Ein dunkler Fleck an der Wohnzimmerwand? Schimmel im Schlafzimmer? Die Tapete löst sich ab und es muffelt im Flur? Wenn ihr feuchte Wände habt, sollten bei euch die Alarmglocken läuten. Aber warum sind die Wände überhaupt feucht, was könnt ihr dagegen unternehmen und was kostet das?

Was sind die Gründe für feuchte Wände?

Für feuchte Wände kann es viele Gründe geben. Denn Feuchtigkeit kann von allen Seiten, also von oben, von unten, von außen und von innen ins Mauerwerk dringen.

Meist sind es bauliche Mängel, die für feuchte Wände verantwortlich sind. Zum Beispiel eine undichte Balkonabdichtung, eine kaputte Fensterdichtung oder -scheibe, Risse im Mauerwerk, ein kaputter Dachziegel oder defekte Fallrohre, die in der Wand verlaufen.

Falls ihr im Erdgeschoss oder gar im Souterrain wohnt, kann es auch sein, dass eine fehlende oder defekte Kellerabdichtung der Grund für nasse Wände ist.

Oft entsteht Feuchtigkeit an den Wänden auch durch sogenannte Wärmebrücken (umgangssprachlich auch Kältebrücken genannt). Sie treten an Stellen im Haus auf, an denen mehr Wärme nach draußen entweicht als an den umliegenden Bereichen.

Durch den Temperaturunterschied der einzelnen Bauteile kondensiert die Innenluft am kältesten Bereich. Wärmebrücken treten häufig an Rolllädenkästen, Fensterrahmen und -stürzen, Heizkörpernischen oder Balkonen auf. Oft ist der Auslöser die falsche oder fehlende Dämmung von Gebäudeteilen.

Achtung: Beim Erneuern der Fenster sollet ihr darauf achten, dass hier keine Wärmebrücken entstehen. Gerade bei Altbauten isolieren moderne dreifachverglaste Fenster meist besser als die umliegenden Wände. Achtet also auf eine korrekte Dämmung des Rahmens und der Bauteile des Fensters, die mit dem Mauerwerk verbunden sind.

Wenn Feuchtigkeit von unten ins Mauerwerk eindringt

Ein Sonderfall ist Feuchtigkeit, die von unten ins Mauerwerk eindringt. Normalerweise sollte eine Horizontalsperre (Horizontalabdichtung) dies verhindern. Doch gerade bei Bestands- und Altbauten ist diese Abdichtung häufig nicht mehr funktionsfähig oder fehlt ganz. Und ohne die Sperre kann das Wasser im Mauerwerk durch die Kapillarwirkung nach oben gelangen.

Bei Wänden, die unter der Erdoberfläche liegen, kann auch Sickerwasser und eine fehlende oder defekte Außenwandabdichtung Ursache für feuchte Wände sein. Hier hilft eine sogenannte Vertikalsperre oder Vertikalabdichtung, die entweder von außen oder innen gesetzt werden kann. Das Gleiche gilt für Hangwasser.

Wenn ihr erfahren wollt, wie ihr die Feuchtigkeit von unten bekämpfen könnt, dann lest hierzu unseren Artikel "Keller abdichten: So legt ihr das Untergeschoss bei feuchten Wänden trocken".

Schimmel an der Wand
Wärmebrücke: Das warme Heizungsrohr ist unter Putz nicht isoliert. An der darüber liegenden, kälteren Wand kondensiert das Wasser.

Wie messe ich die Feuchtigkeit in feuchten Wänden?

Sind nasse Flecken sichtbar, dann ist es meist schon zu spät. Wie kann ich vielleicht im Vorfeld schon herausfinden, ob meine Wand feucht ist? Es gibt direkte und indirekte Methoden, um die Feuchtigkeit in einer Wand zu messen.

Indirekte Feuchtigkeitsmessung

Hier gibt es hauptsächlich zwei Verfahren, um die Feuchtigkeit in der Wand zu messen:

  • die kapazitive Methode
  • das hygrometrische Verfahren

Ein kapazitiver Feuchtigkeitsmesser misst – sehr vereinfacht ausgedrückt – durch Anlegen einer kleinen Spannung die Leitfähigkeit des Materials. Da Wasser ein sehr guter elektrischer Leiter ist, kann das Gerät so anhand der Restelektrizität die Feuchtigkeit bestimmen.

Die kapazitive Methode ist vollständig zerstörungsfrei und ermöglicht die Messung bis zu einer Tiefe von etwa drei Zentimetern. Der Messwert wird meist in Prozent dargestellt, liefert für Laien allerdings nur einen groben Anhaltspunkt. 

Denn die Messwerte können durch im Baustoff vorhandene Salze oder Metalle verfälscht werden. Zudem ist eine Wand meist aus unterschiedlichen Materialien gebaut – angefangen von Papiertapete über den Putz bis hin zum Mauerwerk.

Die kapazitiven Feuchtigkeitsmesser geben daher nur beschränkt Auskunft, ob die Feuchtigkeit lediglich oberflächlich oder schon etwas tiefer in die Wand eingedrungen ist oder ob sie vielleicht von außen kommt.

Einfache Geräte gibt es bereits ab etwa 17 Euro zu kaufen. Bessere Geräte mit etwas mehr Funktionen kosten um die 100 Euro.

Beim hygrometrischen Verfahren wird mit einem speziellen Messfühler in einem luftdichten Bereich im Bauteil (also beispielsweise in der Wand durch eine kleine Bohrung) die relative Luftfeuchte in Relation zur Innenraumluft gemessen.

Ist die Luftfeuchte deutlich höher im Vergleich zur Innenraumluft, dann ist Feuchtigkeit im Baustoff wahrscheinlich. Aber auch diese Interpretation ist für nicht Sachkundige schwierig, da einzelne Baustoffe ganz unterschiedliche natürliche Feuchtigkeitswerte aufweisen können.

Direkte Feuchtigkeitsmessung

Beim direkten Verfahren zur Messung der Feuchtigkeit in Wänden, der Calciumcarbid-Methode, wird eine kleine Baustoffprobe – zwischen zehn und 50 Gramm – aus dem Bauteil genommen. Die Probe wird zerkleinert und in eine Druckflasche gegeben. 

In ihr wird Calciumcarbid mit dem potenziell feuchten Baustoff vermischt. Dabei entsteht Acetylengas und diesen Druck kann man über ein Manometer als Prozentwert ablesen.

Ein Messgerät für Feuchtigkeit
Mit solchen einfachen Messgeräten lässt sich die Wandfeuchtigkeit bis in etwa drei Zentimeter Tiefe messen.

Ab wann ist meine Wand zu feucht?

Die alles entscheidende Frage: Ab wann ist meine Wand überhaupt zu feucht? Tja, und jetzt wird's kompliziert. Denn die Baufeuchtigkeit hängt nicht nur von der Wassermenge ab, die durch einen eventuellen Schaden oder einen Baumangel in der Wand steckt. 

Es kommt beim getesteten Material auch noch auf verschiedene Faktoren an, wie: 

  • Wärmekapazität
  • Wärmeleitfähigkeit
  • Wasserdampf-Diffusionswiderstand
  • hygroskopische Eigenschaften (Wasseraufnahme/-abgabe)

Dazu kommt noch der natürliche Feuchtigkeitsgehalt des Baustoffes und die umgebungsbedingte Eigenfeuchte hinzu. Das Gleichgewicht aus diesen Faktoren ergibt den praktischen Feuchtegehalt eines Materials. Das ist also die Feuchte, die der Baustoff nach längerer Lagerung in einem Raum mit konstanter relativer Feuchte und konstanter Temperatur hat.

Dazu gibt es dann sogenannte Baufeuchtigkeitstabellen, die den Baustoffen gewisse Werte zuschreiben. Zudem gibt es noch Tabellen, welche die hygroskopische Ausgleichsfeuchte bestimmen helfen. Auch die Ausgleichsfeuchte wird von den Experten für die Messung von Feuchtegehalten genutzt.

Als Laie die korrekte Baufeuchtigkeit zu bestimmen, ist also praktisch unmöglich. Aber was tun? Immerhin liefert euch das kapazitive Verfahren grobe Anhaltspunkte. 

Wenn das Gerät zwischen 80 und 100 Prozent anzeigt, könnt ihr euch relativ sicher sein, dass eure Wände wirklich von innen feucht sind, und einen Fachmann rufen. Wenn ihr euch unsicher seid, ob und welchen Handwerker ihr wählen solltet, könnt ihr euch auch unseren Baumängel-Check durchführen.

Wie bekomme ich feuchte Wände innen wieder trocken?

Wenn ihr ausschließen könnt beziehungsweise der Experte festgestellt hat, dass die Nässe nicht oder nicht mehr von außen kommt, dann bieten sich unterschiedliche Methoden an, die Feuchtigkeit wieder aus einer Wand herauszubekommen.

Bei der Feuchtigkeit von innen führt meist zu wenig Luftaustausch, zu seltenes Lüften oder der Temperaturunterschied zwischen Keller und Erdgeschoß im Sommer zu Kondenswasser an den Wänden.

Bei der Beseitigung von Feuchtigkeit von innen helfen meist schon die Grundregeln des Lüftens, um für eine wesentliche Verbesserung zu sorgen. Alternativ könnt ihr darüber nachdenken, eine dezentrale Lüftungsanlage einzubauen. Falls über viele Jahre Feuchtigkeit den Wänden zugesetzt hat oder ihr feststellt, dass der Putz feucht ist, können verschiedene Trocknungsverfahren helfen.

Der Klassiker ist sicherlich das Trocknen mit einem Kondensationstrockner oder auch Bautrockner. Das Wirkprinzip ist einfach: Der Trockner entzieht der Raumluft kontinuierlich Feuchtigkeit und sammelt diese in einem extra Behälter. 

Die trockene Innenluft entzieht dann den Wänden die Feuchtigkeit, bis diese trocken genug sind. Diese Trocknungsmethode dauert allerdings recht lang und hat den Nachteil, dass sie nur dann effizient funktioniert, wenn die Räume geschlossen sind.

Bei einer häufiger erhöhten Luftfeuchtigkeit, bei der ihr die Ursache kennt (beispielsweise durch Wäschetrocknen in der Wohnung), helfen oftmals auch einfache Luftentfeuchter. Diese nehmen die anfallende Feuchtigkeit direkt auf.

Bautrockner mit Gebläse
Ein Bautrockner (hier mit Gebläse) die Klassiker-Lösung, um feuchte Wände wieder trocken zu bekommen.

Infrarottrockung als interessante Alternative

Eine weitere Methode zur Trocknung von nassen Wänden innen ist die sogenannte Infrarottrocknung. Im Gegensatz zur herkömmlichen Trocknungstechnik (warme Luft wird durch Trockner und Ventilatoren auf die Oberflächen geleitet) dringt die Infrarotstrahlung tief in das Mauerwerk ein und wandelt sich dort in Wärme um. Die Wand wird also von innen erwärmt.

Die Feuchtigkeit tritt dadurch in vielen Fällen schneller aus als bei der herkömmlichen Trocknung mit Kondensationstrocknern. Vollgipswände, Porenbetonsteine oder dickes Mauerwerk werden mit diesem Verfahren in wesentlich kürzerer Zeit trocken.

Die Vorteile des Systems sind vielfältig: Die Infrarotkollektoren sind geräuschlos und entwickeln eine Strahlungstemperatur von etwa 70 bis 90 Grad Celsius. Sie können somit relativ nahe an die Wand herangebracht werden, ohne dass Verbrennungsgefahr besteht. 

Zudem erwärmen sie nur die bestrahlte Fläche und nicht die Luft im Raum. Daher kann man diese Technik auch in großen Räumen anwenden oder sogar dabei die Fenster und Türen öffnen.

Was kostet mich die Trocknung einer feuchten Wand?

Auch bei den Kosten gilt: So vielfältig wie die Ursachen und die Beseitigungsmöglichkeiten sind, so unterschiedlich hoch sind auch die möglichen Kosten, die anfallen können.

Nur bei den kapazitiven Messgeräten ist es recht einfach, die Kosten zu nennen: Zwischen 17 Euro und 150 Euro sind für die Messgeräte zu investieren. Ein kleiner Zusatznutzen: Mit ihnen lässt sich auch hervorragend die Restfeuchte im Brennholz messen.

Wenn es um bauliche Maßnahmen geht, kann niemand die Kosten seriös vorhersagen. Bei umfangreichen Sanierungsmaßnahmen wie einer Dacherneuerung oder einer kompletten Kellerabdichtung kann es schnell in niedrige bis mittlere fünfstellige Eurobeträge schnellen. Bei kleineren Reparaturen wie etwa einer kaputten Fensterdichtung reichen dagegen bereits zehn bis 50 Euro aus.

Fazit: Feuchte Wände – was tun?

Wenn ihr feuchte Wände in der Wohnung habt, holt euch auf jeden Fall Rat vom Fachmann, zum Beispiel im Rahmen eines Baumängel-Checks. Eventuell ist ein Baumangel für die Feuchtigkeit verantwortlich. Diesen genau zu bestimmen ist nicht immer leicht, vor allem wenn der Ort des möglichen Mangels unzugänglich ist.

Feuchtigkeitsmesser können helfen, einen ersten Eindruck zu bekommen, lassen aber keine genauere Analyse bei nassen Wänden zu. Und in vielen Fällen hilft bereits richtiges und regelmäßiges Lüften gegen Kondensationsfeuchtigkeit.

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