Die steigenden Gaspreise geben Anlass, den eigenen Verbrauch einmal genau unter die Lupe zu nehmen. Solltet ihr auf die Sparbremse treten oder ist euer Gasverbrauch im Einfamilienhaus normal?
Jährlich flattert sie ins Haus: die Gasrechnung oder Nebenkostenabrechnung. Spätestens dann machen sich die meisten Eigentümer oder Mieter Gedanken über ihren Gasverbrauch im Einfamilienhaus. Dieser Ratgeber hilft euch, besser einschätzen zu können, ob ihr im Durchschnitt liegt. Außerdem verraten wir, wann es sich lohnt, den Gasanbieter zu wechseln.
Übrigens: Einen ersten Hinweis auf den Gasverbrauch eines Einfamilienhauses liefert der Energieausweis.
Wovon ist der Gasverbrauch abhängig?
Die Höhe des Gasverbrauchs ist von vielen Faktoren abhängig. Unter anderem von der Wohnfläche, der Haushaltsgröße, der Dämmung und dem Nutzungsverhalten. Wenn ihr euch also mit den Durchschnittswerten beschäftigt, bedenkt immer, dass es eine Vielzahl an Einflussfaktoren gibt. Nicht immer habt ihr selbst Einfluss darauf.
Folgende Faktoren bedingen im Allgemeinen euren Gasverbrauch:
Baujahr und energetischer Zustand: Während Neubauten oder KfW-Effizienzhäuser energetisch auf einem modernen Stand sind, ist die Dämmung bei Altbauten meist weniger gut. Je schlechter die Isolierung, desto höher der Gasverbrauch.
Hausart: Je mehr Außenwände das Einfamilienhaus hat, desto stärker muss geheizt werden. Ein Reihenhaus oder eine Doppelhaushälfte verbraucht im Schnitt weniger Gas als ein freistehendes Haus.
Wohnfläche: Die Quadratmeter sind ausschlaggebend dafür, wie viel Raum geheizt werden muss. Je größer das Einfamilienhaus, desto mehr Gas wird verbraucht.
Anzahl der im Haushalt lebenden Personen: Die Haushaltsgröße hat in der Regel weniger Einfluss auf den Gas- als auf den Stromverbrauch. Sie wirkt sich vor allem auf den Gasverbrauch für die Warmwasserbereitung, etwa fürs Duschen oder Baden, aus.
Persönliches Heizverhalten: Wer schnell friert oder viel zuhause ist, heizt mehr. Entsprechend steigt der Gasverbrauch. Besonders, wenn Kleinkinder oder ältere Personen im Haushalt leben, ist der Wärmebedarf oft höher. Mehr dazu: "Heizkosten sparen: 10 Tipps zur Optimierung eurer Heizung"
Kochen mit Gas: Wenn ihr zusätzlich mit Gas kocht und backt, erhöht sich der jährliche Gasverbrauch.
Wie berechnet man den Gasverbrauch im Einfamilienhaus?
Um euren Gasverbrauch einzuschätzen, könnt ihr auf die jährliche Abrechnung warten. Oder aber ihr werdet selbst aktiv: Der Gaszähler lässt sich ganz leicht monatlich ablesen. Bedenkt allerdings, dass sich der Verbrauch im Laufe des Jahres aufgrund der Außentemperaturen stark ändert. Daher solltet ihr den Durchschnittswert aus einem Sommer- und einem Wintermonat bilden.
Der durchschnittliche Gasverbrauch im Einfamilienhaus fällt meist höher aus als in einem Mehrfamilienhaus. Das liegt vor allem an der Größe und dem erhöhten Heizbedarf aufgrund der vielen Außenwände. Grundsätzlich geht man pro Quadratmeter von 16 Kubikmeter aus, das entspricht 160 Kilowattstunden (kWh), wenn Gas sowohl zum Heizen als auch für Warmwasser genutzt wird.
Daraus ergeben sich folgende Orientierungswerte für ein Einfamilienhaus:
Wohnfläche
Gasverbrauch pro Jahr in Kilowattstunden
Gasverbrauch pro Jahr in Kubikmetern
120 Quadratmeter
19.200 kWh
1.920 m³
140 Quadratmeter
22.400 kWh
2.240 m³
160 Quadratmeter
25.600 kWh
2.560 m³
180 Quadratmeter
28.800 kWh
2.880 m³
200 Quadratmeter
32.000 kWh
3.200 m³
220 Quadratmeter
35.200 kWh
3.520 m³
Durchschnittlicher Gasverbrauch im Einfamilienhaus
Wichtig: In der Praxis können diese Verbrauchswerte besser, aber auch schlechter ausfallen. Das ist abhängig von den vielen verschiedenen Faktoren, die auf den Gasverbrauch Einfluss haben.
Gasverbrauch Mehrfamilienhaus: Durchschnittswerte
Der Gasverbrauch in einem Mehrfamilienhaus ist etwas niedriger als im Einfamilienhaus. Hier setzt man als Orientierung 14 Kubikmeter (140 kWh) pro Quadratmeter Wohnfläche an. Daraus ergeben sich nachfolgend durchschnittliche Verbrauchswerte für einen 1-, 2-, und 4-Personenhaushalt.
Hinweis: Wichtiger als die Haushaltsgröße ist grundsätzlich die Wohnfläche, so dass diese in der Übersicht als Referenz herangezogen wird. Lebt ein Single in einer 100-Quadratmeter-Wohnung, kann der Gasverbrauch demnach einem 4-Personen-Haushalt entsprechen. Wohnen vier Personen in einer kleinen 50-Quadratmeter-Wohnung, verbrauchen sie entsprechend weniger Gas.
Wie kann man den Gasverbrauch im Einfamilienhaus senken?
Ihr seid zu dem Schluss gekommen, dass euer Gasverbrauch im Einfamilienhaus zu hoch ist? Dann habt ihr mehrere Möglichkeiten, euren Verbrauch zu senken. Als Mieter sind euch an einigen Stellen natürlich die Hände gebunden. Als Eigentümer habt ihr schon mehr in der Hand.
Im ersten Schritt solltet ihr immer euer Heizverhalten überdenken und Räume richtig lüften. Stellt auch den Warmwasserverbrauch einmal auf den Prüfstand. Weitere Schritte sind der Austausch eurer Heizungsanlage oder ein Gasanbieterwechsel.
Wer bei seinem Gasanbieter keine Preisgarantie hat, muss aktuell mit einer saftigen Preiserhöhung rechnen. Ein Gasanbieterwechsel kann sich an der Stelle lohnen. Aber auch ohne Kostenanstieg ist es sinnvoll, seinen Tarif mindestens einmal im Jahr mit anderen Angeboten zu vergleichen.
Dafür könnt ihr eine der gängigen Plattformen nutzen. Die Stiftung Warentest hat Vergleichsportale für Strom und Gas getestet: Check24 und Verivox schnitten am besten ab.
Wem der Aufwand für einen Gasanbieterwechsel zu groß ist, kann einen Wechseldienst beauftragen, nach dem besten Gas-Tarif zu suchen. Solche Dienste wie Esave, Switchup oder Wechselpilot übernehmen den jährlichen Gasanbieterwechsel für euch und achten dabei auf die Qualität von Tarifen und Anbietern. Bei einigen Wechseldiensten müsst ihr eine Provision zahlen, spart in der Regel aber mehrere Hundert Euro.