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Hausbau im Winter: So macht ihr eure Baustelle im Winter wetterfest

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Antonia Eigel


Was tun mit einer Baustelle im Winter? Wer den Hausbau im Winter bei klirrender Kälte fortsetzt und einen Baustopp herauszögert, riskiert irreparable Schäden an der Bausubstanz. Wir erklären, bis zu welchen Temperaturen Bauarbeiten unproblematisch sind und wie ihr die Baustelle winterfest machen könnt.

  1. Warum muss man einen Rohbau winterfest machen?
  2. Typische Schäden durch Bauarbeiten im Winter
  3. Baustelle winterfest machen – so geht's
  4. Bauherr oder Baufirma: Wer muss die Baustelle winterfest machen? 
  5. Was kostet es, den Rohbau winterfest zu machen?
  6. Zahlt die Versicherung Schäden am Rohbau im Winter?
  7. 11 Regeln für die Baustelle im Winter

Wenn die Temperaturen sinken, werden die Bauarbeiten auf mancher Baustelle im Winter komplett eingestellt. Immer häufiger wird der Hausbau im Winter aber auch fortgesetzt. Entweder, weil der Bau in den Herbstmonaten nicht fertiggestellt werden konnte, aber auch weil Bauherren möglichst schnell ins neue Eigenheim ziehen wollen.

Fertighaushersteller, insbesondere schlüsselfertiger Häuser, sind dazu an straffe Zeitpläne gebunden, weshalb der Hausbau im Winter fortgesetzt werden muss. Dann sind zusätzliche Schutzmaßnahmen notwendig, denn vor allem Frost und Feuchtigkeit können auf der Winterbaustelle zu einem teuren Problem werden und den Hausbau ins Wanken geraten lassen. Bauherren sollten sich in puncto Schutzmaßnahmen nicht allein auf die zuständige Baufirma verlassen und im Notfall selbst tätig werden. Wir erklären, was zu tun ist und wie ihr den Rohbau winterfest machen könnt.

Warum muss man einen Rohbau winterfest machen?

Niedrige Temperaturen und Feuchtigkeit setzen einem Rohbau zu. Vor allem dann, wenn die Bauarbeiten in die Winterpause gehen und der Rohbau nicht richtig wetterfest gemacht wird. Dann können Regen, Schnee und Minusgrade, also Feuchtigkeit und Frost, erhebliche Folgeschäden nach sich ziehen:

  • Schimmelbildung in und auf Bauteilen
  • Frostschäden, wie platzende Rohre

Auch wenn im Winter die Arbeiten auf der Baustelle fortgesetzt werden sollen, kann das problematisch werden. Denn Baustoffe lassen sich bei Temperaturen unter fünf Grad oft nicht mehr richtig verarbeiten. Mehr dazu in den folgenden Abschnitten.

Bauarbeiter
Mörtel verändert bei Frost seine Eigenschaften – irreparable Bauschäden können die Folge sein.

Typische Schäden durch Bauarbeiten im Winter

Spätestens bei Temperaturen um den Gefrierpunkt sind viele Bauarbeiten problematisch. Deshalb rückt das Thermometer zwischen Oktober und April mehr und mehr ins Interesse von Bauherren und Baufirmen. Und das liegt nicht etwa daran – wie vielleicht mancher Laie vermuten würde –, dass die Bauarbeiter keine Lust hätten, auf einer Baustelle im Winter zu arbeiten.

Das Problem sind zum einen die Baustoffe. Auch wenn in den vergangenen Jahren große Fortschritte erzielt wurden und Bauarbeiten dadurch auch immer häufiger im Winter ausgeführt werden können: Die meisten Baustoffe dürfen nur bei bestimmten Temperaturen (meist nicht unter fünf Grad Celsius) und Luftfeuchtigkeitswerten eingesetzt werden. Dazu gehören unter anderem:

  • Kleber
  • Mörtel
  • Estrich
  • Putz
  • alle wasserlöslichen und wassergebundenen Baumaterialien wie PU-Schaum.

Auch wenn die Zeit drängt und es schwierig ist, Baufirmen und Handwerker zu finden, sollten Bauherren nicht auf Bauarbeiten im Winter bestehen, rät der Verband Privater Bauherren (VPB). Dessen Sachverständige würden bei ihren Baukontrollen häufig frostbedingte Schäden beobachten, "weil Putze und Estriche falsch verarbeitet wurden und nicht ausreichend Zeit zum Aushärten hatten".

Frostschäden auf der Winter-Baustelle

Im schlimmsten Fall können irreparable Schäden an der Bausubstanz entstehen. Der VPB listet einige typischen Mängel auf, die aus problematischen Bauarbeiten im Winter resultieren können:

  • Risse,
  • unzureichende Erhärtung und Festigkeit,
  • fehlende Untergrundhaftung und
  • Hohlstellenbildung.

Schimmelbildung beim Rohbau im Winter

Tatsächlich ist neben Frost auch Feuchtigkeit und allgemein Nässe eines der Hauptprobleme auf der Baustelle. Sie sind Auslöser für viele Schimmelschäden im Neubau während der Bauphase. Teilweise stehen Baustellen monatelang offen.

Besonders im Winter ist die Gefahr groß, dass es in den Keller oder durch offene Mauerkronen hineinregnet oder schneit und so Wände, Decken und Böden nass werden. Saugen sich die Steine mit Wasser voll, können sich Schimmelsporen einnisten. Bei Frost dehnt sich dazu gefrorenes Wasser im Stein aus, Teile des Mauerwerks können dadurch abplatzen oder reißen.

Bauschäden, die durch Schimmel oder Frost im Neubau entstehen, solltet ihr sehr ernst nehmen. Im schlimmsten Fall müssen alle betroffenen Bauteile saniert oder sogar komplett ausgetauscht werden. Unabhängige Baubegleiter können solche drohenden Schäden frühzeitig erkennen.

Baustelle winterfest machen – so geht's

Frostschäden und Schimmelbildung gilt es beim Hausbau im Winter zu verhindern. So könnt ihr euren Rohbau winterfest machen:

1. Rohbau im Winter mit Folie abdecken

Um Folgeschäden zu vermeiden, muss der Bau systematisch geschlossen werden, sonst kann es zu großflächigen Schäden kommen, die hinterher aufwendig saniert werden müssen, so der Verband Privater Bauherren (VPB). Die Baustelle sollte im Winter am besten vollständig und sicher mit Folien abgedeckt werden, ebenso sollte man offene Fensterlöcher abdecken.

2. Baustelle heizen im Winter 

Feuchtigkeit entsteht auch, wenn Estrich aufgebracht oder die Innenwände verputzt werden. "Diese Feuchtigkeit muss raus", sagt Marc Ellinger, Sachverständiger im VPB. Und das funktioniert nur durch konsequentes Heizen und Lüften. Beides sei unentbehrlich, um Schäden am Neubau zu verhindern, so Ellinger.

Ist die neue Heizung noch nicht in Betrieb, müssen übergangsweise Trocknungsgeräte, am besten Elektro- statt Gasheizer, die Arbeit erledigen. "Wichtig ist das gleichmäßige Heizen in allen Stockwerken, auch im Dachgeschoss", rät Ellinger. Das heißt: Zwei Heizlüfter pro Etage und rund um die Uhr heizen – 24 Stunden, sieben Tage die Woche.

Damit sich die Wärme gleichmäßig verteilen kann, sind zusätzlich Ventilatoren sinnvoll. Dazu solltet ihr regelmäßig stoß- und querlüften, im Winter fünf bis 15 Minuten für zwei- bis dreimal am Tag.

3. Luftfeuchte und Raumlufttemperatur auf der Winter-Baustelle kontrollieren 

Natürlich lassen sich im Inneren eines Rohbaus auch Heizgeräte aufstellen, welche die Raumlufttemperatur erhöhen. Doch ebenso wichtig ist die Temperatur der Bauteile. Wenn diese in der Kälte gelagert wurden, können sie sich unter Umständen nach dem Einbau verziehen, wenn die Temperaturen im Haus steigen.

"Bauherren, die ihren Hausbau in einem Bautagebuch dokumentieren, sollten gerade in der Übergangszeit stets auch die Außenluft- und die Raumlufttemperaturen sowie die relative Luftfeuchte innen mit dokumentieren", so der VPB. Er rät zu sogenannten Datenloggern. Mehr dazu lest ihr weiter unten.

4. Rohre entleeren auf der Baustelle im Winter

Auch bereits verlegte Wasserohre, insbesondere Fallrohre, durch die Regenwasser abläuft, können auf der Baustelle im Winter zum Problem werden. Nämlich dann, wenn Frost kommt und in den Rohren angestautes Regenwasser, das nicht richtig ablaufen konnte, gefriert. Da sich Wasser in gefrorenem Zustand ausdehnt, können die Rohre platzen.

Gleiches gilt auch für Heizungsrohre und Wasserleitungen. Sind sie mit Wasser gefüllt, drohen auch hier Frostschäden. Platzen die Rohre dann, kann das teuer werden, weil für die Reparatur Wände aufgestemmt werden müssen. Da hilft nur: Entweder das Haus heizen, damit die Heizungsrohre gar nicht erst einfrieren können oder die Rohre entleeren.

5. Baustelle winterfest machen: Keller trockenlegen

Ist die Rohbauphase noch nicht vollständig abgeschlossen und steht bislang nur der Keller, können Schnee und Wasser auch über offene Kellertreppenausschnitte sowie durch Kellerschächte oder Deckendurchbrüche hineinlaufen. Stehen Regen oder Schmelzwasser länger im Keller, ist auch das ein perfekter Nährboden für Schimmel.

Den Keller solltet ihr möglichst schnell trockenlegen, dazu könnt ihr Eimer und Schaufel verwenden. Den Kellerabgang am besten mit Folien verschließen, die ihr mit Brettern beschwert. Auch Deckendurchbrüche, die für Heizungs- oder Wasserrohre ausgespart wurden, könnt ihr mit Folien verschließen.

6. Baumaterialien auf der Baustelle winterfest machen

Gleiches gilt für lagernde Baumaterialien auf der Baustelle im Winter. Werden Dämmstoffe, Zementsäcke, Mauersteine oder Holz feucht, sind sie nach längerer Zeit im Nassen nicht mehr zu gebrauchen. Mit einer wasserdichten Plane, die ihr zusätzlich beschwert, könnt ihr die Baustoffe vor Feuchtigkeit schützen.

7. Haubau im Winter dokumentieren mit Datenloggern

Datenlogger dokumentieren manipulationssicher Klimadaten und viele weitere Messgrößen. Das ist insbesondere bei Bauarbeiten im Winter interessant. "Preiswerte Datenlogger, einer innen, einer außen, sammeln die nötigen Kenngrößen und erlauben im Ernstfall, die Ursache für etwaige Mängel zu rekonstruieren", sagt der VPB. "Hat die Firma die Baustoffe nämlich falsch eingesetzt, muss sie die Schäden auch in Ordnung bringen."

Zuverlässige Datenlogger gibt es bereits ab 70 Euro. Einfache Geräte lassen sich via USB-Verbindung auslesen, teurere Modelle gibt es natürlich auch mit Funkschnittstelle oder WLAN-Funktion.

Baustelle verhüllt
Im Winter ist es wichtig, Baustellen vor Feuchtigkeit und Frost zu schützen – zum Beispiel mit einer Folie.

Bauherr oder Baufirma: Wer muss die Baustelle winterfest machen? 

Grundsätzlich ist die Baufirma dazu verpflichtet, sich auf der Baustelle um den Winterschutz zu kümmern, so regelt es die DIN 18299. Vertraglich ist die Baufirma dazu verpflichtet, einen mängelfreien Bau zu übergeben, es sollte sowohl in der Bauleistungsbeschreibung als auch in eurem Bauvertrag eine Regelung dazu geben.

Lest ihn also gründlich und schaut, ob die Baufirma entsprechende Maßnahmen, wie das Aufstellen von Heizgeräten und Lüften, übernimmt. Schließlich sollte es auch in ihrem Interesse liegen, jegliche Feuchteschäden zu verhindern.

"Aber zwischen Vertrag und Wirklichkeit klaffen oft Welten. Gerade wenn Firmen in finanziellen Schwierigkeiten stecken, verlassen sie häufig Hals über Kopf die Baustelle", so der Verband privater Bauherren. Er rät Bauherren in solchen Situationen dazu, lieber ein paar hunderte Euro in die Sicherung zu investieren, als tatenlos zuzusehen, wie sich das Haus in eine Bauruine verwandelt.

Tipp: Fast 90 Prozent aller Bauverträge haben Lücken oder Mängel. Eine professionelle Bauvertragsprüfung durch einen Fachanwalt kann euch im Schadensfall viele Mehrkosten ersparen.

Was kostet es, den Rohbau winterfest zu machen?

Streng genommen ist es, wie bereits erwähnt, Aufgabe der Baufirma, die Baustelle winterfest zu machen. Das ist in der Regel auch vertraglich in der Bauleistungsbeschreibung vereinbart. Die Kosten dafür sind also in den Gesamtkosten einkalkuliert.

Dennoch solltet ihr euch nicht darauf verlassen, dass das Bauunternehmen alle notwendigen Schutzmaßnahmen auch umsetzt. Besser kontrolliert ihr die Baustelle im Winter selber regelmäßig. Wasserdichte Baufolie (4 Meter x 50 Meter) bekommt ihr bereits ab 30 Euro.

Zahlt die Versicherung Schäden am Rohbau im Winter?

Für Bauschäden durch höhere Gewalt oder unvorhersehbare Ereignisse während der Bauphase einer Immobilie gibt es die Bauleistungsversicherung. Sie kommt zum Beispiel dann auf, wenn ein ungewöhnlicher Sturm den Dachstuhl beschädigt oder Unbekannte Fensterscheiben einschlagen. Auch bei Schäden durch Starkregen oder Hagel greift die Versicherung.

Die Bauleistungsversicherung deckt in den meisten Fällen jedoch keine Schäden durch Witterungseinflüsse wie Schnee oder Regen ab, mit denen man wegen der Jahreszeit und der örtlichen Verhältnisse rechnen kann. Also auch dann nicht, wenn als Folge dessen Bauschäden wie Schimmel entstanden sind. Auch, wenn die Baufirma vertraglich dazu verpflichtet war, die Baustelle winterfest zu machen, zahlt diese Versicherung nicht. Das müssen Bauherren und Baufirma untereinander klären.

11 Regeln für die Baustelle im Winter

Für Bauarbeiten im Winter lassen sich elf allgemeine Tipps und Regeln formulieren:

  1. Bauarbeiten über fünf Grad Celsius sind generell unproblematisch – solange es nicht regnet oder Schnee liegt.
  2. Denkt bitte auch an die kälteren Temperaturen in der Nacht, wenn Baumaterialien auskühlen. Nachtfrost von Oktober bis April ist in Deutschland nicht unüblich.
  3. Achtet auf die Herstellerangaben zu Temperatur und Luftfeuchtigkeit bei allen Baumaterialien.
  4. Keine Baustoffe mit Hilfe von Heizungen oder Bunsenbrennern erhitzen! Bei PU-Schaum ist allenfalls ein wärmendes Wasserbad möglich.
  5. Regelt im Bauvertrag alle Fragen zu Baustopps wegen Witterungsbedingungen. Zum Beispiel, wer die Baustelle winterfest zu machen hat.
  6. Manche Bauherrenhaftpflichtversicherungen schließen Schäden durch Kälte und Feuchtigkeit ein.
  7. Schützt Rohbauten unbedingt vor Feuchtigkeit und Frost – eventuell mit einem sogenannten Notdach.
  8. Niemals auf gefrorenem Mauerwerk arbeiten!
  9. Verwendet bei Bauarbeiten im Winter einen Datenlogger, um Klimadaten genau zu dokumentieren.
  10. Seid bei der Bauabnahme bitte besonders gründlich und aufmerksam, wenn ihr eine Winterbaustelle hattet.
  11. Bauarbeiten im Winter sind letztlich oft teurer als ein Baustopp bis zum Frühjahr, weil der Schutz vor Feuchtigkeit und Frost Zusatzkosten verursacht.

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