Hierzulande rufen sie puren Ekel und Albträume hervor, in fernen Ländern stehen sie hingegen auf dem Speiseplan. Fest steht: Kakerlaken, haben in unserer Zivilisation kein einfaches Leben. Im gleichnamigen Song "La Cucaracha" rennt die Mutter noch mit einem Flip Flop der Kakerlake hinterher, während diese selbst mit einem Bein noch weiter rennt. Sie scheint unkaputtbar. Doch was tun, wenn sich Küchenschaben unterm Kühlschrank versammelt haben? Alle wichtigen Infos rund um Kakerlaken und was ihr gegen sie unternehmen könnt, haben wir in diesem Ratgeber für euch zusammengefasst.

Welche Kakerlaken- und Schabenarten gibt es?

Weltweit sind über 7.500 Schabenarten bekannt, davon leben circa 75 in Europa. In Innenräumen trifft man davon häufig jedoch nur folgende drei Arten an, die auch als Küchenschaben oder Kakerlaken bezeichnet werden.

  • Deutsche Schabe (Blattella germanica)
  • Orientalische Schabe (Blatta orientalis)
  • Amerikanische Schabe (Periplaneta americana)

Die Orientalische Schabe ist außerdem noch bekannt als Bäckerschabe. Die Bezeichnungen Deutsch, Orientalisch oder Amerikanisch haben aber tatsächlich nichts mit der Herkunft der Schaben zu tun. Alle drei Arten stammen aus (sub)tropischen Regionen, haben sich aber mittlerweile auf der ganzen Welt ausgebreitet. Die drei Schabenarten zählen zu den Gesundheits-, Vorrats- und Hygieneschädlingen.

Zwei weitere Schabenarten, die in Innenräumen vorkommen können, jedoch nicht zu den Küchenschaben gezählt werden, sind:

  • Australische Schabe (Periplaneta australasiae)
  • Braunbandschabe (Supella longipalpa)

Die Braunbandschabe wird oftmals auch als Möbelschabe bezeichnet. Bei den fünf genannten Schabenarten handelt es sich um Arten, die sich an den Lebensraum der Menschen anpassen können.

Woran erkennt man Kakerlaken und Schaben?

Die drei genannten Küchenschabenarten sind optisch relativ einfach auseinanderzuhalten, da sie sich in ihrer Länge und im Aussehen stark unterscheiden:

  • Die Deutsche Schabe ist circa 10 bis 14 Millimeter lang, ihr Körper ist flach und braun. Sie hat zwar Flügel, kann aber nicht wirklich fliegen, höchstens beim Fall vom Tisch mit ihnen zu Boden segeln. Oft wird sie fälschlicherweise mit der Bernstein-Waldschabe verwechselt, die weder Kakerlake noch Schädling ist. Unterscheiden kann man die beiden am Halsschild: Während sich bei der Deutschen Schabe zwei dunkle Längsstreifen abzeichnen, ist der Halsschild der Bernstein-Waldschabe nur blass gefärbt.
  • Die Orientalische Schabe ist circa 23 bis 28 Millimeter lang, ihr Körper ist dunkelbraun bis schwarz gefärbt. Die Flügel bedecken bei den Männchen noch circa zwei Drittel des Hinterleibs. Da die Flügel verkümmert sind, kann man die Orientalische gut von der Deutschen oder Braunbadschabe unterscheiden.
  • Die Amerikanische Schabe ist 43 bis 53 Millimeter lang und deutlich größer als die beiden anderen Kakerlakenarten. Ihr Körper ist rotbraun gefärbt und eine rotgelbe Binde ziert den hinteren Rand ihres Halsschilds.

Auch in puncto Fortbewegung kann man die drei Arten auseinanderhalten. Der Speedy Gonzales unter den drei Schabenarten ist die Deutsche Schabe, sie bewegt sich recht flink und hat einen größeren Aktionsradius als die anderen beiden Schabenarten. Etwas langsamer und ruhiger, dafür aber der bessere Schwimmer, ist die Orientalische Schabe. Auch die Amerikanische Schabe ist ein schneller Schwimmer: Sie schafft im Wasser Geschwindigkeiten bis zu zehn Zentimeter pro Sekunde.

  • Nahaufnahme einer Deutschen Schabe
  • Nahaufnahme einer Orientalischen Schabe
  • Nahaufnahme einer Amerikanischen Schabe

Wo halten sich Schaben am liebsten auf?

Aufgrund ihrer Herkunft bevorzugen die kleinen Krabbler feuchtwarme Lebensbedingungen und, je nach Schabenart, Temperaturen zwischen 20 und 30 Grad Celsius. Hauptsächlich verstecken sich die Kakerlaken an Standorten, die lichtgedämpft sind und wo sie viel Nahrung finden können.

Laut Umweltbundesamt sind häufig Gaststätten, Großküchen, Krankenhäuser sowie Lebensmittellager von einem Befall durch Kakerlaken betroffen. Ebenso zoologische Gärten oder Zoohandlungen, denn hier stimmt das feuchtwarme Klima:

  • Die Deutsche Schabe ist, insbesondere in Mitteleuropa, die am weitesten verbreitete Schabe. Häufig kann man sie deshalb in unserer unmittelbaren Nähe antreffen, zum Beispiel in der Küche oder im Badezimmer. Aber auch in Hallenbädern, größeren Wohnheimen und Wohnanlagen sowie in Bäckereien oder Lebensmittelbetrieben fühlt sie sich wohl.
  • Die Orientalische Schabe hingegen trefft ihr seltener zu Hause an, manchmal aber in Kellerräumen. Stattdessen haben feuchtwarme Tropenhäuser, zoologische Gärten oder Hallenbäder eine magische Anziehungskraft auf sie.
  • Die Amerikanische Schabe kommt seltener in privaten Häusern und Wohnungen vor, dafür aber umso häufiger in feuchtwarmen Räumen, Hafenanlagen, gewerblichen Betrieben oder in Zoo-Geschäften.

Zu Hause findet ihr Schaben deshalb häufig auch in der Nähe von Geräten, die Wärme produzieren oder wo es besonders feucht ist, zum Beispiel unter dem Kühlschrank oder dem Bereich unterm Spülbecken. Da die Krabbeltiere nachtaktiv sind, suchen sie sich tagsüber ein dunkles Versteck.

Bestens geeignet sind Mauerritzen, Fugen, Fußleisten, aber auch Möbel. Aufgrund ihres flachen Körperbaus kommen sie dort problemlos unter. Auch in Elektrogeräten wie Computern können sie sich verstecken und dort sogar für Kurzschlüsse sorgen.

Wie kommen Kakerlaken in Haus und Wohnung?

Die Verbreitung von Schaben ist nicht erst seit der Globalisierung ein weltweites Problem. Schon im Mittelalter reisten sie aus wärmeren Regionen per Segelschiff von Kontinent zu Kontinent. In Europa konnten sich bis Mitte des 20. Jahrhunderts aber nur wenige Arten etablieren. Anders als früher gibt es heute immer mehr Wege und Möglichkeiten, wie Kakerlaken auch in unsere vier Wände gelangen können. Zum Beispiel über:

  • importiere Lebensmittel, die ihr kauft
  • den Reisekoffer
  • Transportgüter
  • gebrauchte Elektrowaren wie Kühlschränke
  • Paletten

Wenn ihr Kakerlaken zu Hause gefunden habt, bedeutet das nicht, dass es dort ungewöhnlich dreckig ist. Schaben sind in erster Linie auf der Suche nach einem gemütlichen Ort, an dem es feucht und warm ist und wo sie Nahrung finden können. Haben sich die Kakerlaken in einem naheliegenden Schwimmbad oder Krankenhaus angesiedelt, dauert es oft nicht lange, bis sie sich auch zu eurem Wohnhaus vorgearbeitet haben.

Aber auch beim Kauf von tropischen Zimmerpflanzen können Kakerlaken oder ihre Eier mit nach Hause geschleppt werden. Lebensmittelbetriebe oder Bäckereien, die bereits von Kakerlaken befallen sind, tragen ebenfalls zur lokalen Weiterverbreitung bei.

Kakerlaken nutzen sämtliche Ritzen und Hohlräume und auch Müllschächte, um sich in Wohnblocks oder anderen Gebäuden fortzubewegen. So kann es passieren, dass in Wohnhäusern nicht nur eine einzelne Wohnung der zentrale Sammelpunkt der Kakerlaken bleibt, sondern bald auch viele weitere Wohnungen im Haus von ihnen befallen sind.

Das steht auf dem Speiseplan von Schaben

Schaben sind echte Allesfresser, die sich an allem bedienen, was ihnen in die Quere kommt. Ganz oben auf dem Speiseplan stehen aber Lebens- und Futtermittel sowie nährstoffhaltige Abfälle, weshalb sie auch vor Kloaken, Mülleimern oder Schlachtabfällen keinen Halt machen. Ist es feucht genug, sollen die Tiere sogar für einen Monat ohne Nahrung auskommen können.

Kakerlaken machen sich über Essenreste auf Teller her
Kakerlaken kommen aus ihren Verstecken, wenn es dunkel wird. Lebensmittelreste auf Tellern sind ein gefundenes Fressen für sie.

Gesundheitsrisiko durch Schaben?

Schaben selbst können keine Krankheiten direkt auf den Menschen übertragen. Das verhindert laut Umweltbundesamt ihre Ernährungsweise. Dennoch können sie Keime, Bakterien oder Krankheitserreger auf Lebensmittel übertragen, die sie an ihrem Körper mit sich herumschleppen und die so letztendlich auch für den Menschen gesundheitlich bedenklich sein können.

Durch regelmäßiges Erbrechen von Nahrung, die sich im Kropf angesammelt hat, werden die Schaben zusätzlich zu einem hoch potenten Verteiler von möglichen Infektionen. Denn hier kommt es zu einer Massenvermehrung von Mikroorganismen. Die Liste der möglichen Erkrankungen sieht beängstigend aus:

  • Magen-Darm-Infekte
  • Dickdarmkathar
  • Lepra
  • Milzbrand
  • Salmonellen
  • Pilzerkrankungen
  • Hepatitis
  • Typhus
  • Tuberkulose

Laut Deutschem Grünen Kreuz e. V. sollen die Erkrankungen hierzulande aber kaum eine Rolle spielen, da Schaben mögliche Infektionen nur verschleppen und sie nicht selbst der Krankheitserreger sind. Durch allgemein gute hygienische Bedingungen sei dieses Risiko deshalb ohne besondere Bedeutung. Dennoch kann das Verschleppen von Keimen durch Schaben in der Krankenhaus- und Lebensmittelhygiene eine bedeutende Rolle spielen.

Und auch Allergiker sollten wachsam sein, denn die Schaben können Allergien und Asthma auslösen. Allergenes Potenzial besitzen hauptsächlich Proteine aus ihrem Kot und Speichel sowie ihre Kadaver oder Häutungsreste, die nicht beseitigt wurden.

Hausstauballergien werden, neben Hausstaubmilben, zu einem hohen Prozentsatz durch Schaben ausgelöst. In ländlichen Gebieten sind Schaben hauptsächlich gefürchtet, weil sie Maul- und Klauenseuche in Ställen auslösen können.

Materielle Schäden durch Kakerlaken?

Da Schaben so gut wie alles fressen, machen sie sich an jeglichem organischen Material zu schaffen. Neben Lebensmitteln können das auch feuchtes Gewebe, Papier oder Leder sein, die sie mit ihren kauend-beißenden Mundwerkzeugen zerkleinern können. Lebensmittel werden durch eingeschleppte Keime unbrauchbar, dazu bleibt häufig ein penetranter süßlicher Duftstoff zurück.

Mythos: Können Kakerlaken einen Atomkrieg überleben?

Wie heißt es so schön "Nur Kakerlaken überleben einen Atomkrieg". Irgendwo hat wohl jeder diesen Satz schon mal aufgeschnappt und diesen auf einer Party als "Fun Fact" weiterverbreitet. Wäre ja auch legendär! Doch stimmt das wirklich? Ganz richtig ist das so nicht. Zwar können Kakerlaken im Vergleich zum Menschen ein Vielfaches an atomarer Strahlung aushalten. Bei einer globalen atomaren Katastrophe wären tatsächlich aber auch die Kakerlaken schlecht dran, der Urban Myth stimmt also nicht.

Es gibt jedoch viele andere kleine Lebewesen, die solch einem Super-GAU tatsächlich standhalten könnten. Arte hat dazu ein sehr anschauliches Video geteilt:

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Schaben bekämpfen: Diese Mittel helfen nicht gegen Kakerlaken

Schnell geht der Griff zum Schaben-oder Ungeziefer-Spray. Das hilft aber nur, wenn die Schaben direkt mit dem Insektizid besprüht werden. In der Regel helfen solche Mittel nicht, um einen starken Befall durch Kakerlaken in den Griff zu bekommen. Dazu sind solche Insektengifte häufig auch für Menschen gesundheitsschädlich, da sich die Gifte in der Raumluft verteilen.

Auch spezielle Klebe- oder Lockstofffallen sind kein Mittel zur Bekämpfung von Küchenschaben. Sie können jedoch dabei helfen, einen Befallsherd von Schaben zu lokalisieren und die Populationsgröße zu ermitteln.

Mit ähnlichen Pheromon-Klebefallen könnt ihr zum Beispiel auch Kleidermotten oder Lebensmittelmotten lokalisieren.

Kakerlaken effektiv bekämpfen

Experten raten: Informiert umgehend eure Nachbarn und kontaktiert die Hausverwaltung, damit sie einen staatlich geprüften Schädlingsbekämpfer beauftragen kann. Möglicherweise sind die Schaben bereits durch Ritzen in den Wänden und darin verlaufende Rohrleitungen in andere Wohnungen gewandert. Es ist wichtig, dass die Kakerlaken im ganzen Haus gleichzeitig bekämpft werden, sonst kann eine Plage nicht gestoppt werden.

Die Schädlingsbekämpfung wird meist nach den Regeln des IPMs (Integrated Pest Managements) durchgeführt, ganz getreu dem Motto: Verhindern, überwachen, bekämpfen. Um einen Befall festzustellen, wird häufig ein Monitoring durchgeführt, zum Beispiel mit den bereits erwähnten Klebefallen. Zur chemischen Bekämpfung stehen dann mehrere Optionen zur Verfügung:

  • Flüssige Spritzmittel basierend auf Insektiziden
  • Vernebeln mit insektiziden Produkten
  • Aerosole (bei örtlich eng begrenzten Befällen)

Spritzmittel oder Nebelpräparaten sollten nur von einem ausgebildeten Schädlingsbekämpfern ausgebracht werden.

Gel-Köder gegen Kakerlaken

Schädlingsbekämpfer setzen häufig auch Gel-Köder ein. Bei korrekter Anwendung kann so ein Kakerlakenbefall zuverlässig getilgt werden, so Biologin Gabi Müller im Interview mit dem Magazin "natürlich". Die Schaben fressen das Gel. Später, wenn sie wieder in ihrem Unterschlupf sind, verenden sie. Andere Kakerlaken bedienen sich dann am Kadaver und fressen ebenfalls den tödlichen Wirkstoff.

Auch Kieselgur oder Diatomeenerde können zum Einsatz kommen, ebenso wie Insekten-Wachstumsregulatoren, wie zum Beispiel Häutungshemmstoffe oder Juvenilhormon-Analoga (häufig eingesetzt in der Landwirtschaft).

Der Chemiekonzern BASF rät außerdem dazu, auch Ritzen und Spalten zu behandeln.

Eine vollständige Tilgung der Kakerlaken ist außerdem nur dann möglich, wenn die Maßnahmen über einen längeren Zeitraum hinweg durchgeführt werden. Alle vorhandenen Eier müssen geschlüpft sein und die Nymphen (Kakerlaken im Jugendstadium) müssen sich so weit entwickelt haben, dass sie sich eigenständig auf Futtersuche begeben. Das kann, je nach Schabenart, bis zu zwei Monate dauern.

Befall durch Schaben vorbeugen

Damit sich Schaben nicht in eurer Wohnung verbreiten und ansiedeln, könnt ihr ein paar Dinge unternehmen. Das Pestizid Aktions-Netzwerk e.V. (PAN) rät zu folgenden vorbeugenden Maßnahmen:

  • Bringt keine Warenkartons aus dem Supermarkt mit nach Hause, zum Beispiel Bananenkartons aus tropischen Regionen.
  • Achtet beim Einkaufen schon darauf, ob Lebensmittelverpackungen beschädigt sind.
  • Lebensmittel könnt ihr in gut verschließbare Gefäße umfüllen. Sie sollten aus Glas, Kunststoff oder Keramik sein.
  • Lagert Lebensmittel kühl und trocken. Kontrolliert sie regelmäßig.
  • Überprüft eure Reisetasche vor dem Auspacken auf Schaben. Am besten leert ihr sie dazu in der Badewanne aus.
  • Bewahrt Abfälle in dicht schließenden Abfalleimern auf. Entsorgt organische Abfälle täglich außerhalb der Wohnung.
  • Richtiges Lüften in Form von Stoßlüften oder Querlüften kann die Feuchtigkeit und die Temperatur im Raum senken.
  • Achtet auf Sauberkeit, so entzieht ihr den Schaben ihre Nahrungsgrundlage. Lasst keine dreckigen Teller herumstehen, saugt regelmäßig und haltet die Vorratskammer aufgeräumt.
  • Versiegelt Ritzen und Fugen und vermeidet Staunässe (tropfende Wasserhähne)
  • Reinigt die Futternäpfe eurer Haustiere nach ihren Mahlzeiten und lasst sie nicht herumstehen.
  • Überprüft gebrauchte Elektroartikel auf Schaben.

Ihr habt ein Problem mit Ungeziefer, wisst aber nicht, was ihr tun müsst? Wir geben euch einen Überblick über typische Ungeziefer-Arten in Haus und Wohnung und wie ihr sie bekämpfen könnt:

Quellen: Schaben (Dictyoptera, Blattodea) – Ihre Bedeutung als Überträger von Krankheitserregern und als Verursacher von Allergien

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