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Selbstverdunkelndes Glas: Lohnen sich intelligente Fenster?

Puristen mögen weder flatternde Gardinen noch Rollos oder Plissees – alles zu viel. Da kommt ein intelligentes Glas als integrierter Sonnenschutz gerade recht.

Hier lest ihr, wie selbstverdunkelndes Glas an Fenstern funktioniert, was die Unterschiede zwischen elektrochromen, thermochromen und photochromen Gläsern sind, was sie kosten und welche Vorteile und Nachteile sie bieten.

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Sonnenschutz direkt im Glas: Intelligente Fensterscheiben

Während Sonnenschutzglas den Raum ganzjährig verdunkelt, auch wenn ein Sonnenschutz gar nicht zwingend benötigt wird, verändert "intelligentes" Glas seine Farbe nur bei Bedarf. Das geschieht bei thermochromem oder photochromem Glas automatisch. Bei elektrochromem Glas, auch schaltbares Glas genannt, funktioniert das mittels Schalter oder Fernbedienung.

Durch die Abdunkelung bleibt die Sonne und damit auch die Hitze draußen. Statt Rollos, Jalousien oder Markisen ist der Schattenspender gleich mit im Glas verbaut.

Zur Nachrüstung gibt es auch Folien, die aus einem gewöhnlichen Fenster ein intelligentes Fenster machen.

Sonnenschutz wie von Geisterhand: thermochromes und photochromes Glas

Eine thermochrome Folie oder eine spezielle Harzschicht im Verbundglas macht es möglich: Das selbstverdunkelnde Glas agiert automatisch, wenn die Sonne darauf scheint und die Temperatur auf der Scheibe einen bestimmten Wert erreicht (zum Beispiel 40 Grad Celsius). Die Substanzen in der Folie erzeugen so ein effektives Sonnenschutzglas.

Daneben gibt es noch photochromes Glas, das sich bei Sonneneinstrahlung selbst tönt. Es verändert sich nicht durch die Wärme, sondern aufgrund der UV-Strahlung. Das Prinzip kennt man von selbsttönenden Sonnenbrillen. Bisher wird es nicht bei größeren Fensterflächen eingesetzt, es gibt aber photochrome Sonnenschutzfolien, mit denen man Fenster nachrüsten kann.

Thermochromes Glas hat den Vorteil, dass es sich im Winter, wenn wärmende Sonneneinstrahlung durchaus erwünscht ist, weniger stark verdunkelt als photochromes Glas, das allein auf die Helligkeit reagiert.

Ihr interessiert euch für Sichtschutz fürs Fenster? Dann empfehlen wir euch unseren Artikel "Sichtschutz fürs Fenster: 9 kreative Alternativen zum klassischen Plissee".

Vorteile von sich selbst verdunkelnden Fenstern

Thermochromes oder photochromes Glas hat mehrere Vorteile:

  • Der Raum heizt sich im Sommer nicht so auf, der Wärmeeintrag durch die Sonnenstrahlen wird um bis zu 90 Prozent reduziert.
  • Ist ein UV-Filter eingebaut, werden thermochrome Fensterscheiben sogar zu einer echten Sonnenschutzverglasung.
  • Die Einrichtung und der Bodenbelag wird gegen UV-Licht geschützt. Leder und Kunststoffe werden nicht so schnell spröde, Farben verblassen nicht.
  • Klimaanlagen oder Ventilatoren werden überflüssig.
  • Auch Jalousien oder Rollläden benötigt ihr nicht – zumindest nicht als Sonnenschutz.
  • Anders als beim elektrochromem Glas sind keine Schalter und Verkabelungen notwendig. Es wird kein Strom verbraucht.

Nachteile von sich selbst verdunkelnden Fensterscheiben

Thermochrome Fenster haben aber auch Nachteile:

  • Sie sind (noch) sehr teuer in der Anschaffung.
  • Die Verdunklung ist nicht steuerbar.

Sonnenschutz-Fenster auf Knopfdruck: elektrochromes Glas

Beim elektrochromen Glas reagiert die Beschichtung im Glas durch Anlegen einer Spannung. Wird der Schalter betätigt, fließt Strom – und sofort verändern die Scheiben ihre Farbe, werden milchig weiß oder bläulich.

An oder aus – das funktioniert bei schaltbaren Verglasungen entweder über einen normalen Lichtschalter oder drahtlos über die mitgelieferte Fernbedienung. Richtig bequem wird es, wenn die Steuerung ganz ohne uns erfolgt, und zwar mit Hilfe der Smart Home-Technik

Scheint die Sonne, erfassen das Sensoren und die schicken ein Signal an die zentrale Steuerung. Diese wiederum liefert den Befehl: "Folie einschalten, bitte."

Ein effektiver Sichtschutz entsteht dadurch zwar nicht, dennoch sind diese elektrochromen Verglasungen, auch EC-Glas genannt, als Sonnenschutz, für gedämpftes Licht oder zur Temperaturregelung im Raum geeignet.

Wer sich erst später für ein elektrochromes Fenster entscheidet, bekommt die schaltbare Folie plus Zubehör auch zum Nachrüsten. Der Belag wird dann schön sauber auf die Scheibe geklebt.

Vorteile von schaltbarem Glas

Schaltbares Glas hat eine Reihe von Vorteilen:

  • Der Sonnenschutz ist nicht nur schaltbar, mit EC-Glas könnt ihr das Fenster auch in Abstufungen dimmen.
  • Der Tönungsprozess dauert von der hellsten bis zur dunkelsten Stufe bei einer Fensterscheibe, die einen Quadratmeter groß ist, rund zehn Minuten.
  • Trotz Sonnenschutz könnt ihr noch nach draußen schauen: Die Wärme- und Lichtdurchlässigkeit der Verglasung wird bei elektrochromem Glas verändert, ohne dass die Transparenz des Glases getrübt wird. Es verändert sich lediglich die Farbe.
  • Der Gesamtenergieverbrauch eines Hauses kann durch elektrochromes Glas um bis zu 20 Prozent sinken.

Nachteile von EC-Glas

Elektrochromes Glas ist ziemlich teuer, und es gibt bisher noch nicht so viele Hersteller, die EC-Glas anbieten.

Dimmbares Glas färbt sich auf Knopfdruck und verdunkelt so die Scheibe.
Dimmbares Glas färbt sich auf Knopfdruck und verdunkelt so die Scheibe.

Wer stellt intelligente Fenster her?

Da die Herstellung von selbstverdunkelndem Glas noch relativ teuer ist und solche Gläser noch nicht den breiten Markt erobert haben, gibt es noch nicht allzu viele Hersteller.

Wenn ihr euch für sich selbst verdunkelnde Fenster oder schaltbares Glas interessiert, dann könnt ihr euch unter anderem an folgende Hersteller wenden:

Es ist auch möglich, vorhandene Fenster mit photochromer, also sich selbst verdunkelnder Fensterfolie nachzurüsten. Eine solche Folie ist beispielsweise das Produkt Haverkamp Dynamic. Auch Ifoha bietet ebenfalls eine photochrome Sonnenschutzfolie sowie elektrochrome Folie an.

Was kosten selbst verdunkelnde Fenster?

Preiswert ist intelligentes Glas nicht gerade. Bei schaltbaren, also elektrochromen Fenstern, werden pro Quadratmeter ab 700 Euro fällig, plus Steuerung und Schalter.

Schaltbare Folie zum Nachrüsten ist ab 400 Euro pro Quadratmeter erhältlich.

Beim Nachrüsten mit photochromer Folie zahlt ihr ungefähr 80 bis 120 Euro für den Quadratmeter selbstverdunkelnde Folie.

Fazit: Lohnt sich ein Fenster mit eingebautem Sonnenschutz?

Wer nicht auf den Preis schauen muss, bekommt mit elektrochromem Glas einen effektiven und sehr bequem bedienbaren Sonnenschutz fürs Fenster, der bei Nichtgebrauch fast komplett unsichtbar ist.

EC-Glas wirkt im Winter als Wärmeschutzglas und im Sommer als Sonnenschutz- beziehungsweise Klimaschutzglas. Es reduziert damit langfristig Energiekosten, die fürs Heizen und / oder Kühlen anfallen würden und sorgt bei Bedarf für einen schaltbaren Sichtschutz.

Kosten für eine Klimaanlage entfallen ebenso wie solche für Rollläden oder anderen Sonnenschutz. Durch diese Vorteile können sich die hohen Anschaffungskosten über die Jahre durchaus amortisieren.

Wer sich für eine thermochrome Scheibe entscheidet, wird diesen Sonnenschutz aber nicht mal eben wieder los.

Intelligentes Glas kann auch für Besitzer von denkmalgeschützten Gebäuden interessant sein: Dank des intelligenten Sonnenschutzglases müssen keine außenliegenden Sonnenschutz-Vorrichtungen eingebaut werden – diese sind im Denkmalschutz oft untersagt.

Noch ein Tipp: "Elektrische Rollläden: So funktioniert der automatische Sonnenschutz".

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