Für nachhaltige, ökologische Tiny Houses bietet sich Hanfkalk als Baumaterial an. Deshalb entstehen in Deutschland nun auch "Tiny Hemp Houses". Wir stellen euch zwei Minihäuser aus Hanf vor.
Lediglich für ein "Tiny House on Wheels" ist Hanfkalk weniger geeignet, da eine gewisse Wandstärke notwendig ist und das Haus letztlich mehr als die erlaubten 3,5 Tonnen wiegt. Tiny Houses mit Rädern können jedoch umweltfreundlich mit Hanfwolle gedämmt werden.
Hanfingenieur Henrik Pauly hat in Zusammenarbeit mit der solidarischen Bauwirtschaft kürzlich in Oberkrämer in der Nähe von Berlin ein Tiny Hemp House gebaut. Und auch Reinhold Straub von der Firma Hanf und Kalk hat im Unterallgäu ein Tiny House aus Hanfkalk errichtet.
Diese beiden ökologischen Tiny-House-Projekte stellen wir euch folgend vor.
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Tiny Hemp House in Oberkrämer
Die Pläne für das Tiny Hemp House, das Henrik Pauly für eine Bauherrin in der Nähe von Berlin in weniger als drei Wochen errichtet hat, stammen von Klemens Jakob, der selbst in einem Tiny House lebt und Gründer des Unternehmens "Ownworld" ist. Es handelt sich dabei um ein Ownhome aus Hanfkalk. Die Bauherrin wollte möglichst ökologisch, schadstofffrei, plastikfrei und metallarm bauen – da bot sich der ökologische Baustoff an.
Das 27 Quadratmeter große Tiny mit den abgerundeten Ecken steht auf Schraubfundamenten in einem Ferienhausgebiet. Die tragende Konstruktion besteht aus einem Holzständerwerk. Auf der Innenseite der Holzständer hat Pauly Leichtbauplatten aus Holzwolle als sogenannte "verlorene Schalung" montiert. Diese dienen gleichzeitig als Putzträger für den Lehmputz, mit dem die Innenwände verputzt wurden.
Hanf, Kalk und Wasser haben die Bauarbeiter dann direkt auf der Baustelle zu Hanfkalk angemischt und in der Schalung von Hand zu 18 Zentimeter dicken Wänden festgestampft. Auch die einzige Innenwand besteht aus Hanfkalk. Das Dach und der Boden sind dagegen mit Jute gedämmt.
Abgerundete Ecken und kunstvoll gestaltete Innenwände
Ein Highlight des Tiny Hemp House sind die abgerundeten Ecken. Sie verleihen dem Tiny House nicht nur eine natürliche Optik. Sie haben auch zwei große bauphysikalische Vorteile: Während eine klassische, 90-Grad-Außenecke eine konstruktive Wärmebrücke darstellt, verbessert sich durch eine Abrundung der Dämmwert erheblich. Es bildet sich auch kein Schimmel, da die Raumluft durch die Rundungen gut an der Wand entlang strömen und von ihr aufgenommen werden kann. So bleiben die Wände trocken.
Interessant an dem Tiny-House-Projekt ist auch die kunstvolle Gestaltung der Innenwand aus Hanfkalk. Der Hanfkalk wurde dazu mit natürlichen Pigmenten abgetönt und lagenweise eingebracht. So ist eine künstlerische Wand mit verschiedenen Farbschattierungen entstanden.
Zudem wurden jeweils zwei in der Mitte zusammengeklebte Glasflaschenhälften in die Wand eingearbeitet, um durch einfallendes Sonnenlicht eindrucksvolle Effekte zu erzielen. Wie das Ganze genau funktioniert, könnt ihr euch in folgendem Video ansehen:
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Das Tiny Hemp House wurde nach einigen Wochen Trockenzeit anschließend mit natürlichem Kalkputz verputzt.
Pauly sagt, dass die Materialkosten für den Hanfkalk bei rund 3.500 Euro lagen. Hätte man die Außenwand als klassischen Holzrahmenbau (Holzplatten, Zwischensparrendämmung und Holzweichfaserdämmung) gebaut, hätten die Materialkosten mit über 5.000 Euro zu Buche geschlagen.
Die Lösung mit Hanfkalk war also nicht nur günstiger, sondern auch ökologischer, da Hanfkalk im Gegensatz zu dem anderen Wandaufbau frei von Formaldehyd, Polymeren und anderen Klebstoffen ist.
Tiny Hemp House von Reinhold Straub
Hanfkalk-Experte Reinhold Straub hat sich ebenfalls ein Tiny House aus Hanfkalk gebaut. Die Bauarbeiten hat er auf Instagram dokumentiert.
Er hat das Minihäuschen auf einer gebrauchten Wechselbrücken-Plattform für Lkw und Container errichtet, die es bei jeder größeren Spedition für relativ wenig Geld zu kaufen gibt. Das Tiny Hemp House war von Anfang an als stationäres Mobilheim gedacht. Für einen möglichen Ortswechsel sollte jedoch ein einfacher und unkomplizierter Transport möglich sein.
In seinem Fall hat die Wechselbrücken-Plattform eine Länge von 7,5 Metern und eine Breite von 2,5 Metern. Bei einer Ladehöhe von etwa 1,30 Metern ergibt sich bei einer maximalen Gesamthöhe von vier Metern eine Aufbauhöhe von 2,70 Metern. Deshalb hat Straubs Tiny House kein zweites Halbgeschoss, sondern es befindet sich alles auf einer Ebene.
Es wurde für einen Ein-Personen-Haushalt geplant und ermöglicht einen völlig unabhängigen Alltag: Eine Küche ist ebenso vorhanden wie eine Waschmaschine, Dusche und Trenntoilette. Außerdem gibt es einen Wohn- und einen Schlafbereich. Energieautarkie hat Straub nicht angestrebt, um Kosten zu sparen. Daher verfügt das Häuschen über einen Stromanschluss, einen Kaltwasseranschluss und eine Abwasserleitung.
Hanfkalk und Lärche als nachhaltige Materialien
Die Außenhülle, also die Wände, der Boden und das Dach des winzigen Häuschens, besteht aus zehn Zentimeter dickem Hanfkalk, der von Hand gestampft wurde. Der Baukörper wird durch ein Holzständergerüst getragen. Nach außen hin wird die Hanfkalk-Wand durch eine direkt anliegende Holzschalung aus Lärche vor Wind und Wetter geschützt. Nach innen hat Reinhold Straub die Hanfkalkwand mit Lehm und Kalkputz verputzt. Im Schlafbereich hat er noch eine Holzvertäfelung angebracht.
Im Innenbereich des Tiny Houses gibt es noch Trennwände, die massiv aus 40 Millimeter starken Lärchenholzdielen geschreinert und zwischen Rohfußboden und Holzdecke geschraubt sind. Der Fußboden ist aus Nut-und-Feder-Dielen aus Lärche, die der Bauherr weiß gelaugt hat.