für die einzelnen Anwendungsfälle sind im Handbuch "Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude" aufgelistet. Zu den Anforderungen für Wohnungsneubauten gehören:

  • Flächeninanspruchnahme
  • Ressourceninanspruchnahme und Wirkungen auf die globale Umwelt
  • Flexibilität und Anpassungsfähigkeit an sich ändernde Nutzerbedürfnisse
  • Trinkwasserbedarf in der Nutzungsphase
  • Rückbau- und Recyclingfreundlichkeit
  • Risiken der Bauprodukte für Gesundheit und die lokale Umwelt
  • Barrierefreiheit
  • Schaffung von Voraussetzungen für Bewirtschaftung
  • Flächeneffizienz
  • Erfüllung von spezifischen Nutzeranforderungen
  • Thermischer Komfort
  • Visueller Komfort
  • Schallschutz
  • Nachhaltige Beschaffung von Produkten und Leistungen
  • Lebenszykluskosten
  • Qualität der Projektvorbereitung
  • Qualitätskontrolle der Bauausführung

Hinter dem Gütesiegel steht ein ganzheitlicher Ansatz. Das Haus wird als System betrachtet. Deshalb wird zum einen das fertige Haus mit Außenanlagen und sämtlichen baulichen und technischen Anlagen, die in einem räumlichen und/oder funktionalen Zusammenhang mit dem Gebäude stehen, bewertet. Darüber hinaus spielen auch sämtliche Prozesse von der Planung über die Errichtung bis zur Übergabe und Inbetriebnahme und Nutzung für die Zertifizierung eine Rolle.

Was sind "staatlich anerkannte Nachhaltigkeitsbewertungssysteme"?

In den vergangenen Jahren haben diverse vorrangig privatwirtschaftliche Anbieter unterschiedliche Systeme zur Bewertung und Zertifizierung der Nachhaltigkeit von Einzelgebäuden entwickelt. Sie haben zudem eigene Siegel mit eigenen Namen vergeben. Diese Anbieter und ihre Systeme gibt es auch weiterhin. Für Bauherren ist das oft verwirrend. Das QNG sorgt nun für eine Vereinheitlichung und Qualitätssicherung.

Die Anbieter der Nachhaltigkeitsbewertungssysteme können ihre Systeme für bestimmte Anwendungsfälle bei der Deutschen Akkreditierungsstelle (DAkkS) registrieren lassen, wenn sie die staatlichen Anforderungen an das Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude erfüllen.

Derzeit gibt es vier registrierte Bewertungssysteme für Wohngebäude. Zwei Varianten werden von der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) angeboten, jeweils eine vom Bau-Institut für Ressourceneffizientes und Nachhaltiges Bauen GmbH und vom Verein zur Förderung der Nachhaltigkeit im Wohnungsbau:

  • DGNB Neubau Wohngebäude, Version 2018 (DGNB NWO18)
  • DGNB Neubau Kleine Wohngebäude, Version 2013 (DGNB NKW 13.2)
  • Qualitätssiegel Nachhaltiger Wohnungsbau (NaWoh V3.1)
  • Bewertungssystem Nachhaltiger Kleinwohnhausbau (BNK_V1.0)

In der Systematik vom Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude sind die Anbieter und ihre Bewertungssysteme gleichwertig. Unterschiede gibt es jedoch in den Details der Inhalte, in der Struktur und Organisation der Systeme. Außerdem sind die Anbieter hinsichtlich der Zahl und geografischen Verteilung ihrer Auditoren und Zertifizierungsstellen unterschiedlich organisiert.

Wer darf ein QNG ausstellen?

Weder im Handbuch "Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude" noch den Förderrichtlinien der Bundesförderung für effiziente Gebäude sind konkrete Anforderungen an die Qualifikation der Nachhaltigkeitsexperten formuliert. Also gibt es auch keine öffentliche Expertenliste, etwa nach dem Vorbild der Energieeffizienz-Experten-Liste.

Vielmehr definieren die Anbieter der Nachhaltigkeitsbewertungssysteme ihre Anforderungen an ihre Auditoren selbst. Entsprechend organisieren sie auch die Aus- und Fortbildung. Fertighaushersteller dürfen Auditoren benennen.

Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude
So sieht das QNG aus.

Wie läuft die Zertifizierung für das QNG ab?

Für die technisch-operative Abwicklung ist die Zertifizierungsstelle zuständig. Sie prüft die Voraussetzungen und vergibt das Siegel. Als Zertifizierungsstellen sind im Rahmen einer Übergangsregelung noch die Anbieter der registrierten Bewertungssysteme anerkannt. Geplant ist aber eine organisatorische Unabhängigkeit. Die Geschäftsstelle Nachhaltiges Bauen im BBSR führt eine Liste der akkreditierten Zertifizierungsstellen.

Der Antragsteller – also in der Regel der Bauherr – beauftragt einen Auditor. Dieser meldet das Projekt an, begleitet und dokumentiert den Planungs- und Bauprozess und reicht die Unterlagen zur Prüfung bei der Zertifizierungsstelle ein.

Muss jedes Haus individuell zertifiziert werden?

Da jedes individuell geplante und gebaute Haus auch unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten ein Unikat ist, muss es für sich bewertet werden, um ein Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude zu erhalten.

Für Fertighäuser sieht das etwas anders aus: Mehrere Fertighaushersteller haben Baureihen von der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen zertifizieren lassen. Aktuell sind das Allkauf, BienZenker, HanseHaus, HUF Haus, Living Haus, Massa Haus, OKAL und Viebrockhaus. Wenn ihr ein solches Haus bauen lasst, erspart das (etwas) Aufwand und Zeit.

Wie viel kostet die Zertifizierung für das QNG?

Die Kosten setzen sich aus zwei Bestandteilen zusammen: den Zertifizierungsgebühren und den Honorarkosten für den Auditor. Die Zertifizierungsgebühren hängen unter anderem von der Art des Gebäudes und der Grundfläche der Immobilie ab. Nach Angaben der DGNB betragen sie für ein Einfamilienhaus mit zwei Vollgeschossen etwa zwischen 750 und 1.250 Euro. Die Honorarkosten für den Auditor richten sich nach dessen Aufwand.

Gibt es für das QNG staatliche Fördermittel?

Seit April 2022 fördert die KfW die Nachhaltigkeitszertifizierung eures neuen Hauses mit einem zusätzlichen Kreditbetrag. Dabei beträgt der Tilgungszuschuss 50 Prozent. Die maximal förderfähigen Kosten für ein Ein- oder Zweifamilienhaus belaufen sich auf 10.000 Euro. Allerdings sind die Lizenzgebühren, die für die Zertifizierung anfallen, nicht förderfähig.

Übrigens: Das Anforderungsniveau – QNG-PLUS oder QNG-PREMIUM – hat keinen Einfluss auf die Förderfähigkeit oder auf Art und Umfang der Förderung.

Diese Förderung der Nachhaltigkeitszertifizierung kann zusätzlich zur Förderung der Fachbegleitung und Baubegleitung beantragt werden.

Alle Details zu Laufzeitvarianten, Zinssatz, Bereitstellung und Tilgung findet ihr auf der Website der KfW.

Gibt es für das QNG auch künftig staatliche Fördermittel?

Die Kosten für die Nachhaltigkeitszertifizierung werden ab 1.3.2023 nur noch im Rahmen des Gesamtpaketes gefördert. Ihr könnt sie also als förderfähige Kosten anrechnen lassen, wenn ihr einen zinsvergünstigten KfW-Kredit im Rahmen der BEG-KFN nutzen wollt. Es gibt jedoch keinen Tilgungszuschuss mehr und auch keinen direkten Zuschuss. 

Was müssen wir beim Förderantrag für unser Effizienzhauses 40 in der NH-Klasse beachten?

Wie oben beschrieben, ändert sich die Fördersystematik für den Neubau zu Anfang März. Anträge für einen zinsvergünstigten Kredit mit Tilgungszuschuss für ein Effizienzhaus in der NH-Klasse (Kredit 261) könnt ihr nur bis 28.2.2023 einreichen. 

Voraussetzung für die Förderung ist die Einbindung eines anerkannten Energieeffizienz-Experten. Er stellt für die Beantragung des Förderkredits eine Bestätigung aus, dass euer Haus die Mindestanforderungen an ein KfW-Effizienzhaus 40 erfüllen wird und dass eine Zertifizierung "Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude" geplant ist.

Ihr könnt die Förderung jedoch nicht direkt bei der KfW beantragen, sondern müsst einen sogenannten durchleitenden Finanzierungspartner suchen. Mit dieser Bank, Sparkasse oder Versicherung schließt ihr dann den Kreditvertrag. Euer Finanzierungspartner stellt nur einen Förderantrag bei der KfW. Darin gibt er die förderfähigen Kosten für die Investition, die Fachplanung/Baubegleitung und die Nachhaltigkeitszertifizierung separat an. Der Antrag muss immer vor Beginn der Maßnahmen gestellt werden. Planungs- und Beratungsdienstleistungen dürft ihr vor der Antragstellung in Anspruch nehmen.

Nach Abschluss des Baus und nach Erhalt des QNG bestätigt der Energieeffizienz-Experte, dass die Effizienzhaus-40-NH-Klasse mit der Erteilung des Qualitätssiegels erreicht wurde. Das Zertifikat müsst ihr natürlich auf Nachfrage vorlegen können.

Wie können wir ab 1.3.2023 Fördermittel für einen energieeffizienten, nachhaltigen Neubau erhalten? 

Ab Anfang Januar gilt die Förderrichtlinie Bundesförderung für effiziente Gebäude - Klimafreundlicher Neubau (KFN). Zuständig für die Abwicklung der zinsvergünstigten Kredite ist die KfW. Die zugehörigen Produktdatenblätter mit allen Details und Kondition sind allerdings noch nicht veröffentlicht. 

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