Kaufen | News
Grunderwerbsteuer belastet vor allem Verkäufer von Immobilien
Seit 2006 gilt für die Grunderwerbsteuer: Jedes Bundesland kann die Höhe selbst festlegen. Kein Wunder, dass fast alle Länder (außer Bayern und Sachsen) die Steuer seitdem erhöht haben, teilweise sogar mehrfach.
Gerade in Zeiten des Immobilienbooms stellt die Grunderwerbsteuer eine lukrative Einnahmequelle für die Länder da. Denn natürlich gilt: Je teurer die Immobilie, desto höher fällt der Anteil für den Fiskus aus. Alleine 2018 nahmen die Länder so rund 14 Milliarden Euro ein – drei Mal mehr als noch im Jahr 2010.
Gezahlt wird der Betrag von den Immobilienkäufern. Doch die sind offenbar nicht die Leidtragenden der höheren Grunderwerbsteuer, wie das renommierte Ifo-Institut in München jetzt in einer neuen Studie zeigt. Denn das sind die Verkäufer der Eigenheime.
Grunderwerbsteuer verringert Zahlungsbereitschaft
Die Grunderwerbsteuer führe nämlich nicht dazu, dass Immobilienpreise steigen. Im Gegenteil, sie sinken, heißt es in der Studie. Zwar müssten die Käufer die Kosten für die Steuer berappen. Sie würden jedoch gleichzeitig auch von den geringeren Preisen profitieren. "Da die Grunderwerbsteuer von den Käufern einer Immobilie zu zahlen ist, verringert sie deren Zahlungsbereitschaft", sagt iIo-Präsident Clemens Fuest.
Erstaunlich ist, dass der Kaufpreis nicht im Verhältnis zur zusätzlichen Steuerbelastung abnimmt, sondern mehr. Laut Berechnungen des Ifo-Instituts sinken die Immobilienpreise im Schnitt um satte 3,5 Prozent, wenn der Steuersatz um nur einen Prozentpunkt steigt.
Kaufwillige ohne großes Eigenkapital haben kaum Chancen
Die Ökonomen erklären sich das damit, dass bei einem erneuten Verkauf erneut Grunderwerbsteuer anfällt. "Der Preisrückgang einer Immobilie fällt dabei umso größer aus, je kürzer die Haltedauer der Immobilie ist", sagt Fuest. Denn: Je häufiger der Besitzer eines Eigenheims wechselt, desto häufiger falle die Steuer an.
Die höhere Grunderwerbsteuer kann laut der Forscher aber auch dazu führen, dass Kaufwillige ohne großes Eigenkapital auf dem Markt kaum noch Chancen haben. Denn die Kaufnebenkosten werden in der Regel nicht von einem Immobilienkredit gedeckt. Ohnehin haben Käufer ohne ausreichend hohes Eigenkapital aktuell das Nachsehen auf dem Wohnungsmarkt, wie eine IW-Studie im Auftrag von Schwäbisch Hall kürzlich herausfand. Damit begründen die Autoren der Studie auch, dass Immobilienkäufer immer älter werden.
Grunderwerbsteuer rangiert zwischen 3,5 und 6,5 Prozent
Für ihre Untersuchung werteten die Ifo-Ökonomen Daten von knapp 18 Millionen Immobilien aus, die zwischen 2005 und 2018 zum Verkauf standen. Enthalten sind sowohl Eigentumswohnungen als auch Mehr- und Einfamilienhäuser in ganz Deutschland. Die Daten stammen aus Onlineportalen aber auch aus Zeitungen – insgesamt nutzten die Forscher 140 unterschiedliche Quellen.
Der Satz für die Grunderwerbsteuer lag vor 2006 bundesweit bei 3,5 Prozent. Dieser Steuersatz gilt nur noch in Sachsen und Bayern. In den anderen Ländern reicht er von 6,5 Prozent (Brandenburg, Nordrhein-Westfalen, Saarland, Schleswig-Holstein und Thüringen) bis 4,5 Prozent in Hamburg.
Bundesland | Grunderwerbssteuersatz 2021 |
---|---|
Baden-Württemberg | 5,0% |
Bayern | 3,5% |
Berlin | 6,0% |
Brandenburg | 6,5% |
Bremen | 5,0% |
Hamburg | 4,5% |
Hessen | 6,0% |
Mecklenburg-Vorpommern | 6,0% |
Niedersachsen | 5,0% |
Nordrhein-Westfalen | 6,5% |
Rheinland-Pfalz | 5,0% |
Saarland | 6,5% |
Sachsen | 3,5% |
Sachsen-Anhalt | 5,0% |
Schleswig-Holstein | 6,5% |
Thüringen | 6,5% |
Quellen: Studie Ifo-Institut
Wohnglück.de ist ein Service der Impleco GmbH Berlin.