Wer sich für ökologisches Bauen oder Sanieren interessiert, kommt an der traditionellen Lehmbauweise nicht vorbei. Moderne Lehmhäuser als Alternative zum Massivhaus liegen aktuell im Trend. Ein Lehmhaus hat allerdings auch Nachteile. Alles, was ihr über Lehmhäuser wissen müsst.
Bereits unsere Vorfahren verwendeten Lehm als Baustoff. Heute entstehen daraus nicht mehr nur einfache Hütten, sondern eindrucksvolle, moderne Einfamilienhäuser. Besonders, wenn ihr ökologisch bauen wollt, solltet ihr ein Lehmhaus in Betracht ziehen. Erfahrt hier alles über die Vorteile, Nachteile und Kosten. Außerdem verraten wir euch, wie Lehmhäuser gebaut werden und zeigen euch fünf Beispiele.
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Was ist ein Lehmhaus?
Ein Lehmhaus ist ein Bauwerk, das in der Lehmbauweise errichtet wurde. Zentraler Baustoff ist Lehm: ein Gemisch aus Ton, grobkörnigem Sand und Feinstsand, auch Schluff oder Quarzmehl genannt. Lehm entsteht aus verwitterten Gesteinen und ist somit ein reiner Naturstoff.
Was das Bauen zu einer Herausforderung machen kann, ist der Fakt, dass Lehm nicht gleich Lehm ist. Das Mischungsverhältnis und die Zusammensetzung des Baumaterials können von Region zu Region variieren.
Neben Häusern aus Lehmziegeln oder Stampflehm gibt es Stroh-Lehmhäuser, lehmverputzte Bauten und Fachwerkhäuser, die Holz und Lehm kombinieren. Im Trend liegen zudem moderne Holz-Lehmhäuser.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Häuser mit Lehm zu bauen:
Lehmputz
Eine Möglichkeit ist, herkömmliche Mauerziegel mit Lehm zu verputzen. Das Sand-Ton-Gemisch ist eines der ältesten natürlichen Bindemittel und eine beliebte ökologische Wandbeschichtung.
Lehmziegel oder Stampflehm
Bei einem reinen Lehmhaus bestehen die tragenden Wände in der Regel aus luftgetrockneten Lehmziegeln oder aus Stampflehm. Bei der Stampflehm- oder Plissee-Bauweise wird ungebrannter, feuchter Lehm in Schalen verdichtet und ausgehärtet. Durch Trocknung entstehen massive, tragende Wände. Stampflehmwände gibt es heute auch als Bauteile für ein Fertighaus.
Holz und Lehm
Auch bei Fachwerkhäusern kommt neben Holz üblicherweise Lehm zum Einsatz. Eine traditionelle Bauweise ist hierbei der sogenannte Lehmbewurf. Die Mauer aus einem Flechtwerk aus Staken oder Weidenruten wird unter hohem Druck mit einem Lehmgemisch beworfen. Alternativ können Lehmziegel vermauert werden.
Inzwischen bieten viele Hersteller moderne Holz-Lehmhäuser an, welche die Stärken der beiden nachhaltigen Baustoffe verbinden. Mit Holz als Träger erzielt man dabei eine gute Stabilität und Wärmedämmung. Lehm dient als Füllmaterial für Innen- und Außenwände sowie für Decken. Die Speichermasse sorgt für ein gutes Raumklima und einen hohen Schallschutz.
Nicht ohne Grund findet Lehm seit Jahrtausenden als Baustoff Verwendung. Die positiven Eigenschaften sind:
Gutes Raumklima: Lehm ist durchlässig und diffusionsfähig. Das bedeutet, der Baustoff kann Feuchtigkeit speichern und bei trockener Luft wieder abgeben. Zudem kann Lehm Schadstoffe binden.
Wärmespeicher: Lehm ist eine gute Speichermasse, die Wärme halten kann.
Allergikerfreundlich: In Lehmhäusern bildet sich nicht so leicht Staub, so dass der Lehmbau besonders für Hausstauballergiker eine gute Alternative ist.
Antibakteriell: Die Fassaden von Lehmhäusern haben einen antibakteriellen Effekt und wirken abweisend gegenüber vielen Schädlingen.
Umweltfreundlich: Lehm ist vollständig recycelbar.
Weniger Bauschutt: Der Naturbaustoff lässt sich beispielsweise beim Sanieren ohne viel Bauschutt abreißen.
Kurze Transportwege: Lehm ist ein regionaler Baustoff. Entsprechend sind die Wege von der Produktionsstätte zur Baustelle kurz.
Demgegenüber stehen eine Reihe von Nachteilen, über die man sich bewusst sein muss, wenn man sich für die Lehmbauweise entscheidet:
Feuchtigkeitsempfindlich: Ist Lehm nicht vollständig getrocknet, können Frost und Nässe den Baustoff instabil machen. Je offener die Poren der Bausubstanz, desto größer die Gefahr, dass die Wand springt.
Lange Trocknungszeit: Lehm braucht mindestens zwei Wochen, um zu trocknen. Dabei müssen optimale Witterungsbedingungen herrschen.
Keine Standards: Lehm ist ein Naturprodukt. Die Zusammensetzung kann stark variieren, so dass sich auch das Verhalten des Baustoffs verändern kann.
Komplexe Eigenschaften: Wenn Lehm trocknet, verliert die Masse an Volumen. Unter Nässe dehnt sie sich aus. Das macht die Arbeit mit Lehm besonders für Laien schwer berechenbar.
Lehm kann bröckeln: Lehmwände sind extrem unnachgiebig und starr. Bei nachträglichen Bohrungen und anderen Eingriffen kann die Wand leicht bröckeln oder brechen.
Kann man ein Lehmhaus selber bauen?
Grundsätzlich kann jeder mit Lehm arbeiten und bauen. Bei größeren Bauprojekten wie einem Haus komplett aus Lehm sollte man sich jedoch besser Unterstützung von einem Bauexperten holen. Lehm hat komplexe Eigenschaften, die von Region zu Region variieren können.
Wer sich nicht auskennt, schätzt das Produkt leicht falsch ein. Außerdem ist das Material beim Bauen sehr empfindlich gegenüber Witterung. Kleine Planungs- und Ausführungsfehler können das gesamte Vorhaben ruinieren.
Für alle, die sich trotzdem in Eigenregie an ein Lehmhaus vagen wollen, hält der Dachverband Lehm e. V. viele hilfreiche Informationen parat.
Was kostet ein Haus in Lehmbauweise?
Lehm ist ein kostengünstiger Baustoff, der in vielen Regionen in großen Mengen verfügbar ist. Trotzdem kostet ein Lehmhaus im Schnitt zwanzig Prozent mehr als ein herkömmliches Massivhaus. Das liegt unter anderem an der aufwändigen Planung durch spezialisierte Handwerker und den langen Trocknungszeiten.
Bei einem Haus in Lehmbauweise solltet ihr mit Preisen ab circa 1.800 Euro pro Quadratmeter rechnen. Die reinen Baukosten für ein 120-Quadratmeter Einfamilienhaus fangen demnach bei etwa 200.000 Euro an. Günstiger wird es üblicherweise mit einem Lehm-Fertighaus.
Beispielhäuser: Fünf moderne Häuser aus Lehm
Wer an ein Lehmhaus denkt, hat häufig einfache Lehmhütten oder traditionelle Fachwerkhäuser im Kopf. In der Bildergalerie zeigen wir euch, dass ökologische Bauwerke aus Lehm durchaus unkonventionell und hochmodern aussehen können.