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Zellulosedämmung: Alles übers Dämmen mit Zellulose

Portrait von Katharina Schneider
Katharina Schneider


Zellulose ist unter den ökologischen Dämmstoffen der König: Zellulosedämmung hat hier einen Marktanteil von über 30 Prozent. Kein Wunder, denn sie punktet mit guter Ökobilanz, vielseitiger Anwendung und sehr fairen Kosten.

  1. Zellulose als Dämmstoff
  2. Herstellung von Zellulose-Dämmungen
  3. Nachhaltigkeit von Zellulose-Dämmungen
  4. Woher ihr Zellulosedämmung bekommt
  5. Preis und Kosten von Zellulosedämmung
  6. Vorteile und Nachteile von Zellulose als Dämmstoff
  7. Fazit zur Zellulosedämmung

Unter den Ökodämmstoffen liegt Zellulose beim Marktanteil ganz klar vorn: 32 Prozent gehören hier dem Recyclingprodukt. Denn Zellulosedämmungen werden aus Altpapier hergestellt, das in privaten Haushalten, Unternehmen, Druckereien oder Verlagen anfällt.

Das erste Patent zur Herstellung von Dämmstoffen aus Zellulose ist übrigens schon über 100 Jahre alt und wurde in England angemeldet. Besonders weit verbreitet ist der Dämmstoff nicht nur dort, sondern auch in Skandinavien und Nordamerika.

Zellulose-Dämmungen bieten nicht nur besonders gute Dämmeigenschaften, sondern sind auch aus ökologischer Sicht zu empfehlen. Wir klären im Folgenden die wichtigsten Fragen ums Dämmen mit Zellulose.

Kennzahl Zellulosedämmung
Wärmeleitfähigkeit in W/(mK) Einblasdämmstoff: 0,038 bis 0,040, Platten: 0,042
Wasserdampfdiffusionswiderstand Einblasdämmstoff: 1 bis 2, Platten: 2 bis 3
Baustoffklasse (Brandschutz) nach DIN 4102-1 und EN 13501-1 B2 bis B1 (DIN) und B-s2, d0 bis C-s2, d0 (EN)
Rohdichte in kg/m3 Einblasdämmstoff: 28 bis 65, Platten: 70 bis 145
spezifische Wärmekapazität in J/(kgK) Einblasdämmstoff: 2.100 bis 2.544, Platten: 2.000
Kosten Einblasdämmstoff: ca. 10 Euro pro m2, Platten: 35 bis 40 Euro pro m2

Zellulose als Dämmstoff

Zellulosedämmungen sind im Vergleich mit anderen natürlichen Dämmstoffen wie Hanf oder Flachs weit verbreitet und äußerst flexibel einsetzbar.

Einsatzgebiete von Zellulose als Dämmstoff

  • Zelluloseplatten eignen sich für die Dämmung von Dächern auf und zwischen den Sparren. Ihr könnt sie auch für Innenwände und bei Gebäuden in Holzrahmen- oder Holztafelbauweise für die Fassade verwenden.
  • Lose Zellulose könnt ihr als Einblasdämmstoff für die Zwischensparrendämmung des Dachs aber auch für die Fassade sowie für die hinterlüftete Fassade verwenden. Beim Einblasen verdichten sich die losen Flocken so lange, bis sich ein fugenloser Block bildet, der den Hohlraum komplett ausfüllt. Das Einblasen dürfen jedoch nur Profis mit den richtigen Maschinen durchführen, weil sehr viel Feinstaub entsteht.
  • Zellulose ist auch als Schüttmaterial erhältlich. Das eignet sich zum Dämmen von Fußböden und Geschossdecken. Zu unterscheiden sind hier druckbelastbare und nicht druckbelastbare Schüttdämmungen. An sich ist Zellulose kein Dämmstoff, der hohem Druck gut standhält. Doch es gibt spezielle Dämmpellets aus Zellulose. Die haben ein deutlich höheres Schüttgewicht als die bloßen Zellulose-Flocken und ermöglichen so eine höhere Druckbelastung.
  • Zellulose kann man außerdem aufsprühen. Dieses Verfahren eignet sich zur Dämmung der Kellerdecke oder für Innen- und Außenwände. Dazu wird das Zellulose-Dämmmaterial befeuchtet. Durch diese Prozess wird das Lignin, ein holzeigener Klebstoff, aktiviert und die Zellulose kann in Lagen auf geeignete Flächen aufgetragen werden. Besonders Rundungen im Gebäude könnt ihr mit diesem Verfahren gut bearbeiten.
  • Zellulose-Dämmstoffe dürfen nicht in Bereichen eingesetzt werden, wo sie mit Wasser in Berührung kommen können. Als Perimeterdämmung ist Zellulose daher nicht geeignet. Auch wegen dem Feuchteverhalten wird der Dämmstoff nur in Verbindung mit anderen Baustoffen, die ihn umschließen, verwendet. Das können Holz oder Gipsplatten sein.

Dach wird mit Zellulose gedämmt
Zellulose eignet sich für sehr viele Arten der Dämmung.

Wärmeleitfähigkeit von Zellulosedämmung

Die Wärmeleitfähigkeit von Zellulose-Dämmstoffen liegt zwischen 0,038 und 0,042 Watt pro Meter und Kelvin. Die Dämmstoffe bieten damit einen guten Schutz vor Kälte. Zellulose ist außerdem ein guter Wärmespeicher und bietet somit einen guten sommerlichen Hitzeschutz.

Weil Zellulose schon recht lange als Dämmstoff eingesetzt wird, sind seine Eigenschaften auch entsprechend gut erforscht. So kommt zum Beispiel die Universität von Colorado zu dem Ergebnis, dass zellulosegedämmte Gebäude eine deutlich bessere Dämmwirkung haben als Gebäude mit Mineralfaserdämmung – obwohl der rechnerische Wärmebedarf gleich ist.

Stapel von Altpapier
Das Rohmaterial für die Dämmstoffe ist Altpapier, das in Haushalten und Unternehmen anfällt.

Guter Schallschutz mit Zellulosedämmung

Zellulose-Dämmungen bieten einen guten Schallschutz. Das liegt an der voluminösen Struktur der Flocken, die den Schall gut dämmt.

Feuchteschutz: Zellulose darf nicht nass werden

Die Dämmung mit Zellulose ist diffusionsoffen. Sie nimmt Feuchtigkeit auf, speichert sie für eine gewisse Zeit und gibt sie dann wieder ab. Nass werden darf die Zellulosedämmung aber nicht, sonst droht Schimmel. Die Zugabe von Salzen als Brandschutzmittel schützt gleichzeitig vor Schimmel.

Brandschutz: Nur durch Zusätze

Dem Rohmaterial muss für den Brandschutz Borsalz beigegeben werden. Fertige Dämmstoffe aus Zellulose haben gemäß DIN 4102-1 die Baustoffklasse B2, nach der europäischen Norm EN 13501-1 die Klasse E und gelten damit als normal entflammbar.

Herstellung von Zellulose-Dämmungen

Als Rohmaterial für Dämmstoffe aus Zellulose dient zerfasertes Altpapier. Zu dem Papier wird in der Regel rund acht Prozent Borsalz als Brandschutz und zum Schutz vor Ungeziefer und Schädlingen gegeben.

Zunächst wird die Zellulose in einem Hacker mechanisch zerkleinert. Mit Mühlen werden anschließend die Fasern aufgeschlossen. Nachdem das Material vom Staub befreit worden ist, kann man es als losen Dämmstoff verwenden.

Zellulose findet seine Verwendung meist in loser Form als Einblasdämmstoff aber aus dem Altpapier lassen sich auch Dämmplatten herstellen. Dazu werden Bindemittel oder Stützfasern verwendet, die dann mit der Hilfe von Wasserdampf mit den Zellulose-Fasern zu Matten gepresst werden. Diese kann man nach dem Trocknen schneiden.

Große Säulen mit geschneidertem Altpapier
Für die Herstellung der Dämmstoffe wird das Altpapier zunächst zerkleinert.

Nachhaltigkeit von Zellulose-Dämmungen

Dämmstoffe aus Zellulose bestehen zum Großteil aus Altpapier – also aus einem Recycling-Produkt. Daher ist der Primärenergieeinsatz recht gering. Auch das Verfahren zum Herstellen der Dämmstoffe benötigt nicht viel Energie.

Auch weite Transportwege des Rohstoffs fallen bei Zellulose-Dämmungen weg – Altpapier fällt schließlich überall an. Positiv für die Öko-Bilanz ist auch, dass es sich um ein Recyclingprodukt handelt, das schon seinen zweiten Lebenszyklus erlebt. Die Entsorgung ist allerdings nicht ganz problemlos. Aufgrund der chemischen Zusatzstoffe lassen sich Dämmstoffe aus Zellulose nicht kompostieren. Eine erneute Verwendung oder die Deponierung kommen aber in Frage.

Woher ihr Zellulosedämmung bekommt

Dämmstoffe aus Zellulose sind weit verbreitet und gut etabliert. Ihr könnt sie teilweise auch im normalen Baumarkt oder beim Naturbauhändler bekommen. Allerdings muss ein Fachmann die Zellulose einblasen, da die Feinstaubbelastung sehr hoch ist. Deshalb solltet ihr euch mit einem Experten in Verbindung setzen, bevor ihr den Dämmstoff kauft.

Es gibt eine Reihe von Herstellern für Zellulosedämmung, die auch eine breite Produktpalette anbieten. Große Hersteller von Dämmprodukten aus Zellulose sind Ecofibre, Thermofloc oder Steico. Angebote könnt ihr direkt über die Webseite der Hersteller bekommen.

Auch Online-Shops wie Baunativ bieten Zellulosedämmung an.

Preis und Kosten von Zellulosedämmung

Zellulose ist ein vergleichsweise günstiger Dämmstoff und im Preis mit konventionellen Dämmstoffen vergleichbar. Für lose Zellulose-Flocken für die Einblasdämmung ist mit rund zehn Euro pro Quadratmeter zu rechnen. Dämmplatten kosten rund 38 Euro pro Quadratmeter.

Hinzu kommen die Kosten für den Einbau. Den solltet ihr wegen der Gefahr für die Gesundheit durch Feinstaub unbedingt von einem Fachmann durchführen lassen.

Vorteile und Nachteile von Zellulose als Dämmstoff

Zellulosedämmung hat viele Vorteile:

  • sehr gute Dämmeigenschaften und sehr guter Schutz vor sommerlicher Hitze
  • Feuchtigkeitsregulierend
  • Guter Schallschutz
  • Recyclingprodukt
  • energiearme Herstellung
  • günstiger Preis

Einige Nachteile bringt aber auch Zellulose als Dämmstoff mit:

  • Zusatzstoffe für Schutz vor Brand, Schädlingen und Schimmel sind notwendig
  • beschränkte Einsatzmöglichkeiten
  • nicht kompostierbar

Fazit zur Zellulosedämmung

"Zellulose ist ein idealer Dämmstoff, gerade für großflächige Anwendungen", sagt René Görnhardt von der Fachagentur für Nachwachsende Rohstoffe. "Der Dämmstoff kann geschüttet oder eingeblasen werden, wodurch sich die Arbeitsabläufe auf der Baustelle vereinfachen lassen."

Auch bei den Kosten punktet Zellulosedämmung. Die Produkte liegen auf dem Preisniveau konventioneller Dämmstoffen. Problematisch ist allerdings, dass die Produkte nicht kompostierbar sind. "Auf Grund der brandschutztechnischen Vorgaben werden immer noch eine Reihe von Zusätzen auch bei der Zellulose verwendet", sagt Görnhardt. Ansonsten ist der Dämmstoff aber sehr nachhaltig, da das Rohmaterial Papier hier seinen zweiten Lebenszyklus erfährt.

Welcher ökologische Dämmstoff für euer Projekt der richtige ist, könnt ihr in unserem großen Vergleich natürlicher Dämmstoffe nachlesen.

Und hier berichten wir über ein ungewöhnliches Energiehaus, das mit Zellulose gedämmt wurde:

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