Insekten und Pilze können eine Gefahr für Holz darstellen. Holzschädlinge haben schon ganze Dachstühle zum Einsturz gebracht. Holzschutzmittel sollen das Holz vor diesen holzzerstörenden Organismen schützen. Wir erklären euch, was ihr über den Einsatz von Holzschutzmitteln wissen müsst und welche Alternativen es zur Chemie gibt.
Holz ist natürlich, erzeugt ein angenehmes Raumklima und sorgt für Gemütlichkeit – kein Wunder, dass es als Material für verschiedenste Bereiche im und am Haus so beliebt ist. Aber: Holz ist auch anfällig. Insekten wie der Hausbock oder bestimmte Pilze können das Holz zerstören oder verfärben. Verhindern könnt ihr das mit dem Einsatz von Holzschutzmitteln.
Was Holzschutzmittel sind, wann sie eingesetzt werden dürfen und wie ihr euer Holz mit umweltfreundlicheren Maßnahmen schützen könnt, zeigen wir euch hier.
Vieles von dem, was im Handel unter dem Namen Holzschutzmittel angeboten wird, ist eigentlich gar kein Mittel zum Holzschutz. Der Deutsche Holzschutzverband definiert Holzschutzmittel als "Wirkstoffe oder wirkstoffhaltige Zubereitungen, die dazu bestimmt sind, einem Befall von Holz durch holzzerstörende oder holzverfärbende Organismen vorzubeugen oder einen solchen Befall zu bekämpfen".
Lacke, Farben oder Lasuren ohne diese Wirkstoffe fallen nicht unter den Begriff. Genauso wenig werden Holzveredelungsmittel den Holzschutzmitteln zugeordnet.
Konventionelle chemische Holzschutzmittel fallen als Biozidprodukte unter die Biozid-Verordnung der EU (Nr. 528/2012). Holzschutzmittel gehören zur Produktart 8.
Welche Holzschutzmittel in Deutschland zugelassen sind, könnt ihr im Holzschutzmittel-Verzeichnis einsehen.
Wie ist die Verwendung von Holzschutzmitteln gesetzlich geregelt?
In Deutschland regelt die DIN 68800 die Anwendung von Holzschutzmitteln. Der Gesetzgeber schreibt darin einen Schutz durch chemischen Holzschutz bei Hölzern vor, die tragenden beziehungsweise aussteifenden Zwecken dienen. Der Holzschutz kann auch konstruktiv, das heißt durch die Auswahl spezieller Hölzer oder baulicher Maßnahmen, erfolgen.
Die Mittel, die für diese Bauteile in Frage kommen sowie diejenigen, die der Bekämpfung von Insekten oder Pilzen dienen, werden von der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) getestet. Sie benötigen eine allgemeine bauaufsichtliche Zulassung durch das Deutsche Institut für Bautechnik (DIBt). Die Mittel sind nach ihrer jeweiligen Gebrauchsklasse eingeteilt und dürfen nur von im Holzschutz erfahrenen Fachbetrieben angewendet werden.
Keiner Verwendungsprüfung durch die Bauaufsicht bedürfen:
Mittel zum vorbeugenden Schutz von Bauprodukten und -teilen aus Holz für nichttragende und nicht aussteifende Zwecke
Präparate zum vorbeugenden Schutz von Gegenständen, die nicht Teil der baulichen Anlage im Sinne der Landesbauordnung sind
Mittel zur Bekämpfung eines Befalls durch holzzerstörende Insekten bei Gegenständen, die nicht Teil der baulichen Anlage im Sinne der Landesbauordnung sind
Produkte zum vorbeugenden Schutz von Holz im Außenbereich ohne Erdkontakt
Diese Mittel sind im Fachhandel erhältlich. Sie müssen zwar nicht zugelassen werden, können aber von der Gütegemeinschaft Holzschutzmittel e.V. auf Wirksamkeit, gesundheitliche Unbedenklichkeit und Umweltverträglichkeit geprüft werden.
Wenn sie allen Anforderungen entsprechen, dann bekommen sie das RAL-Gütezeichen RAL-GZ 830. Allerdings schätzen Experten, dass nur zehn Prozent der am Markt verkauften Holzschutzmittel, die nicht der bauaufsichtlichen Zulassung bedürfen, überhaupt geprüft sind.
Vorbeugender Holzschutz durch biozidhaltige Holzschutzmittel
Für präventive Zwecke unterscheidet das Holzschutzmittelverzeichnis verschiedene Mittel – je nach Wirkstoff. Holzschutzmittel werden in
Holzschutzmittel mit wasseremulgierbaren Substanzen (AAC, Tridemorph, Kupfer-HDO),
Mittel auf der Basis von Steinkohleteerölen (Carbolineum) und
lösemittelhaltige Holzschutzmittel unterteilt.
Die meisten biozidhaltigen Mittel können für Menschen krebserregend oder giftig sein. Die richtig harten Hämmer dürfen zwar nur die Profis verwenden, aber auch in frei im Baumarkt erhältlichen Holzschutzmitteln sind gefährliche Biozide. Öko-Test rät deshalb dazu, von ihnen die Finger zu lassen.
Wenn ihr euch doch selbst an den chemischen Holzschutz wagen wollt, dann solltet ihr auf borsalzhaltige Präparate zurückgreifen. Diese sind für Menschen und Säugetiere zumindest kaum giftig.
Schutz vor holzschädigenden Insekten
Es gibt mehrere holzschädigende Insekten. In der Regel ernähren sich die Larven von Käfern wie Holzwurm oder Hausbock vom toten Splintholz und können auf diese Art sogar Häuser zum Einsturz bringen. Vorbeugend gegen diese Insekten wirken Holzschutzmittel mit Boraten. Borate sind Salze der Borsäure und ein Klassiker unter den Stoffen, die vor Pilzen sowie vor Insekten schützen sollen.
Mehr als 60 Prozent der zugelassenen wasserlöslichen Holzschutzmittel enthalten Borate. Im Holzschutz werden Borsäure, Borax und ein Gemisch der beiden angewandt. Die Wirkstoffe können gegen viele Schädlinge eingesetzt werden – besonders gegen Insekten wirken sie gut. Schädlich sind Borverbindungen allerdings auch für Pflanzen und Wasserlebewesen.
Schutz vor holzschädigender Braunfäule
Der zerstörerischste Braunfäule-Erreger ist der Echte Hausschwamm. Aber auch der Braune Kellerschwamm, der Weiße Porenschwamm und Blättlinge zerstören die Zellulose der Holzsubstanz. Weil Zellulose zu den hellen Bestandteilen des Holzes gehört, bleiben die braunen zurück – das Holz verfärbt sich also dunkler. Ein weiteres Anzeichen für den Befall durch Braunfäule ist der sogenannte Würfelbruch, bei dem das Holz würfelartig einreißt.
Borate aber auch andere Fungizide wirken gegen Braunfäule ebenfalls sehr gut.
Bei der Weißfäule ist es andersherum. Pilze wie Ausgebreiteter Hausporling, Sternsetenpilze oder der Echte Zunderschwamm zerstören das Lignin im Holz – einen dunklen Bestandteil. Zurückbleibt hauptsächlich die helle Zellulose und weißes, faseriges zerstörtes Holz.
Auch gegen Weißfäule helfen Borate und andere Fungizide.
Schutz vor holzschädigender Moderfäule
Moderfäule wird durch Pilze wie den Brandkrustenpilz oder die sogenannten imperfekten Pilze verursacht. Sie kommt besonders bei Holz vor, das dauernd der Feuchtigkeit ausgesetzt ist. Besonders gefährdet ist außerdem Holz, das in ständigem Erdkontakt ist.
Gegen Moderfäule helfen Borate nur bedingt, besonders Kupferverbindungen kommen hier in Frage.
Schutz vor holzverfärbender Bläue
Bläue wird ebenfalls durch Pilze hervorgerufen. Allerdings zerstört sie die das Holz nicht, sondern verfärbt es nur – wie der Name schon sagt – bläulich. Die Tragfähigkeit von Holz wird durch die Bläue nicht beeinträchtigt.
Gegen die Pilze helfen Fluorfolpet, Dichlofluanid, Tolyfluanid, Iodocarb und Carbendazim.
Vorbeugender Holzschutz ohne Biozide
Der Einsatz von Bioziden sollte nur dann erfolgen, wenn alle anderen Maßnahmen nicht ausreichend sind. Deshalb solltet ihr euch gut informieren und auch anderes ausprobieren, bevor ihr auf Holzschutzmittel zurückgreift.
Präparate mit rein physikalischer Wirkung
Neben den chemischen Holzschutzmitteln gibt es Handel zahlreiche Produkte, die das Holz schützen sollen. Sie enthalten aber im Gegensatz zu echten Holzschutzmitteln keine Wirkstoffe, die sich direkt gegen Holzschädlinge richten. Die Produkte werden auch stellenweise als biologische Holzschutzmittel angeboten – ein Begriff, der allerdings nicht geschützt ist.
Sie haben lediglich eine vorbeugende Wirkung und sollen das Holz vor Feuchtigkeitsaufnahme, holzschädigenden Insekten oder Einwirkungen wie UV-Strahlungen oder Schlagregen schützen.
Dazu gibt es Lacke und Lasuren, die an der Holzoberfläche einen Film bilden und nicht ins Holz ziehen. Sie haben häufig UV-Filter, verzögern die Aufnahme von Feuchtigkeit ins Holz oder schützen vor Insekten. Das geschieht, indem entweder die holzeigenen Aerosole überdeckt werden, welche die Insekten anlocken. Andere Holzschutzmittel füllen die Poren des Holzes so auf, dass die Oberfläche für die Insekten nicht mehr als Holz erkannt werden kann.
Holzöle sowie Hartwachsöl hingegen schützen das Holz in erster Linie vor der Aufnahme von Feuchtigkeit, vor Kratzern oder Flecken. Besonders in der Parkettpflege werden sie eingesetzt.
Eine allgemeine bauaufsichtliche Zulassung haben diese Präparate nicht, da ihre Wirksamkeit nicht belegt ist.
Wahl des Holzes und der Holzart
Schon bei der Wahl des Holzes könnt ihr effektiven Schutz vor Schädlingen betreiben. So fressen Holzschädlinge wie Hausbock oder Holzwurm nur Splintholz, also das junge Holz unterhalb des Kambiums. Kernholz ist da weit widerstandsfähiger. Auch für welche Holzart ihr euch entscheidet, ist ein Beitrag zum Schädlingsschutz. So sind Hölzer von Lärche, Eiche, Robinie und Douglasie viel widerstandsfähiger als Fichten- oder Tannenholz.
Holz wird nach der DIN EN 350-2 in verschiedene Dauerhaftigkeitsklassen eingeteilt. Die Tabelle kann ein Anhaltspunkt sein, welches Holz sich für den Bau eignet. Aber Vorsicht: Die Tabelle gilt nur für Kernholz. Splintholz wird allgemein als "nicht dauerhaft" eingestuft. Die natürliche Dauerhaftigkeit ist in erster Linie auf toxische Stoffe, die im Kernholz eingelagert sind, zurückzuführen.
Behandlungen zur Veränderung der chemischen Struktur des Holzes
Pilzen könnt ihr mit technisch getrocknetem Holz vorbeugen. Da Pilze eine Holzfeuchte von mindestens 20 Prozent bevorzugen, sollte die des verbauten Holzes in jedem Fall darunter liegen. Bei einer Hitzebehandlung wird das Holz für mehrere Stunden auf 150 Grad bis 250 Grad Celsius erhitzt, wodurch es seine chemische Struktur ändert. Dadurch kann es nicht mehr so viel Wasser aufnehmen wie zuvor. Auch vor Insekten könnt ihr euch so schützen, weil die Larven – zum Beispiel des Hausbocks – für die optimale Entwicklung auch eine Feuchte von 30 Prozent benötigen.
Für den Außenbereich eignen sich außerdem acetylierte Hölzer. Bei der Acetylierung wird mit Essigsäureanhydrid die Zellwand des Holzes verändert. So nimmt sie wesentlich weniger Wasser auf als unbehandeltes Holz. Acetyliertes Holz wird beispielsweise unter dem Namen Accoya vom Unternehmen Enno Roggemann GmbH vertrieben.
Auf eine chemische Modifikation des Holzes setzt außerdem eine Behandlung mit Furfurylalkohol. Durch die Behandlung wird das Holz besonders gegen Pilze resistent. Aktuell ist furfuryliertes Holz in Deutschland aber noch nicht erhältlich.
Konstruktiver Holzschutz
Schon beim Bau könnt ihr vielen Holzschädlingen vorbeugen. Der konstruktive Holzschutz dient hauptsächlich dem Schutz vor Witterungseinflüssen – also Regenwasser und Staunässe – und dem Schutz vor Pilzen. Aber auch viele Insekten benötigen für ihre Entwicklung eine Mindestfeuchte im Holz, die ihr durch bauliche Maßnahmen vermeiden könnt. Besonders für Hölzer, die senkrecht verbaut werden, lässt sich mit konstruktivem Holzschutz ein sehr langlebiges Produkt erzielen.
Mit konstruktivem Holzschutz könnt ihr häufig den Einsatz von chemischen Holzschutzmitteln vermeiden. Er ist dem Einsatz von Chemie auch immer vorzuziehen. Und das nicht nur aus Umweltschutzgründen und der Gesundheit zuliebe. Wenn der Einsatz chemischer Holzschutzmittel nicht unbedingt notwendig ist, kann er einen Baumangel darstellen.
Tipps für den konstruktiven Holzschutz im Außenbereich:
Ungeschütztes Holz darf nicht das Erdreich berühren. Holzverkleidungen sollten so gebaut werden, dass sie mindestens einen Abstand von 20 Zentimetern zum Erdboden haben.
Holzstützen für Balkone oder Wintergärten sollten auf Stahlschuhen befestigt werden. Nur so könnt ihr den nötigen Bodenabstand und Spritzwasserschutz von 20 bis 30 Zentimetern einhalten.
Überdachungen, Vordächer und große Dachüberstände sind der beste konstruktive Schutz für Holzfassaden, Fenster und andere Holzkonstruktionen gegen Schlagregen.
Tipps für konstruktiven Holzschutz im Innenbereich:
Für Balken und Dachstühle sollte das verwendete Holz auf keinen Fall eine Holzfeuchte von mehr als 18 Prozent haben.
Die Holzfeuchte bei Möbeln, Böden, Wandverkleidungen und Decken sollte unter zwölf Prozent liegen.
Alle tragenden Elemente sollten so verbaut sein, dass sie gut einsehbar oder aber insektendicht verkleidet sind.
Bei tragende Konstruktionen solltet ihr Kernholz verwenden.