Unter Fernwärme versteht man die Versorgung von Gebäuden mit Energie für Warmwasser und Heizung über ein unterirdisches Rohrleitungsnetz. Größter Pluspunkt: Ihr spart die Kosten für eine eigene Heizungsanlage. Dafür seid ihr langfristig an einen Anbieter und dessen Preisstruktur gebunden. Erfahrt hier alles über die Fernwärme-Kosten.
Das Besondere an Fernwärme ist, dass jeder Versorger ein lokales Monopol bildet. Das heißt, wenn ihr Fernwärme bezieht, könnt ihr nicht wie beim Strom- oder Gasvertrag einen Anbietervergleich anstellen und das beste Angebot auswählen. In eurer Region gibt es nur einen Lieferanten für Fernwärme. An den seid ihr dann dauerhaft gebunden. Umso wichtiger ist es, die Vor- und Nachteile gut abzuwägen und sich über die Fernwärme-Kosten zu informieren.
Wie viele Anbieter für Fernwärme es in Deutschland gibt, ist unklar. Das Umweltbundesamt geht davon aus, dass mehr als 5000 Wärmenetze betrieben werden. Nach Gas und Öl ist Fernwärme der dritthäufigsten Heizart in Deutschland.
Laut Energiewirtschaftsverband BDEW wurden im Jahr 2022 14,2 Prozent der 43,1 Millionen Wohnungen in Deutschland mit Fernwärme beheizt, das ist etwa jede siebte Wohnung.
Mehr Hintergrundwissen zum Thema sowie alle Vor- und Nachteile von Fernwärme bekommt ihr hier: Fernwärme – was ist das?
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Wie setzen sich die Fernwärme-Kosten zusammen?
Die Fernwärme-Kosten fallen in jeder Region und zum Teil sogar in jedem Stadtteil anders aus. Jedes Fernwärmenetz ist unterschiedlich bepreist.
Die Kosten für Fernwärme setzen sich dabei meist aus drei Komponenten zusammen:
Arbeitspreis in Cent pro Kilowattstunde
Grundpreis (auch Leistungspreis oder Anschlusswert) pro Kilowatt abgeschlossener Leistung
Dienstleistungspreis
Was kostet Fernwärme im Monat?
Mit dem Grundpreis, der fix und jährlich fällig ist, bezahlt ihr anteilig die Kosten am Kraftwerk und am Wärmenetz. Er ist abhängig von der Anschlussleistung und macht im Schnitt 25 Prozent der Gesamtkosten aus. Pro Jahr liegt der Fernwärme-Grundpreis aktuell bei rund 20 bis 30 Euro pro Kilowatt. Für ein Einfamilienhaus fallen so durchschnittlich 300 bis 450 Euro Fixpreis jährlich an.
Über den Arbeitspreis bezahlt ihr euren tatsächlichen Wärmeverbrauch. Je wirtschaftlicher das zuständige Kraftwerk arbeitet, desto günstiger kann die Fernwärme bezogen werden. Abhängig ist der Preis auch von der Primärenergiequelle. Und genau hier liegt das Problem: Viele Kraftwerke arbeiten hauptsächlich mit Erdgas. Entsprechend stark sind 2022 die Fernwärme-Kosten für Verbraucher gestiegen, um mindestens 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Der Arbeitspreis pro Kilowattstunde liegt bundesweit zwischen 9 und 12 Cent pro Kilowattstunde. Am teuersten war Fernwärme im Dezember 2022 in Dresden, mit gut 26 Cent pro Kilowattstunde. 2023 gibt es eine Preisbremse: 80 Prozent eures Vorjahresverbrauchs kosten euch maximal 9,5 Cent pro Kilowattstunde. Das ergibt durchschnittliche Fernwärme-Kosten pro Quadratmeter (m2) von 15,40 Euro.
Wir gehen in unserem Beispiel von einem Einfamilienhaus mit einer Heizlast von 15 Kilowatt und einem Verbrauch von 20.000 Kilowattstunden aus. Der Arbeitspreis liegt beispielhaft bei 11,3 Cent pro Kilowattstunde. Daraus ergeben sich folgende Fernwärme-Kosten:
Fernwärme-Kosten: Beispiel
Durchschnittliche Fernwärme-Kosten für ein Einfamilienhaus (Angaben ohne Gewähr)
Fernwärme-Kosten pro Jahr
Fernwärme-Kosten pro Monat
Grundpreis
375 Euro
31,25 Euro
Arbeitspreis
2.260 Euro
188,33 Euro
Dienstleistungspreis
150 Euro
12,50 Euro
Gesamtkosten
2.785 Euro
232,08 Euro
Aber: Die Fernwärme-Kosten sind für Verbraucher in Deutschland extrem intransparent. Es ist bislang beispielsweise unklar, welche Margen in den Preisen stecken und wie der Grundpreis kalkuliert wird. Zwar müssen Versorger seit Oktober 2021 für mehr Transparenz sorgen. Eine aktuelle Untersuchung der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) zeigt aber, dass sich fast zwei Drittel der Netze nicht daran halten.
Wie hoch sind die Fernwärme-Kosten aktuell?
Wie sich die Fernwärme-Kosten langfristig entwickeln, lässt sich nicht abschätzen. Eine gute Nachricht: Von Oktober 2022 bis einschließlich März 2024 senkt die Bundesregierung den Mehrwertsteuersatz auf Gas und Fernwärme von 19 auf 7 Prozent. Diese Entlastung soll vollständig an die Nutzer weitergegeben werden.
Zudem gilt 2023 wie beim Gas eine Preisbremse: Das heißt, es gibt einen garantierten Bruttopreis auf 80 Prozent des bisherigen Verbrauchs. Bei Fernwärme beträgt dieser 9,5 Cent pro Kilowattstunde.
Seit Juli 2022 haben die Kartellbehörden Fernwärmeversorger außerdem mehr im Blick und gehen verstärkt gegen überhöhte Preise vor. Wird vermutet, dass ein Versorger Missbrauch betreibt, muss er diesen gemäß § 29 GWG ausräumen und die höheren Kosten nachweisen.
Allerdings haben Versorger die Möglichkeit, ihre Fernwärme-Kosten seit Juli 2022 kurzfristig zu erhöhen, wenn die Gaspreise weiter steigen. Dabei gilt: Anbieter dürfen die Preisanpassung frühestens nach zwei Wochen an die Nutzer weitergeben und müssen diese schriftlich begründen. Andernfalls habt ihr das Recht, euren Vertrag außerordentlich zu kündigen.
Gut zu wissen: Zum Schutz der Verbraucher sind Fernwärmeversorger seit 2022 dazu verpflichtet (§ 4 Abs. 4 FFVAV), eine monatliche Übersicht zu den Kosten und dem Verbrauch bereitzustellen. So habt ihr – auch als Mieter – eure Kosten besser im Blick.
Wie lassen sich Fernwärme-Kosten senken?
Ihr ärgert euch über die gestiegenen Fernwärme-Kosten? Ein paar Dinge könnt ihr unternehmen, um Geld zu sparen:
Überprüft die Anschlussleistung eures Hauses und lasst den Grundpreis gegebenenfalls anpassen. Nehmt dafür eure letzte Abrechnung und teilt den Verbrauch in Kilowattstunden durch die Anschlussleistung in Kilowatt. Das Ergebnis, eure Nutzungsdauer, sollte mindestens 1.800 Stunden betragen. Alternativ könnt ihr euch für einen Heiz-Check an die Verbraucherzentrale oder einen Energieberater wenden.
Ist die Anschlussleistung zu hoch, habt ihr die Möglichkeit, sie um bis zu 50 Prozent zu senken (§3 Abs. 1 AVBFernwärmeV). Dies ist einmal im Jahr möglich. Der Versorger muss eurem Wunsch binnen vier Wochen zum Ende eines Kalendermonats nachkommen. Die Korrektur könnt ihr übrigens auch veranlassen, wenn ihr zur Miete wohnt. Voraussetzung ist, dass ihr den Fernwärmevertrag geschlossen habt. Alternativ bittet den Vermieter, dies zu übernehmen.
Tipp: Die Firma Senercon bietet für Gebäude ab 500 Quadratmetern eine kostenlose Fernwärme-Optimierung an. Eigentümer von kleineren Häusern zahlen für die Prüfung 350 Euro.
Als Mieter sind euch oft die Hände gebunden. Umso wichtiger ist es, euren Wärmebedarf und -verbrauch gut im Blick zu behalten und eure jährliche Nebenkostenabrechnung genau zu prüfen. Wie das geht, erklären wir hier: Nebenkostenabrechnung prüfen: So könnt ihr bares Geld sparen.
Die Fernwärme-Kosten rechnen sich meist dann, wenn viele Nutzer ans Wärmenetz angeschlossen sind. Zum einen ist die Verlegung der Versorgungsleitungen und Erzeugungsanlagen teuer. Darüber hinaus gibt es üblicherweise eine Mindestabnahmemenge pro Meter Netz. Das heißt, ein gewisser Energieverbrauch ist Grundvoraussetzung, damit sich Fernwärme lohnt. Grundsätzlich eignet sich Fernwärme vor allem für dicht besiedelte Gegenden wie Neubaugebiete, wo bestenfalls zusätzlich noch industrielle oder gewerbliche Betriebe in der Nähe sind.
Bevor ihr euch für Fernwärme in einem Neu- oder Altbau entscheidet, solltet ihr die Vor- und Nachteile genau abwägen. Denn immerhin bindet ihr euch langfristig. Womöglich ist eine Wärmepumpe oder eine andere Alternative zur Gasheizung die bessere Wahl. Lasst euch im besten Fall vorab von einem Energieexperten oder im Rahmen eines Modernisierungs-Checks beraten.
Die Fernwärme-Heizkosten variieren zum Teil stark zwischen den regionalen Fernwärmenetzen. Die durchschnittlichen Heizkosten mit Fernwärme liegen laut dem Heizspiegel für Deutschland bei einer 70-Quadratmeter-Wohnungzwischen 650 und 1.500 Euro im Jahr. Für ein Einfamilienhaus zahlt ihr Fernwärme-Heizosten zwischen rund 1.100 bis 2.800 Euro jährlich.
Die Fernwärme-Kosten pro Kilowattstunde hängen vom Versorger ab. Sie werden unter anderem von der Effizienz des Kraftwerks und den Energiequellen bestimmt. Ihr könnt euch meist am Gaspreis-Niveau orientieren. Bundesweit liegt der Fernwärme-Arbeitspreis zwischen 9 bis 12 Cent pro kWh. Zum 1. Januar 2023 sorgt die Gaspreisbremse für Entlasung. Der Fernwärme-Preis wird bei 9,5 Cent pro kWh für 80 Prozent des Vorjahresverbrauchs gedeckelt.
Für den Heizspiegel Deutschland ermittelt das Portal co2online regelmäßig die durchschnittlichen Fernwärme-Kosten. Daraus lassen sich die Fernwärme-Kosten pro m2 ableiten: Sie liegen im Schnitt bei 13,80 Euro je Quadratmeter und Jahr.
Bei einer Gasheizung sind die laufenden Kosten im Vergleich zur Versorgung mit Fernwärme geringer. Gas wird zwar ebenfalls teurer, allerdings sind die Kosten noch niedriger als bei Fernwärme.
Die Einrichtung einer Fernwärmeheizungsanlage mit Fernwärmeübergabestation, Fernwärmeleitungen und Hausanschluss kostet rund 5.000 bis 10.000 Euro. Hinzu kommen die Kosten für die Montage. Wenn ihr von Gas auf Fernwärme umrüstet, fallen circa 8.000 bis 15.000 Euro an Kosten an, inklusive Entsorgung der Altanlage und Einbau der neuen Technik.
Die Anschlusskosten für Fernwärme trägt im Regelfall der Hauseigentümer. Bei vermieteten Immobilien muss also der Vermieter dafür aufkommen.
Die Preise für Fernwärme sind seit vielen Jahren vergleichsweise hoch. Sie orientieren sich in der Regel an den Energiekosten für Gas und andere Heizarten. Wenn die Beschaffung von Erdgas, Holz und Co. teurer wird, steigen auch die Fernwärme-Kosten.