Nach einem Einbruch fühlen sich viele Menschen in ihrem eigenen Zuhause nicht mehr sicher. Doch wirksamer Einbruchschutz und Unterstützung helfen. Fünf Tipps, wie sich Einbruchsopfer daheim wieder wohl fühlen können.
Es ist kurz nach 20 Uhr an einem verregneten, düsteren Abend im März, als Gertraud ihre Haustür aufschließt. Als erstes fällt ihr auf, dass es im Haus sehr kalt ist. Sie wundert sich: "Habe ich vergessen, die Terrassentür zuzumachen?"
Doch als sie näher hinsieht, wird schnell klar: Die Tür wurde aufgebrochen. Und nicht nur das: Alle Schubladen sind herausgerissen, die Schränke zerwühlt, Kleider liegen auf dem Boden, der Schmuck ist weg – hier waren Einbrecher am Werk.
Leider ist das kein Einzelfall. Mehr als elf Mal in der Stunde wird in deutsche Wohnungen und Häuser eingebrochen. Dabei nehmen die Diebe nicht nur wertvolle Gegenstände mit und zerstören Fenster und Türen. Sie stehlen dabei auch in vielen Fällen das Sicherheitsgefühl der Einbruchsopfer.
Denn die Tat bedeutet einen erheblichen Eingriff in die Privatsphäre. Das ist auch der Grund, weshalb Einbruch härter bestraft wird als Diebstahl. Aus juristischer Sicht ist ein Wohnungseinbruchsdiebstahl nicht nur ein bloßes Eigentumsdelikt, sondern trägt auch Züge eines Gewaltdelikts.
Angst nach Einbruch: Opfer fühlen sich nicht mehr sicher
Auch Gertraud, die ihren kompletten Namen nicht veröffentlichen möchte, hat Jahre nach dem Einbruch immer noch Angst, wenn sie im Dunkeln nach Hause kommt. Die Frage "Erwartet mich wieder ein Einbruch?" ist immer noch da. Und auch die gemischten Gefühle, wenn sie abends nicht zu Hause ist. Eine Zeit lang sei sie deshalb sogar abends kaum noch weggegangen – die Angst war zu groß.
So geht es vielen Einbruchsopfern. Das zeigt auch eine Studie des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen (KFN), das rund 1.330 Menschen, die Opfer eines Einbruchs geworden waren, befragte. Demnach gaben 46,5 Prozent der Befragten an, dass sie sich – auch mindestens zwölf Monate nach der Tat – in ihrer gewohnten Umgebung nicht mehr sicher fühlten.
42,2 Prozent der Einbruchsopfer gaben außerdem an, Gefühle der Macht- und Hilflosigkeit sowie Angst und Schlafstörungen zu haben. Bei 3,2 Prozent der Befragten konnten die Wissenschaftler sogar Anzeichen auf eine Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) feststellen. Auch wenn dieser Anteil im Vergleich zu schweren Gewalttaten gering ausfalle, sind sich die Experten sicher, dass "ein Wohnungseinbruchserlebnis eine Traumarelevanz haben kann".
Für 9,7 Prozent der Befragten war der Einbruch so schlimm, dass sie danach umgezogen sind. Weitere 14,8 Prozent wären diesen Schritt gerne gegangen, gaben aber an, dass ihr Vorhaben aufgrund der Kosten gescheitert ist. Daraus folgern die Autoren, dass die Verletzung der Privatsphäre sogar schwerwiegender sein kann, als eine Verletzung der körperlichen Integrität.
Die Ergebnisse zeigen auch, dass jeder Betroffene mit dem Erlebnis anders umgeht. Während manche Einbruchsopfer schnell wieder gut schlafen, können andere nicht aufhören, an die Tat zu denken. Sie beschäftigen sich mit quälenden Fragen und haben in ihrem Kopf kaum noch Raum für anderes.
Wie Gertraud, die abends nur noch ungern ihr Haus verließ, ändern viele Opfer nach einem Einbruch ihr Verhalten. Das zeigt die Studie des KFN. Die einen sagen Urlaube ab, die anderen verabreden sich mit Freunden nur noch daheim – damit sie die Umgebung ständig im Blick haben. Weil die Einbrecher in 80 Prozent der Fällen kommen, wenn niemand im Haus ist, ist das nachvollziehbar.
Bei einigen Menschen kann ein Einbruch auch dazu führen, dass sie Zwänge entwickeln. Dann muss mehrmals kontrolliert werden, ob Fenster und Türen auch wirklich sicher verschlossen sind.
Hilfe nach Einbruch: Mehr Sicherheit und Einbruchschutz
Die KFN-Experten stellten auch fest, dass sich der Großteil der Betroffenen nach einem Einbruch besser sichert. So ließen die Befragten das Licht brennen, wenn sie das Haus verließen oder achteten verstärkt auf Fremde in der Nachbarschaft. Zwei Drittel der Einbruchopfer installierten außerdem Sicherheitstechniken, um Haus oder Wohnung besser vor Einbrechern zu schützen.
Auch Gertraud hat ihr Haus gesichert. Sie installierte eine Zeitschaltuhr an den Lampen, ließ sich eine neue einbruchhemmende Terrassentür und Fenster einbauen. Die Angst, sagt sie, ist zwar weniger geworden. Aber weg ist sie nicht.
Nach Einbruch wieder sicher fühlen: 5 Tipps
Ihr seid Opfer eines Einbruchs geworden? Wir haben fünf Tipps für euch herausgesucht, von denen andere Einbruchsopfer sagen, dass sie ihnen geholfen hätten.
1. Einbrecher aus dem Kopf vertreiben
Ein Einbruch verletzt die Privatsphäre anders als ein normaler Diebstahl. Deshalb geben viele Opfer an, den Täter nicht aus dem Kopf zu bekommen. Die Opferschutzorganisation Weißer Ring rät dazu, durchaus drastisch vorzugehen.
Wenn der Einbrecher etwa die Unterwäsche aus der Schublade gezogen hat, kann es helfen, die wegzuwerfen. So kommt die schlimme Erinnerung nicht jedes Mal zurück, wenn der Schrank geöffnet wird.
2. Reden, reden, reden
Wie nach jedem schlimmen Erlebnis helfen auch nach einem Einbruch Gespräche. Allerdings sind Freunde und Familie nicht immer die besten Ansprechpartner. Vielen Menschen fällt es schwer, sich in das Opfer hineinzuversetzen und dessen Emotionen zu verstehen.
Der Weiße Ring empfiehlt daher Psychologen oder Foren im Internet, in denen man sich mit Menschen austauschen kann, denen das Gleiche passiert ist. Oft helfe schon eine Beratungsstunde bei einem Psychologen, damit sich Ängste nicht verfestigen.
Auch wenn viele Einbruchopfer nach der Tat umziehen oder das zumindest wollen, hilft das gegen die Angst nur wenig. Auch in die neue Wohnung kann schließlich eingebrochen werden. Es kann allerdings sinnvoll sein, umzudekorieren, so Psychologen. Auch neue Möbel oder ein Umbau können helfen, um sich im eigenen Zuhause zumindest wieder wohler zu fühlen.
4. Mehr Schutz schaffen
Einbrecher gelangen immer wieder über die gleichen Stellen in Häuser: Fenster sowie Terrassen- und Balkontüren sind dabei besonders gefährdet. Bei Mehrfamilienhäusern werden hauptsächlich die Wohnungstüren als Einstiegsort genutzt. Selten verschaffen sich Kriminelle über die Keller- oder Garagentür, das Dachfenster und Kellerfenster Zutritt.
Den Dieben geht es vor allem um eines: Das Hindernis, das zwischen ihnen und der Beute liegt, so schnell wie möglich zu überwinden. Mit einbruchhemmenden Fensterbeschlägen und Schlössern lässt sich auch ohne viel Aufwand schnell mehr Sicherheit schaffen. Mehr als 45 Prozent aller Einbrüche bleiben im Versuchsstadium stecken – und das liegt laut Polizei in erster Linie an Sicherheitstechniken.
Einbruchsopfer sollten sich unbedingt von der Polizei beraten lassen, wie sie ihr Haus in Zukunft besser schützen können. Ansprechpartner vor Ort findet ihr auf der von der Polizeilichen Kriminalprävention betriebenen Website "K-Einbruch". Finanzielle Unterstützung und Förderung bieten die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) und auch der Weiße Ring.
5. Hilfe nach Einbruch durch eine Therapie
Wie die Wissenschaftler des KFN herausgefunden haben, kann nach einem Einbruch in wenigen Fällen eine Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) entstehen. Die Symptome sind vielfältig und können sich ganz unterschiedlich auswirken. Oft haben die Erkrankten Flashbacks, die durch vermeintlich harmlose Reize ausgelöst werden können. Auch Niedergeschlagenheit und Albträume gehören dazu.
Wer auch längere Zeit nach der Tat unter solchen Symptomen leidet, sollte sich unbedingt an einen Therapeuten wenden. Eine spezielle Traumatherapie kann helfen, das Leid zu mindern. Opfer können sich für eine Beratung an den Weißen Ring wenden.