Um Tiny Houses gibt es gerade einen regelrechten Hype. Viele Fans des Lebens auf kleinstem Raum wollen ökologischer und nachhaltiger wohnen. Doch sind Tiny Houses wirklich so nachhaltig wie ihr Ruf?
Peter Lustig aus der Kindersendung "Löwenzahn" war seiner Zeit voraus: Bereits in den 1980er Jahren wohnte er in einem winzigen blauen Haus auf Rädern – heute würde man sein Heim als "Tiny House" bezeichnen. Aber wie wäre es bei seinem Bauwagen um die Nachhaltigkeit bestellt gewesen?
Aber ist dem wirklich so? Tiny House und Nachhaltigkeit – passt das wirklich zusammen? Wir nennen die ökologischen Vorteile und Nachteile der kleinen Häuser – und wagen uns schließlich an ein Fazit.
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Ökologische Vorteile von Tiny Houses
Einige ökologische Vorteile von Tiny Houses sind offensichtlich: Die CO2-Emissionen sind geringer, man vermeidet Flächenfraß und lebt insgesamt nachhaltiger und bewusster.
1. Weniger C02-Emissionen
Grundsätzlich gilt: Je weniger Wohnfläche jemand bewohnt, desto geringer sind seine CO2-Emissionen. Der Wohnraum pro Kopf liegt in Deutschland im Schnitt bei 46,5 Quadratmetern. Gebäude verursachen knapp ein Drittel aller CO2-Emissionen. Tiny Houses beschränken sich auf das Wesentliche und nutzen den vorhandenen Platz effizient – damit kommen sie meist mit einer Wohnfläche von unter 20 Quadratmetern aus.
Je kleiner die Wohnfläche, desto weniger Ressourcen werden für Bau und Betrieb benötigt. Ein zweites Badezimmer, ein riesiger Dachboden – herkömmliche Einfamilienhäuser verfügen oft über unnötige Wohnfläche, die Instand gehalten und beheizt werden muss. Das kostet nicht nur Geld und Zeit, sondern verursacht auch zusätzliche Emissionen.
Laut einer Studie der New Yorker Saint John’s Universität lassen sich die CO2-Emissionen einer Immobilie durch die Halbierung der Wohnfläche während ihres Lebenszyklus um 36 Prozent reduzieren.
2. Tiny Houses sparen Flächen
Flächen sparen die winzigen Häuser sowieso – man kann sie dort aufstellen, wo für den Neubau konventioneller Immobilien zu wenig Platz ist. Sogar Flachdächer können als Bauplatz dienen.
Zur Nachhaltigkeit trägt auch bei, dass Tiny Houses auf Rädern gebaut sind – Flächen werden dafür nicht versiegelt. Und wenn die Lebensumstände einen Ortswechsel erfordern, dann nimmt man sein Eigenheim einfach mit.
3. Recycelte und ökologische Materialien
Es gibt viele Anbieter, die Tiny Houses aus recycelten Materialien bauen oder ökologische Baustoffe verwenden. Die sind oft teurer als herkömmliche Baustoffe, aber der höhere Preis fällt wegen der geringen Größe nicht so ins Gewicht wie bei normalen Einfamilienhäusern.
4. Tiny Houses sind oft autark
Eine Idee des Tiny House Movements ist auch, dass die Häuser möglichst autark sind. Manche sammeln Regenwasser, andere haben Solarzellen fürs Warmwasser und eine Photovoltaik-Anlage für die Stromerzeugung auf dem Dach.
Und häufig ist eine Komposttoilette eingebaut. Diese verbraucht anders als normale Toiletten kein Wasser. Ein vollständig autarkes Leben im Tiny House ist also wohl das Maximum an Nachhaltigkeit.
5. Weniger Platz gleich weniger Konsum
Wer wenig Platz hat, konsumiert weniger. Kaya Schomas, die zusammen mit ihrem Mann Marco in Niedersachen ein Tiny House gebaut hat und darin lebt, sagt: "Ich brauche keine Weite, die man zumüllen kann, wo sich ganz viele Sachen sammeln können."
Tiny House-Bewohner konsumieren zwangsläufig weniger und bewusster – und hinterlassen damit einen kleineren ökologischen Fußabdruck.
Ökologische Nachteile von Tiny Houses
Vieles spricht dafür, dass Tiny Houses wirklich nachhaltiger sind als herkömmliche Immobilien. Allerdings solltet ihr genau hinschauen, denn Tiny Houses haben auch ein paar ökologische Nachteile.
1. Kein Energieausweis
Für Häuser, die weniger als 50 Quadratmeter Nutzfläche haben, gilt weder die Energieeinsparverordnung noch das Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz. Deshalb müssen Hersteller von Klein-Häusern keinen Energieausweis ausstellen.
Wer aus ökologischen Gründen in ein Tiny House ziehen will, sollte deshalb selbst prüfen, wie energiesparend das Haus ist.
2. Schlechte Dämmung, hohe Heizkosten
Klein heißt nicht automatisch sparsam. Viele Tiny Houses haben bautechnisch – sie sollen möglichst leicht sein und dicke Wände würden zulasten der Wohnfläche gehen – dünne Außenwände sowie Fußböden und Decken, die nicht ausreichend gedämmt sind, wenn herkömmliche Materialien verwendet werden. Die Folge: hohe Heizkosten.
Ein Passivhaus beispielsweise kann trotz größerer Wohnfläche weniger Energie verbrauchen als ein Tiny House. Nur wenn Dämmung, Lage und Baumaterial vergleichbar sind, wird der Energiebedarf des Minihauses geringer ausfallen als der eines großen Hauses.
3. Nicht barrierefrei
Zudem sind die wenigsten Tiny Houses barrierefrei – der Schlafbereich ist oft nur über Treppen oder Leitern zugänglich. Deshalb ist diese Form des Wohnens für ältere Menschen weniger geeignet, sie müssen dann meist wieder in eine konventionelle Wohnung ziehen. Und häufiges Umziehen bedeutet auch weniger Nachhaltigkeit.
4. Tiny Houses sind oft Zweitimmobilien
Und wenn das Tiny House nicht als Hauptwohnsitz dient, sondern wie vermutlich von vielen Fans als Ferien- oder Wochenendhaus genutzt wird, fällt die Ökobilanz natürlich negativ aus. Schließlich werden so zusätzliche Ressourcen verbraucht und die Nachhaltigkeit ist dahin.
Tiny House und Nachhaltigkeit: Unser Fazit
Tiny Houses haben viele ökologische Vorteile und sind häufig nachhaltiger als herkömmliche Immobilien – das liegt aber oft auch an der Lebensweise und Einstellung der Zielgruppe. Wer sich für ein reduziertes Leben entscheidet, lebt eben oft auch nachhaltiger und bewusster.
Allerdings solltet ihr bei den Mini-Häusern genau hinsehen: Ein mit billigen Materialien zusammengezimmertes Tiny House, durch das der Wind pfeift, hat eine schlechte Energiebilanz und ist auch nicht langlebig. Ehrlicherweise würde der Bauwagen von Peter Lustig wohl nicht gut abschneiden – diese Tiny House-Modelle setzen hingegen auf Wertigkeit.
Auf die Frage nach der Nachhaltigkeit von Tiny Houses muss man also wie so oft sagen: Es kommt auf die Ausführung an. Wer in Beständigkeit investiert und das Minihaus nicht als Wochenendhäuschen irgendwo in die ansonsten unberührte Natur setzt, der darf ein ruhiges ökologisches Gewissen haben.